frueh morgens
schon seit etwa fünf Uhr morgens sitze ich am öffentlichen Computer des Hotels, schreibe Mails, lese Nachrichten. Ein uralter Langsam - Computer, der viele Seiten nicht vollständig öffnen kann, dafür kostenlos Tag und Nacht benutzbar. Gestern in Berlin angekommen, bin ich nach einer Mini Pause im Hotel sofort ins Krankenhaus gefahren. Es geht schon wieder etwas besser, ich fühle mich erleichtert. Aber hier ist nicht der richtige Platz, um allzu detailiert über meine Familie zu berichten. Die würden das nicht wollen und sich nur über mich ärgern, denn sie würden sich in ihrer Privatsphäre verletzt fühlen und das muss ich respektieren. Wer hat schon Lust darauf, seine Krankengeschichte im Internet nachzulesen? Ich auch nicht!!!
Inzwischen sind die ersten Frühstücksgäste gekommen und wieder gegangen. Sie haben sich, verteilt über zwei Tische, laut auf Serbisch unterhalten. Die Sprache höre ich in Shanghai nur selten. Überhaupt: je länger ich in Shanghai lebe, desto mehr Dinge empfinde ich in Deutschland als aufällig und eigenartig, während mir meine Umgebung in Shanghai inzwischen so vertraut ist, dass ich teilweise erst durch Bemerkungen anderer Ausländer einige Besonderheiten wahrnehme.
Deswegen muss ich mir ein wenig Zeit nehmen und über Eigenarten in Berlin erzählen. Ihr, die Ihr hier wohnt, werdet diese von mir als interessant empfundenen Besonderheiten wahrscheinlich kaum noch bemerken.
Erstes Thema: irrsinnig komplizierte Fahrkartenkauferei in der U-Bahn!
gestern wollte ich mir ein 72 Stunden Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel kaufen. Doch an der U-Bahn Haltestelle, wo ich eingestiegen bin, gab es keinen Fahrkartenschalter. Nur einen Fahrkarten Automaten konnte ich finden, bei dem man aber nur mit Karte oder mit Münzen zahlen konnte. Ich wollte aber mit Scheinen zahlen. Also musste ich erst eine Station "schwarz" fahren, um zu einer U-Bahn Haltestelle mit menschlich vorhandenem Fahrkarten Service zu gelangen. Dass man in Deutschland überhaupt schwarz fahren kann und , wenn man erwischt wird, auch noch Strafe zahlen muss, finde ich unglaublich. In Shanghai hindern einen die Gates am Schwarzfahren. Sollte man es trotzdem tun oder zum Beispiel zu wenig bezahlen, bzw zu weit fahren, wird man beim Aussteigen abgefangen und muss den Restbetrag - ohne Strafe!- nachzahlen. Sehr, sehr arme Menschen (Bettler)werden auch ohne dass sie Nachzahlen, von den Kontrolleuren durchgelassen. Das Fahrkartenkaufen ist in Shanghai im wahrsten Sinne des Wortes idiotensicher. Jeder Mensch, auch nicht chinesisch sprechende Ausländer können die passende Fahrkarte an jeder U-Bahn Haltestelle ohne sich auskennen zu müssen erwerben. Sollte doch mal jemand einen Fehler machen, wird das ohne Umstände beim Verlassen der U-Bahn korrigiert.
So, jetzt frühstücke ich erstmal..
Labels: Deutschland, Geld, Kultur in Shanghai, Kulturunterschiede, Meinungsfreiheit
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