Sonntag, Dezember 28, 2008

Zitronenschalen Tee



Was drinkt wohl die Dame in Gruen? Naja, wer das nicht sieht: natuerlich Zitronenschalen Tee!! Was denn sonst?
Wir koennen in Shanghai einen Plastikbeutel mit getrockneten Zitronenscheiben fuer gerade mal einen Euro kaufen. Zwei bis drei Scheiben in einen Becher, heisses Wasser drauf und fertig ist das leckere Getraenk. Niemand macht sich darueber Gedanken, ob die Zitronenschalen gespritzt sind. Ich habe bisher auch einfach getrunken ohne an solche unangenehmen Dinge zu denken. Jetzt hat mich mein Bruder auf das Problem angesprochen und nun wachsen die Zweifel: seit langer Zeit trinke ich pro Tag mehrere Becher davon und am liebsten wuerde ich diesen "Tee" immer weiter trinken. Aber ist das eventuell gesundheitsschaedlich? Wer weiss genaueres zum Thema: wie giftig sind gespritzte Zitronenschalen? Kann man diesen Tee nun mit Appetit geniessen oder leider nicht? Bitte moeglichst wissenschaftlich fundierte Kommentare! Am besten: Beweise!

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Entscheidungen treffen



Entscheidungen treffen ist nicht unbedingt meine Staerke. Mir faellt es naemlich schon recht schwer mich jeden Morgen zu entscheiden, was ich nun zum Fruehstueck geniessen moechte. Und auch abends die Entscheidung: wann nun endlich gehe ich ins Bett? Kurz gesagt: einen grossen Teil meines Lebens verbringe ich damit, Entscheidungen zu treffen und obwohl ich viel hin-und her ueberlege, entscheide ich mich oft nicht.

Wie kann man nun solche Entscheidungs – Out – Zeiten verkuerzen? Die Auswahl - Moeglichkeiten einschraenken? Zum Beispiel weniger einkaufen? Wenn dann nur noch die Haferflocken im Schrank stehen, kann man sich zumindest die Entscheidung „was esse ich nun zum Fruehstueck“ sparen. Antwort ganz klar: Hafersuppe! Oder nein, so einfach geht es dann auch wieder nicht: Hafersuppe, Porridge oder eventuell doch Muesli? Oje....

Nee, so tierisch ernst, wie einige Leute mich nehmen, bin ich nicht immer.. Im Gegenteil: ich habe in den letzten Tagen ein paar wirklich wichtige Entscheidungen getroffen und mich, glaube ich, sogar sehr gut entschieden. Und es gibt auch Entscheidungen, die man nicht entscheiden muss. Sie entscheiden sich sozusagen von selber, wenn man nicht rechtzeitig eingreift. Und das habe ich diesmal gluecklicherweise vermieden....
Und nun lasst mich halt doch auch mal einfach nur blubbern.... Was eigentlich genau sind Blubbertexte? Je nachdem, wer blubbert, kann das ja sogar ganz unterhaltsam sein....

Und sollte ich heute mit meinem Blubberversuch allzusehr nerven, bitte ich um Verzeihung: ich uebe noch!!

Heute erlebe ich einen optimalen Sonntag. Nach Tagen voller Termine ausserhalb, bin ich endlich mal zu Hause, draussen regnet es und ich bin auch noch alleine. Ich kann endlich mal wieder den ganzen Tag machen, was ich will(ausser in der Sonne liegen) und ich will einfach nur entspannen und Unsinn schreiben. U N S I N N !! Ich brauche das. Die Idee einen Blubbertext zu schreiben stammt ja auch nicht von mir, sondern von einer sehr geschaetzten Kollegin, die das wahrscheinlich besser kann, als ich. Bei mir merken die Leute ja noch nicht einmal, wann ich ironisch und wann ich ernst bin. Und das nicht nur, wenn ich schreibe, sondern sogar auch, wenn ich spreche! Sicher liegt das auch an mir. Irgendwas funktioniert da nicht in der Kommunikation. Vielleicht, weil ich normalerweise nicht lache, wenn ich Spass mache und damit meine Gespraechspartner hoffnungslos ueberfordere? Egal.

Gestern war ich bei chinesischen Freunden eingeladen und obwohl ich Skiunterwaesche aus Angorawolle getragen habe, fuehlten sich meine Beine nach einigen Stunden an, wie zwei Eiszapfen. Abends, als ich dann nach Hause in unsere Wohnung kam und das Termometer 15 Grad angezeigt hat, fand ich das schon fast gemuetlich warm verglichen mit der ungeheizten Wohnung meiner Freunde. Heute habe ich immerhin 19 Grad in meinem Arbeitszimmer!

liebe Freunde! ich uebe gerade die Chaconne von J.S.Bach auf der Gitarre, deswegen fuehle ich mich extrem - wie soll ich sagen: d-moll , im positiven Sinne. D-moll, G-moll 6, A7,D-moll,B-Dur,G-moll,D-moll A7 D-moll.....

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Freitag, Dezember 26, 2008

Weihnachten und die Gefuehle

Ich bin in den letzten Tagen immer wieder von in Deutschland lebenden Freunden gefragt worden, wie ich hier Weihnachten feiere, ob man weihnachtliche Gefuehle entwickeln kann usw...

Nun, das kommt doch nicht aufs Land, sondern in erster Linie auf die Familie an! Mein Mann und ich haben weder irgendeine extrem ausgepraegte religioese Bindung noch Kinder, die Traditionen einfordern. Wir haben auch in Deutschland keinen Weihnachtsbaum ins Wohnzimmer gestellt und uns eher versucht den feierlichen Aktivitaeten zu entziehen (als Musikerin ist das aber gar nicht so einfach!Auch in China habe ich jedes Weihnachten mindestens eine Mucke).

In China gibt es natuerlich auch Christen, die Weihnachten feiern und es gibt vor allem viele neugierige Menschen, die einfach aus Lust auf Party versuchen an Weihnachten „Highlife“ zu machen. So sind die Geschaefte und die Strassen patschvoll und die U – Bahnen bis tief in die Nacht hinein ueberfuellt. Es gibt sogar vereinzelt Feuerwerk. Extra Ferien gibt es aber an Weihnachten nicht. Mein Mann war dieses Jahr auf Dienstreise und ich ganz normal im Balett Training ....

Fuer mich ist Weihnachten hier trotzdem sehr atraktiv: meine deutschen Gitarrenschueler sind alle in Ferien geflogen und meine beste Freundin aus Kanada ist auf Besuch in Shanghai. Ich habe also etwas mehr Freizeit als sonst und kann mich oefter mal mit meinen Freunden treffen. Wir sind eine kleine Gruppe von Leuten, die sehr viel Freude miteinander haben und jedes Mal wenn Paula aus Kanada zurueckkommt verbringen wir viele schoene Stunden zusammen. Das ist richtig gut.

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Freitag, Dezember 19, 2008

Nicht weihnachtliche Vorweihnachtszeit Teil1



Trotz gelungener Weihnachtsparty mit Christmas Songs in verschiedenen Sprachen (Chinesisch, Englisch, Deutsch) ist es doch gar nicht weihnachtlich hier. Auch die Party war keine wirklich „weihnachtliche“ Weihnachtsparty. Die Party sollte um fuenf Uhr beginnen und ich kam nur etwa zwanzig Minuten spaeter und in Deutschland waere ich unter diesen Umstaenden sicher eher eine der ersten gewesen. Doch hier war die Party bereits in vollem Gange. Die Menschen draengten sich um das Essen, als ob sie alle am verhungern waeren. Als ich kam, war bereits fast alles verteilt und das Buffet glich einem abgeholzten Wald. Ich habe mir einen Becher heisses Wasser genommen und war froh, als ich einen freien Platz neben einer netten Bekannten gefunden hatte.

Kaum hatte ich mich hingesetzt wurde mir gesagt, dass ich mich bereit halten solle, da in zehn Minuten die Performance beginne. Und tatsaechlich: die Performance begann um sechs Uhr. Ich habe einige Mitglieder unseres Wohnviertel Managements auf der Gitarre begleitet. Ausser uns gab es noch eine Reihe anderer Vorstellungen. Einige Leute spielten Klavier, eine Frau sang Karaoke , zwei verschiedenen Tanzgruppen rockten ueber das Parkett und eine Solotaenzerin tanzte sehr schoen chinesischen Volkstanz. Eigentlich ein gelungener Abend, wenn auch nicht sehr weihnachtlich. Der Laermpegel wuchs im Laufe der Zeit auf Trommelfell bedrohliche Frequenzen an, was den Menschen aber hier gar nichts ausmacht. Den knallenden und krachenden Hoehepunkt des Abends bildete ein Feuerwerk und ein riesiges Weihnachtsfeuer. Dann verliessen die Menschen relativ eilig die Party und wollten nach Hause. Die Angestellten und Arbeiter haben bestimmt noch ein bis zwei Stunden mit der Abfallbeseitigung und anderen Aufraeumarbeiten verbracht.

Das Foto oben hat mit der Party nichts zu tun, sondern ist in der Nanjing Road gemacht.

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Montag, Dezember 15, 2008

Die Tricks der Taxifahrer: die Strandbesichtigung, Hainan letzter Tag

An unserem letzten Tag wollten wir Frauen an den Strand fahren. Wie noch nicht gesagt: Dieses zweite Golf-Hotel war etwa zehn Kilometer von der Kueste entfernt. Wie wir schnell gemerkt haben, sind die Taxifahrer und das Hotelpersonal gut miteinander befreundet. So muss man sich an diesem Ort entweder selber auf eine stundenlange Taxisuche begeben oder die teuren Taxis benutzen, die einem das Hotelpersonal vermittelt. Soviel ich weiss, duerfen Taxis von anderen Orten nicht Gaeste aufnehmen, was den ansaessigen Taxifahrern ein gutes Geschaeft sichern soll.

Unser Taxifahrer, der uns fuer eine relativ grosse Summe zum Strand bringen sollte, fuhr uns zu einem sehr einsamen Strand mit lauter abgerissenen und im Neubau begriffenen Hotels. "Hier ist es nicht schoen, was wollt ihr hier eigentlich anschauen?" fragte er uns. Wir waren etwas ueberascht, denn tags zuvor hatte er uns vor dem Strand gewarnt, weil da angeblich viel zuviel Menschen seien und man Schlange stehen muesste, um ueberhaupt hereingelassen zu werden. "Wo sind die vielen Menschen, von denen Du uns gestern erzaehlt hast?" "Ach, das ist ein anderer Strand, aber dorthin ist die Fahrt teuerer.." "Macht nichts, wir wollen dorthin wo es schoen ist.." Er fuhr und fuhr und fuhr...Die Strasse laeuft in etwa einem Kilometer Abstand parallel zum Strand, doch wir fuhren mindestens eine halbe Stunde, bis es wieder eine Gelegenheit gab am Strand auszusteigen. Doch an dieser Stelle war es verboten den Strand zu betreten. Wir mussten zuerst ein teueres Ticket kaufen, dann ueber eine Stunde Schlange stehen, bis wir von einem kleinen Boot zu einer kleinen Insel gebracht wurden. Die Bootsfahrt war natuerlich sehr lustig, denn es gab riesige Wellen. Als wir ankamen war eine der beiden Frauen bereits seekrank und wir mussten uns erstmal hinsetzen. Zu meinem Erstaunen war auch der Taxifahrer wieder da. Er hat anscheinend Provision fuer uns bekommen. Die Insel war winzig und die Menschen waren viele. An dem Strand gab es eine laute Musik Bar und ein paar Liegestuehle. Der Schwimm-Bereich war eng begrenzt, denn den meisten Platz brauchten die schnellen Boote, die die Touristen lieferten und abholten. Mir war das zu eng und nach einiger Zeit konnte ich meine beiden Freundinnen ueberreden mit mir ein bischen weiterzugehen. Doch viel weiter ging es nicht. Dann gab es nur noch einen Weg auf einen steilen Berg, denn die kleine Insel war eigentlich nur ein steiler Berg, der aus dem Wasser ragte.


Trotz ihrer unpraktischen Stoeckel - Schuhe waren meine beiden Freundinnen bereit auf diesen Berg zu steigen, wofuer ich sie wirklich bewundere. Und es hat sich gelohnt. Dort oben war es wunderschoen mit einer fantastischen Aussicht!


Auf dem Rueckweg konnten wir auch noch gegrillte Fische essen und die Touristen Shops bewundern. Der Taxifahrer hat uns nicht auf den Berg begleitet, aber wieder nach Hause gefahren.

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meine Radltour oder: Flucht vor den kleinen Fischen?

Nachdem meine beiden Freundinnen muede waren und sich entschlossen hatten, den Nachmittag ueber im SPA ihre Haut von Fischen reinigen zu lassen, habe ich mir alleine ein Fahrrad gemietet und die Gegend erkundet. Das mit den Fischen ist uebrigens auch nicht schlecht: dazu setzt man sich in ein kleines Schwimmbecken, das voller junger hungriger Fische ist. Die stuerzen sich dann auf jede freie Haut und beginnen zu saugen und zu knappern. Solange die Fische klein sind, ist das kitzelig. Wenn die Fische dann aber groesser werden, tut das wahrscheinlich weh. Meine Freundinnen glauben, dass diese Fische die Haut reinigen.

Ich bin also mit dem Rad gefahren und habe eine sehr interessante Gegend ein bischen kennengelernt. Haeuser, die leerstehen, neben Bauruinen, und auch im Neubau entstehende Hotels neben schmuddeligen altkommunistischen Clubhaeusern. Ueppige Botanik und loechrige Strassen. Obst wird erst ab nachmittags vier Uhr verkauft. Die Landschaft ist sehr gebirgig. Die meisten Berge sind ueberhaupt nicht erschlossen und es soll wilde Tiere und Schlangen geben. An Touristen wurde nur in Form von Hotels gedacht.


Wanderwege gibt es nur ganz, ganz wenige und nur an extra fuer Touristen zubereiteten Stellen. Obwohl die Insel vom Tourissmus lebt, scheint man sich eher vor diesen Gaesten zu fuerchten und sich vorallem Tricks zu ueberlegen, wie man diese Fremden kontrollieren kann, damit sie nicht zu sehr stoeren.

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Ferien auf Hainan3


Nach den ersten beiden Tagen am Meer fuhren wir weiter zu einem Golf Resort. Mein Mann wollte sich dort mit ein paar Freunden zum Golf spielen treffen. Wir Frauen sollten zusammen selber etwas unternehmen. Meine beiden neuen chinesischen Freundinnen kamen in Stoeckelschuhen und schicker Kleidung. Fuer die Turnschuhe hatten sie in ihrem Koffer leider keinen Platz gefunden. Trotzdem waren sie bereit mit mir auf Erkundungstour zu gehen. Zuerst besichtigten wir einen botanischen Park, indem die unglaublichsten und exotischsten Baeume und Fruechte angepflanzt wurden, die ich je gesehen habe. Weil die Menschen auf Hainan Angst haben, dass die Touristen ihre Pflanzen zerstoeren und die Fruechte abreissen koennten, lassen sie niemanden in dem Park unbeaufsichtigt spazieren gehen.

So hatten wir die ganze Zeit einen netten Begleiter, der uns kostenlos die Pflanzen erklaerte. Ich weiss, dass viele Deutsche eine derartige Begleitung als Gaengelei empfinden wuerden. Wo bleibt da die Freiheit? Aber die Chinesen sind so klug und geschickt im menschlichen Umgang, dass ich mich schnell an diese Einschraenkung gewoehnt habe. Ausserdem kann ich die Angst der Einheimischen verstehen. Leider ist so eine Aufsicht tatsaechlich noetig, denn es gibt genuegend ungebildete Menschen, die ruecksichtslos herumtrampeln wuerden, wenn sie koennten.

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Ferien auf Hainan 2

die Handtuecher in unserem ersten Hotel warteten als Elefanten auf unseren Betten



Die ersten beiden Tage verbrachten wir auf der Yalongbei, meinem Lieblings Strand.


Hier kann man das ganze Jahr ueber Sonne tanken.

Die schnellen Flitzer sind zwar umweltverschmutzend und ganz schoen laut, aber gluecklicherweise gibt es noch nicht soviele davon wie an europaeischen Straenden.

Wem es zu sonnig ist, der kann sich unter Kokosnuss Baeumen auf eine Haengematte legen.

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Dienstag, Dezember 09, 2008

Ferien auf Hainan

Das ist ja eine Ueberraschung! Nachdem ich mich immer ueber das Wetter beklage, hat mein Mann zwei Flugtickets nach Hainan gekauft. Hainan ist eine sonnige, tropische Insel ganz im Sueden Chinas. Nun muss ich nur noch die Batterien in meiner Kamera laden und den Bikini einpacken und los geht’s! Natuerlich habe ich immer noch keinen Leptop und auch nicht vor, den Kurzurlaub in Internet Cafes zu verbringen, deswegen gibt’s hier erstmal eine kleine Blog-Pause.

Seid gegruesst im kalten Deutschland, ich beneide Euch nicht um Euren stimmungsvollen Weihnachtsmarkt mit Gluehwein und Christstollen.
Passt aus, dass euch nicht die Nasen und Finger einfrieren und denkt an mich, die ich im Bikini in der Sonne liege oder am Strand entlanglaufe und die Musik der Wellen, die ans Ufer schlagen, geniesse. Happy Holidays!

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Samstag, Dezember 06, 2008

Unser Komitee, das Wetter und andere Wichtigkeiten..

Manchmal finde ich es richtig schade, dass ich hier eben doch nicht alles so frei erzaehlen kann wie ich gerne moechte. Das liegt allerdings nicht an den Besonderheiten des Landes in dem ich lebe, sondern - wie ich in meinem Aufsatz ueber Meinungsfreiheit schon geschrieben habe - an dem, was man so als privates Umfeld bezeichnen koennte. Sprich: in Deutschland waere das ja genauso.....

Heute hat unser frisch gewaehltes Komitee zum erstenmal getagt. Ich bin, was die Zusammenarbeit mit diesen Leuten betrifft, eigentlich zuversichtlich. Die scheinen alle gutmuetig und relativ vernuenftig zu sein. Meine Umweltschutz Aktivitaeten wurden sehr begruesst.

Leider wird demnaechst unser Highway in die Stadt wegen Erweiterung fuer etwa ein Jahr gesperrt. Das bedeutet unglaublich lange Zeiten auf dem Weg zu meinen chinesischen Schuelern und zum Ballett. Ich sehe mich schon taeglich stundenlang auf der Strasse im Stau. Das sind keine guten Aussichten und deswegen habe ich jetzt ordentlich schlechte Laune.

Ueberhaupt: jetzt, wo es ploetzlich kalt geworden ist, macht das Leben hier keinen richtigen Spass mehr. Mein Mann ist auch dauernd unterwegs und mein Zimmer ist schrecklich unaufgeraeumt. Gerade ist mir auch noch zu allem Ueberfluss einer meiner gepflegten Gitarren-Fingernaegel abgebrochen. Bei der Kaelte wird die Luft so trocken, dass der Hydrometer an seine untersten Grenzen stoesst und die Gitarren sich in hoechster Gefahr befinden. Die Decken koennen jetzt reissen und dann ist so ein teures Instrument fuer immer unbrauchbar. ..

Heute habe ich einen neuen Gitarrenschueler bekommen. Er ist ein amerikanischer Junge, zwoelf Jahre alt und geht nicht zur Schule. Er hat noch fuenf Geschwister, die offensichtlich alle nicht zur Schule gehen. Die Mutter ist Lehrerin und organisiert den Unterricht zu Hause selbst. Die Mutter und die Kinder sprechen ausgezeichnet Chinesisch und scheinen ueberhaupt ziemlich intelligent zu sein. Erstaunlich. Ich wusste gar nicht, dass es so was gibt. Jahrelang nicht zur Schule gehen und trotzdem schlau sein! Bin schon sehr gespannt wie der Unterricht sich entwickelt.

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Freitag, Dezember 05, 2008

Auslaenderfeindlichkeit in Shanghai?

Nachdem mich meine deutschen Bekannten immer wieder auf dieses Thema hin ansprechen, moechte ich hier kurz meine Meinung darlegen.

Seitdem ich vor fast zehn Jahren nach Shanghai umgezogen bin, hat sich das Verhalten der Shanghaier gegenueber Auslaendern schon etwas geaendert. Waehrend noch vor einigen Jahren die Neugier und Hochachtung ueberwog und fast alle Chinesen stolz darauf waren, einen Auslaender zu ihren Freunden zaehlen zu duerfen, sind die Chinesen inzwischen ganz klar ernuechtert.

Diese neuere Skepsis und Enttaeuschung hat natuerlich Ursachen und ist auch noch lange nicht mit Auslaenderfeindlichkeit gleichzusetzen. Man hat nur ganz einfach festgestellt, dass die nach Shanghai stroemenden Auslaendermassen fuer den Normalchinesen doch nicht soviel Vorteile bringen wie urspruenglich erhofft.

Die Shanghaier sind relativ pragmatisch veranlagt und aehneln meiner Meinung nach in vieler Hinsicht den Bayern. Shanghaier sind stolz darauf Shanghaier zu sein und glauben grundsaetzlich, dass Shanghai die schoenste und beste Stadt der Erde sei. Chinesen, die aus anderen Teilen Chinas hinzuziehen, werden erstmal fuer nicht ganz voll genommen. Zur engeren Freundschaft oder vor allem auch zum Heiraten sucht man sich auf jedenfall am liebsten Seinesgleichen. Tausende von Ausnahmen bestaetigen die Regel.

Von den Auslaendern erhofft man sich in erster Linie Vorteile. So sucht man sich einen auslaendischen Freund, weil man zum Beispiel sein Englisch verbessern moechte, eine bessere Arbeit sucht oder eine Chance fuer einen Auslandsaufenthalt braucht. Oder weil man Auslaender grundsaetzlich fuer reich und maechtig erachtet. Doch nun merken immer mehr Shanghaier, dass nicht alle Auslaender, die in Shanghai leben, reich und maechtig sind. So gibt es verglichen mit vor zehn Jahren immer weniger Gruende sich mit einer Langnase anzufreunden. Die Auslaender haben ein bischen ihre Attraktivitaet verloren und gleichen immer mehr den sogenannten „Waidiren“ – also den von einer anderen Provinz eingewanderten Chinesen. Deswegen die Ernuechterung bei den Shanghaiern. Doch diese neuere Entwicklung wuerde ich nicht als Auslaenderfeindlichkeit bezeichnen. Die Shanghaier sind nur einfach gegenueber Auslaendern realistischer geworden. Und dass ungebildete Menschen vorallem Mitgefuehl mit ihren eigenen Leuten haben und fremde Menschen eher skeptisch betrachten, ist auf der ganzen Welt gleich. Shanghai ist also nur , was die Behandlung von Auslaendern betrifft, zur Normalitaet zurueckgekehrt. Wirklich beaengstigende Auslaenderfeindlichkeit habe ich hier nicht beobachtet. Und wer laengere Zeit in Shanghai ist und gut Chinesisch spricht, kann auch hier echte, tiefergehende Freundschaften entwickeln. Ich jedenfalls habe ein paar gute Freunde, die Shanghaier sind. Auch in China und Shanghai sind die Menschen sehr verschieden voneinander und alle derartigen Verallgemeinerungen sind sowieso nicht mehr als eine Tendenz.

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Donnerstag, Dezember 04, 2008

Blogempfehlung: shanghai-info.de

zufaelligerweise bin ich gestern auf die Homepage Shanghai-Info gestossen. Da war ein Ehepaar nur 14 Tage in Shanghai, hat aber in der kurzen Zeit unglaublich viel erlebt und vorallem: mit den erstaunten Augen eines Fremden gesehen!

Egal, ob Ihr im Tagebuch schmoekert, die Fotos anschaut oder Euch in das Kapitel "Arbeitswelt" begebt: Ihr werdet eine Menge ueber Shanghai erfahren und zwar aus der Sicht eines Neulings. So oder aehnlich wird Shanghai in den ersten Wochen wahrscheinlich auch auf Euch wirken.

Ich finde diese Homepage sehr gut gemacht, spannend und unterhaltsam geschrieben und auch die Fotos sind sehenswert.
Deswegen moechte ich allen meinen Lesern diese Lektuere empfehlen. Es lohnt sich auf dieser liebevoll gestalteten Homepage ein bischen zu verweilen!

Meine Blogempfehlungen sind uebrigens unbezahlt und ernst gemeint. Ich kenne noch nicht einmal die Menschen der Seiten, die ich aus freien Stuecken und eigener Ueberzeugung weiterempfehle.

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Mittwoch, Dezember 03, 2008

Zu Hause ists am Schoensten



Zurueck in Shanghai. Die Aussentemperaturen lau, 10 bis 19 Grad, sonnig. Meine Winterjacke kann ich also erstmal wieder in den Kleiderschrank zurueckhaengen. Doch witzigerweise muss ich mich hier im Haus waermer anziehen als in dem kalten Berlin. Die Chinesen sind ja wahrscheinlich von Natur aus alle Energiesparer, denn oeffentliche Gebaeude und Haeuser sind meistens relativ kuehl. Da brauche ich Skiunterwaesche und Pullover! Dagegen habe ich in Berlin immer nur T-Shirt getragen, obwohl die Aussentemperatur nicht viel ueber null Grad lag.

Trotz Kulturunterschiede und anderer kleiner Unanehmlichkeiten freue ich mich sehr, dass ich in China bezw.Shanghai leben darf. Hier ist das Leben einfach besser fuer mich. Das beginnt schon beim Essen. Endlich wieder die von meiner Haushaelterin lecker zubereiteten, vielseitigen Speisen geniessen! Und das auch noch draussen auf unserer Holzterasse in der warmen Herbstsonne. Endlich wieder mit meinem Mann zusammensein und gemeinsam relaxen! Und meine beiden suessen Katzen knuddeln und, und, und. Gaebe es kein Internet, wuerde ich wahrscheinlich trotzdem Deutschland vermissen, denn dort gibt es viel mir wichtige Kultur und Kommunikation. Doch dank Internet und Globalisierung haelt sich mein deutsches Kulturdefizit in Shanghai in ertraeglichen Grenzen. Es gibt hier ausserdem nicht weniger „Kultur“ als in Deutschland, sondern nur weniger deutschsprachige Kultur und Kommunikation. Stattdessen erlebe ich aber ein reichhaltiges Angebot an asiatischer und internationaler Kultur. Mit meiner deutschen Familie kann ich – dank Billignummern – telefonieren, so oft ich will. Was die angebliche Einschraenkung der Meinungsfreiheit anbetrifft: ich fuehle mich hier in Shanghai nicht wesentlich eingeschraenkt, sage und schreibe weitgehend was ich will und kann mich auch gut informieren.

Anstatt im Internet Cafe sitze ich jetzt in meinem grossen, hellen Arbeitszimmer an einem modernen Macintosh Computer, der mit Programmen wie ilife und Logic Audio meine Kreativitaet unterstuetzt. Neben mir meine beiden suessen Katzen und selbstgemachter Kaffee, soviel ich will. Doch da gibt es eine Tatsache zu berichten: Der Kaffee in Deutschland hat lecker geschmeckt. Besser sogar, als mein Selbstgemachter. Wenigstens was Kaffee betrifft, kann Deutschland bei mir punkten....

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