Essen, was auf den Tisch kommt: Vergewaltigung? Ein Artikel im Blog "Wortgefecht"
Gerade habe ich bei Joel in seinem Blog Wortgefechtt geschmoekert und bin auf einen Eintrag ueber Kindheitserinnerungen beim Essen gestossen. Wer kennt das nicht: man ist Kind und sitzt am Tisch, vor sich einen Teller mit vollkommen ungeniessbarem, verabscheuungswuerdigem Essen, neben einem ein Erwachsener, der einen dazu zwingt diesen ekelhaften Frass hinunterzuwuergen?
Ich wuerde diese Erziehungsmassnahme als Vergewaltigung bezeichnen und ich bin sicher, dass solche Erlebnisse sehr negative Folgen fuer die Kinder haben koennen. Zum Beispiel verlieren sie ihr Gefuehl fuer sich selbst und verlernen, sich auf ihr eigenes Urteilsvermoegen zu verlassen.
Umgekehrt trifft man aber heute auch oft auf junge Menschen, die jede zweite Speise nicht essen wollen. Das ist dann die Folge des umgekehrten Extrems. Und auch nicht gut.
Ich selber bin von meinen Eltern oft zu Dingen gezwungen worden, die ich urspruenglich nicht wollte. (Zum Beispiel: Rhabarberkompott, Holunderbeerensaft, Bergsteigen.....). Aber sie haben mich meistens mit Argumenten ueberzeugt und solange manipuliert bis ich mehr oder weniger "freiwillig" gegessen bezw. getan habe, was sie wollten. Auch habe ich nie vergessen, was ich eigentlich urspruenglich wollte bezw. nicht wollte. Ich musste es auch nicht vergessen, denn meine Eltern haben mich immer wieder daran erinnert. Trotzdem habe ich mich oft manipuliert bzw. gezwungen gefuehlt. Und Rhabarberkompott bzw. Holunderbeerensaft mag ich bis heute nicht. Bergsteigen aber sehr. Geht es denn auch ohne diese "Vergewaltigungen" in der Kindererziehung? Was sind die Folgen, wenn man seine Kinder gar nicht zwingt? Gut, dass ich keine Kinder habe! Ich wuesste ueberhaupt nicht, wie ich sie erziehen sollte.
Wie war das bei Euch?
Labels: Blogempfehlungen, Deutschland, Ethik, Familie, Gesundheit und Essen, Kindheit, Konflikte, unglueckliche Kindheit, Vergangenheit
1 Kommentare:
Bei uns musste jeder von allem ein kleines bisschen probieren. Damit man sich bestenfalls nach und nach daran gewöhnt. Tomaten und Erdbeeren mag ich immer noch nicht.
Mein Sohn bekommt einfach von allem etwas auf seinen Teller und isst oder isst nicht oder lässt Sachen übrig oder nicht. Seine Vorlieben und Abneigungen wechseln ständig, wir gehen darauf einfach nicht ein und haben ihm beigebracht, dass man auch mal was essen kann, das man nicht so arg gerne isst.
Bei meinem Mann in der Familie gibt es das nicht, dass man irgendetwas verweigert. Und zwar ganz ohne Zwang oder Drama oder so. Jeder isst alles. Manches lieber, anderes weniger gerne.
Ich bin heilfroh, in dieser Familie wenigstens ein undramatisches thema zu haben. Wir haben unserem Sohn aber auch von Anfang an klargemacht, dass es sein Problem ist, ob er satt wird oder nicht. Und dass es hier keine Extrawürste gibt.
Kommentar veröffentlichen
Links zu diesem Post:
Link erstellen
<< Startseite