Donnerstag, April 30, 2009

ehrenamtlich und als freie Mitarbeiter: die Schwierigkeiten in Shanghai gute Jobs zu bekommen

okay, ich gebe zu: mein Beruf ist von Natur aus darauf angelegt als freier Mitarbeiter und Honorarkraft beschaeftigt zu werden, auch in Deutschland arbeiten Gitarristen meistens ohne die Option auf rundum abgesicherte Festanstellung.

Trotzdem ist die Situation in Shanghai nochmal etwas schwieriger als in Deutschland: in Shanghai ist es ueblich, den Musik - und Tanzlehrern wirklich nur die Stunden zu bezahlen, die auch tatsaechlich gegeben werden. Sind Schueler krank oder in Ferien, bekommen die Gitarrenlehrer (genau wie die Klavier und die Tanzlehrer usw..) kein Geld und muessen den Guertel enger schnallen.

Und nun habe ich schon wieder so eine neue, was das Einkommen anbetrifft, fragwuerdige Arbeit: ich soll fuer eine Filmproduktion die Arrangements der Songs machen: bezahlt wird je nach Erfolg des Films: bringt der Flm viel Geld ein, bekomme ich ein hoeheres Honorar, sollte der Film aber ein Flop werden, kann es auch sein, dass ich nur sehr, sehr wenig oder gar nichts bekomme. Liegt es vielleicht an meinen mangelnden Faehigkeiten gute Bedingungen fuer mich auszuhandeln? Begierig habe ich deswegen den Artikel in Germanmanagers zu diesem Thema gelesen. Ob es in meinem Fall auch so funktioniert?

Nach vielen Gespraechen mit meinen befreundeten chinesischen Musikern und Tanzlehrern ist mir nun klar, dass man in China als Lehrer und creativ arbeitender Mensch, was das Einkommen anbetrifft, keine allzu hohen Erwartungen haben kann. Kein Wunder, dass soviele begabte junge Menschen lieber andere Berufe waehlen!

Labels: , , , , ,

Mittwoch, April 29, 2009

Heute


Heute, ein Tag an dem ich noch viel vorhabe. Dieser Tag hat noch nicht so richtig angefangen, steckt noch in den Kinderschuhen so wie ich im Schlafanzug.

Es wird noch viel passieren und ich trinke meinen ploerigen, lauwarmen Kaffee in freudiger Erwartung. Das sonnige Wetter beschert uns Temperaturen um die 26 Grad und ueppig spriessende Baeume. Die Schwimmbad Saison , die in unserem Wohnviertel bereits begonnen hat, waehrend man sich in anderen Stadt Teilen noch etwas gedulden muss, treibt die Wasserratten alle zu uns...

Labels: , , ,

Montag, April 27, 2009

verspaetet: Ein Herz fuer Blogs


wie ich eben erst bei Frau Kaltmamsell gelesen habe, gab es eine Aktion am 21.ten April.

Nun gut, ich bleibe meinem Namen treu und hinterm Mond und partizipiere mit Verspaetung:

Aus Zeitmangel lese ich nur wenige Blogs wirklich regelmaessig. Aber die Vorspeisenplatte klicke ich oft an und dann natuerlich auch den Wuestenfuchs mit seinen Beitraegen ueber das Leben in der Schweiz.

Besonders lesenswert finde ich "der Weg des Geistes ist der Umweg". Bei diesem Blog sollte man sich Zeit nehmen, denn in diesem Blog gibt es lange, komplexe Artikel unter anderem zu Themen aus Politik und Philosophie. Die koennten auch gut in der Zeit stehen...und dann sind da noch die Germanmanagers..und fuer die Gitarren Schueler unter den Bloggern: Stefan Buschhausen: Guitar Blog

Und nun werde ich mir mal die Bloglisten anderer Blogger anschauen......

Labels: , ,

Sonntag, April 26, 2009

Erinnerung: mein erster chinesischer Song

Heute ist er mir ploetzlich wieder eingefallen, aber ich musste erst meine alten Festplatten durchstoebern, bis ich ihn endlich wiedergefunden habe: meinen ersten chinesischen Song, den ich vor etwa sieben Jahren geschrieben habe.

Damals war ich noch relativ neu in China und habe noch viel Zeit damit verbracht chinesisch zu lernen. Die beste Art eine Sprache zu lernen ist fuer mich das Schreiben von eigenen Gedanken, Aufsaetzen und Liedern. Damals war ich in einer tiefen Krise mit meinem Mann, der immer unterwegs war und den ich – im Gegensatz zu unserer Zeit in Deutschland – nur noch unregelmaessig und oft muede und genervt gesehen habe. Das hat mir damals sehr viel ausgemacht. Inzwischen habe ich mich mit dieser Situation arrangiert. Doch das Lied gibt es immer noch und ich bin stolz darauf, dass es mir gelungen ist, meine damaligen Gefuehle auf chinesisch auszudruecken!

Hier der Text erst auf chinesisch und dann in deutscher Uebersetzung:

我家很大, 有游泳池,有健身房-太了不起!
我保姆天天帮助我,我因该很高兴。

可是我告诉你, 我只是需要你
需要你的开玩笑,非常需要你!

上海很大, 上海很大-怎么可以找到你—
上海很大, 上海很大-怎么可以找到你—

常常感到很寂寞,酒吧没有意思
你是不是一个好朋友please call my number, please!
你的想法我还不太懂,可是我被你感动
我天天希望看到你,please call my number, please!

Auf Deutsch:
Mein Haus ist gross, hat ein Schwimmbad und auch ein Fitnessstudio.
Eine Haushaelterinn, die mir immer hilft – ich sollte eigentlich froh sein!

Doch ehrlich gesagt, brauche ich nur Dich und Deinen Spass!

Shanghai ist so gross, wie soll ich Dich da noch finden?
Shanghai ist so gross, wie soll ich Dich noch finden?

Oft fuehle ich mich einsam und die Kneipenbesuche machen keinen Sinn fuer mich.
Bist Du nicht ein guter Freund? Bitte ruf mich an!
Obwohl ich Deine Ansichten nicht so ganz verstehe, bin ich von dir beruehrt
Und hoffe jeden Tag Dich zu sehen. Bitte rufe mich an!

Die Aufnahme: ich habe das Lied vor etwa sieben Jahren aufgenommen und versucht mit Logic zu arrangieren. Das Arrangement ist teilweise etwas chaotisch, aber lebendig und deswegen fuer mich akzeptabel. Ich hatte das als Vorlage fuer eine Live Aufnahme mit Band gedacht. Und live mit Band wird es sehr gut klingen, das weiss ich.

Den Song koennt Ihr hier anhoeren:

ach ja, ich habe da uebrigens versucht so einen Popsong in chinesischem Stil zu machen. Und leider schleppt das Schlagzeug.
Ich wuerde das Schlagzeug am liebsten loeschen, aber leider kann ich die alten Logic Songs mit meinem neuen Mac Logic nicht mehr oeffnen und nur noch die gebouncten Wav Files verwenden, bei denen man ja nichts mehr veraendern kann. Da muss ich dann irgendwann nochmal alles neu schreiben. Und dann mit Garantie das Schlagzeug aendern, bzw. weglassen....

Labels: , , , , , , ,

Freitag, April 24, 2009

Die Kulturunterschiede, wenn man – wie ich - mit einem unvorsichtigen Mundwerk ausgestattet ist....

Es heisst ja immer, dass manche Leute mit dem Mund denken – anstatt mit dem Kopf und auch wenn ich mich nun schon mehrere Jahrzehnte darum bemuehe diese etwas unpraktische Angewohnheit zu aendern, passiert es mir immer wieder, dass ich - speziell wenn ich mich mit sympathischen Menschen unterhalte – oft vorschnell Dinge sage, die ich vielleicht bei genauerer Ueberlegung anders oder gar nicht formuliert haette. Auch in Deutschland hat mich das schon oft in unangenehme Situationen gebracht, aber in China jetzt ist dieser Charakterfehler mein groesstes Unglueck. Ihr koennt Euch gar nicht vorstellen, was fuer Qualen mir schon deswegen entstanden sind!

Dazu kommt erschwerent, dass ich hier viel mehr Beachtung bekomme, als eigentlich notwendig waere. Alles, was ich vielleicht nur so aus Spass und um mir etwas Luft zu verschaffen daher flapse, wird ernst genommen und hat Konsequenzen.

So bin ich es von Deutschland gewohnt, dass ich z.B. mit befreundeten Mitstudenten oder Kollegen ohne Probleme auch mal ueber einen Lehrer oder einen Vorgesetzten sprechen kann, ohne dass gleich Alles „weitergemeldet“ wird. Hier aber wird offensichtlich alles, was ich so im Vertrauen mit einigen Leuten spreche, gleich umgehend weitergesagt und zwar wahrscheinlich sogar in guter Absicht. Zumindest wuerde ich meinen Freundinnen hier keine schlechten Absichten unterstellen, denn sie moegen mich ganz sicher, und haben keinen Grund mir schaden zu wollen. Aber da gibt es ja dann die Kulturunterschiede, die bewirken, dass vieles, was ich sage, falsch interpretiert wird......

Labels: , , , , ,

Mittwoch, April 22, 2009

Sport und Menstruation: Kulturunterschiede

Als ich mich mit etwa 17 Jahren einmal in der Schule wegen meiner Menstruation vom Sportunterricht befreien lassen wollte, bekam ich eine belehrende Mahnpredigt von meiner Sportlehrerin, die davon ueberzeugt war, dass die Periode keinen Grund fuer eine Befreiung vom Sportunterricht darstellte. Ich musste also trotzdem mitturnen und habe dann nie mehr versucht, mich mit meiner Periode vor irgendwelchen Taetigkeiten zu druecken. Bis heute turne und tanze ich auch mit Menstruation und bin nun umgekehrt empoert, dass meine chinesischen Freundinnen sich waehrend dieser Zeit von allen etwas anstrengenderen, sportlichen Aktivitaeten fernhalten.

In China glauben die meisten Frauen, dass es ungesund sei, sich waehrend der Periode koerperlich anzustrengen. Vorallem Bauchmuskeluebungen und Spruenge seien schaedlich und muessten vermieden werden. Auch waehrend der Schwangerschaft machen chinesische Frauen normalerweise keinen Sport.

Ich habe schon einige Male mit Freundinnen dieses Thema diskutiert und das Ergebnis laesst sich folgendermassen zusammenfassen:

Die Chinesen glauben, dass westliche Frauen eine bessere Gesundheit haben, was wahrscheinlich daran liegt, dass sie soviel Rindfleisch essen. Deswegen haetten westliche Frauen nicht nur eine bessere Kondition, sondern koennen auch mit Periode Sport treiben. Chinesische Frauen aber muessen sich waehrend dieser Zeit schonen, sonst wird die Periode unregelmaessig.

Stimmt das aber wirklich? Ist doch irgendwie unlogisch....ich z.B. esse nur wenig Fleisch und bin auch nicht groesser oder kraeftiger als die Chinesinnen!!

Labels: , , , , ,

Dienstag, April 21, 2009

Essen, was auf den Tisch kommt: Vergewaltigung? Ein Artikel im Blog "Wortgefecht"

Gerade habe ich bei Joel in seinem Blog Wortgefechtt geschmoekert und bin auf einen Eintrag ueber Kindheitserinnerungen beim Essen gestossen. Wer kennt das nicht: man ist Kind und sitzt am Tisch, vor sich einen Teller mit vollkommen ungeniessbarem, verabscheuungswuerdigem Essen, neben einem ein Erwachsener, der einen dazu zwingt diesen ekelhaften Frass hinunterzuwuergen?

Ich wuerde diese Erziehungsmassnahme als Vergewaltigung bezeichnen und ich bin sicher, dass solche Erlebnisse sehr negative Folgen fuer die Kinder haben koennen. Zum Beispiel verlieren sie ihr Gefuehl fuer sich selbst und verlernen, sich auf ihr eigenes Urteilsvermoegen zu verlassen.

Umgekehrt trifft man aber heute auch oft auf junge Menschen, die jede zweite Speise nicht essen wollen. Das ist dann die Folge des umgekehrten Extrems. Und auch nicht gut.

Ich selber bin von meinen Eltern oft zu Dingen gezwungen worden, die ich urspruenglich nicht wollte. (Zum Beispiel: Rhabarberkompott, Holunderbeerensaft, Bergsteigen.....). Aber sie haben mich meistens mit Argumenten ueberzeugt und solange manipuliert bis ich mehr oder weniger "freiwillig" gegessen bezw. getan habe, was sie wollten. Auch habe ich nie vergessen, was ich eigentlich urspruenglich wollte bezw. nicht wollte. Ich musste es auch nicht vergessen, denn meine Eltern haben mich immer wieder daran erinnert. Trotzdem habe ich mich oft manipuliert bzw. gezwungen gefuehlt. Und Rhabarberkompott bzw. Holunderbeerensaft mag ich bis heute nicht. Bergsteigen aber sehr. Geht es denn auch ohne diese "Vergewaltigungen" in der Kindererziehung? Was sind die Folgen, wenn man seine Kinder gar nicht zwingt? Gut, dass ich keine Kinder habe! Ich wuesste ueberhaupt nicht, wie ich sie erziehen sollte.

Wie war das bei Euch?

Labels: , , , , , , , ,

Samstag, April 18, 2009

Schockierende Veraenderungen

Nie haette ich gedacht, dass diese Alzheimerkrankheit sich so schnell verschlechtern kann. Meine Schwiegermutter ist – zumindest heute – extrem verwirrt und hat mir eben mit einer Ernsthaftigkeit voellig falsche Dinge erzaehlt. Ich wollte natuerlich wissen, wie es bei ihrer Schwester war und habe ihr einige Fragen gestellt. Wuerde ich meine Schwiegermutter nicht kennen, wuerde ich wahrscheinlich erstmal gar nicht merken, dass sie mir Unsinn erzaehlt, denn sie wirkt sehr vernuenftig und „nicht-verwirrt“. Aber da ich ja viele Fakten eh weiss, merke ich wie sehr sich der Zustand meiner Schwiegermutter in den letzten drei Wochen verschlechtert hat. Katastrophal!! So ist sie sich zum Beispiel sicher, dass sie in den letzten drei Wochen jeden Tag zu uns zum Essen zurueck nach Hause gekommen ist.

Ich war eigentlich „sauer“ auf meine Schwiegermutter, weil sie sich angeblich darueber beklagt haben soll, dass ich nicht bereit sei, sie zum Arzt zu begleiten. Aber wenn ich mir so anhoere, was sie sonst noch alles fuer verrueckte Sachen redet, dann kann ich nicht mehr boese auf sie sein, sondern es macht mich einfach nur traurig und frustriert mich total. Alzheimer ist eine schreckliche Krankheit.

Labels: , , , , , ,

Meine Schwiegermutter kommt zurueck

Heute holt mein Mann meine Schwiegermutter zu uns nach Hause zurueck. Sie war fast drei Wochen bei ihrer Schwester, weil meine Haushaelterin ihren Bruder im Krankenhaus pflegen musste. Die Schwester meiner Schwiegermutter ist aber auch schwerkrank, so dass wir mit schlechtem Gewissen meine Schwiegermutter als zusaetzliche Belastung in der Familie gelassen haben.

Krankheiten und Alter beeintraechtigen hier die Familien sehr. Viel mehr als in Europa, wo man seine kranken und alten Menschen einfach im Krankenhaus oder Altersheim von professionellem Personal pflegen lassen kann. Hier muss jedes Mal die Familie ran und das ist wirklich nicht einfach. So war eine Freundin von mir gerade zwei Wochen in Peking, um ihren Vater im Krankenhaus zu pflegen. Sie musste dafuer nicht nur ihren Arbeitgeber um Urlaub bitten, sondern ihr eigenes Leben komplett vernachlaessigen. Jetzt ist sie muede und erschoepft zurueck in Shanghai und muss alles nacharbeiten, was in dieser Zeit liegen geblieben ist. Das ist richtig hart.

Ich bin eigentlich ziemlich allergisch gegen zuviel Familie. Mich nerven alte Menschen , wenn ich laengere Zeit mit ihnen zusammen sein muss. Ausserdem haben wir keine Kinder, weil wir beide mit unserem eigenen Leben beschaeftigt sind. Zuviel Familie bedeutet Stress und ist auch irgendwie eine Zeitverschwendung, weil es einfach nur nervt. Ich finde Krankenhaus und Altersheim mit professionellem von einer Krankenkasse gezahltem Pflegepersonal die bessere Loesung. Aber nun bin ich hier und muss mitmachen. Und das ist auch in Ordnung, zumal ich normalerweise eine fantastische Haushaelterin habe. Ausserdem mag ich meine chinesische Verwandtschaft.

Labels: , , , , , , ,

Donnerstag, April 16, 2009

Sehnsucht nach europaeischer Kultur

Tja, die Deutsche Welle scheint jetzt leider auch mal wieder gesperrt zu sein. Und erstaunlicherweise wurde auch der Proxyserver, den ich in einem Internet Kommentar empfohlen hatte, sofort gesperrt. Das ist schon richtig aergerlich.

Diese Internet Sperren stoeren mich sehr, vorallem weil sie fuer mich so unverstaendlich sind. Fuer mich ist das Internet ein wichtiges Fenster zur Welt , vorallem auch nach Deutschland und zur europaeischen Kultur. Werden Seiten gesperrt, die ich gerne besuche, dann macht mich das traurig und unzufrieden.

Themawechsel. Wir geniessen hier Fruehlingswetter und ich versuche so oft wie moeglich ins Freie zu gehen. Die Kirschbaeume bluehen und ich bin froh, dass nun auch in unserem Garten so ein rosabluetiger, kleiner Baum steht.

Meine Sehnsucht nach Kultur treibt mich nicht nur ins Internet, sondern hat mich auch auf die Idee gebracht einer Theatergruppe beizutreten. Durch diese neue Aktivitaet habe ich einige nette neue Menschen kennengelernt und ueberhaupt scheint diese Richtung fuer mich zu stimmen, obwohl ich nach wie vor meine Ausdrucksmoeglichkeiten musikalisch suche. Es ist immer gut sich zu oeffnen. Sich einschraenken kann man ja spaeter, wenn es denn sein muss. Neue Erfahrungen bringen neue Ideen und setzen Energie frei.

Fuer meine Gitarrenvideos habe ich durch diese Theatergruppe nun halbwegs professionelle Hilfe gefunden. Es wird noch ein paar Wochen dauern und wenn dann Youtube wieder erreichbar ist, hoffe ich, Euch einige gut aufgenommene Stuecke praesentieren zu koennen.

Labels: , , , , , , ,

Dienstag, April 14, 2009

Wie sinnvoll ist die Internetzensur

Seid etwa zwei Wochen ist in China bezw. Shanghai Youtube nicht mehr zu oeffnen. Ich gehe davon aus, dass es sich hier nicht um ein technisches Problem bei Youtube, sondern wahrscheinlich eher um eine richtige Sperre handelt. Es sind ploetzlich auch noch einige andere Seiten unerreichbar, die bis vor Kurzem alle problemlos geoeffnet werden konnten.

Natuerlich weiss ich nicht die Ursache bezw. den Hintergrund fuer diese Einschraenkung.

Eigentlich hat sich China in den letzten Jahren sehr geoeffnet und ich fuehle mich hier genauso frei wie in Europa. Wenn da nur nicht immer wieder diese fuer mich unverstaendlichen Internet Sperren waeren.

Youtube ist eine der wichtigsten Webseiten ueberhaupt, nicht nur fuer uns westliche Menschen, sondern gerade auch fuer die Chinesen. So benutzen meine chinesischen Schueler alle Youtube, um sich ihre Gitarrenstuecke fuer die Art Level Examinations anzuhoeren. Meine Ballett Schule hostet ihre Videos ebenfalls bei Youtube. Youtube ist ein internationaler Kulturvermittler und sowieso schon lange – genau wie Google – mit einer eigenen chinesischen Seite vertreten, die aber jetzt auch nicht mehr erreichbar ist.

Und ich frage mich, ob es nicht besser waere, sich auf das Urteilsvermoegen der doch im Durchschnitt ziemlich intelligenten Bevoelkerung zu verlassen. Erziehung funktioniert nicht nur bei Kindern besser, wenn man ihnen durch Informationen und Aufklaerung die Sinne schaerft. Verbote sind oft kontraproduktiv und bewirken nur, dass die Menschen misstrauisch werden und versuchen sich heimlich zu holen, was sie offiziell nicht sehen duerfen.

Natuerlich gibt es Seiten, die wirklich schaedlich und schlecht sind, vor allem fuer die grosse Masse der ganz jungen und noch nicht so stabilen Internet Nutzer. Dazu zaehlen fuer mich vor allem gewaltverherrlichende und diskriminierende Seiten. Man kann auch im Internet Verbrechen begehen und die Menschenrechte verletzen. Dies zu verhindern ist richtig und entsprechende Seiten zu sperren finde ich akzeptabel. Doch leider scheint es nicht moeglich, ganz gezielt nur die wirklich destruktiven Seiten zu sperren. Es werden – wahrscheinlich aus technischen Gruenden - immer gleich eine ganze Reihe von guten und wertvollen Seiten mitgesperrt. Das macht diese Internetkontrolle zu einer sehr unerfreulichen und nervigen Beeintraechtigung.

Labels: , , , , , , ,

Sonntag, April 12, 2009

Ein freier Tag mit meinem Mann

So was gibt es bei uns selten: ich sage allen meinen Schuelern ab, um mit meinem Mann den einzigen freien Tag seit Wochen, den wir sogar ausnahmsweise mal nur zu zweit geniessen duerfen, zu verbringen. Gestern abend ist mein Mann von einer Dienstreise zurueckgekommen und heute um neun Uhr abends musste er schon wieder zum Flughafen auf eine andere Dienstreise.

Wir hatten also noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden fuer uns. Und so geht das seit Jahren und wird sicher auch noch eine zeitlang so bleiben.

Heute hatten wir einen Geburtstag zu feiern, deswegen sind wir ins Grand Hyatt zum Mittagessen im 56 ten Stock gefahren. Das hat uns natuerlich viel Zeit im Stau beschert, die wir uns mit chinesischen Hoergeschichten versuesst haben. Sehr gut vorgetragen aus dem Radio.

Im Grand Hyatt hat mich das Buffett wie immer total ueberfordert, ich habe mich deswegen auf Lamkottlet mit Meeresfruechten beschraenkt und dann vor allem auf den Nachtisch konzentriert und da wiederum auf die Tiramisu, die immer besonders gut schmeckt.

Den Verdauungsspaziergang haben wir im nahegelegenen Shoppingcenter gemacht und uns auf diese Weise einen Sonnenbrand erspart.

Und dann ging die Fahrt wieder in Richtung Songjiang, unserem zu Hause. In Songjiang haben wir noch einen Abstecher zur James Town gemacht. Die James Town ist eine kleine Stadt in der Stadt komplett im englischen Stil erbaut. Es leben dort aber keine Briten, sondern reiche Chinesen. Wenn man durch diese englische Kleinstadt schlendert, denkt man wirklich man waere in England. Nicht nur die Haeuser sind stilgerecht gebaut, auch die Gartengroesse der Villenviertel ist dem Westen angepasst. James Town hat nicht nur ein grosses Fitness Studio, sondern ist mit einem Krankenhaus, verschiedenen Schulen, einem Rathaus mit Marktplatz, Geschaeften und verschiedenen Restaurants und Hotels vollkommen selbststaendig.
Wer einerseits in China leben muss, aber andererseits das britische Enviroment bevorzugt, sollte sich eine Wohnung oder ein Haus in James Town kaufen. Mir selber gefaellt aber eine chinesische Umgebung besser. Inzwischen habe ich mich so sehr mit dem chinesischen Chaos angefreundet, dass mir die britische Ordnung langweilig erscheint. Und das obwohl mir grosse Gaerten und gepflegte Gruenanlagen nicht unsympatisch sind.

Labels: , , , , ,

Mittwoch, April 08, 2009

Das Fenster

Der Fruehling hat begonnen
Du moechtest in die Welt hinausspringen
Und die Baeume umarmen!

Unter der Dusche laut singen
Vor dem Spiegel die Hueften schwingen
Die Musik in doppelter Lautstaerke geniessen

Selbst zur Musik werden.

Und dann das Telefon.
Eine schlechte Nachricht.
Und alles ist anders.

Die Strahlen der Sonne
- auch wenn sie immer noch Deine Freunde sein wollen –
Erreichen Dich nicht mehr
Und Du schliesst das Fenster.

Labels: , ,

Sonntag, April 05, 2009

Wie verliere ich meinen Auslaenderinnen Status?

Eigentlich habe ich mir das ja immer gewuenscht und ich habe auch daraufhin gearbeitet: ich moechte in China nicht immer wie in einem goldenen Kaefig mit Sonderrechten gehalten werden.

Jetzt, wo ich diesen Sonderrechte – Schonstatus zumindest in einigen Bereichen verlassen habe, fuehle ich mich wohler. Lieber manchmal leiden, als immer ausserhalb der Gesellschaft stehen. Nichts hasse ich mehr, als dieses „privilegiert“ sein.

Da es in China besonders schwer ist, als Auslaender sich in die normale chinesische Gesellschaft zu integrieren, entwickeln solche Langzeitauslaender wie ich gewisse Symptome: besonders dramatisch ist das „Toleranzsymptom“. Als Gast – und vor allem als sehr gut behandelter Gast – faengt man an sich fuer seine kritischen Aeusserungen zu entschuldigen. Man hat ja eigentlich gar kein Recht dazu dauernd rumzumeckern, schliesslich will man nichts lieber als hier bleiben und – trotz Kritik – liebt man seine neue Heimat und moechte nicht mehr zurueck ins eigene Land.

Ihr koennt Euch gar nicht vorstellen wie froh ich bin, wenn mich jemand am Telefon fuer eine Chinesin aus einer anderen Provinz haelt! Man hoert zwar einen Akzent, aber denkt nicht an eine Europaerin, sondern an eine Suedchinesin! Das tut gut.

Unter diesem Aspekt muesst Ihr auch meine Aeusserungen zu dem Ballettunterricht verstehen, wie ich sie vor zwei Tagen hier geschrieben habe. Ich bin einfach froh, dass ich wenigstens an dieser Ballett Schule keinen Auslaender Status mehr habe und zu den Chinesen gerechnet werde. Das ist fuer mich schon fast ein Grund alles moegliche zu akzeptieren, was ich in Deutschland wahrscheinlich so nicht akzeptieren wuerde. Schlagende Lehrer akzeptiere ich aber auch jetzt nicht wirklich. Und da bin ich uebrigens nicht alleine. Einige Frauen in meiner Ballett Klasse haben sich zusammengetan und den schlagenden Trainer darum gebeten nicht mehr zu schlagen. Dieser Trainer hat das etwa zwei Stunden lang ausprobiert und uns dann verkuendet, dass er wieder schlagen wird, weil er sonst keinen guten Unterricht machen kann. Er trainiert normalerweise nur Profies und ist es nicht gewohnt Hobbieunterricht zu geben. So koennen wir uns nur entscheiden ob wir die Schlaege akzeptieren wollen oder ob wir den Trainer wechseln. Ich bin erst seit Januar regelmaessig in dieser Gruppe und will erstmal die Situation noch laenger testen. Das ist ja schliesslich ganz schoen interessant. Und ich kann eine Menge bei dem ansonsten sehr guten Trainer lernen.

Labels: , , , , ,

Samstag, April 04, 2009

Die eigenen Grenzen oeffnen

Alles, was ich in meinem Leben bisher aus eigener Initiative unternommen habe, hat eine Grundmotivation: meine eigenen Grenzen zu oeffnen.

Egal, ob ich mich darum bemuehe gut Gitarre spielen zu lernen, ob ich einen Chinesen heirate und nach China auswandere oder jetzt auch wieder dieses Ballett, dass ich seit etwa vier Jahren intensiv trainiere: Alles hilft mir, immer offener zu werden und das will ich und brauche ich. Ich moechte eigentlich ueberhaupt keine Grenzen mehr haben, aber andererseits weiss ich, dass ich mich immer sehr gut abgrenzen kann, sobald ich es fuer noetig halte. Doch ich halte es immer weniger fuer noetig mich abzugrenzen. Die Welt soll durch mich hindurch fliessen, dann fuehle ich mich gluecklich.

Labels: , , , , ,

Freitag, April 03, 2009

Wieviel Koerperkontakt und Disziplin brauchen Kinder und Menschen? (dritter Versuch)

Nach einiger Ueberlegung habe ich mich jetzt doch entschlossen meinen Artikel zu veroeffentlichen. Ich freue mich ueber ernstgemeinte Kommentare und eine anregende Diskussion. Und nun werde ich ihn auch noch ein bischen veraendern....

Als Ballett Studentin in China habe ich voller Erstaunen festgestellt, dass ich mit den chinesischen Lehrern trotz der teilweise etwas altmodischen Paedagogik ganz gut klar komme. (Aber da ich nie in Deutschland Ballett gemacht habe, kann ich nicht beurteilen ob der Ballett Unterricht in Deutschland eventuell besser waere?)

Was mir im Ballett Unterricht bei den chinesischen Lehrern auffaellt, ist die Tatsache, dass sie uns oft anfassen, um uns zu korrigieren und obwohl sie uns auch teilweise anschreien und sogar manchmal schlagen, also eigentlich nach europaeischen Gesichtspunkten einen "schlechten Unterricht"machen ist der Unterricht nicht so schlecht wie man auf Anhieb denken koennte und ich frage mich, warum. Liegt es daran, dass Ballett sowieso Freude macht oder ist es, weil die Lehrer eben doch sehr gut sind - trotz ihrer altmodischen Art?

Nun bin ich kein Kind mehr, sondern selber eine Lehrerin (Gitarrenlehrerin) und es bleibt nicht aus, dass ich mir eine Menge Gedanken zum Thema Paedagogik mache. (nee, aber ich wuerde niemals irgendjemanden ernsthaft schlagen und das tun die chinesischen Lehrer ja normalerweise auch nicht.)

Nicht alle Trainer sind gleich, manche etwas strenger, manche schon fast so sanft wie europaeische Lehrer. Witzigerweise ist der strengste Trainer hier auch der beliebteste Lehrer. Seine Klassen sind immer voll.

Trotz seiner lauten Stimme und seiner lockeren Haende versucht er uns doch mit sehr viel Energieaufwand zu trainieren, so dass man eigentlich „danke“ sagen moechte. Schliesslich sind wir hochmotiviert und gerne bereit, unser Bestes zu geben.

Gestern habe ich mich mit einer amerikanischen Mitstudentin unterhalten, die mir erzaehlt hat, dass ein solcher Unterricht in Amerika nicht erlaubt waere. Sie hat sich dabei erstaunlicherweise nicht auf die Schlaege bezogen, sondern auf die Tatsache, dass die Trainer (alle Trainer und Trainerinnen) uns hier staendig mit den Haenden anfassen, um die richtige Muskelanspannung zu kontrollieren. Dabei kann man gerade durch das Angefasst – Werden viel schneller sein Koerpergefuehl verbessern, als wenn man alles selber ausprobieren muesste! Gluecklicherweise sind die Chinesen so frei, dass sie nicht wie die Amerikaner jede Art von Beruehrung gleich als sexuelle Anmache auffassen.

Obwohl die Chinesen als konservativ gelten, sind sie relativ unbefangen, wenn es darum geht, Koerperkontakt mit anderen Menschen herzustellen. Egal ob beim Kleideranprobieren in einem Kaufhaus oder beim Friseur oder eben wie erwaehnt im Unterricht, ist hier das Anfassen eines anderen Menschen durchaus ueblich. Mir kommt das sehr entgegen. Ich habe als Kind mir immer gewuenscht mehr angefasst zu werden (aber nicht geschlagen zu werden:-)) und ausserdem wollte ich auch immer sehr gerne meine Mitschueler und die Lehrer anfassen, bin dafuer aber meistens bestraft worden. In China waere ich als Kind mit Garantie viel gluecklicher gewesen!
(nee, nicht unbedingt....)

Der Punkt ist eigentlich, dass es eben nicht auf das paedagogische System ankommt, sondern auf die einzelnen Lehrerpersoenlichkeiten. Gute Lehrer gibt es in jedem System und schlechte auch. Und es kommt auch darauf an, ob einem ein Fach gefaellt oder nicht: Ballett macht eben einfach immer Spass.

Labels: , , , , , ,