Sonntag, Juni 28, 2009

Tampons in China

Das Thema Menstruation ist vielleicht nicht jedermanns Sache (ich entschuldige mich hier bei meinen maennlichen Lesern, die diesen Artikel ja nicht anschauen brauchen), aber durchaus interessant, denn es wird in China ganz anders gesehen als in Deutschland, wie Ihr ja schon aus meinem PostSport und Menstruationwisst.

Chinesische Frauen versuchen waehrend ihrer Periode koerperliche Anstrengungen zu vermeiden und koennen auch keine gekuehlten Speisen und Getraenke zu sich nehmen, da dies angeblich Bauchschmerzen verursachen soll. Und noch erstaunlicher ist fuer mich die Tatsache, dass die meisten Frauen sich keine Tampons zu benutzen getrauen. Das finde ich selber unglaublich witzig und obwohl ich diese Tatsache schon seit Jahren weiss, habe ich lange Zeit gedacht, dass ich mich irre. Doch es ist wirklich so: Chinesische Frauen glauben groesstenteils, dass man sich mit Tampons Infektionen zuziehen kann und ausserdem trauen sie sich nicht, die Tampons in die Scheide zu schieben, denn sie wollen da nichts kaputt machen. Ich habe schon mit vielen Frauen ueber dieses Thema gesprochen und uebertreibe wahrscheinlich nicht! Von allen meinen Freundinnen und Bekannten koennen nur meine Ballett Lehrerinnen und eine Aerobiclehrerin die Tampons benutzen.

Weil aber nur sehr wenige Frauen Tampons benutzen, gibt es diese meistens auch nicht in den normalen Supermaerkten zu kaufen. Jedesmal muss ich also entweder zu Watsons oder zu Carefoure gehen, um mich mit Nachschub einzudecken, was ich sehr aufwendig finde. Man stelle sich so was mal in Deutschland vor: undenkbar!!

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Freitag, Juni 26, 2009

Nicht ganz freiwillige Sommerpause

Mir ist das Leben zur Zeit etwas zu anstrengend. Die ewige Fahrerei mit den Verkehrsstaus und der schlechten Luft und das alles bei etwa 35 Grad .....

Und dann sind fuer mich wichtige Webseiten zur Zeit nicht erreichbar, so dass das surfen auch nicht mehr soviel Freude macht wie frueher....

Und dann habe ich auch sonst nicht viel zu erzaehlen...

Zur Zeit muesste ich anonym schreiben, um all das ausdruecken zu koennen, was ich gerne rauslassen wuerde, aber ich kann nicht anonym schreiben und der Weg das zu sagen, was gesagt werden muss, ist noch nicht gefunden...macht Euch Hoffnung: es handelt sich bei meinen „Geheimnissen“ vor allem um persoenliche Erlebnisse und Gefuehle....tja.

Und nun noch die alltaeglichen Banalitaeten: meine eine Katze hat im Garten einen Kater gesehen und ist seitdem ununterbrochen rollig und das in dem zarten Alter von etwa 12 Jahren! Meine andere Katze, die kastriert ist, hat sich von dem Geschrei anstecken lassen und versucht nun ebenfalls zu miauen, wahrscheinlich um dadurch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Doch da die Klimaanlagen ununterbrochen surren, nimmt man so Katzengeschrei nach einiger Gewoehnungszeit kaum noch wahr, ich jedenfalls kann trotzdem schlafen. Neben mir schnarcht ja ausserdem normalerweise noch mein Mann......und Flugzeuge fliegen hier auch bis spaet in die Nacht, denn wir befinden uns in einer Anflugschneise......

Im Sommer habe ich meistens wenig Appetit, was sich sehr positiv auf meine Ballett Figur auswirkt. So hat sich mein Fettpolster auf den Hueften fast vollstaendig zurueckgebildet und ich wiege nur noch 53kg, das ist nur noch 1,5kg ueber dem Normalgewicht. Nicht einmal chinesische Ballett Lehrer wagen es noch, mich als fett zu bezeichnen!......Manche Probleme loesen sich eben ganz von selbst, wenn man sich auf seine Gefuehle verlaesst.

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Sonntag, Juni 21, 2009

Im Majestic Theater

In Shanghai stellten in letzten Tagen junge Profis und Studenten verschiedener chinesischer (vor allem Shanghaier) Tanzakademien und Tanzgruppen ihre neuen Stuecke vor. Leider konnte ich nicht zu allen Auffuehrungen gehen, aber gestern Abend bin ich mit ein paar Freunden in eine Vorstellung gegangen. Es wurden elf verschiedene Stuecke gezeigt. Unter anderem gab es chinesischen Volkstanz, chinesischen klassischen Tanz, chinesischen Modern Tanz, klassisches Ballett und Moderntanz. Mich haben vor allem die chinesischen sogenannten Volkstanz Auffuehrungen begeistert. Es ist so, dass mir nicht nur die chinesische Musik immer besser gefaellt, sondern dass mich auch das Koennen, die Musikalitaet und die unglaubliche Akrobatik der Volkstaenzer faszinieren. Haette ich frueher gewusst, wie fantastisch und lebendig diese chinesischen Taenze sind, haette ich mich sicher statt fuer Ballett fuer chinesischen Tanz entschieden. Nun bin ich dafuer sicherlich schon zu alt, denn diese Akrobatik ist ja noch schwieriger zu erlernen als Ballett!

Unser Theaterbesuch war also hochinteressant und zusaetzlich zu diesen wunderschoenen Tanzvorfuehrungen hatten wir auch im Publikum einige witzige Erlebnisse. Das fing schon damit an, dass unsere Plaetze sehr weit hinten waren und wir versucht haben, uns heimlich weiter nach vorne zu setzen. Wir waren aber eine Vierergruppe und wollten nicht nur vorne, sondern auch moeglichst nebeneinander die Vorstellung geniessen. In der letzten Minute vor Beginn der Show zogen wir als Pulg mit Taschen und Getraenken um, wobei ich aber sehr unzufrieden mit dem neuen Platz war, denn vor mir sass ein langer Schlacks. Also verliess ich meine Gruppe und setzte mich neben diesen langen Hals. Das erste Stueck war noch nicht vorbei, als dieser Mann mit seinen Freunden von den urspruenglichen Platzbesitzern vertrieben wurde. „Aetsch, du sitzt also auch auf einem falschen Platz“ dachte ich und blieb gelassen auf meinem eigenen gestohlenen Sitz, streckte die Beine genuesslich aus und beobachtete wie die Trinkflasche meiner neuen Nachbarin vom Stuhl herunterfiel und unter den vorderen Sitzreihen verschwand. Meiner neuen Nachbarin war das aber gar nicht recht und sie begann sehr aufwendig mit einer Taschenlampe diese Trinkflasche zu suchen. Ich bot ihr mein Wasser an in der Hoffnung, dass sie dann diese nervige Suche einstellen wuerde, aber sie liess sich nicht abbringen. „In meiner Flasche ist kein Wasser, sondern Milch“ erklaerte sie mir entschuldigend. Doch ihre Flasche blieb verschwunden und schliesslich begann sie sich mit ihrer Freundin ueber ein anderes Thema zu unterhalten, waehrend ihr kleines Kind versuchte sich auf die Sitzlehne des Vordermannes zu setzen, was der mit einem wuetenden Schnauben kommentierte. Inzwischen waren wir bereits bei Tanz Nummer vier und die Musik in den Lautsprechern wurde so laut, dass sich meine Nachbarinnen nur noch schreiend verstaendigen konnten. Deswegen merkte ich nicht gleich, dass jemand versuchte mich von meinem Platz zu vertreiben. Die beiden Chinesinnen, die sich als rechtmaessige Besitzer meiner beiden Sitze entpuppten, trauten sich nicht so recht mich anzusprechen. „Oh, die ist eine Auslaenderin, was machen wir bloss...“ sagten sie zueinander und gingen auf Suche nach anderen freien Plaetzen. Bei Stueck Nummer sechs kamen sie leider erfolglos und mit einer Platzzuweiserin zurueck, um mich nun entgueltig zu verjagen. In dieser brenzligen Situation erwies es sich als schicksalhaft guenstig, dass ich meiner anderen Nachbarinn vorher mein Wasser angeboten hatte. Denn diese half mir nun sehr freundlich aus der Patsche, indem sie mir den Platz ihres Kindes ueberliess. Das Kind sass ja sowieso nicht, sondern stand oder hockte auf den Armlehnen, denn es war noch klein und wollte auch was sehen.

So verflog die Zeit und ich begann mit meiner Nachbarin Kommentare ueber die Vorstellungen auszutauschen. Wir verstanden uns richtig gut.

Hinter mir sassen meine Freunde. Einer meiner Freunde ist ein ehemaliger Taenzer der Shanghaier chinesischen Oper und jubelte jedes Mal , wenn Leute aus seiner ehemaligen Truppe auftraten.

Nach dem Theater gingen wir noch Sangerias trinken. Wir unterhielten uns bis nach Mitternacht und auf der etwa einstuendigen Taxifahrt nach Hause bin ich tief eingeschlafen. Gluecklicherweise war diesmal mein Taxifahrer ortskundig und brachte mich ohne groessere Umwege zurueck.

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Freitag, Juni 19, 2009

„unglueckliche Kindheit“(?) und Klassentreffen....

Erstaunlich, was so ein bevorstehendes Klassentreffen alles an Assoziationen ausloesen kann. Dabei sind meine ehemaligen Klassenkameraden nun wirklich ueberhaupt nicht dafuer verantwortlich, dass ich mich als Kind und Schuelerin nicht sonderlich wohl gefuehlt habe. Im Gegenteil: die meisten waren sogar sehr nett.

Nee, ich wuerde sie wirklich gerne wieder sehen. Immerhin haben wir ja wichtige Jahre zusammen verbracht und sind sogar zusammen nach Griechenland gefahren.....

Warum ich mich damals nicht sonderlich wohl gefuehlt habe und warum ich den Ort meiner Kindheit so selten wie moeglich und immer mit deprimierten Gefuehlen besuche, hat viele Ursachen, aber ganz sicher liegt es nicht an meinen Schulkameraden.

Und ich musste soweit weg gehen. Es konnte gar nicht weit genug sein. Eine andere Stadt in Deutschland haette mir nicht genug Entlastung gebracht. Je weiter weg, desto besser.

Und mein Verdacht: ich war an meiner Schule und in meiner Klasse wahrscheinlich nicht die Einzige, die ungluecklich war und weg wollte.....

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Donnerstag, Juni 18, 2009

Klassentreffen

Eine meiner ehemaligen Schulklassen wird dieses Jahr ein Klassentreffen veranstalten. Und natuerlich waere ich gerne mit dabei. Denn ich finde es sehr spannend zu sehen, was aus meinen ehemaligen Klassenkameraden so geworden ist. An die Meisten kann ich mich kaum noch erinnern und wahrscheinlich wuerde ich auf so einem Treffen viele nicht mehr wieder erkennen. Aber das ist nichts Schlechtes. Denn das heisst ja nur, dass wir uns alle weiterentwickelt haben.

Ich finde Entwicklung und Veraenderung auf jedenfall interessant und bin etwas verschaemt, weil ich vermute, dass ich mich wahrscheinlich am wenigsten veraendert habe. Nicht nur optisch bin ich fast gleich geblieben – bis auf ein paar Falten – sondern auch beruflich hat sich bei mir nicht viel getan. Schon als Jugendliche habe ich mich ausschliesslich fuer Theater und Musik interessiert und auch jetzt noch beschaeftige ich mich hauptsaechlich mit Theater und Musik und das noch nichteinmal sonderlich erfolgreich.....

Einige meiner Klassenkameraden dagegen kann man als Berichterstatter im Fernsehen hoeren oder als Opernsaenger bewundern. Es gibt Wissenschaftler, Doktoren, Professoren und auch mehrfache Muetter und sogar Hotelbesitzer.

Nur was den Ortswechsel betrifft, scheine ich mich von meinem Ursprung am weitesten entfernt zu haben. Waehrend offensichtlich die meisten meiner ehemaligen Mitschueler im Landkreis oder zumindest im Land geblieben sind, muss ich aus China mit dem Flugzeug anreisen – falls ich ueberhaupt kommen kann, was noch gar nicht sicher ist.

Manchmal ist es nicht so einfach fuer mich, mit meiner Entfernung klar zu kommen. Irgendwie bin ich ja nicht nur koerperlich entfernt, sondern auch geistig und so ein Wiedersehen mit Menschen aus einem laengst vergangenen Lebensabschnitt benoetigt Mut.

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Montag, Juni 15, 2009

Immer beliebter in China: die italienische Kueche

Noch vor ein paar Jahren waren italienische Restaurants in Shanghai: selten, teuer und vor allem mit auslaendischen Gaesten bevoelkert. Das hat sich inzwischen geaendert. Sogar in unserem kleinen Vorort - Arbeiterviertel gibt es nun einen Italiener. Und der ist auch nicht teuer. Und sehr gut besucht von der ganz normalen chinesischen Bevoelkerung, die hauptsaechlich Pasta und Pizza bestellt, aber diese beiden Speisen offensichtlich zu schaetzen weiss. Natuerlich sind die modernen italienischen Restaurants in Shanghai nicht mehr von Italienern, sondern von Chinesen gefuehrt. Abgesehen von der Einheitssosse „Island Dressing“ , die hier ueber alle Salate gegossen wird, schmeckt das italienische Essen beim Chinesen richtig gut, und das Preis – Leistungsverhaeltniss ist ganz in Ordnung. Gestern habe ich in so einem italienischen Restaurant Lammkottelett gegessen. Dazu Pilzsuppe, Salat und Bananenmilch. Lecker! Und mit gerademal 3.2 Euro (32 RMB) sehr preisguenstig. Wenn ich dagegen zum italienischen Italiener gehe, muss ich fuer so ein Essen etwa 25 Euro (250 RMB) zahlen, was sich eigentlich nicht lohnt, denn bis auf die Salatsosse gibt es keine grossen Qualitaetsunterschiede.



das Foto zeigt das italienische Restaurant "Olivia" in Songjiang, das von einer Chinesin geleitet wird und sehr preisguenstige und gute Kueche bietet.

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Freitag, Juni 12, 2009

Das Wochenende naht

Morgen ist schon wieder Samstag und ich merke, dass ich schon lange nichts mehr geschrieben habe. Wie sollte ich auch? Seitdem meine taeglichen Fahrzeiten in die Stadt insgesamt mehr als vier Stunden beanspruchen, bin ich so beschaeftigt, dass ich zu nichts mehr komme....

Gestern abend nach dem Ballett bin ich mit einer Freundin zwei U-Bahn Stationen zu Fuss gelaufen. Wir hatten uns viel zu erzaehlen und bekamen dann auch Durst. So kauften wir ein Bier und setzten uns zu den Koechen einer kleinen Wagen-Kueche aus Anhui. Die kochen auf einem Wagen im Freien und haben immer ein paar Klappstuehle rumstehen. Dort haben wir die Zeit vergessen, mit dem Resultat, dass ich erst sehr spaet nach zwoelf Uhr Mitternacht zu Hause war. Wuerde ich nicht all die Namen der kleinen Strassen durch den Minhang und Songjiang District wissen, waere ich wahrscheinlich gar nicht mehr nach Hause gekommen, denn die Taxifahrer kennen unsere Gegend nicht gut und trauen sich da nachts nicht hin, es sei denn, man erklaert ihnen bis aufs Detail genau wie sie zu fahren haben. Busse und U-Bahnen gibt es um diese Zeit nicht. Fuer meine detailierten Ortskenntnisse werde ich hier von den Taxi Fahrern sehr bewundert. „So einen Auslaender wie dich habe ich noch nie getroffen,“ meinte der Fahrer von gestern. „Du kennst dich besser aus als die Shanghaier, die in dieser Gegend gross geworden sind...“ Klar, da gehoert auch nicht viel dazu. Denn diese Gegend hat sich in den letzten Jahren vollkommen veraendert. Das gilt auch fuer die Strassen und die Strassennamen. Die meisten Strassen hier gab es frueher noch nicht....deswegen haben die Einheimischen kaum einen Vorteil...

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Freitag, Juni 05, 2009

Betrug im Internet: ein Beispiel

Ich bekomme einen Anruf von der chinesischen Telekom, dass mein Telefon jetzt stillgelegt wird. Fuer Einsprueche und Fragen solle ich die „1“ waehlen. Das mache ich. Dort bittet man mich um etwas Geduld, man muesse mal kurz nachschauen. Ahja, stimmt. Aber es handelt sich dabei nicht um das Telefon, dass ich gerade benutze, sondern um meinen Anschluss in der Wohnung im Baoshan Bezirk. „Ich habe dort aber keine Wohnung und auch kein Telefon“ erwidere ich etwas genervt. „Moment mal: Sie sind doch die sowieso......Aber dieser Anschluss in Baoshan wurde auf ihren Namen angemeldet!“ Nach einigem hin und her bietet die Telekom mir an, meinen „Fall“ an die Polizei weiterzuleiten, schliesslich werde mein Name missbraucht. Ich solle jetzt das Haus nicht verlassen, die Polizei wuerde sich gleich wegen weiterer Nachforschungen bei mir melden. Und wirklich: ein paar Minuten spaeter ruft die Polizei vom Baoshan Distrikt bei mir an. „Haben Sie irgendwann mal ihren Pass kopieren lassen?“ fragt der Beamte mich. „Natuerlich, muss ich doch!“ antworte ich.
In China muessen naemlich alle Auslaender eine Kopie ihres Passes bei der oertlichen Polizei und beim Wohnviertl Management hinterlegen. Ausserdem wurde mein Pass schon unzaehlige Male bei anderen Gelegenheiten kopiert. Es ist auch so, dass hier fuer viele Angelegenheiten die Kopie des Passes genuegt. So kann man mit der Kopie eines Passes zum Beispiel eine Wohnung mieten, ein Telefon anschliessen lassen, ein Bankkonto eroeffnen und noch vieles mehr. Meine Schwiegermutter und auch meine Haushaelterin benutzen grundsaetzlich nur Passkopien, um das Original zu schonen.

Kurz: der Beamte erklaerte mir, dass also jemand die Kopie meines Passes missbraucht habe, um a) eine Wohnung im Baoshan District zu mieten (er hat mir sogar die genaue Adresse gesagt) und dort ein Telefon anschliessen zu lassen. Ausserdem wuerden mehrere Konten unter meinem Namen gefuehrt. Ich musste dann feststellen, dass ich auch diese Konten nicht selber eroeffnet habe. Ob ich keine Angst haette, dass dieser Betrueger nun mit der Kopie meines Passes auch auf meine richtigen Konten zugreife? Klar, hatte ich Angst. So empfahl mir der Beamte mein Geld auf ein spezielles Sicherheitskonto zu ueberweisen. Er wuerde mir helfen, mit der Agrarcultur Bank Kontakt aufzunehmen und moeglichst rasch die notwendigen Schritte einzuleiten. Ausserdem machte er mich darauf aufmerksam, dass die Polizei bereits wegen meinem „Fall“ ermittele und dass ich waehrend der Ermittlungen Schweigepflicht haette.

Ich war misstrauisch. „Wenn mein Fall wirklich so wichtig ist, warum kommt ihr denn dann nicht persoenlich bei mir vorbei? Woher soll ich denn wissen, ob Sie wirklich von der Polizei sind?“ „ Kennen Sie die Nummer 114?“ fragte mich der Beamte. Die Nummer 114 ist in China die Telefon Auskunft. „rufen Sie dort an und fragen Sie nach der Nummer von der Polizei Station im Baoshan Distrikt“ . Das habe ich gemacht und dann festgestellt, dass die Nummer, die die Telefonauskunft mir gesagt hat, genau mit der Nummer in meinem Telefon Display uebereinstimmt. Daraus schloss ich, dass der Beamte also wirklich von der Polizeistation in Baoshan angerufen hat. Nachdem ich alle Telefonnummern (China Telekom, Polizeistation und Agricultur Bank) nachgeprueft hatte und festgestellt hatte, dass sie mit den Nummern, die mich angefufen haben uebereinstimmen, fing ich langsam an die Geschichte zu glauben. Spaeter hat mir dann die richtige Polizei gesagt, dass es sich bei dieser Geschichte, um einen in China inzwischen ziemlich populaeren Internet Betrug handele. Die Telefonnummern koennen mit einer Computersoftware gefaelscht werden. Da es in China falsche Paesse wie Sand am Meer gibt, bleiben solche Internet Betrueger unentdeckt. Denn das sogenannte Sicherheitskonto ist mit einer Passkopie, beziehungsweise mit einem gefaelschten Pass eroeffnet und so kann der Besitzer nicht ermittelt werden.

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