Freitag, Juni 19, 2009

„unglueckliche Kindheit“(?) und Klassentreffen....

Erstaunlich, was so ein bevorstehendes Klassentreffen alles an Assoziationen ausloesen kann. Dabei sind meine ehemaligen Klassenkameraden nun wirklich ueberhaupt nicht dafuer verantwortlich, dass ich mich als Kind und Schuelerin nicht sonderlich wohl gefuehlt habe. Im Gegenteil: die meisten waren sogar sehr nett.

Nee, ich wuerde sie wirklich gerne wieder sehen. Immerhin haben wir ja wichtige Jahre zusammen verbracht und sind sogar zusammen nach Griechenland gefahren.....

Warum ich mich damals nicht sonderlich wohl gefuehlt habe und warum ich den Ort meiner Kindheit so selten wie moeglich und immer mit deprimierten Gefuehlen besuche, hat viele Ursachen, aber ganz sicher liegt es nicht an meinen Schulkameraden.

Und ich musste soweit weg gehen. Es konnte gar nicht weit genug sein. Eine andere Stadt in Deutschland haette mir nicht genug Entlastung gebracht. Je weiter weg, desto besser.

Und mein Verdacht: ich war an meiner Schule und in meiner Klasse wahrscheinlich nicht die Einzige, die ungluecklich war und weg wollte.....

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Donnerstag, Juni 18, 2009

Klassentreffen

Eine meiner ehemaligen Schulklassen wird dieses Jahr ein Klassentreffen veranstalten. Und natuerlich waere ich gerne mit dabei. Denn ich finde es sehr spannend zu sehen, was aus meinen ehemaligen Klassenkameraden so geworden ist. An die Meisten kann ich mich kaum noch erinnern und wahrscheinlich wuerde ich auf so einem Treffen viele nicht mehr wieder erkennen. Aber das ist nichts Schlechtes. Denn das heisst ja nur, dass wir uns alle weiterentwickelt haben.

Ich finde Entwicklung und Veraenderung auf jedenfall interessant und bin etwas verschaemt, weil ich vermute, dass ich mich wahrscheinlich am wenigsten veraendert habe. Nicht nur optisch bin ich fast gleich geblieben – bis auf ein paar Falten – sondern auch beruflich hat sich bei mir nicht viel getan. Schon als Jugendliche habe ich mich ausschliesslich fuer Theater und Musik interessiert und auch jetzt noch beschaeftige ich mich hauptsaechlich mit Theater und Musik und das noch nichteinmal sonderlich erfolgreich.....

Einige meiner Klassenkameraden dagegen kann man als Berichterstatter im Fernsehen hoeren oder als Opernsaenger bewundern. Es gibt Wissenschaftler, Doktoren, Professoren und auch mehrfache Muetter und sogar Hotelbesitzer.

Nur was den Ortswechsel betrifft, scheine ich mich von meinem Ursprung am weitesten entfernt zu haben. Waehrend offensichtlich die meisten meiner ehemaligen Mitschueler im Landkreis oder zumindest im Land geblieben sind, muss ich aus China mit dem Flugzeug anreisen – falls ich ueberhaupt kommen kann, was noch gar nicht sicher ist.

Manchmal ist es nicht so einfach fuer mich, mit meiner Entfernung klar zu kommen. Irgendwie bin ich ja nicht nur koerperlich entfernt, sondern auch geistig und so ein Wiedersehen mit Menschen aus einem laengst vergangenen Lebensabschnitt benoetigt Mut.

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Montag, Mai 11, 2009

Akkupunktur und Orthopaedie

Nun bin ich doch ins Krankenhaus gefahren, denn ich habe Angst, dass mein Steissbein gebrochen ist. Um das aber genau zu wissen, muss man roentgen, was ich wiederum nicht will, denn ich bin vor etwa vier Jahren verstrahlt worden und soll moeglichst nicht mehr roentgen.

„Macht nichts,“ meinte der Arzt,“ es ist eh egal, ob das Steissbein gebrochen ist oder nicht, die Behandlung ist immer gleich.“

Gegen Bluterguss und Schmerzen gibt es Akkupunktur und eine gute chinesische Salbe. Die Nadeln wirken sofort.

Das gute in China ist, dass die chinesische Medizin neben der westlichen Medizin den gleichen Stellenwert hat und selbstverstaendlich mitverwendet wird. Man muss dafuer nicht extra zu einem anderen Arzt gehen. Die Aerzte, die im Krankenhaus arbeiten, verwenden normaerweise je nach Bedarf beide Arten von Medizin. Besonders in der Orthopaedie ist die chinesische Medizin wichtig und wirksam. Aber das scheint sich ja inzwischen auch in Deutschland rumzusprechen......? Jedenfalls bieten auch in Deutschland immer mehr Orthopaeden die Akkupunktur an. ...

Jetzt ist die Aussentemperatur bereits auf 35 Grad gestiegen und ich habe die Klimaanlage eingeschaltet....

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Mittwoch, Mai 06, 2009

Der Todestag

Heute vor dreissig Jahren, an einem sechsten Mai, der genauso sonnig war wie es hier der sechste Mai heute ist, hat sich meine Mitschuelerin „Muz“ umgebracht. Der Tag war gleichzeitig auch ihr Geburtstag. Obwohl ich drei Jahre juenger war als sie und Muz gar nicht so genau kannte, hat mich ihr Selbstmord tief betruebt und verwirrt.
Ich mochte Muz sehr. Sie war auch in der Theatergruppe unserer Schule – wie ich – und hat unter anderem im „guten Mensch von Sezuan“ (Bertold Brecht) den guten Menschen von Sezuan sehr ueberzeugend gespielt. Wir haben sie alle deswegen bewundert. Wir waren auch beide in der „Teestube“ und haben dort viel Zeit mit dem Lesen von sozialistischer und anarchistischer Literatur verbracht. Sie hat mir immer wieder gute Buecher empfohlen. Gegen Ende ihres Lebens sah man sie aber nur noch selten und immer schwarz gekleidet in der Teestube sitzen.

Ihr Selbstmord war erst beim zweiten Versuch erfolgreich. Vom ersten Versuch weiss ich nicht viel, beim zweiten soll sie ihrer Familie gesagt haben, dass sie eine kleine Reise mache. Sie ist aber nur in den Heizungskeller gegangen um dort ungestoert sterben zu koennen. Natuerlich haben sich dann danach alle gefragt wie so etwas passieren konnte und vorallem: warum Muz so gerne sterben wollte. Ich weiss es bis heute nicht.

An dem Ort, wo ich gross geworden bin, gab es viele Selbstmorde. Sogar die Mutter einer Klassenkameradin hat sich umgebracht und auch der Vater eines Mitschuelers. Muzis Selbstmord hatte einige Nachahmer an unserer Schule – doch wurden diese, soviel ich weiss alle gerettet. Was war nun an diesem Ort so selbstmordgefaehrdent und deprimierend? Es handelte sich hier nicht um ein durch Arbeitslosigkeit und Armut ins Abseits manoevriertes soziales Getto, sondern im Gegenteil: der Ort, an dem diese Selbstmorde passierten, war ein Prominenten Viertel im Sueden von Muenchen. Viele Menschen lebten nicht nur in einer grossen Villa mit Garten, sondern hatten auch noch einen privaten Schwimmingpool und/oder eine Segeljacht am Starnberger See. In dieser Gegend fehlte es den Menschen nicht an materiellen Guetern. Und die Selbstmoerder, die ich kenne, gehoerten alle zu den reichen Leuten und nicht zu den wenigen etwas aermeren Ausnahmen.

Auch in China gibt es Selbstmorde, aber ich glaube, prozentual weniger als in Deutschland. Trotzdem werden hier in den Apotheken staerkere Schlafmittel nur mit aerztlichem Rezept verkauft. Hotelfenster, die hoeher als im vierten Stock liegen koennen nur noch einen winzigen Spalt oder gar nicht mehr geoeffnet werden. Die Gleise in den U-Bahn Stationen werden jetzt fast alle mit Plexiglas Waenden und Schiebetueren abgesichert, so dass niemand mehr auf die Gleise springen kann. Und Waffen zu haben ist grundsaetzlich verboten.

Ich weiss gar nicht, was in Deutschland unternommen wird, um einen Selbstmord zu verhindern. Oder findet Ihr etwa, dass man das nicht verhindern sollte? Ich denke manchmal, dass gerade diese Muz eventuell noch ein glueckliches Leben haette leben koennen, wenn man ihr zur richtigen Zeit geholfen haette.

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Dienstag, April 21, 2009

Essen, was auf den Tisch kommt: Vergewaltigung? Ein Artikel im Blog "Wortgefecht"

Gerade habe ich bei Joel in seinem Blog Wortgefechtt geschmoekert und bin auf einen Eintrag ueber Kindheitserinnerungen beim Essen gestossen. Wer kennt das nicht: man ist Kind und sitzt am Tisch, vor sich einen Teller mit vollkommen ungeniessbarem, verabscheuungswuerdigem Essen, neben einem ein Erwachsener, der einen dazu zwingt diesen ekelhaften Frass hinunterzuwuergen?

Ich wuerde diese Erziehungsmassnahme als Vergewaltigung bezeichnen und ich bin sicher, dass solche Erlebnisse sehr negative Folgen fuer die Kinder haben koennen. Zum Beispiel verlieren sie ihr Gefuehl fuer sich selbst und verlernen, sich auf ihr eigenes Urteilsvermoegen zu verlassen.

Umgekehrt trifft man aber heute auch oft auf junge Menschen, die jede zweite Speise nicht essen wollen. Das ist dann die Folge des umgekehrten Extrems. Und auch nicht gut.

Ich selber bin von meinen Eltern oft zu Dingen gezwungen worden, die ich urspruenglich nicht wollte. (Zum Beispiel: Rhabarberkompott, Holunderbeerensaft, Bergsteigen.....). Aber sie haben mich meistens mit Argumenten ueberzeugt und solange manipuliert bis ich mehr oder weniger "freiwillig" gegessen bezw. getan habe, was sie wollten. Auch habe ich nie vergessen, was ich eigentlich urspruenglich wollte bezw. nicht wollte. Ich musste es auch nicht vergessen, denn meine Eltern haben mich immer wieder daran erinnert. Trotzdem habe ich mich oft manipuliert bzw. gezwungen gefuehlt. Und Rhabarberkompott bzw. Holunderbeerensaft mag ich bis heute nicht. Bergsteigen aber sehr. Geht es denn auch ohne diese "Vergewaltigungen" in der Kindererziehung? Was sind die Folgen, wenn man seine Kinder gar nicht zwingt? Gut, dass ich keine Kinder habe! Ich wuesste ueberhaupt nicht, wie ich sie erziehen sollte.

Wie war das bei Euch?

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Sonntag, Februar 22, 2009

Menschenrechte oder Konsum Gueter?

Bei ihrem Besuch in Peking soll Hillary Clinton laut Nachrichten der deutschen Welle darauf verzichtet haben die Menschenrechte anzusprechen. Das kann sie sich wahrscheinlich inzwischen auch nicht mehr leisten, denn die wirtschaftliche Entwicklung Amerikas haengt auch von dem wohlwollenden Verhalten Chinas ab. Wie Frank Sieren kuerzlich gesagt hat, werden inzwischen die meisten amerikanischen Konsumgueter in China produziert und es ist fast unmoeglich diese Entwicklung ruecklaeufig zu machen, indem man anfaengt alle Waren wieder im eigenen Land herzustellen. Es sei denn, die Amerikaner wuerden sich radikal von ihrer Konsumgesellschaft verabschieden. Doch das halten Wirtschafts Experten fuer hoechst unwahrscheinlich und sogar unmoeglich. Aber warum?

Sind die westlichen Menschen inzwischen so schwach , dass sie lieber auf ihre vielgepriesenen Werte und eventuell sogar ihre Freiheit verzichten, anstatt mal fuer ein paar Jahre den Guertel enger zu schnallen? Es geht hier nicht um irgendwelche Kleinigkeiten, sondern um historische Entscheidungen.....

Oder glaubt irgendjemand ernsthaft daran, dass es eine Welt ohne Machtkaempfe geben wird und wir ab jetzt alle immer zusammenarbeiten werden? Obwohl: Die Chinesen sind ein relativ friedliches Volk und ein bischen mehr Einfluss und Macht der Chinesen in der Welt wird wahrscheinlich nicht schaden......

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Sonntag, November 30, 2008

Polnisches Tanztheater:"Jesien-Nuembir"(Choreografie:Jacek Przybylowicz) und "Wiosna-Effatha"(Choreografie:Ewa Wycichowska)

Es ist erstaunlich wieviele kostenlose Kulturveranstaltungen es in Deutschland gibt. Am Freitagabend in der Heiligen Kreuzkirche in Berlin am Mehringdamm, konnte ich das posener Ballett mit einem modernen Tanztheater erleben. Und in der Pause sogar kostenlos Rotwein trinken. Das Ganze war eine Veranstaltung im Rahmen der Deutsch-Polnischen Begegnungen, zu denen wahrscheinlich auch das Konzert zu Pendereckis 75ten Geburtstag gehoerte.

Vor der Pause wurde das Stück namens "Frühling" (Jacek Przybytowicz) getanzt und im zweiten Teil nach der Pause das Stück "Herbst"(Ewa Wycichowska). Während ich bei dem "Frühling" sofort erkennen konnte, warum dieses Stück den Namen Frühling trug, war es bei dem "Herbst" nicht so einfach. Also fragte ich die Choreografin (Ewa Wycichowska), die mir das freundlich erklärte. Die Tänzer im "Frühling" waren in Weiss gekleidet und spielten den schmelzenden Schnee. Physikalisch war das eine relativ klare Aussage, doch auf der psychischen Ebene passierte etwas, was mich dann doch verdutzte: Eine junge Frau erfuhr von ihrem Liebhaber Gewalt. Ein nicht sehr optimistischer Frühling. Im Gegensatz dazu dann das fröhliche Kinderlachen, das vom Band gespielt wurde.
Der Herbst ist nicht etwa ein deutscher oder europäischer Herbst, sondern bezieht sich auf einen kulturellen Brauch in Marokko, was man auch an der Musik hören konnte. Die Berber sind ein nomadisches Volk. Jedes Jahr müssen die jungen Frauen versuchen einen Mann zu finden. Wer bis Herbst keinen gefunden hat, wird aus der Gesellschaft ausgestossen und muss weiterwandern. So tanzten fünf Frauen und nur drei Männer. Zwei der fünf Frauen blieben zum Schluß ohne Mann.
Die Kleidung der Tänzer war im Millitary Look und ich habe den Bezug zu Marokko und den Berbern bis jetzt nicht erkannt. Leider konnte mir auch die Choreographin nicht weiterhelfen, denn wir hatten sprachliche Probleme. Sie sprach weder English noch Deutsch und ich spreche leider nicht polnisch.

Was die tänzerischen Aspekte anbetrifft war ich von diesem posener Ballett etwas enttäuscht. Viele Bewegungen und Movements wirkten von den Tänzern nicht wirklich von innen heraus getanzt, sondern ich glaubte zu sehen, daß alles mühsam angelernt war und sich die Tänzer mit ihren Bewegungen noch nicht so richtig wohlfühlten. Ich konnte ausserdem Bewegungsabfolgen wiedererkennen, die ich schon bei Jin Xing´s Choreographien gesehen hatte. Nur, daß die polnischen Tänzer lange nicht so gefühlvoll tanzten, wie die Chinesischen. Beim Contemporary Dance ist es manchmal so, dass derartige "Zitate" und auch so eine Unsicherheit bei den Tänzern beabsichtigt sind. In diesem Fall glaube ich das aber eher nicht. Ich hatte das Gefühl, dass sich hier Choreographen mit wenig eigenen Bewegungs-Ideen bemüht haben avandgardistisch wirkenden Tanz zu produzieren. Da hilft dann so eine eigentlich spannende Story-Idee auch nicht.
Aber wie gesagt: das ist nur meine persönliche Meinung.

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Mittwoch, November 26, 2008

Sonnenstudios und Regenschirme



während ich mich zu Beginn meines Berlin Aufenthaltes noch über die vielen Sonnenstudios gewundert habe, verstehe ich inzwischen, warum es davon so viele gibt. (In Shanghai habe ich noch keines gesehen). Und Regenschirme kann man in Berlin fast so billig kaufen wie in Shanghai. ...Auf dem Foto ist übrigens kein Sonnenstudio abgelichtet, sondern blauer Himmel. Deswegen hat es meiner Meinung nach Seltenheitswert und ist besonders sehenswürdig.

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Dienstag, November 25, 2008

Pech gehabt

Nun bin ich schon seid drei Tagen erkältet und darf nicht zu meinem Bruder ins Krankenhaus. Sieht fast so aus, als ob ich umsonst in Berlin geblieben bin. Das Wetter hier ist einfach ungemütlich und anstrengend. Wer mich jetzt eine miesepetrige Jammerkatze nennen möchte, soll den Mund halten. Ich bin nunmal so. Heute bin ich total frustriert bis elf Uhr im Bett geblieben und danach zum Frühstück in eine Kneipe marschiert, in der schon am hellichten Tag Bier getrunken und Karten gespielt wird. Hier ist es wenigstens warm und der Kaffee schmeckt lecker. Ausser Kaffee habe ich mir noch eine Rinderleber mit Zwiebeln, Kartoffelbrei und Gurkensalat bestellt. Während in deutschen Restaurants die Getränke immer zu klein sind, sind die Essen meistens riesengroß. Ich schaffe noch nicht einmal die Hälfte. Ich fasse mir ein Herz und bitte darum, den Rest mit nach Hause nehmen zu dürfen. Das ist hier offensichtlich ungewöhnlich, die Bedienung zögert zuerst, doch dann bemüht sie sich, ein passendes Gefäß zu finden. (Da in Shanghai fast alle Menschen die Überreste ihres Restaurantessens mit nach Hause nehmen, gibt es dort proffessionelle, mikrowellenfeste Verpackung. Diese Verpackung kostet seid neuestem Geld, so daß wir sie mehrfach benutzen und jedesmal wenn wir ein Restaurant besuchen, die alten Schalen von zu Hause mitbringen). Alle meine Freunde behaupten, Berlin wäre sehenswürdig und überhäufen mich mit gutgemeinten Sightseeing Ideen. Doch ich will eigentlich nur meinen Bruder besuchen, was jetzt nicht geht. Also verbringe ich meine Zeit in Kneipen, Internetcafees und auch Ballett Studios...Nachmittags um vierzehn Uhr fahren die Autos schon mit Licht durch die Straßen....schluchz

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Pendereckis 75zigster Geburtstag

Auch wenn mir Berlin, was Technik, Internetcafes und U-Bahn System betrifft, vorkommt wie Chinas tiefste Provinz, so hat es doch in kultureller Sicht eine Menge zu bieten. Gestern konnte ich kostenlos ein Konzert zu Ehren Pendereckis geniessen, der seinen 75zigsten Geburtstag feierte. Leider bin ich inzwischen etwas erkältet und habe es nicht geschafft vor Konzertbeginn noch einen Kaffee zu trinken. Doch in der Pause habe ich das grosszügig nachgeholt und konnte dann das Sextett fuer: Klavier, Klarinette, Horn, Cello, Bratsche und Geige bei vollem Bewusstsein hören. Die Kompositionstechnik Pendereckis ist ziemlich speziell. So liebt es Penderecki Melodien mit Quarten, kleinen Sexten und Halbtönen zu bilden und die Instrumente auf dem gleichen Ton einsetzen zu lassen. Ein Ton wird von einem anderen Instrument übernommen und motivisch weiterentwickelt. Wie auch Ligetti und andere moderne Komponisten arbeitet er ausserdem mit Klangflächen, die durch verschiedene Tempi, Tonhöhen, Klangdichten und Rhythmen strukturiert werden.

Auch in diesem Konzert wurde moderiert, aber nicht von den Musikern selber, sondern von einem Moderator der polnischen Botschaft.

In Berlin sind um diese Jahreszeit die Tage sehr kurz und ich habe, seitdem ich hier bin, keine Gelegenheit gehabt in der Sonne zu sitzen. Das Wetter ist ausserdem kalt und dunkel. Deswegen bin ich froh, dass ich normalerweise in Shanghai leben kann.

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Sonntag, November 23, 2008

Heike Matthiesen und Martin Peake in der Schwartzschen Villa

Mein Berlin Aufenthalt wird sich um eine Woche verlängern und auch wenn der Anlaß für diesen Besuch nicht schön ist, so beginnt doch meine unfreiwillige Reise allmählich spannend zu werden.

Zufällig hat eine Freundin und Kollegin, die ich vor einiger Zeit im Internet kennengelernt habe und die auch schon in Shanghai gespielt hat, gestern in Steglitz in der Schwartzschen Villa zusammen mit dem Flamenco Gitarristen Martin Peake ein Gitarrenkonzert gegeben.

Die hübschen Flamencostücke und der sympathische, eigenbrödlerische Martin Peake haben mich erwärmt und Heike hat auch sehr gut gespielt. Das Asturias von Isaac Albeniz hat sie in einer eleganten Bearbeitung von Pepe Romero gespielt. So klingt es für meine Ohren attraktiver als die allgemein bekannte Fassung. Mir gefällt es, daß Heike vor jedem Stück kurz ein paar Hintergrundinformationen gibt. Das fördert wahrscheinlich die Konzentrationsfähigkeit im Publikum. Heike hat den Mut teilweise sehr bekannte Stücke zu interpretieren. Ich bin froh, daß ich gestern die Gelegenheit hatte dieses schöne Konzert zu hören.



Berlin ist eine gute Erfahrung für mich. Ich begegne hier vorallem freundlichen und hilfsbereiten Menschen. So hat mir zum Beispiel eine Frau, die manchmal in dem Hotel an der Rezeption sitzt, eine Gitarre ausgeliehen. Deswegen kann ich nun immer wieder etwas üben, was mir sehr wichtig ist. Ein anderer Mann an der Rezeption hat mir einen Wasserkocher auf unser Zimmer gegeben, so daß wir (meine Mutter und ich) uns selber Tee machen können. Das hilft gesund zu bleiben.
Überhaupt ist das Hanse City Hotel in der Jenaer Straße ein extrem gutes Hotel. Die Preise sind relativ günstig, aber der Service ist ausgezeichnet und das Personal sehr freundlich und hilfsbereit. Unser Zimmer ist groß und gemütlich eingerichtet und die Dusche hat einen wunderbar kräftigen Strahl, so richtig zum relaxen. Der Service im Hanse City Hotel ist genauso gut wie in China. Trotzdem bekomme ich allmählich Heimweh und freue mich, wenn hier alles wieder so einigermaßen funktioniert und ich nach Hause fliegen kann.

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Internetcafes ohne Internetanschluss

yeah. Nach einer Odyssee durch Berlin auf der Suche nach einem offenen Internet Cafe sitze ich nun doch wieder vor dem uralten Computer, der hier im Hotel kostenlos den Gästen zur Verfügung gestellt wird und zumindest fürs Notwendigste funktioniert. Die Fotos müssen dann eben nachgeliefert werden, denn USB Anschluss gibt es hier nicht.
Zuerst war ich in einem Internet Cafe am bayrischen Platz, dort wartete man verzweifelt auf den Techniker, denn schon seit gestern Abend funktioniert das Internet nicht mehr. In Deutschland ist es nicht so einfach am Wochenende Techniker zu finden. Also bin ich zum Kleistplatz gefahren, doch auch dort war das Internet Cafe geschlossen, warum stand nicht dabei. Und das am Samstagabend! Naja, Deutschland ist eben immer noch ein reiches Land, in dem wahrscheinlich die meisten Menschen sich einen Internetanschluss zu Hause leisten können. Da werden die Internet Cafes anscheinend nicht so dringend gebraucht wie in anderen Ländern. Ich fände es toll, wenn es in jeder Kneipe und jedem Cafe ein paar öffentliche Computer mit Internet Anschluss gäbe.

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Dienstag, November 18, 2008

Kultur und Gemuetlichkeit

die Frage ist, ob es sich bei meiner spontan gewaehlten Ueberschrift um eine direkte oder eine indirekte Proportionalitaet handelt. Was eigentlich hat Kultur mit Gemuetlichkeit zu tun und inwieweit foerdern sich Kultur und Gemuetlichkeit, bzw. schliessen sich gegenseitig aus? Was ist eigentlich Kultur und was Gemuetlichkeit? Beides sind relativ subjektiv veraenderbare Groessen, wobei "Gemuetlichkeit" bestimmt noch mehr subjektiv beurteilt werden wird als Kultur.

Seitdem ich vor neun Jahren nach Shanghai umgezogen bin, hat sich im kulturellen Bereich eine Menge getan. So gibt es inzwischen ein neues, modernstes Konzert Zentrum in Pudong, das "Dong Fang Yi Shu Zhong Xin". Noch nie in meinem Leben davor konnte ich Musik in einem Saal mit derartig guter Akkustik geniessen und das, obwohl ich schon relativ viel in Konzerte gegangen bin. Auch das allgemeine Angebot an Tanz, Theater und Musik Vorstellungen hat sich rasant vergroessert und ist viel moderner, niveauvoller und internationaler geworden. Wer will kann inzwischen - genau wie in deutschen Grossstaedten - taeglich zwischen vielen interessanten Veranstaltungen auswaehlen. Neue Kultur Center entstehen wie zum Beispiel das Ke Point und Maler richten sich zur Strasse offene Ateliers ein. Die Fotos zeigen ein Atelier in der Shanxi Nan Road.
Ist aber Shanghai auch gemuetlicher geworden? Ich wuerde sagen N E I N. Im Gegenteil: Die kleinen schuckeligen Suppenrestaurants verschwinden genau wie die auf der Strasse im Schlafanzug kartenspielenden alten Leute. Stattdessen vermehren sich die teuren, internationalen Restaurants und Cafes mit schickem Design. Die kartenspielende Bevoelkerung und die im Park turnenden und singenden Menschen mutieren zur angegafften Tourissmus Attraktion. Ich finde das schade.

Berlin im Vergleich. Fuer mich noch nicht beurteilbar, denn ich kenne Berlin nur besuchsweise. Deutsche Staedte waren glaub ich noch nie gemuetlich. Aber auffallend ist die penetrante Anwesenheit von Baeckereien und Cafes. Waehrend in Shanghai alle paar Meter ein Obstladen zu finden ist, gibt es in Berlin Baeckerein in jeder Strasse. Ich glaube kaum, dass es Berliner gibt, die laenger als drei Minuten von ihrer Wohnung zum Baecker laufen muessen.

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Samstag, November 15, 2008

frueh morgens

schon seit etwa fünf Uhr morgens sitze ich am öffentlichen Computer des Hotels, schreibe Mails, lese Nachrichten. Ein uralter Langsam - Computer, der viele Seiten nicht vollständig öffnen kann, dafür kostenlos Tag und Nacht benutzbar. Gestern in Berlin angekommen, bin ich nach einer Mini Pause im Hotel sofort ins Krankenhaus gefahren. Es geht schon wieder etwas besser, ich fühle mich erleichtert. Aber hier ist nicht der richtige Platz, um allzu detailiert über meine Familie zu berichten. Die würden das nicht wollen und sich nur über mich ärgern, denn sie würden sich in ihrer Privatsphäre verletzt fühlen und das muss ich respektieren. Wer hat schon Lust darauf, seine Krankengeschichte im Internet nachzulesen? Ich auch nicht!!!

Inzwischen sind die ersten Frühstücksgäste gekommen und wieder gegangen. Sie haben sich, verteilt über zwei Tische, laut auf Serbisch unterhalten. Die Sprache höre ich in Shanghai nur selten. Überhaupt: je länger ich in Shanghai lebe, desto mehr Dinge empfinde ich in Deutschland als aufällig und eigenartig, während mir meine Umgebung in Shanghai inzwischen so vertraut ist, dass ich teilweise erst durch Bemerkungen anderer Ausländer einige Besonderheiten wahrnehme.

Deswegen muss ich mir ein wenig Zeit nehmen und über Eigenarten in Berlin erzählen. Ihr, die Ihr hier wohnt, werdet diese von mir als interessant empfundenen Besonderheiten wahrscheinlich kaum noch bemerken.

Erstes Thema: irrsinnig komplizierte Fahrkartenkauferei in der U-Bahn!
gestern wollte ich mir ein 72 Stunden Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel kaufen. Doch an der U-Bahn Haltestelle, wo ich eingestiegen bin, gab es keinen Fahrkartenschalter. Nur einen Fahrkarten Automaten konnte ich finden, bei dem man aber nur mit Karte oder mit Münzen zahlen konnte. Ich wollte aber mit Scheinen zahlen. Also musste ich erst eine Station "schwarz" fahren, um zu einer U-Bahn Haltestelle mit menschlich vorhandenem Fahrkarten Service zu gelangen. Dass man in Deutschland überhaupt schwarz fahren kann und , wenn man erwischt wird, auch noch Strafe zahlen muss, finde ich unglaublich. In Shanghai hindern einen die Gates am Schwarzfahren. Sollte man es trotzdem tun oder zum Beispiel zu wenig bezahlen, bzw zu weit fahren, wird man beim Aussteigen abgefangen und muss den Restbetrag - ohne Strafe!- nachzahlen. Sehr, sehr arme Menschen (Bettler)werden auch ohne dass sie Nachzahlen, von den Kontrolleuren durchgelassen. Das Fahrkartenkaufen ist in Shanghai im wahrsten Sinne des Wortes idiotensicher. Jeder Mensch, auch nicht chinesisch sprechende Ausländer können die passende Fahrkarte an jeder U-Bahn Haltestelle ohne sich auskennen zu müssen erwerben. Sollte doch mal jemand einen Fehler machen, wird das ohne Umstände beim Verlassen der U-Bahn korrigiert.

So, jetzt frühstücke ich erstmal..

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Donnerstag, September 11, 2008

Der biometrische Pass

Leider habe ich nicht aufgepasst und mir nicht rechtzeitig einen neuen Pass machen lassen, als es noch die alten, normalen Reisepaesse gab. Nun ist er da, der biometrische Pass und ich muss mich ueber die neuen Verordnungen aergern.

Es kostet mich viel Zeit und Energie von unserem Haus in Xin Qiao zum deutschen Konsulat zu gelangen. Natuerlich habe ich auch an die Passfotos gedacht und lasse auf dem Weg noch schnell welche machen.

Im deutschen Konsulat in Shanghai gibt es etwa vier Schalter fuer Chinesen, aber nur einen Schalter fuer deutsche Staatsangehoerige, weil Deutsche bisher in Shanghai relativ selten waren. Doch seit einiger Zeit hat sich das geaendert und so muss man an diesem Schalter nun immer lange warten. Ich habe etwa eine Stunde gewartet und war natuerlich entsetzt zu erfahren, dass meine Passfotos nicht den strengen, neuen Vorschriften entsprechen und ich erstmal unverrichteter Dinge weggeschickt wurde. Waehrend man bei einer chinesischen Behoerde meistens doch noch ein Hintertuerchen fuer eine unkomplizierte Loesung des Problems findet, handeln deutsche Beamten streng nach Vorschrift und kennen keine Ausnahmen. Also begebe ich mich genervt zum naechstbesten Fotoshop, um nochmal neue Fotos machen zu lassen.

Im Internet steht, dass das Konsulat auch nachmittags geoeffnet hat. Doch leider gilt dies nicht fuer den deutschen Schalter und so muss ich am naechsten Tag nochmal den weiten Weg machen. Wieder heisst es eine Stunde Schlange stehen und – ich traue meinen Ohren nicht – auch diesmal verkuendet mir der Beamte, dass meine Fotos wieder nicht den Vorschriften entsprechen. Waehrend beim erstenmal die Augenhoehe nicht gepasst hat, ist es jetzt der Mund, der nicht vollkommen geschlossen ist. Gluecklicherweise kann ich aber diesmal auf meinem Foto bestehen, muss aber mit einer Unterschrift zugeben, dass ich fuer das unkorrekte Foto die alleinige Verantwortung trage. Jetzt erst erfahre ich, dass der neue Pass satte 94.- Euro, also 940 RMB kostet. Soviel Geld habe ich nicht dabei. Als ich bereits resigniert eingesehen habe, dass ich nun sogar noch ein drittesmal den weiten Weg machen muss, bietet mir ein Herr an, das fehlende Geld auszuleihen. Wir hatten uns waehrend der Wartezeit gut zusammen unterhalten und bereits Namenskarten ausgetauscht. Ich war uebergluecklich, erstens, weil mir dieser liebe Mensch unglaublich viel Zeit und Stress erspart hat und zweitens, weil ich mal wieder gemerkt habe, dass es auch sehr nette, deutsche Mitbuerger gibt.

Mit dem biometrischen Pass allerdings, habe ich so meine Probleme. Irgendwie fuehle ich mich nicht wohl, wenn ich wie ein Verbrecher meine Fingerabdruecke abgeben muss. Ist so ein biometrischer Pass nicht schon ein Symptom fuer einen Uberwachungsstaat? Jedenfalls wird er uns kaum zu mehr Sicherheit und Freiheit verhelfen. Nur durch intelligente und menschenfreundliche Politik kann man diese Terroranschlaege verhindern. Und vorallem: Wer selber dauernd mit dem moralischen Zeigefinger auf andere zeigt, muss sich natuerlich auch strenge Masstaebe bei der Beurteilung der eigenen Menschenrechtspolitik gefallen lassen. Nicht der Pass ist ja das Problem, sondern die Tatsache, dass man so einen Pass noetig hat! In China gibt es zum Beispiel keine biometrischen Paesse mit Fingerabdruck. Warum also glauben die Amerikaner und die Europaer immer noch, besser als andere zu sein?

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Freitag, September 05, 2008

Am Ende triumphiert die Ehrlichkeit

Nachdem ich heute morgen auf der Webseite der deutschen Welle mehrere Artikel zum Thema “China hilft Afrika” gelesen habe, ist mir zu diesem Thema folgendes eingefallen:

Der Westen – also Europa und auch Amerika stehen doch vorwiegend in christlicher Tradition, waehrend China ganz andere philosophische Wurzeln hat. Ein grosser Teil der jetztigen Unterschiede sind wahrscheinlich immer noch auf diese verschiedenen philosophischen Wurzeln zurueckzufuehren.

So haben die Christen traditionell immer sehr hohe moralische Anforderungen, die aber von der herrschenden politischen Klasse normalerweise nicht erfuellt werden. Um diese Differenz zu verbergen, muss man unglaublich komplizierte Geschichten erfinden, die dann mit viel Geschick als “Wahrheit” verkauft werden. Angefangen hat es wahrscheinlich mit dem Versuch die Menschheit an eine jungfraeuliche Geburt von Jesus glauben zu lassen. Objektiv gesehen ist so eine jungfraeuliche Empfaengniss ja nicht moeglich! Die moderneren Nachkommen von dieser Geschichte sind dann die angebliche Freiheit im Westen und noch witziger: die sogenannte Entwicklungshilfe.

Im Gegensatz dazu steht der Realismus und Pragmatismus der chinesischen Machthaber. In China weiss jeder Mensch, dass es so eine idealistische Auffassung von Freiheit und uneigennutziger Entwicklungshilfe nicht wirklich geben kann – und dass, wer gibt auch nehmen will und umgekehrt. Kurz: Man hat zu seinem natuerlichen, menschlichen Egoismus eine relativ positive Einstellung und kann die Dinge so sehen wie sie sind. Die Menschen muessen also weniger Energie verschwenden, um an Dinge zu glauben, die es gar nicht gibt. Und das ist meiner Meinung nach auch mit ein Grund fuer den Erfolg, den die chinesische Regierung in den letzten Jahren verbuchen kann. Probleme werden nicht moralisch schoen geredet, sondern man bemueht sich akzeptable Loesungen und Kompromisse zu finden mit denen alle Seiten so einigermassen zufrieden sind. Handeln statt moralische Heuchelei steht im Vordergrund. Das sieht man auch bei Chinas Engagement in Afrika.

Warum ich das schreibe? Weil ich natuerlich hoffe, dass die Menschen in Deutschland und in der westlichen Welt allmaehlich mehr offen fuer andere Weltanschauungen werden. Waehrend die Chinesen doch relativ gut ueber die westliche Welt Bescheid wissen und sich – im Gegensatz zu allen Behauptungen – auch ganz gut informieren koennen, bemuehen sich die westlichen Autoritaeten anscheinend verzweifelt, den Glauben an die Ueberlegenheit ihrer Ideologien aufrechtzuerhalten, was dann leider zu einer gewissen Fehlinformiertheit in der (westlichen) Bevoelkerung fuehrt. Dabei koennte man soviel von China lernen!

Doch ich stelle auch fest, dass sich die positiven Bemerkungen ueber China in der deutschen Presse langsam zu vermehren beginnen. So sind die Artikel, die ich heute morgen bei der deutschen Welle gelesen habe, keineswegs nur noch negativ.

Hier nochmal der Link zu den Artikeln auf DW-World.com

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Montag, August 18, 2008

Warum ich diesen Blog schreibe

Zuerstmal: diesen Blog schreibe ich vorallem fuer deutsche Leser.
Da ich sehe, dass viele Deutsche nur sehr wenig oder gar nichts ueber
China wissen und oft voll sind mit Vorurteilen, dachte ich als
Privatperson durch die Erzaehlung meiner eigenen Erfahrungen etwas
zur Voelkerverstaendigung beitragen zu koennen. Seit neun Jahren lebe
ich in Shanghai und ich lebe gerne hier. Es gibt viel Gutes zu
erzaehlen und auch die negativen Seiten, die es natuerlich gibt – wie
ueberall - sehen doch anders aus, als man es in Deutschland aus der
Presse erfahren kann.

Ich schreibe nur, was ich selber erlebe und denke und ich habe
keinerlei Interesse an Ideologien, egal woher sie kommen. Mich
interessiert das Leben und die Wahrheitssuche bei Problemen.
Jedesmal, wenn ich nach Deutschland komme, machen mich die
unglaublich negativen und teilweise gehaessigen Aeusserungen ueber
China in der Presse und auch von Bekannten traurig. Das heisst aber
nicht, dass ich nicht bereit bin die Probleme, die es hier gibt, zu
sehen! Es gibt fuer mich auch keinen Grund die Dinge hier schoen zu
reden. Was mir nicht gefaellt, gefaellt mir nicht. Und das kann ich
auch schreiben. Aber was gut ist und vorallem: was anders ist, als
man in Deutschland so denkt, sollte auch gesagt werden koennen, ohne
gleich von einigen Leuten als "Propagandaopfer" verdaechtigt zu
werden. Wer hier Opfer welcher Propaganda ist, sei dahingestellt.
Meine Meinung jedenfalls beruht auf Erfahrung und auch auf intensiver
geistiger Auseinandersetzung.

Und nun wuensche ich allen meinen geschaetzten Lesern weiterhin gute
Unterhaltung!

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Samstag, August 16, 2008

Nachtrag zum Thema Meinungsfreiheit bei der sueddeutschen Zeitung

Dass die sueddeutsche Zeitung in puncto Meinungsfreiheit offenbar wirklich ein Problem hat, kann man unter anderem auch diesem Artikel im "The Inquire" entnehmen. Hier geht es um die Moderation von Web Kommentaren des Online Magazins. 

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Die Sueddeutsche und die Meinungsfreiheit

Auf dem Rueckflug nach Shanghai habe ich im Flugzeug in einer chinesischen Zeitung einen Artikel von einem chinesischen Studenten gelesen, der sein Interview bei der Sueddeutschen Zeitung beschrieb. Weil die Sueddeutsche ueber Studenten in Deutschland aus der dritten Welt berichten wollte und der Professor des chinesischen Studenten mit diesem Projekt viel zu tun hatte, wurde der Student zusammen mit einem Studenten aus dem Sudan zu einem Interview eingeladen. Bei diesem Interview ging es nicht um wissenschaftliche Fragen, sondern die Reporterin wollte vorallem private Dinge ueber das Leben in China wissen, unter anderem auch die finanzielle Situation des Studenten und seiner Familie. Als der Student erzaehlte, dass er in China bereits waehrend der Schulzeit ein Stipendium gewonnen habe so dass seine Eltern ihn nicht unterstuetzen muessten, sondern von ihrer Rente leben koennten, schien die Journalistin sehr ueberrascht und sogar etwas enttaeuscht. Sie erzaehlte dem chinesischen Studenten von dem Interview mit dem sudanesischen Studenten, der offensichtlich sehr grosse finanzielle Probleme hatte und fragte dann: anscheinend ist die Situation in China ganz anders als im Sudan? Daraufhin erzaehlte der chinesische Student, dass das Lebensniveau in Chinas Grossstaedten etwa so sei wie in Europa. Obwohl es viele Gebiete gaebe in denen China sich noch entwickeln muesse, haette die chinesische Regierung diese Probleme bereits erkannt und wuerde auch viel tun, um das Land voran zu bringen. Aber das brauche eben alles seine Zeit. Ueber diese positive Einstellung des chinesischen Studenten zu seiner Regierung schien die Reporterin der Sueddeutschen sehr traurig und enttaeuscht. Eigenartigerweise wurde nur das Interview mit dem Sudanesen veroeffentlicht, aber nicht das mit dem Chinesen, da seine Aussagen nicht zu dem Chinabild passten, dass die Deutschen haben (sollten).

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Dienstag, August 12, 2008

Aufgehetzt und dumm

Wie man bei den Uni-Spiegel Nachrichten hier
lesen kann, hat ein deutscher Student auf dem Platz des himmlischen Friedens fuer ein freies Tibet demonstriert und ist dann, wie zu erwarten, ausgeflogen worden. Nun wird dieser Student in Deutschland gefeiert wie ein Held. Warum? Seit wann sind nationalistische Wichtigtuer Helden? Wie waere es, wenn dieser Student anstatt in Peking fuer ein "freies Tibet", zum Beispiel in Berlin fuer ein "freies Bayern" demonstriert haette? Das waere meiner Meinung nach genauso (dumm) und vielleicht wuerde dazu noch mehr Mut gehoeren. Es ist doch ein grosser Unterschied, ob man sich fuer die Gleichberechtigung aller Volksgruppen einsetzt oder nationalistische Seperatisten unterstuetzt. Seperatismus wird normalerweise immer zu Krieg fuehren, der Kampf um Gleichberechtigung nicht. Aber anscheinend ist fuer diesen Studenten China so weit weg, dass ihm derartige Fragen sowieso egal sind.

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Freitag, August 08, 2008

Paul Celan, ein Selbstmord und das Verhaeltniss der Deutschen zu China im Allgemeinen

Ein Besuch in Deutschland, das bedeutet unter anderem auch: lesen, lesen und lesen...natuerlich lese ich auch den Spiegel, obwohl mir diese Zeitung auf Grund ihrer ungerechten Berichterstattung ueber den Tibetkonflikt vor einigen Monaten, zur Zeit eher unsympathisch ist. Der neuere Artikel ueber China ist besser, sucht mehr die Dokumentation.

Aus einem anderen Artikel in diesem Spiegel entnehme ich, auch wenn es so nicht geschrieben steht, dass der Selbstmord von Paul Celan wahrscheinlich auch mit dem Verhalten der Nachkriegsintellektuellen zusammenhaengt. Gerade die Nachkriegs - Schriftsteller, die sich auf Grund ihrer Vergangenheit keine groesseren Vorwuerfe machen mussten - wie z.B. Heinrich Boell - haben sich anscheinend oft unbewusst antisemitistisch verhalten und ...naja ich will das nicht naeher ausfuehren, denn es ist nur ein Gedanke von mir nach dem Lesen des Aufsatzes ueber die Liebesbeziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan.

Auch ich sehe, dass sogar heute noch viele Deutsche - obwohl sie sich selber fuer weltoffen, demokratisch und gebildet halten, trotzdem sehr arrogant und eigentlich rassistisch sind. Zumindest, wenn sie ueber China sprechen. Die Tatsache, dass in China eine postkommunistische Regierung herrscht, wird als Grund genommen, voller ungerechter Aggression und sehr einseitig in den Zeitungen auf China zu hetzen. Und nicht nur das: auch den Chinesen wird unterstellt weniger gefuehlvoll und moralisch zu sein, als man selbst zu sein glaubt. So hat kuerzlich eine Dame, die einen Vortrag ueber ihr Leben in China gehalten hat, die Hilfsbereitschaft der Chinesen als sehr neue chinesische Errungenschaft dargestellt. Nur: auch wenn sie es vielleicht erst jetzt bemerkt hat: aber hilfsbereite Chinesen gibt es schon sehr lange.

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Montag, August 04, 2008

Ferien in Stuttgart

Nach einem aufregenden Gitarren Wettbewerb in Schwerte/Iserlohn bin ich nun wieder in Stuttgart und dachte waehrend meines Aufenthaltes hier manchmal ins Ballett Training zu gehen. Doch die Stuttgarter machen Ferien. Ist doch viel zu heiss fürs Training sagt man mir. Komisch. Ich dachte in den Ferien wäre das allgemeine Interesse an guten Tanzmöglichkeiten noch grösser als sonst. Schliesslich sind Ferien und die Leute haben Zeit! In Shanghai jedenfalls werden während der Sommerferien die Kurse vermehrt und die Teilnehmerzahl steigt rapide. Doch hier? Absolute Ruhepause! Gähn...So bleibt mir nichts anderes übrig als spazieren zu gehen und meine Sehnenscheiden Entzündung zu kurieren. Das ist ohne Sport gar nicht so einfach. Immerhin freuen sich die Gaense und Schwaene im Stadtpark ueber mich. Gestern haben sie mich zur Begruessung sogar in die Waden gezwickt, damit ich nicht vergesse, beim naechsten Spaziergang wieder die leckeren Broetchen mitzubringen. Mit einem der Schwaene verstehe ich mich ganz besonders gut. Er will mir immer aus der Hand fressen und verjagt die Gaense, die das auch versuchen. Fotos von meinen neuen Freunden gibt es aber erst, wenn ich wieder in Shanghai bin. Salute!

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Montag, Juli 28, 2008

Essen in Deutschland - Teil 2 : ein Kulturschock?

nach dem Ausgeh Versuch in Stuttgart bin ich nun zu einem Gitarrenseminar nach Schwerte gefahren. Auch hier habe ich bereits einige Ueberraschungen erlebt: So ist man nicht bereit, mir heisses Wasser fuer meine selbstmitgebrachten Teebeutel zu geben. Ich soll mir an der Theke Getraenke kaufen, die ich aber weder mag noch vertrage (Cocacola und Consorten). In China bekommt man jederzeit und ueberall kostenlos heisses Wasser. Und dann sind hier - in Schwerte - die Kaffeetassen winzig, so dass mein Fluessigkeitsbedarf offiziell gar nicht gedeckt werden kann. Ich helfe mir, in dem ich das kalte Wasser aus der Leitung trinke. Kalt, bzw. eiskalt waren auch die Nektarinen, die neben der Kaeseplatte beim Fruehstuecksbuffet lagen. Ich denke die wurden aus dem Gefrierfach genommen und nicht vollstaendig aufgetaut. Weil ich so kaltes Essen nicht vertrage, wollte ich die Nektarine mit aufs Zimmer nehmen. Das wollen die Bediensteten aber nicht so gerne. Nun habe ich schon meinen ersten Durchfall gehabt. Sehr ungesund! Ueberhaupt hat sich Deutschland sehr negativ veraendert. Waehrend die Chinesen immer behaupten, dass die Deutschen puenktlich seien und sich an ihre Abmachungen halten wuerden, kam heute in Schwerte sogar der oeffentliche Bus fuenf Minuten zu spaet. Und auch sonst: man kann sich hier auf nichts verlassen, hoechstens darauf, dass die Mehrheit der Menschen relativ geizig ist. So muss man sich sogar Zahnbuerste, Seife und Hausschuhe selber mit ins Hotel bringen. Fehlt gerade noch, dass sie fuer jedes Handtuch einen Euro extra verlangen. Tsss.....

Aber eine positive Ueberrschung gibt es auch: wenigstens sind die Menschen auch hier sehr freundlich. Netter als ich es in Erinnerung hatte....:-) und laestern macht Spass! Das kann man ueberall.....oh

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Sonntag, Juli 27, 2008

Essen in Deutschland

So. Es sind Ferien und ich sitze irgendwo im Suedwesten Deutschlands in einem Internet Cafe und schreibe Zustands und Reiseberichte. Im Hintergrund Latinmusik und Tabakduft. Ich habe heute meine Mutter zum Essen ausgefuehrt. Nun moechte ich ablaesteern. Verglichen mit Shanghai ist Deutschland eine kuemmerliche Service Wueste mit fettem, salzigem und nahezu ungeniessbarem Essen. Das erste Restaurant haben wir ungegessen wieder verlassen, weil auf dem Speiseplan kein essbares Gericht zu finden war. Zur Entschuldigung sei gesagt, dass es sich bei diesem Restaurant um einen Biergarten gehandelt hat - entsprechend gab es Haxen, Wurstsalat und co. Beim zweiten Restaurant sah zumindest die Speisekarte interessanter aus, aber dafuer waren die Kellner und Kellnerinnen ueberbeschaeftigt und die Wartezeit fuers Essen betrug mehr als eine Viertelstunde. Was wir dann in unserem Teller sahen, hatte mit dem appetitlichen Namen auf der Speisekarte nur wenig Aehnlichkeit. Statt Pilze und Kartoffeln, gab es in einer dicken Buttersahnesosse schwimmende wenige Pilzstueckchen und Kartoffelpuffer. Egal. Dafuer haben wir spaeter beim Eis gut zugelangt. Kein Wunder, dass man vorallem uebergewichtige Menschen hier sieht - bei so einem Essen....ekelig. Gluecklicherweise kann meine Mutter ganz gut kochen.

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Freitag, Juli 11, 2008

Die Deutschen und das Internet

Obwohl niemand ernsthaft auf die Idee kaeme Deutschland als Entwicklungsland zu bezeichnen, so moechte ich doch behaupten, dass zumindest was die Internet Auftritte von Kulturtraegern wie Musik oder Tanzschulen betrifft, Deutschland sich in einer Art vorsintflutlicher Ignoranz befindet. Ich glaube nicht, dass man die Tatsache, dass allein in Stuttgart von den 12 im Branchenbuch eingetragenen Ballettschulen nur die Pleva Ballettschule eine Homepage hat, auf Geldmangel der Inhaber zurueckfuehren kann. Es zeigt, dass ein Grossteil der deutschen Bevoelkerung nicht auf dem Laufenden ist und aus irgendwelchen Gruenden die Vorteile des Internets nicht zu schaetzen weiss. Eine eigene Homepage erleichtert den zukuenftigen Kunden das Leben sehr! Anstatt jedesmal einen halben Tag Zeit mit Anrufen oder Vorbeischauen zu verschwenden, koennen sie sich auf der Homepage in Ruhe ueber Stundenplan, Preise, Termine, Lehrer und dergleichen informieren. Das erspart beiden Seiten viele unnuetze Worte! Ausgerechnet die Menschen, denen das Internet am meisten helfen koennte, sind in Deutschland im Internet fast nicht erreichbar: So kenne ich mehrere ausgezeichnete Musiker, die weder Homepage noch Internetanschluss besitzen. Ein Riesenfehler!

Ich glaube, was die Akzeptanz von Computer und Internet anbetrifft, sind die Menschen in China viel weiter. Anstatt auf Aengste und Vorurteile trifft man hier auf Neugier und grosses Interesse. Es wird hier wohl kaum eine Schule geben, die keinen Internet Auftritt hat.

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