Dienstag, Mai 05, 2009

Der Aerger mit meinem Blog

Wie schon oft erwaehnt, freue ich mich darueber, dass inzwischen relativ viele Menschen meinen Blog lesen. Doch manchmal hat das auch negative Folgen. So wurde zum Beispiel mein Artikel ueber den Ballett Unterricht anscheinend von meinen chinesischen Lesern als Kritik am chinesischen Unterricht aufgefasst und offensichtlich hat sogar jemand (wahrscheinlich Studenten aus der Ballett Schule, die hier auch mitlesen) den besagten Trainer ueber diesen Artikel informiert. Und zwar so, dass dieser Lehrer, der selber kein Deutsch spricht und deswegen nicht selber meinen Artikel lesen kann, nun ganz falsche Dinge ueber mich denkt. Und sein Verhalten zu mir sehr negativ veraendert hat.

Der Artikel war eigentlich positiv gemeint. Mir hat der Unterricht ja sehr gut gefallen. Ich wollte eigentlich nur zeigen, dass es nicht auf das Unterrichts System, sondern auf den Lehrer ankommt. Wichtig ist doch, dass ein Lehrer fleissig ist und sich um seine Schueler kuemmert. Und wenn Lehrer diese positive Einstellung haben, koennen sie im Grunde machen was sie wollen, denn die Schueler werden immer zufrieden sein.

Ich bin solchen Missverstaendnissen hoffnungslos ausgeliefert und kann in solchen Faellen gar nichts machen. Wie soll ich denn etwas aufklaeren, wenn man nicht offen mit mir spricht?

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Freitag, April 24, 2009

Die Kulturunterschiede, wenn man – wie ich - mit einem unvorsichtigen Mundwerk ausgestattet ist....

Es heisst ja immer, dass manche Leute mit dem Mund denken – anstatt mit dem Kopf und auch wenn ich mich nun schon mehrere Jahrzehnte darum bemuehe diese etwas unpraktische Angewohnheit zu aendern, passiert es mir immer wieder, dass ich - speziell wenn ich mich mit sympathischen Menschen unterhalte – oft vorschnell Dinge sage, die ich vielleicht bei genauerer Ueberlegung anders oder gar nicht formuliert haette. Auch in Deutschland hat mich das schon oft in unangenehme Situationen gebracht, aber in China jetzt ist dieser Charakterfehler mein groesstes Unglueck. Ihr koennt Euch gar nicht vorstellen, was fuer Qualen mir schon deswegen entstanden sind!

Dazu kommt erschwerent, dass ich hier viel mehr Beachtung bekomme, als eigentlich notwendig waere. Alles, was ich vielleicht nur so aus Spass und um mir etwas Luft zu verschaffen daher flapse, wird ernst genommen und hat Konsequenzen.

So bin ich es von Deutschland gewohnt, dass ich z.B. mit befreundeten Mitstudenten oder Kollegen ohne Probleme auch mal ueber einen Lehrer oder einen Vorgesetzten sprechen kann, ohne dass gleich Alles „weitergemeldet“ wird. Hier aber wird offensichtlich alles, was ich so im Vertrauen mit einigen Leuten spreche, gleich umgehend weitergesagt und zwar wahrscheinlich sogar in guter Absicht. Zumindest wuerde ich meinen Freundinnen hier keine schlechten Absichten unterstellen, denn sie moegen mich ganz sicher, und haben keinen Grund mir schaden zu wollen. Aber da gibt es ja dann die Kulturunterschiede, die bewirken, dass vieles, was ich sage, falsch interpretiert wird......

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Samstag, April 18, 2009

Meine Schwiegermutter kommt zurueck

Heute holt mein Mann meine Schwiegermutter zu uns nach Hause zurueck. Sie war fast drei Wochen bei ihrer Schwester, weil meine Haushaelterin ihren Bruder im Krankenhaus pflegen musste. Die Schwester meiner Schwiegermutter ist aber auch schwerkrank, so dass wir mit schlechtem Gewissen meine Schwiegermutter als zusaetzliche Belastung in der Familie gelassen haben.

Krankheiten und Alter beeintraechtigen hier die Familien sehr. Viel mehr als in Europa, wo man seine kranken und alten Menschen einfach im Krankenhaus oder Altersheim von professionellem Personal pflegen lassen kann. Hier muss jedes Mal die Familie ran und das ist wirklich nicht einfach. So war eine Freundin von mir gerade zwei Wochen in Peking, um ihren Vater im Krankenhaus zu pflegen. Sie musste dafuer nicht nur ihren Arbeitgeber um Urlaub bitten, sondern ihr eigenes Leben komplett vernachlaessigen. Jetzt ist sie muede und erschoepft zurueck in Shanghai und muss alles nacharbeiten, was in dieser Zeit liegen geblieben ist. Das ist richtig hart.

Ich bin eigentlich ziemlich allergisch gegen zuviel Familie. Mich nerven alte Menschen , wenn ich laengere Zeit mit ihnen zusammen sein muss. Ausserdem haben wir keine Kinder, weil wir beide mit unserem eigenen Leben beschaeftigt sind. Zuviel Familie bedeutet Stress und ist auch irgendwie eine Zeitverschwendung, weil es einfach nur nervt. Ich finde Krankenhaus und Altersheim mit professionellem von einer Krankenkasse gezahltem Pflegepersonal die bessere Loesung. Aber nun bin ich hier und muss mitmachen. Und das ist auch in Ordnung, zumal ich normalerweise eine fantastische Haushaelterin habe. Ausserdem mag ich meine chinesische Verwandtschaft.

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Freitag, März 27, 2009

Familienprobleme: meine Schwiegermutter wird ihre Schwester besuchen

Die Schwester meiner Schwiegermutter ist sehr krank. Wahrscheinlich hat sie Lungenkrebs. Sie ist aber nicht im Krankenhaus, sondern wird bei sich zu Hause von noch einer anderen Schwester und ihren Kindern gepflegt. Trotzdem ruft sie immer wieder bei uns an, weil sie sich wuenscht, dass meine Schwiegermutter sie besucht.

Ploetzlich hat nun auch noch der einzige Bruder meiner Haushaelterin einen Herzinfarkt bekommen. Da er sonst keine Angehoerigen hat, die ihn im Kankenhaus pflegen koennen – hier wird man auch im Krankenhaus immer von den Familienangehoerigen versorgt – muss nun meine Haushaelterin Hals ueber Kopf zu ihrem Bruder verreisen.

Meine Schwiegermutter leidet unter Alzheimer und kann nicht alleine leben. Deswegen ist sie schon vor einiger Zeit zu uns gezogen und wird vorwiegend von meiner Haushaelterin betreut. Wenn meine Haushaelterin nun wegfahren muss, werde ich hier sehr belastet sein. Was tun?

Meine Haushaelterin hat das Problem fuer mich geloest und wird meine Schwiegermutter erst zu ihrer Schwester bringen, bevor sie zu ihrem Bruder weiterfaehrt. Ich bin ganz geruehrt ueber soviel Umsicht und freiwillige zusaetzliche Hilfe.

Meine menschlichen Erlebnisse hier sind sowieso ueberwiegend sehr positiv und das ist wieder so eine sehr, sehr gute Erfahrung.

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Dienstag, März 24, 2009

Unsere Sendung laeuft schon seit gestern

Und ich habe selber den ersten Teil verpasst. Wer haette gedacht, dass die so schnell arbeiten koennen?

Heute morgen bin ich dann frueh aufgestanden, denn natuerlich war ich sehr neugierig mich im Fernsehen zu sehen. Das sieht ja ganz gut aus. Besser als ich dachte!

Darum bin ich nun schon wach und schreibe hier. Aber immer, wenn es viele Dinge gibt, die mir im Kopf herumgehen und die ich gerne jemandem erzaehlen wuerde, kann ich hier ueberhaupt nichts mehr schreiben. Ich bin wie blockiert. Wenn ich anfangen wuerde etwas zu sagen, dann waere das viel zu privat und zu persoenlich und wuerde mir nur unnoetige Schwierigkeiten bereiten. Nicht dass ich nicht bereit waere auch mal ganz persoenliche Probleme auszusprechen, - alles was ich bisher geschrieben habe ist ja persoenlich und ernst gemeint -, aber – na ja – ich muss eben erst mal Ordnung schaffen in meinem Kopf und das macht man doch am besten ganz alleine, oder?

Jedenfalls bei mir ist das so.

Bei mir gibt es heute einen Gitarren Tag. Nach dem Fruehstueck werde ich den Primavera Portena Tango von Piazolla weiter ueben und nach dem Mittagessen muss ich meine deutschen Schueler in Lakeside unterrichten. Und auf diese Weise werden sich bei mir alle Dinge so nach und nach relativieren und wenn ich abends immer noch Probleme habe, dann uebe ich noch mal Gitarre und gehe frueh ins Bett.

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Samstag, März 07, 2009

Bettler in Shanghai

Shanghai ist und bleibt eine Stadt, die mich motiviert und in vieler Hinsicht anregt, trotz der sozialen Haerten und der Ungereimtheiten auf die man taeglich trifft, wenn man sich nicht irgendwelche Abwehrmechanismen zulegt.

Eine Art sich gegen den Anblick von bettelnden und notleidenden Menschen zu wehren ist die hier weitverbreitete These, dass die meisten Bettler „sowieso in Banden organisiert seien“ und dass viele Bettler ihren „Zuhaeltern“ alles Geld abliefern muessten. Diese „Zuhaelter“ aber seien reiche verbrecherische Maffiabosse. Deswegen duerfe man den Bettlern kein Geld geben. Wer einem Bettler helfe, unterstuetze in Wirklichkeit das internationale Verbrechen.

Was ist nun dran an dieser unglaublichen Behauptung ?

Ich beobachte seit Jahren unter diesem Aspekt die Bettlerszene, und bin zu folgendem Ergebnis gekommen: tatsaechlich gibt es organisierte Bettlergruppen, die fuer einen Boss arbeiten. Aber: es gibt auch sehr viele Bettler, die nicht zu so einer Gruppe gehoeren. Und vor allem: bei den meisten Bettlern handelt es sich um wirklich arme Menschen, die im Elend leben und offensichtlich keine andere Moeglichkeit haben.

Auf meinem Weg zum Ballet treffe ich regelmaessig vor allem zwei Bettler. Natuerlich treffe ich viel mehr als zwei Bettler auf dem Weg, aber mit diesen beiden Bettlern habe ich mich ein bischen angefreundet. Beide kenne ich seit mehreren Jahren und sie kennen mich natuerlich auch. Wir gruessen uns und freuen uns, wenn wir uns begegnen.

Der eine ist ein Mann, mit schrecklich verstuemmelten Haenden der anscheinend keine ausreichende medizinische Behandlung bekommen hat. Auch sein Gesicht ist entstellt. Er kauert fast immer an derselben Stelle und traut sich nicht, die Menschen anzuschauen. Wahrscheinlich hat er schon erlebt, dass sich die Kinder vor ihm fuerchten. Dabei hat er schoene Augen und auch eine angenehme Stimme.

Die andere ist eine Bettlerin. Sie ist eine mittelalte Frau, die in einem Puppenwagen sitzt und von der man eigentlich nur den vollausgewachsenen Kopf wahrnimmt. Ihr Koerper ist so klein wie bei einem dreijaehrigen Kind. Ein Frauenkopf in einem Puppenwagen, der mit einer Babyhand eine Blechschuessel hinhaelt in die man Geld hineinwerfen soll. Tut man das und schaut dabei dieses Gesicht an, merkt man, dass sich jemand freut. Sie antwortet mit einer schoenen, normalen und deutlichen Stimme, bedankt sich fuer die Gabe und ist auch zu einem Gespraech bereit.

Diese beiden Bettler sind zwar schwer behindert, aber beide offensichtlich intelligent und sehr freundlich. Wir moegen uns und ich glaube kaum, dass einer von ihnen fuer die Maffia taetig ist. Und wenn: es ist mir egal. Ich kann nicht nur, weil es eventuell sein koennte, dass die Leute von irgendeinem Verbrecher benutzt werden, immer gegen meine Gefuehle handeln.

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Sonntag, März 01, 2009

Ein Plaedoyer fuer die Internet Kultur

Immer wieder muss ich feststellen, dass die ueberwiegende Mehrheit meiner offline Frueunde und Kollegen dem Internet und auch speziell der Bloggerszene sehr skeptisch und sogar ablehnend gegenueberstehen. Blog schreibende Menschen sind in den Augen dieser meiner Freunde exhibitionistisch veranlagte in der Pubertaet stehen gebliebene, weltfremde Zeitverschwender. Eine Deutschlehrerin sagte mir, dass sie nicht bereit sei Blogs zu lesen, denn da schreibe „Hinz und Kunz“ und so was interessiere sie nicht, da sei ihre Zeit zu kostbar. Uff.
Ich dagegen bin bisher eigentlich nur interessanten Blogs begegnet . Die so viel beschworenen „Zeitverschwender Dummi Blogs“ finde ich einfach nicht. Es kommt wohl beim Bloggen und Twittern nicht nur auf den Schreiber, sondern auch auf den Leser an. Fuer mich sind gerade die dahingeworfenen Aeusserungen mitteilungsbeduerftiger Zeitgenossen literarisch wertvoll. Einige sind zugegebenermassen sprachgewandter, man wird von feingewebten und ueberraschend gestalteten Saetzen in den Bann gezogen, andere schreiben eher so wie ihnen gerade der Mund gewachsen ist – mich interessiert das Alles. Es gibt keine uninteressanten Blogeintraege fuer mich, denn sie alle sind Ausdruck dieser Zeit und spiegeln den momentanen Zustand eines schreibenden Menschen. Und wer schreibt, der denkt.

Es gibt auch Blogger – und zu denen zaehle ich mich selber, deren Sprachniveau und Ausdrucksfaehigkeit schwankt und ganz offensichtlich von allen moeglichen Faktoren abhaengig ist. Aber auch diese – ungewollten – Beeintaechtigungen interessieren mich. Ich kann beim Lesen von Blogs eine Menge erfahren und lernen . Und ich bewundere die Menschen, die offen aus ihrem Leben berichten koennen. Ich selber versuche das ja auch, aber ich weiss, dass ich vieles nicht sagen kann, was ich eigentlich gerne sagen wuerde und was nicht zu schreiben sicher schade ist, denn in Wirklichkeit geht es ja auch beim Erzaehlen privater Dinge gar nicht um diese private Lebensgeschichte, sondern um allgemeingueltige Wahrheiten.

Soviel zum Bloggen. Aber Internet Kultur besteht ja nicht nur aus Weblogs, sondern auch aus Seiten wie Youtube und Google. Wie uninformiert und abgeschieden von meinen Kollegen waere ich in Shanghai ohne Youtube! Aber so koennen ich und auch meine Schueler uns Filme von anderen Gitarristen anschauen und bei Gelegenheit entstehen durch das gegenseitige Anschauen bzw. Hoeren von Filmen sogar Freundschaften. Und gerade die Tatsache, dass jeder mitmachen darf, fasziniert mich. Endlich mal haben auch nichtkommerzielle Projekte Chance von einer Oeffentlichkeit wahrgenommen zu werden!

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Samstag, Februar 14, 2009

Noch mehr Frustgedanken: dievommond beschwert sich

Auch in Deutschland hat man es als avantgardistische Musikerin nicht leicht, denn gerade in Deutschland werden Menschen und Musik gerne in Schubladen geschoben, man denke nur an die rigorose Trennung zwischen “ernster” Musik und sogenannter Unterhaltungsmusik. Ich schliesse mich hier durchaus mit ein und merke immer wieder, dass ich selber auch in diesem Kategorien Denken befangen bin. Und dann die unertraegliche Ignoranz gewisser ansonsten durchaus ernstzunehmender und denkfaehiger Menschen, die sich auf anderen Gebieten bestens auskennen, aber in punkto Musik auf dem Niveau eines “Bildzeitungslesers” stehen geblieben sind! Zu dieser Sorte Menschen gehoeren auch viele meiner guten Freunde, was mein Leben nicht einfacher macht.

In China ist eben dieses Phaenomen noch viel mehr ausgepraegt. Es gibt dort prozentual gesehen weniger professionelle Musiker als in Europa, aber eine riesige Menge von sing – und musizierfreudigen Laien, die zu allem Ueberfluss auch noch mit einem ueberdimensional gut entwickelten Selbstbewusstsein ausgestattet zu sein scheinen. So muss man sich bei jeder Gelegenheit von gefuehlsgeschwellten Karaoke Auffuehrungen mit teilweise recht trivialen Liedern ueberfluten lassen, die dann von riesigen Publikumsmassen mit begeistertem Applaus belohnt werden. Klassische Gitarrenkonzerte sind dagegen hier nicht beliebt und beduerfen extrem guter Reklame und beruehmter Namen, um ueberhaupt einige Besucher anzulocken. Naja, bei den Romeros war der Saal voll, aber nach der Pause ist die Haelfte des Publikums nicht mehr wiedergekommen und am meisten geklatscht wurde erwartungsgemaess bei den populaeren Flamenco Hits und nicht etwa bei den etwas kantigeren und vielschichtigen Stuecken.

Waehrend ich mit meinem Musikhochschul Diplom in Deutschland an einer staedtischen Musikschule eine gesicherte Arbeit mit BAT Vertrag hatte, habe ich hier nur eine selbstgegruendete Gitarrenschule, die offiziell noch nicht einmal das Recht hat, sich als Schule zu bezeichnen und im Grunde nichts weiter ist als ein mit einem huebschen Namen verschleierter Privatunterricht ohne jegliche Absicherung und auch mit relativ geringem Verdienst. Im Grunde braucht mich hier niemand wirklich, ausser vielleicht meine Schueler, die mich schaetzen. Im Gegenteil: die chinesischen Gitarrenlehrer scheinen sogar meine Konkurrenz zu fuerchten – wie ich das immer wieder zu spueren bekomme, moechte ich hier nicht naeher erklaeren.

Und jetzt hat auch noch meine Schwiegermutter den ausdruecklichen Wunsch fuer immer bei uns wohnen zu duerfen. Nicht, dass ich etwas gegen meine Schwiegermutter habe: meine Schwiegermutter ist eine gutmuetige Frau und wir verstehen uns sehr gut. Dass ich trotzdem lieber mit meinem Mann alleine wohnen wuerde, kann sie aber nicht verstehen und ich glaube, viele Chinesen koennen das nicht verstehen und finden meinen Wunsch egoistisch und unfair. Schliesslich ist meine Schwiegermutter sehr nett und ausserdem alt und krank….

Ich fuehle mich aber dadurch – wahrscheinlich grundlos? – in meiner Freiheit bedroht und merke, dass ich mich zu Hause nicht mehr richtig konzentrieren kann.

So sitze ich heute mit meinem Leptop woanders – wo verrate ich nicht! – und schreibe mir den Frust von der Seele. Gestern war ich im Training und musste vor dem Unterricht die Toilette benutzen. Sie war verstopft. Am Waschbecken lagen die Innereien von irgendeinem geschlachteten Tier, dass der Hausmeister dort entweidet hat, ausserdem gab es keine Seife, sondern nur Kloputzmittel und ein Desinfektionsmittel, dass ich dann schliesslich zum Haendewaschen benutzt habe. Danach haben meine Haende stundenlang nach Clor gerochen. Trotzdem habe ich aber gut trainiert und heute sogar ein bischen Muskelkater.

Heute morgen bin ich dann mal wieder in einem hoffnungslos ueberfuellten Buss unten auf dem Tuerabtritt gestanden. Es war so eng, dass es nur Platz fuer einen meiner Fuesse gab. Die Fahrt ging ueber die zur Zeit gesperrte und nur fuer oeffentliche Busse freigegebene Autobahn und nach zwanzig Minuten war der Fuss, den ich nicht auf den Boden stellen konnte, komplett eingeschlafen. Da bin ich beim Aussteigen fast aus der Tuer gefallen. Doch trotz alledem gefaellt es mir hier gut und ich merke, wie die chinesische Umgebung meine Lebensenergie freisetzt. Auch wenn ich mich manchmal beklage: ich bin doch sehr gerne hier!

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Dienstag, Januar 27, 2009

von Shanghai nach Ningbo-Beilun: ein Versuch mit meiner neuen Videocamera

http://www.youtube.com/watch?v=2DhLW4aSirY



Durch die Konvertierung zu dem Youtube Format hat sich die Farbqualitaet und die raeumliche Tiefe sehr verschlechtert. Dazu kommen meine Anfaengerschwierigkeiten......Ich habe das Video hier trotzdem gepostet fuer alle die, die unter Fernweh leiden ...

Ich habe zuerst die 38km lange Bruecke ueber das Meer gefilmt und dann unseren Ausflug nach Beilun - einen Stadtteil von Ningbo am Meer. Was ich Euch hier nicht zeige: unsere Silvesterfeier in der neuen Wohnung meiner Schwaegerin mit Feuerwerk und unseren Spaziergang am DongQian See. Das waere sonst einfach zu lange geworden...und: in der Kuerze liegt bekanntlich die Wuerze!..

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Freitag, Dezember 26, 2008

Weihnachten und die Gefuehle

Ich bin in den letzten Tagen immer wieder von in Deutschland lebenden Freunden gefragt worden, wie ich hier Weihnachten feiere, ob man weihnachtliche Gefuehle entwickeln kann usw...

Nun, das kommt doch nicht aufs Land, sondern in erster Linie auf die Familie an! Mein Mann und ich haben weder irgendeine extrem ausgepraegte religioese Bindung noch Kinder, die Traditionen einfordern. Wir haben auch in Deutschland keinen Weihnachtsbaum ins Wohnzimmer gestellt und uns eher versucht den feierlichen Aktivitaeten zu entziehen (als Musikerin ist das aber gar nicht so einfach!Auch in China habe ich jedes Weihnachten mindestens eine Mucke).

In China gibt es natuerlich auch Christen, die Weihnachten feiern und es gibt vor allem viele neugierige Menschen, die einfach aus Lust auf Party versuchen an Weihnachten „Highlife“ zu machen. So sind die Geschaefte und die Strassen patschvoll und die U – Bahnen bis tief in die Nacht hinein ueberfuellt. Es gibt sogar vereinzelt Feuerwerk. Extra Ferien gibt es aber an Weihnachten nicht. Mein Mann war dieses Jahr auf Dienstreise und ich ganz normal im Balett Training ....

Fuer mich ist Weihnachten hier trotzdem sehr atraktiv: meine deutschen Gitarrenschueler sind alle in Ferien geflogen und meine beste Freundin aus Kanada ist auf Besuch in Shanghai. Ich habe also etwas mehr Freizeit als sonst und kann mich oefter mal mit meinen Freunden treffen. Wir sind eine kleine Gruppe von Leuten, die sehr viel Freude miteinander haben und jedes Mal wenn Paula aus Kanada zurueckkommt verbringen wir viele schoene Stunden zusammen. Das ist richtig gut.

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Freitag, Dezember 05, 2008

Auslaenderfeindlichkeit in Shanghai?

Nachdem mich meine deutschen Bekannten immer wieder auf dieses Thema hin ansprechen, moechte ich hier kurz meine Meinung darlegen.

Seitdem ich vor fast zehn Jahren nach Shanghai umgezogen bin, hat sich das Verhalten der Shanghaier gegenueber Auslaendern schon etwas geaendert. Waehrend noch vor einigen Jahren die Neugier und Hochachtung ueberwog und fast alle Chinesen stolz darauf waren, einen Auslaender zu ihren Freunden zaehlen zu duerfen, sind die Chinesen inzwischen ganz klar ernuechtert.

Diese neuere Skepsis und Enttaeuschung hat natuerlich Ursachen und ist auch noch lange nicht mit Auslaenderfeindlichkeit gleichzusetzen. Man hat nur ganz einfach festgestellt, dass die nach Shanghai stroemenden Auslaendermassen fuer den Normalchinesen doch nicht soviel Vorteile bringen wie urspruenglich erhofft.

Die Shanghaier sind relativ pragmatisch veranlagt und aehneln meiner Meinung nach in vieler Hinsicht den Bayern. Shanghaier sind stolz darauf Shanghaier zu sein und glauben grundsaetzlich, dass Shanghai die schoenste und beste Stadt der Erde sei. Chinesen, die aus anderen Teilen Chinas hinzuziehen, werden erstmal fuer nicht ganz voll genommen. Zur engeren Freundschaft oder vor allem auch zum Heiraten sucht man sich auf jedenfall am liebsten Seinesgleichen. Tausende von Ausnahmen bestaetigen die Regel.

Von den Auslaendern erhofft man sich in erster Linie Vorteile. So sucht man sich einen auslaendischen Freund, weil man zum Beispiel sein Englisch verbessern moechte, eine bessere Arbeit sucht oder eine Chance fuer einen Auslandsaufenthalt braucht. Oder weil man Auslaender grundsaetzlich fuer reich und maechtig erachtet. Doch nun merken immer mehr Shanghaier, dass nicht alle Auslaender, die in Shanghai leben, reich und maechtig sind. So gibt es verglichen mit vor zehn Jahren immer weniger Gruende sich mit einer Langnase anzufreunden. Die Auslaender haben ein bischen ihre Attraktivitaet verloren und gleichen immer mehr den sogenannten „Waidiren“ – also den von einer anderen Provinz eingewanderten Chinesen. Deswegen die Ernuechterung bei den Shanghaiern. Doch diese neuere Entwicklung wuerde ich nicht als Auslaenderfeindlichkeit bezeichnen. Die Shanghaier sind nur einfach gegenueber Auslaendern realistischer geworden. Und dass ungebildete Menschen vorallem Mitgefuehl mit ihren eigenen Leuten haben und fremde Menschen eher skeptisch betrachten, ist auf der ganzen Welt gleich. Shanghai ist also nur , was die Behandlung von Auslaendern betrifft, zur Normalitaet zurueckgekehrt. Wirklich beaengstigende Auslaenderfeindlichkeit habe ich hier nicht beobachtet. Und wer laengere Zeit in Shanghai ist und gut Chinesisch spricht, kann auch hier echte, tiefergehende Freundschaften entwickeln. Ich jedenfalls habe ein paar gute Freunde, die Shanghaier sind. Auch in China und Shanghai sind die Menschen sehr verschieden voneinander und alle derartigen Verallgemeinerungen sind sowieso nicht mehr als eine Tendenz.

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Sonntag, November 23, 2008

Heike Matthiesen und Martin Peake in der Schwartzschen Villa

Mein Berlin Aufenthalt wird sich um eine Woche verlängern und auch wenn der Anlaß für diesen Besuch nicht schön ist, so beginnt doch meine unfreiwillige Reise allmählich spannend zu werden.

Zufällig hat eine Freundin und Kollegin, die ich vor einiger Zeit im Internet kennengelernt habe und die auch schon in Shanghai gespielt hat, gestern in Steglitz in der Schwartzschen Villa zusammen mit dem Flamenco Gitarristen Martin Peake ein Gitarrenkonzert gegeben.

Die hübschen Flamencostücke und der sympathische, eigenbrödlerische Martin Peake haben mich erwärmt und Heike hat auch sehr gut gespielt. Das Asturias von Isaac Albeniz hat sie in einer eleganten Bearbeitung von Pepe Romero gespielt. So klingt es für meine Ohren attraktiver als die allgemein bekannte Fassung. Mir gefällt es, daß Heike vor jedem Stück kurz ein paar Hintergrundinformationen gibt. Das fördert wahrscheinlich die Konzentrationsfähigkeit im Publikum. Heike hat den Mut teilweise sehr bekannte Stücke zu interpretieren. Ich bin froh, daß ich gestern die Gelegenheit hatte dieses schöne Konzert zu hören.



Berlin ist eine gute Erfahrung für mich. Ich begegne hier vorallem freundlichen und hilfsbereiten Menschen. So hat mir zum Beispiel eine Frau, die manchmal in dem Hotel an der Rezeption sitzt, eine Gitarre ausgeliehen. Deswegen kann ich nun immer wieder etwas üben, was mir sehr wichtig ist. Ein anderer Mann an der Rezeption hat mir einen Wasserkocher auf unser Zimmer gegeben, so daß wir (meine Mutter und ich) uns selber Tee machen können. Das hilft gesund zu bleiben.
Überhaupt ist das Hanse City Hotel in der Jenaer Straße ein extrem gutes Hotel. Die Preise sind relativ günstig, aber der Service ist ausgezeichnet und das Personal sehr freundlich und hilfsbereit. Unser Zimmer ist groß und gemütlich eingerichtet und die Dusche hat einen wunderbar kräftigen Strahl, so richtig zum relaxen. Der Service im Hanse City Hotel ist genauso gut wie in China. Trotzdem bekomme ich allmählich Heimweh und freue mich, wenn hier alles wieder so einigermaßen funktioniert und ich nach Hause fliegen kann.

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Dienstag, November 11, 2008

Probleme meiner chinesischen Freundinnen

Es ist in China immer noch unglaublich wichtig fuer eine Frau sich „angemessen“ zu verheiraten. Und es ist hier viel schwieriger als in Deutschland, den passenden Partner zu finden. Das koennte daran liegen, dass die etwa dreissig jaherigen Menschen oft sehr von ihrer Familie unter Druck gesetzt werden. Es ist in dieser Generation noch nicht ueblich, einfach seinem Herzen zu gehorchen. Die Familie horcht mit. Angeblich passende Partner werden von Bekannten und Familie gegenseitig vorgestellt und Aspekte wie Beruf, Einkommen, Gesundheit usw offen gegeneinander abgewogen. Im Grunde handeln die heiratswilligen Menschen mit ihren Qualitaeten. Man achtet sehr darauf, sich nicht unter seinem eigenen Niveau zu vergeben. Und wenn eine Frau erstmal dreissig Jahre oder aelter ist, hat sie kaum noch Chancen einen „guten“ Mann zu finden.

Gestern gab es auf dem Heimweg nach der Ballett Klasse folgendes Gespraech:
Freundin A zur Freundin B: „diese Stoeckelschuhe schauen echt gut aus, nur finde ich, dass Du Dich insgesamt immer ein bischen zu altmodisch anziehst.“
Freundin B: „aber mein Freund mag keine modernen Sachen.“
Ich: „ Hey, hast du jetzt einen Freund? Gratuliere!“
Freundin B: „ Aber mein Freund ist ueberhaupt nicht huebsch. Der ist richtig haesslich.“
Ich: “macht doch nichts. Hauptsache er traegt sein Herz am richtigen Fleck..“
Freundin A: „ ja, und Du weißt doch selber, dass es keine perfekten Menschen gibt. Du kannst doch nicht erwarten, dass Dein Freund a) gut aussieht, und b) intelligent und begabt ist und c) auch noch beruflich erfolgreich .“
Freundin B, sehr deprimiert: „ Aber ich sage Euch: mein Freund ist wirklich nur gaaanz, gaaanz normal. Der schaut haesslich aus und ist auch nicht besonders talentiert oder erfolgreich.“
Freundin A zu mir: „ Julia siehst Du, wir haben alle eine Menge Probleme und sind oft sehr unzufrieden. Wir koennen normalerweise nur nicht darueber sprechen.“

Danach trennten sich unsere Wege. Ich denke, meine Freundin ist depremiert, nicht, weil ihr Freund nur „ein ganz normaler, durchschnittlicher Mensch“ ist, sondern weil sie ihn sich nicht selber herausgesucht hat. Er wurde ihr vorgestellt und sie wird unter Druck gesetzt, zuzustimmen, denn sie ist bereits dreissig Jahre alt und hatte bisher keinen Erfolg bei Maennern. Ohne Mann hat man ab diesem Alter kein leichtes Leben mehr in Shanghai. In der Arbeit wird man schikaniert und kann sich nicht weiterentwickeln, denn die Chefs geben lieber den ganz jungen Frauen eine Chance. Gerade diese Freundin B, hat sogar ihre Arbeit als Journalistin bei einer renommierten Zeitung verloren und das kann durchaus auch an diesem Problem liegen. Ich habe noch mehrere Freundinnen, die eigentlich sehr attraktiv und urspruenglich beruflich sehr erfolgreich waren, die aber aus verschiedenen Gruenden nicht rechtzeitig geheiratet haben und deswegen gesellschaftlich ins Abseits geraten sind.

Anscheinend ist die ganz junge Generation gluecklicher. Die unter 25 jaehrigen kuessen sich auf offener Strasse und schmusen in der U-Bahn. Ich sehe auch oft Liebespaare, die offensichtlich sehr verliebt sind, obwohl sie noch die Schuluniform tragen.

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Samstag, November 08, 2008

Hilfe!!

jemand anderes benutzt ploetzlich meine Email Adresse fuer Viagra Spam und hat offensichtlich auch sonst noch einige Passwoerter von mir. So wurden saemtliche Daten von meinen Chiloo Projekten geloescht. Da ich die Auswirkungen im Moment noch nicht so richtig einschaetzen kann, wollte ich erstmal hier eine Warnung an alle Freunde und Bekannte hinterlassen: Vorsicht mit meinen Mails!!!

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Freitag, November 07, 2008

Die Tanzrepublik

Mal wieder leiden wir unter dem schlechten Wetter. Seit fast zwei Wochen ununterbrochen Regenwetter, davon die meiste Zeit Dauerregen. Die viel zu hohe Luftfeuchtigkeit, die relative Dunkelheit auch am Tag und das staendige Geprassel der Regentropfen beginnen die allgemeine Stimmung zu beeintraechtigen.

(dieses Foto habe ich im Stau auf der Autobahn von XinQiao nach Shanghai gemacht. Eine Strecke, die ich fast taeglich fahre.)


Die Menschen wirken bedrueckt. Nur bei uns im Ballett ist das anders. Wir kommen zwar nass und genervt vom Verkehrsstau und fast Zusammenstoessen in das Studio, doch dann trainieren wir mit guter Musik und viel Freude. Und je mehr wir schwitzen, desto besser wird die Stimmung. Am Ende des 90 minutigen Trainings sind normalerweise alle gutgelaunt. Ballett ist ein Sport mit hohen Anforderungen an die Koerperbeherrschung und Koordinationsfaehigkeit. Es ist sehr aehnlich wie ein Musikinstrument zu erlernen, aber mehr grossmotorisch. Was beim Instrument die Haende sind, sind hier die Beine und Fuesse.

Jede Woche trainiere ich etwa 3-4 mal Ballett. Angefangen habe ich in dem Ballett Raum unseres ehemaligen Wohnviertels, mit einem alten Tanzlehrer von der chinesischen Oper, der sich mit Privatunterricht seine Rente aufbessern muss. Danach habe ich etwa zwei Jahre an der chinesischen Oper gelernt und als diese letztes Jahr ihren Unterricht eingestellt hat, hat eine meiner Mitstudentinnen selber eine Ballett Schule gegruendet und den Lehrern und Studenten der chinesischen Oper eine neue Trainings Moeglichkeit gegeben.

Diese ehemalige Mitstudentin, die jetzt Chef ihrer selbstgegruendeten Privatschule ist,
hat uns allen sehr geholfen. Sie ist das Risiko eingegangen und hat auf eigene Kosten einen grossen Raum fachgerecht renoviert. Weil sie selber leidenschaftlich tanzt, weiss sie worauf es ankommt. So hat sie am Umkleideraum und WC gespart, um moeglichst viel Platz zum Tanzen zu haben. Die Lehrer sind alle Profis bzw. Exprofis und wer (als Student) ein Jahr im voraus bezahlt, kann taeglich fuer wenig Geld nach Herzenslust alle Trainingsangebote in Anspruch nehmen. Nur schade, dass diese wichtige Stelle weit weg ist von dem Ort, wo ich wohne. Ich verbringe viele Stunden in U-Bahn und Bussen und das meistens ohne Sitzplatz und dichtgedraengt mit vielen Menschen.

In China ist Ballett Training als Sport unter Erwachsenen nicht besonders populaer. Wir sind nur eine kleine Gruppe Tanzbegeisteter und mit einigen Mitstudenten bin ich nun schon mehrere Jahre zusammen. So verdient Yu Hong nicht viel mit uns. Trotzdem will sie die Tanzrepublik weiterhin als Ballett Studio erhalten und sich nicht mit anderen Tanzarten verzetteln und trotzdem zahlt sie den Lehrern ein weitaus besseres Honorar als es die chinesische Oper getan hat. Nur leider reicht es noch nicht fuer die Alters- und Sozialversicherung der Lehrer. Doch da ist sie optimistisch. Sobald die Schule besser laeuft, will sie auch dieses Problem loesen.

(hier seht ihr Yu Hong, die Frau, die die Tanzrepublik gegruendet hat.)

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Montag, November 03, 2008

Die Lieder meiner Haushaelterin

Meine Ai hat eine wunderbare, kraeftige Stimme und kann sehr schoen ihre chinesischen Volkslieder singen. Sie freut sich, dass mir ihre Lieder gefallen und ist auch bereit fuer mich die Lieder aufzunehmen. Sie hat mir erlaubt, dieses Lied hier im Internet zu veroeffentlichen, um meinen deutschen Freunden die chinesische Volksmusik naeher zu bringen.

Meine Ai ist auf einer Teefarm in Anhui geboren. Sie ist jetzt etwa 55 Jahre alt. Weil ihr Mann vor einigen Jahren einem Betrug zum Opfer gefallen ist, hat die Familie sehr viel Geld verloren. Deswegen ist die Familie nach Shanghai gegangen, um Geld zu verdienen. Morgens frueh hilft meine Ai ihrem Mann ein kleines Fruehstuecksrestaurant zu betreiben. Es handelt sich aber dabei nicht um ein richtiges Restaurant, sondern um einen Mini - Raum indem gekocht und dann das Essen durchs Fenster an die Kunden verkauft wird. Nach dem Fruehstueck ruht sich meine Ai etwas aus, dann geht sie zum Markt und kauft fuer mich ein, um elf Uhr vormittags beginnt sie dann bei uns. Kein leichtes Leben. Speziell wenn es soviel regent, hat meine Ai Schwierigkeiten. Die Betten und Kleider in ihrer Wohnung fangen an zu schimmeln und es gibt nirgends einen Platz, an dem sie mal alles trocknen koennte. Dieses Wochenende kamen Diebe und haben meiner Ai waehrend sie auf der Toilette sass, ihr Handy und ein paar andere Sachen gestohlen. Gerade in den aermeren Vierteln wird gestohlen, denn dort haben die Menschen fast keine Moeglichkeit ihr Hab und Gut ausreichend abzusichern. So hebt meine Ai schon lange ihre Wertsachen in unserer Wohnung auf.

Als Kind durfte meine Ai an der Schule in einer Theatergruppe mitspielen, was sie tief gepraegt hat und was sie mir als ihre schoenste Kindheits Erinnerung schildert. Ich bin mir sicher, sie haette das Talent gehabt eine gute Schauspielerin zu werden, doch leider waren die Umstaende unguenstig und anstatt zu lernen und sich selbst zu verwirklichen, musste sie schon frueh die Schule verlassen um Geld zu verdienen. Immerhin durfte sie eine Ausbildung zur Schneiderin machen. Meine Ai redet zur Zeit oft sehr traurige Gedanken zu mir und ich mache mir Sorgen um sie. Sie hat mir gesagt, dass sie nur noch darauf wartet endlich sterben zu duerfen und dass sie in ihrem Leben immer nur versagt und verloren hat. Sie ist eine ausgezeichnete Haushaelterin und ein liebenswerter, interessanter Mensch. Als meine Ai mir gesagt hat, dass sie sterben moechte, habe ich sie geschimpft und ihr gesagt, dass ich fuer Menschen, die sowas sagen, keinerlei Mitleid habe, weil ich finde, dass jeder fuer sich selbst verantwortlich ist. Wer handelt, muss nicht verzweifeln. Doch natuerlich bin ich zutiefst beunruhigt. Ihre derartigen Aeusserungen sind nicht so neu. Inzwischen ist etwa ein Monat vergangen und gluecklicherweise lebt sie immer noch. Vielleicht kann ich ihre wunderschoenen Lieder aufnehmen und damit eine CD machen. Die koennte sie dann verkaufen. Das wuerde nicht nur ihre finanzielle Situation verbessern, sondern ganz sicher auch ihr Selbstwertgefuehl.

Hier ist erstmal eine kostenlose Gehoerprobe: Minge.MP3

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Montag, Oktober 27, 2008

The Bobs : Das Rating hat begonnen!

Heute, am 27ten Oktober beginnt der Endspurt und das Rating fuer die Blog Awards 2008. Ihr koennt einen Monat lang auf der Webseite der deutschen Welle Euch die nominierten Blogs anschauen und dann voten. Mein Blog gehoert bereits zu den elf Blogs, die fuer den besten deutschen Weblog ausgewaehlt wurden. Natuerlich wuerde ich mich sehr freuen, wenn Ihr fuer meinen Blog voten wuerdet. Ihr koennt dazu einfach den Link in der Sidebar verwenden oder Hier klicken.

30.10.2008: Haha, ich habe erst jetzt gemerkt, dass das Rating mit dem Voting nichts zu tun hat und zweierlei Dinge sind. Wenn Ihr mir die fuenf Sterne gebt und nette Kommentare schreibt, freue ich mich zwar auch, aber wenn Ihr wirklich fuer mich voten wollt, muesst Ihr erst noch W A E H L E N gehen

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Dienstag, Oktober 14, 2008

Die internationale Musikmesse in Shanghai

Seit einigen Jahren gibt es in China zwei internationale Musikmessen. Im Mai in Peking und im Oktober in Shanghai. Ich habe dieses Jahr die Messe in Shanghai besucht. Dort habe ich mich vorallem ueber die deutschen Musikverlage gefreut, die dort ihre Noten ausgestellt haben. Sowas braeuchten wir hier das ganze Jahr ueber! Dagegen glaube ich, dass die internationalen Gitarrenbau Firmen hier nur wenig Chancen haben. Die meisten Firmen lassen ihre Instrumente ja sowieso schon in China produzieren, verkaufen sie dann aber etwa fuenfmal so teuer wie die gleichguten Instrumente chinesischer Hersteller. Witzigerweise werden die Gitarren verschiedener Hersteller hier oft in einer einzigen Fabrik produziert. Je nachdem welches Edikett dann spaeter hineingeklebt wird, kann man dann dasselbe Instrument teurer oder weniger teuer kaufen. So habe ich eine ausgezeichnete Ovation Gitarre von der Firma Aria (Aria ist eine chinesische Marke), die mich umgerechnet nur 300 Euro gekostet hat. Dasselbe Instrument gibt es aber auch von Farida (ebenfalls eine chinesische Marke) fuer etwa 500 Euro und von einigen spanischen Firmen fuer entsprechend noch mehr Geld. Neben den vielen internationalen Herstellern und Verlagen gab es auf dieser Messe auch eine Reihe interessanter Shows.
So waren dort zwei chinesische Amerikanerinnen, die sich wahllos aus der Menschenmasse ein Schlagzeug Orchester zusammengesucht haben. Mit diesen bunt zusammengewuerfelten, neugierigen Leuten haben die Damen dann richtig toll getrommelt. Da hat nicht nur das Mitmachen, sondern sogar das Zuhoeren Spass gemacht! 

Aus Deutschland kam unter Anderen auch die Rapp Gruppe “Spontanplastik” und mein Freund Sven Kuehbauch mit seiner Rockgitarren Show.

Mehr zum Thema koennt Ihr auf Guitarshanghai lessen.

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Montag, August 18, 2008

Warum ich diesen Blog schreibe

Zuerstmal: diesen Blog schreibe ich vorallem fuer deutsche Leser.
Da ich sehe, dass viele Deutsche nur sehr wenig oder gar nichts ueber
China wissen und oft voll sind mit Vorurteilen, dachte ich als
Privatperson durch die Erzaehlung meiner eigenen Erfahrungen etwas
zur Voelkerverstaendigung beitragen zu koennen. Seit neun Jahren lebe
ich in Shanghai und ich lebe gerne hier. Es gibt viel Gutes zu
erzaehlen und auch die negativen Seiten, die es natuerlich gibt – wie
ueberall - sehen doch anders aus, als man es in Deutschland aus der
Presse erfahren kann.

Ich schreibe nur, was ich selber erlebe und denke und ich habe
keinerlei Interesse an Ideologien, egal woher sie kommen. Mich
interessiert das Leben und die Wahrheitssuche bei Problemen.
Jedesmal, wenn ich nach Deutschland komme, machen mich die
unglaublich negativen und teilweise gehaessigen Aeusserungen ueber
China in der Presse und auch von Bekannten traurig. Das heisst aber
nicht, dass ich nicht bereit bin die Probleme, die es hier gibt, zu
sehen! Es gibt fuer mich auch keinen Grund die Dinge hier schoen zu
reden. Was mir nicht gefaellt, gefaellt mir nicht. Und das kann ich
auch schreiben. Aber was gut ist und vorallem: was anders ist, als
man in Deutschland so denkt, sollte auch gesagt werden koennen, ohne
gleich von einigen Leuten als "Propagandaopfer" verdaechtigt zu
werden. Wer hier Opfer welcher Propaganda ist, sei dahingestellt.
Meine Meinung jedenfalls beruht auf Erfahrung und auch auf intensiver
geistiger Auseinandersetzung.

Und nun wuensche ich allen meinen geschaetzten Lesern weiterhin gute
Unterhaltung!

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Montag, Juli 07, 2008

Erfolglose Hongmei

Habt Ihr schonmal versucht, ein Liebespaar herzustellen? Hier in China lernen sich viele Ehepaare kennen, weil sie von Freunden oder Bekannten gegenseitig vorgestellt werden. Da die Menschen viel arbeiten, bleibt oft fuer die natuerliche Variante weder Zeit noch Gelegenheit. Ich habe schon mehrmals als “Hongmei” fungiert – so nennt man die Freunde, die helfen, dass zwei Menschen sich kennenlernen koennen – doch leider bisher nicht sehr erfolgreich.

Vor einiger Zeit fragte mich eine Bekannte – nennen wir sie Li Feng - ob es in meinem Freundeskreis eine gutaussehende Frau unter dreissig gaebe, die nicht groesser als 168 cm ist und ausserdem noch Single. Nach einiger Ueberlegung fiel mir eine huebsche Freundin ein, die vor nicht allzu langer Zeit ihren BoyFreund verlassen hat. Li Feng, die fuer einen iher guten Freunde eine Freundin suchte, war begeistert und so beschlossen wir die Beiden zusammen zu bringen.

Beim ersten Date luden wir die zwei zukuenftigen Eheleute zu einem Theaterbesuch ein. Leider dauerte die Theatervorstellung wider Erwarten lange, so dass danach keine Zeit mehr blieb sich bei einem Glaeschen Wein genauer kennenzulernen. Ausserdem gelang es uns nicht, die Beiden nebeneinander zu setzen. So blieb uns nichts anderes uebrig als noch ein anderes Date zu organisieren. Der Einfachheitshalber beschloss Li Feng mir eine SMS mit den Details von Mr Love (in spe) zu schicken, die ich dann meiner Freundin zeigen solle, um sie sozusagen seelisch auf ihr neues Liebesglueck vorzubereiten. Leider ist Li Feng sehr pragmatisch. So lautete die SMS: “suche fuer meinen Freund, einen gutverdienenden Generalmanager, Chef der groessten blablabla…..Firma eine passende Freundin, moeglichst Taenzerin, nicht ueber dreissig und nicht grosser als 168 cm.” Als ich diese SMS meiner Freundin zeigte, war sie gar nicht erfreut: “ich bin doch nicht kaeuflich – wieso will der denn eine Taenzerin? Warum hat der so hohe Anforderungen und sagt nicht einmal wie alt er ist?” Ich war um Schadensbegrenzung bemueht und meinte, dass diese SMS nicht von Mister Love persoenlich geschrieben wurde, sondern von einer gutmeinenden Bekannten. Man muesse das deswegen alles nicht so eng sehen….Schliesslich willigte meine Freundin ein, es mit einem Treffen auf einer Party zu versuchen. Ich begleitete sie zu dieser Party. Leider war meine Freundin schlecht gelaunt und unhoeflich. Nach einer Viertelstunde sagte sie zu mir, wir sollten jetzt gehen, diese Party waere zu langweilig…auf dem Heimweg meinte sie nur lakonisch, ich solle ihr in Zukunft nur noch Maenner mit einer Mindestgroesse von 172 cm vorstellen.

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Samstag, Juni 21, 2008

Und mal wieder ein Kulturcrash

Nach neun Jahren Shanghai sollte man meinen, dass ich mich hier
ohne groessere Pannen mit der Gastkultur arrangieren kann. Meistens
klappt das auch ganz gut, im Gegenteil: irgendwie scheine ich hier
nicht nur von meiner Figur her, die in China der Norm entspricht, sondern auch von meinen Essgewohnheiten und von meinem Charakter her sehr gut reinzupassen. Aber manchmal gibt es leider doch die absoluten Kulturcrashs. Einer passierte gestern.

Nach dem Balett Training treffe ich in der Umkleidekabine auf eine Frau – oder trifft sie auf mich? – jedenfalls kennen wir uns noch nicht. Sie moechte die Klasse besuchen, die im Anschluss an meine Klasse stattfindet. Anstatt direkt mit mir zu sprechen wendet sie sich den anderen chinesischen Balett Damen zu (ich bin die einzige Auslaenderin in dem Studio) und faengt an ueber mich zu sprechen, in dem sie mich als "laowai" bezeichnet. Sie ist erstaunt, dass hier auch Auslaender tanzen. Nun lebe ich lange genug hier, um wissen zu muessen, dass diese Titulierung (auf deutsch hiesse das: alter Auslaender) nicht boese gemeint ist.. Trotzdem bekomme ich davon schlechte Laune und eine Abneigung gegen diese Frau. Ich finde es trotz aller gegenteiligen Beteuerungen nach wie vor sehr unhoeflich und herabwuerdigend, wenn jemand anstatt mit mir selber zu sprechen in meinem Beisein anfaengt ueber mich mit anderen zu diskutieren, als ob ich nichts verstehen wuerde. Leider hatte ich gestern einen schlechten Tag und habe entgegen aller Vernunft zu dieser Frau gesagt, dass wir Auslaender ein derartiges Verhalten normalerweise nicht leiden koennen. Natuerlich kam dann sofort die noch doofere Bemerkung, dass ich aber sehr gut chinesisch spraeche. Ein Anlass fuer diese Frau danach mit den anderen Chinesinnen im Shanghai Dialekt weiterzusprechen. Warum will sie nicht mit mir reden? Sauerei. Ich war gestern sehr schlecht gelaunt, habe mich nicht beherrschen koennen und der Frau gesagt, dass es keinen Sinn mache Shanghai Dialekt zu sprechen, denn das wuerde ich auch verstehen. Daraufhin war sie ziemlich verwirrt und meine chinesischen Kollegen haben mir spaeter Vorwuerfe gemacht, dass ich dieser Frau zu wenig "Mianzi" gegeben haette. Mianzi heisst "Gesicht", soll heissen, ich habe diese Frau ihr Gesicht verlieren lassen und das macht man nicht.

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Sonntag, Juni 15, 2008

Resumee

Nun schreibe ich schon - oder erst - seit etwa 20 Monaten an diesem Blog und da ich Google Analytics benutze, weiss ich auch, dass sich im Laufe der Monate nicht nur meine Artikel, sondern auch die Zahl meiner Leser vermehrt haben.

Ich schreibe diesen Blog sehr gerne. Es hilft mir unter anderem dabei, meine deutsche Muttersprache nicht zu verlieren. Ich habe das Gefuehl, dass ich diesen Blog noch lange weiterschreiben moechte.

In letzter Zeit haben sich immer mehr die Themen herauskristalisiert, ueber die ich schreiben moechte: Neben den ganz offensichtlichen Vorlieben fuer China und Kultur gibt es auch noch das Thema "Konflikte", dass in abgewandelter Weise ein Dauerbrenner ist. Trotzdem vermehren sich die Labels unaufhaltsam. Es faellt mir schwer, aeltere Artikel nachtraeglich den neuen Labels zuzuordnen.

Ein kleines Problem, dass ich selber verursacht habe, ist die Tatsache, dass inzwischen eine Menge Freunde und Bekannte von meinem Blog wissen und sich manchmal ueber meine Schreibe aufregen. Haette ich meinen Blog doch lieber vollkommen anonym halten sollen? In China freuen sich viele Chinesen darueber, dass hier Blogspot Blogs nicht zu sehen sind und veroeffentlichen deswegen gerade extra bei Blogspot. Ihr Argument: "Bei Blogspot kann ich ungeniert ueber meine Freunde laestern, denn die koennen das in China ja eh nicht lesen."...:-) Ich moechte zwar einerseits schamlos laestern duerfen, aber andererseits trotzdem nicht anonym.

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