Samstag, Dezember 06, 2008

Unser Komitee, das Wetter und andere Wichtigkeiten..

Manchmal finde ich es richtig schade, dass ich hier eben doch nicht alles so frei erzaehlen kann wie ich gerne moechte. Das liegt allerdings nicht an den Besonderheiten des Landes in dem ich lebe, sondern - wie ich in meinem Aufsatz ueber Meinungsfreiheit schon geschrieben habe - an dem, was man so als privates Umfeld bezeichnen koennte. Sprich: in Deutschland waere das ja genauso.....

Heute hat unser frisch gewaehltes Komitee zum erstenmal getagt. Ich bin, was die Zusammenarbeit mit diesen Leuten betrifft, eigentlich zuversichtlich. Die scheinen alle gutmuetig und relativ vernuenftig zu sein. Meine Umweltschutz Aktivitaeten wurden sehr begruesst.

Leider wird demnaechst unser Highway in die Stadt wegen Erweiterung fuer etwa ein Jahr gesperrt. Das bedeutet unglaublich lange Zeiten auf dem Weg zu meinen chinesischen Schuelern und zum Ballett. Ich sehe mich schon taeglich stundenlang auf der Strasse im Stau. Das sind keine guten Aussichten und deswegen habe ich jetzt ordentlich schlechte Laune.

Ueberhaupt: jetzt, wo es ploetzlich kalt geworden ist, macht das Leben hier keinen richtigen Spass mehr. Mein Mann ist auch dauernd unterwegs und mein Zimmer ist schrecklich unaufgeraeumt. Gerade ist mir auch noch zu allem Ueberfluss einer meiner gepflegten Gitarren-Fingernaegel abgebrochen. Bei der Kaelte wird die Luft so trocken, dass der Hydrometer an seine untersten Grenzen stoesst und die Gitarren sich in hoechster Gefahr befinden. Die Decken koennen jetzt reissen und dann ist so ein teures Instrument fuer immer unbrauchbar. ..

Heute habe ich einen neuen Gitarrenschueler bekommen. Er ist ein amerikanischer Junge, zwoelf Jahre alt und geht nicht zur Schule. Er hat noch fuenf Geschwister, die offensichtlich alle nicht zur Schule gehen. Die Mutter ist Lehrerin und organisiert den Unterricht zu Hause selbst. Die Mutter und die Kinder sprechen ausgezeichnet Chinesisch und scheinen ueberhaupt ziemlich intelligent zu sein. Erstaunlich. Ich wusste gar nicht, dass es so was gibt. Jahrelang nicht zur Schule gehen und trotzdem schlau sein! Bin schon sehr gespannt wie der Unterricht sich entwickelt.

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Montag, November 17, 2008

Wieder mit im Komitee

Heute habe ich erfahren, dass ich wieder mit in das politische Komitee unseres Wohnviertels gewählt worden bin. Ich freue mich sehr darüber, da ich mich gerne einmische und engagiere und so eine neue Chance bekomme positive Dinge zu machen. Ausserdem bin ich als Einzige von allen ehemaligen Mitgliedern wiedergewählt worden und zwar bereits zum immerhin drittenmal! Ich fühle mich sehr geehrt und hoffe, dass ich den Ansprüchen meiner Wähler auch gerecht werden kann. Es gibt eine Menge zu tun.

Ansonsten geht es mir leider schlecht, denn im Krankenhaus geht es nicht so gut.

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Samstag, November 01, 2008

Das politische System in China/Nachtrag und Erklaerung zum Thema Komitee



Wer mehr ueber das politisch-administrative System der Volksrepublik China erfahren moechte kann sich den Artikel von Sebastian Heilmann anschauen, von dem auch die obige Skizze stammt. Einen anderen interessanten Artikel gibt es von Marc Siemons in der FAZ: Die neue Aufteilung der Welt

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Konflikte in unserem Wohnviertel

In den naechsten zwei Wochen werden die Mitglieder unseres politischen Komitees neugewaehlt. Ob ich wieder dabei sein werde, ist noch nicht sicher. Das letzte Komitee wurde von den Einwohnern gezwungen zurueck zu treten, da wir zu wenig auf die Meinung der Mehrheit in der Bevoelkerung gehoert haben….peinlich, peinlich..

Politik in China beginnt genau dort, wo ich jetzt bin bezw war: in den Komitees der einzelnen Wohnviertel. Bei uns konkret: 240 Familien koennen etwa 11 Abgeordnete waehlen, die dann ehrenamtlich politisch arbeiten. Diese ehrenamtlichen Abgeordneten haben Wahlrecht fuer die naechsthoehere Stadtteilregierung. Wer also in dem Komitee arbeitet, kann die Stadtteilregierung waehlen und kann (soviel ich weiss) sich auch selbst zur Wahl in die Stadtteilregierung aufstellen lassen. So geht das von einer Instanz zur naechsten: Die Stadtteilregierungen waehlen wahrscheinlich die Stadtregierungen und koennen sich auch in die Stadtregierung waehlen lassen usw…

Unser Komitee hat versagt, deswegen durften wir die dreijaehrige “Legislaturperiode” nicht zu Ende machen. Warum das alles so passiert ist, darueber koennte ich einen ganzen Blog schreiben – in einem Artikel jedenfalls ist das schwer zu erklaeren. Angefangen hat es damit, dass einige Leute in dem Komitee einen persoenlichen Hass auf das Management unseres Wohnviertels hatten und entsprechend eifrig daran gearbeitet haben dieses Management zu mobben und schliesslich auszuwechseln. Doch die Mehrheit der Einwohner war damit nicht einverstanden und hat uns gestoppt. Gluecklicherweise!! Ich war naemlich auch oft nicht zufrieden, aber mit meinen Ansichten fast immer in der Minderheit. Diese Minderheit wurde auch immer kleiner, da mehrere Abgeordnete den Druck der “Maechtigen” nicht mehr ausgehalten haben und zurueckgetreten sind. Die Chinesen hassen offene Auseinandersetzungen noch mehr als wir und gehen dann oft den einfachen Weg. So nach dem Motto: Zur Rettung der guten Nachbarschaft halte ich mich da raus…Als gewaehlter Abgeordneter ist so eine Reaktion natuerlich extrem kontraproduktiv. Nachdem von den urspruenglich 11 Mitgliedern fuenf zurueckgetreten waren, blieben noch sechs Leute uebrig, darunter ich. Den Rest erspare ich mir heute zu erzaehlen.

Viele Probleme werden von Bezirk zu Bezirk unterschiedlich bearbeitet und geloest. So ist es nicht richtig, politische Details in China zu verallgemeinern. Ein kleines Beispiel: Ruhestoerung. In vielen Wohnvierteln wird dieses Problem ueberhaupt nicht ernst genommen, aber es gibt auch Viertel, in denen strenge Regeln aufgestellt werden, wann man wie laut arbeiten darf. In unserem “Dorf” ist es zum Beispiel verboten am Wochenende ganztags und unter der Woche abends nach sechs und morgens vor acht laute Arbeiten zu verrichten. Wobei diese Regelung in Shanghai nicht populaer ist und von der einheimischen Bevoelkerung nach Moeglichkeit ignoriert wird. In unserem Compound leben aber viele Pekinger und Taiwanesen, denen die Ruhezeiten wichtig sind. So versucht das Management diese Ruhezeiten durchzusetzen.Leider nicht immer erfolgreich. Seit einigen Jahren wird dieses Management nicht mehr von der Regierung bestimmt, sondern die Einwohner koennen selber professionelle “Managementfirmen” bezahlen, die dann nach den Beschluessen des politischen Komitees handeln und verwalten muessen. Unser Management ist das urspruengliche Management der taiwanesischen Hausbau-Firma. Obwohl dieses Management meiner Meinung nach gute Arbeit leistet, sind die Anforderungen der hiesigen Einwohner enorm und auch die Angst sich mit einem Vertrag langfristig an diese Firma zu binden. Doch ohne einen festen Vertrag bekommt das politische Komitee nicht die Erlaubniss, das auf der Bank fuer Reperaturen und Verbesserungen angesammelte Geld zu verwenden. Wie aber muss nun so ein Vertrag aussehen? Und gibt es nicht vielleicht doch eine noch bessere Firma? Derartige Fragen haben uns in dem Komitee naechtelange Diskussionen beschert.

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Freitag, März 14, 2008

Auf dem Weg






Shanghai ist bedrueckend...
aber auch entzueckend......
Sich im Berufsverkehr in Busse pressen
und dann beim Balett den Aerger vergessen...

Heute bin ich so muede, dass mir nur noch solche bloeden Sprueche einfallen.
Ich muss mir ueber unser Komitee Gedanken machen: Wir sind eine komische Gruppe: Bis auf mich, die ich zu diesem Job irgendwie gekommen bin, ohne genau zu wissen, was mir da blueht,
haben offensichtlich alle anderen Mitglieder ein gemeinsames Ziel: Das jetztige Management zu vertreiben. Ich habe keinerlei Probleme mit diesem Management und bin deswegen mit meiner Meinung immer in der Minderheit. Witzigerweise entspricht meine Meinung aber anscheinend der Mehrheit der Einwohner.  Inzwischen sind wir in so einer Art Pattsituation, koennen weder vor noch zurueck und schaffen es kaum noch irgendeinen Entschluss zu fassen. 
Bevor ich mehr erzaehle, muss ich erstmal schlafen. Gute Nacht!







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Dienstag, März 04, 2008

Luft holen

Zur Zeit bin ich zu viel mit anderen Menschen beschaeftigt. Unser politisches Komitee hatte versucht eine bessere Management Firma fuer unser Wohnviertel zu finden, doch ist dieser Versuch klaeglich gescheitert. Ueber die Firma, die die Ausschreibung letzten Endes gewonnen hat, kursieren eine Menge beaengstigender Geruechte. Die Einwohner unseres Viertels haben Unterschriften gesammelt und uns gezwungen, den Vertrag nicht zu unterschreiben. Wir muessen jetzt erst noch einmal alle Einwohner abstimmen lassen. Dazu kommt noch, dass unsere Sekretaerin gekuendigt hat und nun die Bueroarbeit selbst gemacht werden muss. Mein Telefon klingelt staendig. Stress.

Da habe ich mir heute nachmittag einen Spaziergang genehmigt und bin
nach Songjiang zur Universitaets Stadt gefahren. Die ist nicht weit
von meinem Wohnviertel entfernt (etwa eine halbe Stunde Bus) aber
weit genug, um mal tief Luft holen zu koennen.

Dort habe ich das Foto gemacht.

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Montag, Februar 25, 2008

alte Politiker

in Kuba wird ein Nachfolger fuer Fidel Castro gewaehlt. Aussichtsreichster Kandidat ist der 76 jaehrige Bruder Fidel Castros. 
 
Meiner Erfahrung nach werden die Menschen mit zunehmendem Alter nicht klueger, sondern meistens eher duemmer als sie sowieso schon waren. Laut Statistik leiden etwa 8 bis 13 Prozent aller Menschen über 65 Jahren unter einer Demenz. Bei den über 90-Jährigen sind es sogar 40 Prozent.
 
Trotzdem werden nicht nur in Kuba, sondern auf der ganzen Welt oft uralte Menschen zu Politikern gewaehlt. Gelten denn fuer Politiker andere Regeln als fuer normale Arbeitnehmer? Hat es nicht seinen Grund alte Menschen in Rente zu schicken?
 
Gerade als Politiker benoetigt man einen hellen Kopf und eine grosse Portion an geistiger Flexibilitaet. Nicht, dass ich alten Menschen grundsaetzlich diese Faehigkeiten abspreche, aber die Wahrscheinlichkeit fuer Fehlentscheidungen duerfte doch bei so alten Leuten wesentlich hoeher liegen als bei Menschen mittleren Alters.
 
Ich arbeite selber in einem politischen Komitee und auch wir haben unser aeltestes Mitglied zum Vorsitzenden gewaehlt. Muss ich extra betonen, dass ich diese Entscheidung nachtraeglich fuer nicht sehr gelungen halte? Aeltere Menschen sind leicht beeinflussbar, denken langsam und leider nicht immer logisch. All diese Eigenschaften schaden einer klugen Politik. Da nuetzt das bischen Mehr an Erfahrung letztendlich auch nicht viel.

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Dienstag, September 19, 2006

gute Nacht!


jetzt ist es bei mir fast ein Uhr nachts. Ich bin gerade von einer Versammlung zurueckgekommen und werde mich nun so schnell wie moeglich in die Horizontale begeben.

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