Mittwoch, Mai 13, 2009

In China denkt man an das Erdbeben

Schon seit dem Wochenende kann man im Fernsehen und Radio nahezu pausenlos Gedenkveranstaltungen und Sendungen zu der Erdbebenkatastrophe, die am 12ten Mai vor einem Jahr in Sichuan passiert ist und besonders die Orte Wenchuan und Beichuan zerstoert hat, anhoeren. Unzaehlige Menschen werden interviewt und ihre besonderen Leistungen und Leiden in dieser Extrem - Situation vorgestellt. Es gibt Helden, die all ihre Kraefte und Moeglichkeiten eingesetzt haben, um anderen Menschen das Leben zu retten. Es gibt sogar erstaunlich viele solcher bewunderungswuerdigen Menschen in China. Und darauf ist man auch stolz.

Der Wiederaufbau laeuft trotz Wirtschaftskrise auf Hochtouren und die neuen Schulen sollen hohen Sicherheits Standards entsprechen. Tatsaechlich waren die meisten, der beim Erdbeben eingestuerzten Schulen noch vor 1988 errichtet worden. Damals gab es noch keine Normen zur Erdbebensicherheit, wie Ihr auch auf deutsch hier lesen koennt.

Erstaunlich finde ich die in China offensichtlich verbreitete Auffassung, dass Lehrer mit den vom Erdbeben traumatisierten Schuelern moeglichst wenig ueber diese Ereignisse sprechen sollten. „Kinder vergessen schnell und es wuerde sie nur unnoetig verstoeren, wenn wir dieses Thema ansprechen“ sagte ein Lehrer in einem Interview mit der Shanghai Daily. So versuchen die Lehrer zwar einfuehlsam und liebevoll mit den Kindern umzugehen, aber den "Blick nach vorne"zu richten. Ich denke, da unterscheidet sich die chinesische Weltanschauung von der westlichen Weltanschauung. Wir halten es fuer dringend notwendig die traumatisierenden Erlebnisse erstmal zu verarbeiten und zwar ohne "schoen zu reden" in ihrer Traurigkeit zu akzeptieren, bevor wir uns Neuem zuwenden koennen. In China versucht man so schnell wie moeglich zurueck zu einem einigermassen normalen Leben zu kommen. Die Zeit zur Trauer ist sehr kurz. Es wuerde ja wahrscheinlich die Kinder auch ueberfordern all den Kummer und Schrecken wirklich „aufzuarbeiten“. Da ist das Nicht-daran-denken wahrscheinlich doch der erfolgreichere Weg aus dem Chaos. Und ausserdem wird ja trotzdem daran gedacht. Aber eben mit dem „positiven Blick nach vorne“.

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Dienstag, Mai 05, 2009

Der Aerger mit meinem Blog

Wie schon oft erwaehnt, freue ich mich darueber, dass inzwischen relativ viele Menschen meinen Blog lesen. Doch manchmal hat das auch negative Folgen. So wurde zum Beispiel mein Artikel ueber den Ballett Unterricht anscheinend von meinen chinesischen Lesern als Kritik am chinesischen Unterricht aufgefasst und offensichtlich hat sogar jemand (wahrscheinlich Studenten aus der Ballett Schule, die hier auch mitlesen) den besagten Trainer ueber diesen Artikel informiert. Und zwar so, dass dieser Lehrer, der selber kein Deutsch spricht und deswegen nicht selber meinen Artikel lesen kann, nun ganz falsche Dinge ueber mich denkt. Und sein Verhalten zu mir sehr negativ veraendert hat.

Der Artikel war eigentlich positiv gemeint. Mir hat der Unterricht ja sehr gut gefallen. Ich wollte eigentlich nur zeigen, dass es nicht auf das Unterrichts System, sondern auf den Lehrer ankommt. Wichtig ist doch, dass ein Lehrer fleissig ist und sich um seine Schueler kuemmert. Und wenn Lehrer diese positive Einstellung haben, koennen sie im Grunde machen was sie wollen, denn die Schueler werden immer zufrieden sein.

Ich bin solchen Missverstaendnissen hoffnungslos ausgeliefert und kann in solchen Faellen gar nichts machen. Wie soll ich denn etwas aufklaeren, wenn man nicht offen mit mir spricht?

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Sonntag, April 26, 2009

Erinnerung: mein erster chinesischer Song

Heute ist er mir ploetzlich wieder eingefallen, aber ich musste erst meine alten Festplatten durchstoebern, bis ich ihn endlich wiedergefunden habe: meinen ersten chinesischen Song, den ich vor etwa sieben Jahren geschrieben habe.

Damals war ich noch relativ neu in China und habe noch viel Zeit damit verbracht chinesisch zu lernen. Die beste Art eine Sprache zu lernen ist fuer mich das Schreiben von eigenen Gedanken, Aufsaetzen und Liedern. Damals war ich in einer tiefen Krise mit meinem Mann, der immer unterwegs war und den ich – im Gegensatz zu unserer Zeit in Deutschland – nur noch unregelmaessig und oft muede und genervt gesehen habe. Das hat mir damals sehr viel ausgemacht. Inzwischen habe ich mich mit dieser Situation arrangiert. Doch das Lied gibt es immer noch und ich bin stolz darauf, dass es mir gelungen ist, meine damaligen Gefuehle auf chinesisch auszudruecken!

Hier der Text erst auf chinesisch und dann in deutscher Uebersetzung:

我家很大, 有游泳池,有健身房-太了不起!
我保姆天天帮助我,我因该很高兴。

可是我告诉你, 我只是需要你
需要你的开玩笑,非常需要你!

上海很大, 上海很大-怎么可以找到你—
上海很大, 上海很大-怎么可以找到你—

常常感到很寂寞,酒吧没有意思
你是不是一个好朋友please call my number, please!
你的想法我还不太懂,可是我被你感动
我天天希望看到你,please call my number, please!

Auf Deutsch:
Mein Haus ist gross, hat ein Schwimmbad und auch ein Fitnessstudio.
Eine Haushaelterinn, die mir immer hilft – ich sollte eigentlich froh sein!

Doch ehrlich gesagt, brauche ich nur Dich und Deinen Spass!

Shanghai ist so gross, wie soll ich Dich da noch finden?
Shanghai ist so gross, wie soll ich Dich noch finden?

Oft fuehle ich mich einsam und die Kneipenbesuche machen keinen Sinn fuer mich.
Bist Du nicht ein guter Freund? Bitte ruf mich an!
Obwohl ich Deine Ansichten nicht so ganz verstehe, bin ich von dir beruehrt
Und hoffe jeden Tag Dich zu sehen. Bitte rufe mich an!

Die Aufnahme: ich habe das Lied vor etwa sieben Jahren aufgenommen und versucht mit Logic zu arrangieren. Das Arrangement ist teilweise etwas chaotisch, aber lebendig und deswegen fuer mich akzeptabel. Ich hatte das als Vorlage fuer eine Live Aufnahme mit Band gedacht. Und live mit Band wird es sehr gut klingen, das weiss ich.

Den Song koennt Ihr hier anhoeren:

ach ja, ich habe da uebrigens versucht so einen Popsong in chinesischem Stil zu machen. Und leider schleppt das Schlagzeug.
Ich wuerde das Schlagzeug am liebsten loeschen, aber leider kann ich die alten Logic Songs mit meinem neuen Mac Logic nicht mehr oeffnen und nur noch die gebouncten Wav Files verwenden, bei denen man ja nichts mehr veraendern kann. Da muss ich dann irgendwann nochmal alles neu schreiben. Und dann mit Garantie das Schlagzeug aendern, bzw. weglassen....

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Freitag, April 24, 2009

Die Kulturunterschiede, wenn man – wie ich - mit einem unvorsichtigen Mundwerk ausgestattet ist....

Es heisst ja immer, dass manche Leute mit dem Mund denken – anstatt mit dem Kopf und auch wenn ich mich nun schon mehrere Jahrzehnte darum bemuehe diese etwas unpraktische Angewohnheit zu aendern, passiert es mir immer wieder, dass ich - speziell wenn ich mich mit sympathischen Menschen unterhalte – oft vorschnell Dinge sage, die ich vielleicht bei genauerer Ueberlegung anders oder gar nicht formuliert haette. Auch in Deutschland hat mich das schon oft in unangenehme Situationen gebracht, aber in China jetzt ist dieser Charakterfehler mein groesstes Unglueck. Ihr koennt Euch gar nicht vorstellen, was fuer Qualen mir schon deswegen entstanden sind!

Dazu kommt erschwerent, dass ich hier viel mehr Beachtung bekomme, als eigentlich notwendig waere. Alles, was ich vielleicht nur so aus Spass und um mir etwas Luft zu verschaffen daher flapse, wird ernst genommen und hat Konsequenzen.

So bin ich es von Deutschland gewohnt, dass ich z.B. mit befreundeten Mitstudenten oder Kollegen ohne Probleme auch mal ueber einen Lehrer oder einen Vorgesetzten sprechen kann, ohne dass gleich Alles „weitergemeldet“ wird. Hier aber wird offensichtlich alles, was ich so im Vertrauen mit einigen Leuten spreche, gleich umgehend weitergesagt und zwar wahrscheinlich sogar in guter Absicht. Zumindest wuerde ich meinen Freundinnen hier keine schlechten Absichten unterstellen, denn sie moegen mich ganz sicher, und haben keinen Grund mir schaden zu wollen. Aber da gibt es ja dann die Kulturunterschiede, die bewirken, dass vieles, was ich sage, falsch interpretiert wird......

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Dienstag, April 21, 2009

Essen, was auf den Tisch kommt: Vergewaltigung? Ein Artikel im Blog "Wortgefecht"

Gerade habe ich bei Joel in seinem Blog Wortgefechtt geschmoekert und bin auf einen Eintrag ueber Kindheitserinnerungen beim Essen gestossen. Wer kennt das nicht: man ist Kind und sitzt am Tisch, vor sich einen Teller mit vollkommen ungeniessbarem, verabscheuungswuerdigem Essen, neben einem ein Erwachsener, der einen dazu zwingt diesen ekelhaften Frass hinunterzuwuergen?

Ich wuerde diese Erziehungsmassnahme als Vergewaltigung bezeichnen und ich bin sicher, dass solche Erlebnisse sehr negative Folgen fuer die Kinder haben koennen. Zum Beispiel verlieren sie ihr Gefuehl fuer sich selbst und verlernen, sich auf ihr eigenes Urteilsvermoegen zu verlassen.

Umgekehrt trifft man aber heute auch oft auf junge Menschen, die jede zweite Speise nicht essen wollen. Das ist dann die Folge des umgekehrten Extrems. Und auch nicht gut.

Ich selber bin von meinen Eltern oft zu Dingen gezwungen worden, die ich urspruenglich nicht wollte. (Zum Beispiel: Rhabarberkompott, Holunderbeerensaft, Bergsteigen.....). Aber sie haben mich meistens mit Argumenten ueberzeugt und solange manipuliert bis ich mehr oder weniger "freiwillig" gegessen bezw. getan habe, was sie wollten. Auch habe ich nie vergessen, was ich eigentlich urspruenglich wollte bezw. nicht wollte. Ich musste es auch nicht vergessen, denn meine Eltern haben mich immer wieder daran erinnert. Trotzdem habe ich mich oft manipuliert bzw. gezwungen gefuehlt. Und Rhabarberkompott bzw. Holunderbeerensaft mag ich bis heute nicht. Bergsteigen aber sehr. Geht es denn auch ohne diese "Vergewaltigungen" in der Kindererziehung? Was sind die Folgen, wenn man seine Kinder gar nicht zwingt? Gut, dass ich keine Kinder habe! Ich wuesste ueberhaupt nicht, wie ich sie erziehen sollte.

Wie war das bei Euch?

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Samstag, April 18, 2009

Meine Schwiegermutter kommt zurueck

Heute holt mein Mann meine Schwiegermutter zu uns nach Hause zurueck. Sie war fast drei Wochen bei ihrer Schwester, weil meine Haushaelterin ihren Bruder im Krankenhaus pflegen musste. Die Schwester meiner Schwiegermutter ist aber auch schwerkrank, so dass wir mit schlechtem Gewissen meine Schwiegermutter als zusaetzliche Belastung in der Familie gelassen haben.

Krankheiten und Alter beeintraechtigen hier die Familien sehr. Viel mehr als in Europa, wo man seine kranken und alten Menschen einfach im Krankenhaus oder Altersheim von professionellem Personal pflegen lassen kann. Hier muss jedes Mal die Familie ran und das ist wirklich nicht einfach. So war eine Freundin von mir gerade zwei Wochen in Peking, um ihren Vater im Krankenhaus zu pflegen. Sie musste dafuer nicht nur ihren Arbeitgeber um Urlaub bitten, sondern ihr eigenes Leben komplett vernachlaessigen. Jetzt ist sie muede und erschoepft zurueck in Shanghai und muss alles nacharbeiten, was in dieser Zeit liegen geblieben ist. Das ist richtig hart.

Ich bin eigentlich ziemlich allergisch gegen zuviel Familie. Mich nerven alte Menschen , wenn ich laengere Zeit mit ihnen zusammen sein muss. Ausserdem haben wir keine Kinder, weil wir beide mit unserem eigenen Leben beschaeftigt sind. Zuviel Familie bedeutet Stress und ist auch irgendwie eine Zeitverschwendung, weil es einfach nur nervt. Ich finde Krankenhaus und Altersheim mit professionellem von einer Krankenkasse gezahltem Pflegepersonal die bessere Loesung. Aber nun bin ich hier und muss mitmachen. Und das ist auch in Ordnung, zumal ich normalerweise eine fantastische Haushaelterin habe. Ausserdem mag ich meine chinesische Verwandtschaft.

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Dienstag, April 14, 2009

Wie sinnvoll ist die Internetzensur

Seid etwa zwei Wochen ist in China bezw. Shanghai Youtube nicht mehr zu oeffnen. Ich gehe davon aus, dass es sich hier nicht um ein technisches Problem bei Youtube, sondern wahrscheinlich eher um eine richtige Sperre handelt. Es sind ploetzlich auch noch einige andere Seiten unerreichbar, die bis vor Kurzem alle problemlos geoeffnet werden konnten.

Natuerlich weiss ich nicht die Ursache bezw. den Hintergrund fuer diese Einschraenkung.

Eigentlich hat sich China in den letzten Jahren sehr geoeffnet und ich fuehle mich hier genauso frei wie in Europa. Wenn da nur nicht immer wieder diese fuer mich unverstaendlichen Internet Sperren waeren.

Youtube ist eine der wichtigsten Webseiten ueberhaupt, nicht nur fuer uns westliche Menschen, sondern gerade auch fuer die Chinesen. So benutzen meine chinesischen Schueler alle Youtube, um sich ihre Gitarrenstuecke fuer die Art Level Examinations anzuhoeren. Meine Ballett Schule hostet ihre Videos ebenfalls bei Youtube. Youtube ist ein internationaler Kulturvermittler und sowieso schon lange – genau wie Google – mit einer eigenen chinesischen Seite vertreten, die aber jetzt auch nicht mehr erreichbar ist.

Und ich frage mich, ob es nicht besser waere, sich auf das Urteilsvermoegen der doch im Durchschnitt ziemlich intelligenten Bevoelkerung zu verlassen. Erziehung funktioniert nicht nur bei Kindern besser, wenn man ihnen durch Informationen und Aufklaerung die Sinne schaerft. Verbote sind oft kontraproduktiv und bewirken nur, dass die Menschen misstrauisch werden und versuchen sich heimlich zu holen, was sie offiziell nicht sehen duerfen.

Natuerlich gibt es Seiten, die wirklich schaedlich und schlecht sind, vor allem fuer die grosse Masse der ganz jungen und noch nicht so stabilen Internet Nutzer. Dazu zaehlen fuer mich vor allem gewaltverherrlichende und diskriminierende Seiten. Man kann auch im Internet Verbrechen begehen und die Menschenrechte verletzen. Dies zu verhindern ist richtig und entsprechende Seiten zu sperren finde ich akzeptabel. Doch leider scheint es nicht moeglich, ganz gezielt nur die wirklich destruktiven Seiten zu sperren. Es werden – wahrscheinlich aus technischen Gruenden - immer gleich eine ganze Reihe von guten und wertvollen Seiten mitgesperrt. Das macht diese Internetkontrolle zu einer sehr unerfreulichen und nervigen Beeintraechtigung.

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Sonntag, April 05, 2009

Wie verliere ich meinen Auslaenderinnen Status?

Eigentlich habe ich mir das ja immer gewuenscht und ich habe auch daraufhin gearbeitet: ich moechte in China nicht immer wie in einem goldenen Kaefig mit Sonderrechten gehalten werden.

Jetzt, wo ich diesen Sonderrechte – Schonstatus zumindest in einigen Bereichen verlassen habe, fuehle ich mich wohler. Lieber manchmal leiden, als immer ausserhalb der Gesellschaft stehen. Nichts hasse ich mehr, als dieses „privilegiert“ sein.

Da es in China besonders schwer ist, als Auslaender sich in die normale chinesische Gesellschaft zu integrieren, entwickeln solche Langzeitauslaender wie ich gewisse Symptome: besonders dramatisch ist das „Toleranzsymptom“. Als Gast – und vor allem als sehr gut behandelter Gast – faengt man an sich fuer seine kritischen Aeusserungen zu entschuldigen. Man hat ja eigentlich gar kein Recht dazu dauernd rumzumeckern, schliesslich will man nichts lieber als hier bleiben und – trotz Kritik – liebt man seine neue Heimat und moechte nicht mehr zurueck ins eigene Land.

Ihr koennt Euch gar nicht vorstellen wie froh ich bin, wenn mich jemand am Telefon fuer eine Chinesin aus einer anderen Provinz haelt! Man hoert zwar einen Akzent, aber denkt nicht an eine Europaerin, sondern an eine Suedchinesin! Das tut gut.

Unter diesem Aspekt muesst Ihr auch meine Aeusserungen zu dem Ballettunterricht verstehen, wie ich sie vor zwei Tagen hier geschrieben habe. Ich bin einfach froh, dass ich wenigstens an dieser Ballett Schule keinen Auslaender Status mehr habe und zu den Chinesen gerechnet werde. Das ist fuer mich schon fast ein Grund alles moegliche zu akzeptieren, was ich in Deutschland wahrscheinlich so nicht akzeptieren wuerde. Schlagende Lehrer akzeptiere ich aber auch jetzt nicht wirklich. Und da bin ich uebrigens nicht alleine. Einige Frauen in meiner Ballett Klasse haben sich zusammengetan und den schlagenden Trainer darum gebeten nicht mehr zu schlagen. Dieser Trainer hat das etwa zwei Stunden lang ausprobiert und uns dann verkuendet, dass er wieder schlagen wird, weil er sonst keinen guten Unterricht machen kann. Er trainiert normalerweise nur Profies und ist es nicht gewohnt Hobbieunterricht zu geben. So koennen wir uns nur entscheiden ob wir die Schlaege akzeptieren wollen oder ob wir den Trainer wechseln. Ich bin erst seit Januar regelmaessig in dieser Gruppe und will erstmal die Situation noch laenger testen. Das ist ja schliesslich ganz schoen interessant. Und ich kann eine Menge bei dem ansonsten sehr guten Trainer lernen.

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Dienstag, März 24, 2009

Unsere Sendung laeuft schon seit gestern

Und ich habe selber den ersten Teil verpasst. Wer haette gedacht, dass die so schnell arbeiten koennen?

Heute morgen bin ich dann frueh aufgestanden, denn natuerlich war ich sehr neugierig mich im Fernsehen zu sehen. Das sieht ja ganz gut aus. Besser als ich dachte!

Darum bin ich nun schon wach und schreibe hier. Aber immer, wenn es viele Dinge gibt, die mir im Kopf herumgehen und die ich gerne jemandem erzaehlen wuerde, kann ich hier ueberhaupt nichts mehr schreiben. Ich bin wie blockiert. Wenn ich anfangen wuerde etwas zu sagen, dann waere das viel zu privat und zu persoenlich und wuerde mir nur unnoetige Schwierigkeiten bereiten. Nicht dass ich nicht bereit waere auch mal ganz persoenliche Probleme auszusprechen, - alles was ich bisher geschrieben habe ist ja persoenlich und ernst gemeint -, aber – na ja – ich muss eben erst mal Ordnung schaffen in meinem Kopf und das macht man doch am besten ganz alleine, oder?

Jedenfalls bei mir ist das so.

Bei mir gibt es heute einen Gitarren Tag. Nach dem Fruehstueck werde ich den Primavera Portena Tango von Piazolla weiter ueben und nach dem Mittagessen muss ich meine deutschen Schueler in Lakeside unterrichten. Und auf diese Weise werden sich bei mir alle Dinge so nach und nach relativieren und wenn ich abends immer noch Probleme habe, dann uebe ich noch mal Gitarre und gehe frueh ins Bett.

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Sonntag, März 01, 2009

Wechseljahre?!

Kuerzlich hat mich meine Haushaelterin gefragt, ob ich eventuell in die Wechseljahre gekommen sei? Ich waere viel unfreundlicher zu ihr als frueher und das koenne ja auch an den Wechseljahren liegen, immerhin sei ich bereits 45 Jahre alt. Oh, das hat mich aber geaergert!

Ich moechte jetzt nicht naeher auf die Beziehung zwischen mir und meiner Haushaelterinn eingehen – die uebrigens recht gut ist, sonst wuerden wir nicht so offen miteinander sprechen – sondern mal richtig laut und fuer alle hoerbar ueber Altersbeschwerden klagen. Und zwar spreche ich ausdruecklich ueber meine Veraenderungen und Probleme, denn die von anderen kenne ich nicht so gut.

Also bei mir ist das zur Zeit so: ich gehe immer sehr, sehr spaet ins Bett. Das liegt an zwei Dingen: 1. Komme ich erst abends gegen zehn Uhr – und manchmal noch spaeter – nach Hause zurueck und muss dann 2.noch Abendbrot essen, 3.mit meiner Familie sprechen, 4.fernsehen,5. im Internet surfen und 6.vor allem auch mit Deutschland telefonieren. Im Durchschnitt schaffe ich es nicht, nachts vor etwa halb zwei im Bett zu sein. Sehr ungesund!! Deswegen denke ich, dass mein etwas aufbrausendes Temperament nicht unbedingt ein Symptom fuer die Wechseljahre sein muss.

A b e r: ich habe schon ein paar andere altersbedingte Probleme, die mich echt stoeren. Zum Beispiel: muss ich mir die Haare faerben (sehr zeitaufwendig) weil ich sonst grau melliert im Ballet tanzen wuerde. Ausserdem schimpfen mich zur Zeit meine diversen Ballet Trainer dauernd. Ich saehe aus wie eine Frau, die im dritten Monat schwanger sei. Gemein! Dabei habe ich nur drei Kilo zugenommen und wiege jetzt 55 kg statt 52 kg, bei einer Koerpergroesse von 168 cm. Mein Bodyindex ist also nach europaeischen Gesichtspunkten noch ganz ordentlich. Aber fuer chinesische Ballet Taenzer gehoere ich bereits in die Kategorie „faul und fett“. Dabei werde ich aber immer besser – trotz des Alters. Meine motorischen Faehigkeiten scheinen noch keine Altersgrenze zu kennen und gaebe es keinen Spiegel wuerde ich mich selbst fuer etwa 27 Jahre alt halten. Aber leider gibt es Spiegel und darin sehe ich vor allem Falten, schwarzgeraenderte, rote Augen und eine gelbliche, ungesunde Gesichtsfarbe. Einfach unakzeptabel haesslich. Ausserdem hat auch meine Kondition stark nachgelassen, also hoffentlich wird das wieder besser, wenn ich es irgendwann schaffe rechtzeitig ins Bett zu gehen.

Naja, einigen Lesern sind meine Ausfuehrungen sicher nicht differenziert genug. Sie wollen wissen wie das mit meiner Menstruation ist und was es da sonst noch so an typischen Problemen gibt? Tut mir leid, muss ich Sie enttaeuschen, darueber schreibe ich hier nicht. Das ist auch nichts, was mich jetzt wirklich beschaeftigt. Was mich wirklich stoert, sind Alterserscheinungen, wie z.B. schlechtere Kondition, Falten im Gesicht und dergleichen. Und das stoert mich natuerlich noch mehr, weil ich in China lebe, wo man sehr viel Wert auf Aussehen legt. Ich selber bin wahrscheinlich auch eitel und wuerde gerne fuer immer jung bleiben und von meinen Ballet Trainern bewundert werden....

Was mir aber am Altern besonders missfaellt ist die Tatsache, dass einem von anderen Menschen weniger Entwicklungsfaehigkeit zugetraut wird. Und ich moechte auch noch auf dem Arbeitsmarkt eine Chance haben. Die ist aber in China fuer Frauen ueber 35 Jahren extrem schlecht. Die Situation ist so frustrierend, dass einige meiner chinesischen Freundinnen bereits ausgewandert sind.

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Sonntag, Februar 22, 2009

Menschenrechte oder Konsum Gueter?

Bei ihrem Besuch in Peking soll Hillary Clinton laut Nachrichten der deutschen Welle darauf verzichtet haben die Menschenrechte anzusprechen. Das kann sie sich wahrscheinlich inzwischen auch nicht mehr leisten, denn die wirtschaftliche Entwicklung Amerikas haengt auch von dem wohlwollenden Verhalten Chinas ab. Wie Frank Sieren kuerzlich gesagt hat, werden inzwischen die meisten amerikanischen Konsumgueter in China produziert und es ist fast unmoeglich diese Entwicklung ruecklaeufig zu machen, indem man anfaengt alle Waren wieder im eigenen Land herzustellen. Es sei denn, die Amerikaner wuerden sich radikal von ihrer Konsumgesellschaft verabschieden. Doch das halten Wirtschafts Experten fuer hoechst unwahrscheinlich und sogar unmoeglich. Aber warum?

Sind die westlichen Menschen inzwischen so schwach , dass sie lieber auf ihre vielgepriesenen Werte und eventuell sogar ihre Freiheit verzichten, anstatt mal fuer ein paar Jahre den Guertel enger zu schnallen? Es geht hier nicht um irgendwelche Kleinigkeiten, sondern um historische Entscheidungen.....

Oder glaubt irgendjemand ernsthaft daran, dass es eine Welt ohne Machtkaempfe geben wird und wir ab jetzt alle immer zusammenarbeiten werden? Obwohl: Die Chinesen sind ein relativ friedliches Volk und ein bischen mehr Einfluss und Macht der Chinesen in der Welt wird wahrscheinlich nicht schaden......

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Sonntag, Februar 15, 2009

Nachgeseufze...

Leider passiert es mir manchmal, dass ich Kommentare unter anderer Leute Artikel schreibe, die ich spaetestens nach drei Stunden wieder loeschen wuerde oder wenigstens veraendern wuerde, was aber leider nicht geht...und manchmal schreibe ich auch in meinem Blog Dinge, die man so eigentlich fast nicht stehen lassen kann...man muesste das genauer ausfuehren, erklaeren u.s.w. , naja.

So ist das bei mir. Aber trotzdem: erwartet jetzt bitte keine Aenderungs - und Verbesserungs - Versprechen. Ich kann das nicht aendern, es wird mir immer wieder so gehen und ich ahne, dass ich mich noch desoefteren ueber mich selber aergern werde. ....

Das sind eben die Nachteile der ansonsten oft gelobten Spontanitaet. Und andererseits ist das Internet mit seinen Chats und Twitters von Natur aus spontan. Da ist Unsinn nicht immer zu vermeiden und ich sage mir jetzt zum Trost: auch der doofeste Kommentar belebt die Szene. Immerhin war er ja mindestens fuenf Minuten lang ernst gemeint.

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Samstag, Februar 14, 2009

Noch mehr Frustgedanken: dievommond beschwert sich

Auch in Deutschland hat man es als avantgardistische Musikerin nicht leicht, denn gerade in Deutschland werden Menschen und Musik gerne in Schubladen geschoben, man denke nur an die rigorose Trennung zwischen “ernster” Musik und sogenannter Unterhaltungsmusik. Ich schliesse mich hier durchaus mit ein und merke immer wieder, dass ich selber auch in diesem Kategorien Denken befangen bin. Und dann die unertraegliche Ignoranz gewisser ansonsten durchaus ernstzunehmender und denkfaehiger Menschen, die sich auf anderen Gebieten bestens auskennen, aber in punkto Musik auf dem Niveau eines “Bildzeitungslesers” stehen geblieben sind! Zu dieser Sorte Menschen gehoeren auch viele meiner guten Freunde, was mein Leben nicht einfacher macht.

In China ist eben dieses Phaenomen noch viel mehr ausgepraegt. Es gibt dort prozentual gesehen weniger professionelle Musiker als in Europa, aber eine riesige Menge von sing – und musizierfreudigen Laien, die zu allem Ueberfluss auch noch mit einem ueberdimensional gut entwickelten Selbstbewusstsein ausgestattet zu sein scheinen. So muss man sich bei jeder Gelegenheit von gefuehlsgeschwellten Karaoke Auffuehrungen mit teilweise recht trivialen Liedern ueberfluten lassen, die dann von riesigen Publikumsmassen mit begeistertem Applaus belohnt werden. Klassische Gitarrenkonzerte sind dagegen hier nicht beliebt und beduerfen extrem guter Reklame und beruehmter Namen, um ueberhaupt einige Besucher anzulocken. Naja, bei den Romeros war der Saal voll, aber nach der Pause ist die Haelfte des Publikums nicht mehr wiedergekommen und am meisten geklatscht wurde erwartungsgemaess bei den populaeren Flamenco Hits und nicht etwa bei den etwas kantigeren und vielschichtigen Stuecken.

Waehrend ich mit meinem Musikhochschul Diplom in Deutschland an einer staedtischen Musikschule eine gesicherte Arbeit mit BAT Vertrag hatte, habe ich hier nur eine selbstgegruendete Gitarrenschule, die offiziell noch nicht einmal das Recht hat, sich als Schule zu bezeichnen und im Grunde nichts weiter ist als ein mit einem huebschen Namen verschleierter Privatunterricht ohne jegliche Absicherung und auch mit relativ geringem Verdienst. Im Grunde braucht mich hier niemand wirklich, ausser vielleicht meine Schueler, die mich schaetzen. Im Gegenteil: die chinesischen Gitarrenlehrer scheinen sogar meine Konkurrenz zu fuerchten – wie ich das immer wieder zu spueren bekomme, moechte ich hier nicht naeher erklaeren.

Und jetzt hat auch noch meine Schwiegermutter den ausdruecklichen Wunsch fuer immer bei uns wohnen zu duerfen. Nicht, dass ich etwas gegen meine Schwiegermutter habe: meine Schwiegermutter ist eine gutmuetige Frau und wir verstehen uns sehr gut. Dass ich trotzdem lieber mit meinem Mann alleine wohnen wuerde, kann sie aber nicht verstehen und ich glaube, viele Chinesen koennen das nicht verstehen und finden meinen Wunsch egoistisch und unfair. Schliesslich ist meine Schwiegermutter sehr nett und ausserdem alt und krank….

Ich fuehle mich aber dadurch – wahrscheinlich grundlos? – in meiner Freiheit bedroht und merke, dass ich mich zu Hause nicht mehr richtig konzentrieren kann.

So sitze ich heute mit meinem Leptop woanders – wo verrate ich nicht! – und schreibe mir den Frust von der Seele. Gestern war ich im Training und musste vor dem Unterricht die Toilette benutzen. Sie war verstopft. Am Waschbecken lagen die Innereien von irgendeinem geschlachteten Tier, dass der Hausmeister dort entweidet hat, ausserdem gab es keine Seife, sondern nur Kloputzmittel und ein Desinfektionsmittel, dass ich dann schliesslich zum Haendewaschen benutzt habe. Danach haben meine Haende stundenlang nach Clor gerochen. Trotzdem habe ich aber gut trainiert und heute sogar ein bischen Muskelkater.

Heute morgen bin ich dann mal wieder in einem hoffnungslos ueberfuellten Buss unten auf dem Tuerabtritt gestanden. Es war so eng, dass es nur Platz fuer einen meiner Fuesse gab. Die Fahrt ging ueber die zur Zeit gesperrte und nur fuer oeffentliche Busse freigegebene Autobahn und nach zwanzig Minuten war der Fuss, den ich nicht auf den Boden stellen konnte, komplett eingeschlafen. Da bin ich beim Aussteigen fast aus der Tuer gefallen. Doch trotz alledem gefaellt es mir hier gut und ich merke, wie die chinesische Umgebung meine Lebensenergie freisetzt. Auch wenn ich mich manchmal beklage: ich bin doch sehr gerne hier!

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Freitag, Januar 30, 2009

Kugelfischpenis, Schildkroete und andere Delikatessen



Tja, das ist normalerweise nicht so mein Ding, aber gestern musste ich wilde Schildkroete und andere entsprechende Speisen essen, denn ich habe meinem Mann damit bei einem wichtigen Projekt geholfen. Eigentlich sind ja Ferien und gestern war der Familien und Freundetreff Tag. Doch gerade solche Tage eignen sich hier auch gut, um neue Kontakte und Geschaeftsbeziehungen zu knuepfen, denn die Chinesen machen am liebsten mit guten Freunden Geschaefte. Erst kommt die Freundschaft und wenn man sich gut versteht, dann kann man auch zusammen Geschaefte machen. Und so fuhren wir gestern 158km nach Jiangyin und waren dort in einem gerade neugebauten Erholungshotel zu Gast.
Einige Chinesen sagen: wenn die Auslaender so teuer sind, dann koennen wir das auch alles alleine produzieren. Wir brauchen die auslaendischen Produkte gar nicht mehr unbedingt. Deswegen muss mein Mann, der eine deutsche Firma in China managt, sehr hart arbeiten, um neue Kunden zu gewinnen und die alten Kunden nicht zu verlieren. Er arbeitet oft in seiner Freizeit und sogar seine Hobbies benutzt er, um die Beziehungen zu seinen Kunden zu pflegen. Anders geht es nicht. Waere mein Mann kein Chinese, sondern ein Deutscher, koennte er diesen Job gar nicht machen und die Firma haette in China keinerlei Chance.

Natuerlich habe ich die neue Videokamera mitgenommen. Waehrend des Meetings und waehrend des Essens habe ich hoeflicherweise nicht gefilmt, aber es gibt trotzdem einen kleinen Film fuer Euch. Meine Familie findet, dass ich mich beim Filmemachen bereits sehr verbessert habe. Die Musik auf dem Video ist uebrigens nicht von mir, sondern von Al DiMeola.

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Samstag, Januar 17, 2009

Das traurige Ende der Katzengeschichte

Heute bin ich vor Unterrichtsbeginn (ich arbeite am Samstagnachmittag) in die Tierarztpraxis gegangen, um die kleine Katze zu besuchen. Sie lag in einem winzigen wahrscheinlich urspruenglich als Abstellraum gedachten kleinen Zimmerchen auf dem kalten Steinboden auf einer duennen Decke, hatte weder zu essen noch zu trinken und die Assistentin des Tierarztes erklaerte mir, dass diese Katze immer noch sehr wuetend und unfreundlich waere. Das waere eben eine Wildkatze und keine Hauskatze….Ich erkundigte mich, wann ich das Tier zu mir nach Hause mitnehmen koenne. Im Moment ginge das nicht, die Katze muesse mindestens eine Woche isoliert bleiben, damit man beobachten kann, ob sie irgendwelche gefaehrlichen Krankheiten habe. Geimpft koenne diese Katze jetzt auch nicht werden, denn sie habe Schnupfen und Probleme beim Atmen. Auf die Frage warum diese Katze weder zu essen noch zu trinken habe, antwortete die Pflegerin, dass die Katze bereits gefruehstueckt habe. Dann habe ich noch mit dem Tierarzt gesprochen, der meinte, dass diese Katze sehr krank sei und man wahrscheinlich noch die Reste der uebriggebliebenen Hinterpfoten amputieren muesse. Es hat sich ausserdem bei dem Gespraech herausgestellt, dass dieser Tierarzt mir schon von Anfang an empfohlen hatte, die Katze einschlaefern zu lassen. Aus irgendwelchen Gruenden hatte ich das nicht verstanden. Fuer mich sah diese Katze immer noch sehr lebenslustig aus. Woher nehme ich denn das Recht darueber zu entscheiden, ob das Leben eines anderen Lebewesens noch lebenswert ist oder nicht? Das ist doch nicht nur von solchen aeusseren Dingen abhaengig, sondern individuell ganz verschieden. Wenn ich diese Katze waere, haette ich vielleicht in meinem Unglueck darauf gehofft, dass das Leben eines Tages wieder besser werden kann und waere nicht damit einverstanden gewesen, mich einschlaefern zu lassen. Trotzdem habe ich mich schweren Herzens dafuer entschieden, die Katze einschlaefern zu lassen. Ausschlaggebend waren fuer mich zwei Tatsachen: 1.) eine Katze ohne Hinterfuesse kann nicht mehr laufen und da eine Katze eine Katze ist und kein Mensch, kann sie weder lesen noch andere schoene Ersatzbeschaeftigungen finden. (-Allerdings schlafen auch gesunde Katzen den groessten Teil ihres Lebens und den anderen Teil ihres Lebens liegen sie an gemuetlichen Plaetzen und beobachten die Welt. Das kann auch eine Katze ohne Hinterpfoten machen!) Aber, was mich vorallem zu dieser Entscheidung bewegt hat, war 2.) das Gefuehl, dass ich nicht in der Lage bin, selber dafuer zu sorgen, dass es der Katze besser geht. In dieser Tierarztpraxis ging es ihr nicht sehr gut und ich frage mich, ob es nicht besser gewesen waere, die Katze anstatt zum Tierarzt zu bringen mit nach Hause zu nehmen und selber zu pflegen. Katzen haben ja angeblich sieben Leben, vielleicht haette sie sich ja so langsam erholt. Aber das konnte ich meinen beiden Hauskatzen nicht zumuten, denn das Risiko einer ansteckenden Krankheit ist bei solchen Tieren durchaus vorhanden. Leider sind die Wildkatzen in China unbeliebt und werden als ueberfluessig, laestig, gefaehrlich und dreckig empfunden. Diese armen Tiere bekommen normalerweise keinen Respekt und um sicher zu gehen, dass diese Katze so freundlich behandelt wird wie sie es braucht, haette ich sie selber pflegen muessen. Das ging aber nicht. Trotzdem bin ich mir gar nicht sicher, ob meine Entscheidung richtig war und es tut mir auf jedenfall sehr, sehr leid.

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Montag, Januar 12, 2009

schwieriges Zeitmanagement

Es ist erstaunlich, aber wahr: jetzt, wo ich endlich den idealen Internet und Blog-Schreibe Computer habe, habe ich aber keine Lust zu bloggen. So sitze ich gerade am Fruehstueckstisch und warte auf meine Haushaelterinn, die hoffendlich bald kommt. Dann werde ich sofort in mein Zimmer gehen und Gitarre ueben, denn das will ich wirklich. Oder nein: wahrscheinlich wird mich meine Ai noch dazu ueberreden, ihr mitgebrachtes, chinesisches Fruehstueck zu probieren, dass sie fuer meine Schwiegermutter eingekauft hat. Dann werden wir doch wieder eine halbe Stunde verschwaetzen und dann bin ich wahrscheinlich so muede, dass ich keine Lust mehr zum Ueben habe. Im Moment sitze ich hier unten, weil ich meiner Schwiegermutter Gesellschaft leisten moechte, die gerade aus Amerika zurueckgekommen ist und unter einer beginnenden Alzheimer Krankheit leidet. Ich weiss, dass sie nicht gerne alleine ist. Die Sonne scheint und besser waere es, einen Morgenspaziergang zu machen als hier herumzusitzen…..Aber ich fuerchte, bis wir uns angezogen haben ist schon wieder eine Stunde verflossen und bis wir von dem Spaziergang zurueck sind, waere es dann schon mehr oder weniger Zeit fuer ein Mittagessen. Also schreibe ich hier weiter…..
Es gibt bei mir aber gerade wirklich nicht viel zu erzaehlen. Das Wetter ist sonnig, aber kalt, ich habe starke Halsschmerzen, was bedeutet, dass ich in den naechsten Tagen mit einer Erkaeltung herumlaufen muss, was mich aber nicht daran hindern kann, trotzdem weiterhin ins Ballett Training zu gehen. Nicht zum Ballett zu gehen, waere gleichzusetzen mit: keine Lebensqualitaet zu geniessen…Ohne Ballett geht es bei mir einfach nicht. Andererseits wird mir das Ballett Training dieses Jahr sehr erschwert, da unser Highway in die Stadt wegen Erweiterung fuer mehrere Monate gesperrt worden ist und man auf den kleinen Strassen nun taeglich unabsehbare Zeiten im Stau stehen muss. So bin ich dazu gezwungen schon am fruehen Nachmittag loszufahren und dann entweder im Stau zu lesen oder,- wenn es wider Erwarten schneller gehen sollte – in der Stadt herumzubummeln….Gluecklicherweise kann man bei uns fast in allen oeffentlichen Cafes und Hotels kostenlos im Internet surfen…..

So, nun ist meine Ai (Haushaelterin) gekommen und ich kann anfangen zu ueben…..

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Freitag, Januar 02, 2009

Ich bin aber keine konsumorientierte Luxusdame!!

Kurz nachdem ich den letzten Artikel hier veroeffentlicht habe, bekam ich einen Anruf auf mein Handy. Eine deutsche Bekannte in Shanghai hatte bereits gelesen und war entsetzt: “Sowas wuerde ich an Deiner Stelle nicht schreiben. Das klingt ja wahnsinnig konsumorientiert!”

Na und? Wenn es wirklich so waere, waere ich dann schlechter als die meisten anderen Menschen? Eher nicht. Waehrend sich bei einigen Bekannten Schuhe und Klamotten in Schraenken stapeln, haeufen sich bei mir stattdessen Computer, Mikrophone, Handys, MP3 Player und co. Ist das so verwerflich? Immerhin sind diese huebschen technischen Errungenschaften einer der groessten Vorteile unseres Jahrhunderts. Ansonsten gibt es ja auch viele Nachteile, wie zum Beispiel die Umweltzerstoerung oder die Ausbreitung von AIDS und Atomwaffen. Anstatt sich wegen dieser und anderer negativen Dinge zu deprimieren, freue ich mich lieber ueber die vielleicht nicht ganz so zahlreichen, aber dafuer um so attraktiveren positiven Veraenderungen der Neuzeit. So kann man mit dem geschickten und passenden Gebrauch einiger technischer Geraete immer wieder wenigstens in kleinen Bereichen die durch Industrialisierung und Umweltzerstoerung verursachte Maengel ausgleichen. Ich zum Beispiel jogge fast immer mit Ipod. Auf diese Weise merke ich fast nicht, dass ich mich in der Einflugschneise eines internationalen Riesenflughafens befinde…..

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Sonntag, Dezember 28, 2008

Entscheidungen treffen



Entscheidungen treffen ist nicht unbedingt meine Staerke. Mir faellt es naemlich schon recht schwer mich jeden Morgen zu entscheiden, was ich nun zum Fruehstueck geniessen moechte. Und auch abends die Entscheidung: wann nun endlich gehe ich ins Bett? Kurz gesagt: einen grossen Teil meines Lebens verbringe ich damit, Entscheidungen zu treffen und obwohl ich viel hin-und her ueberlege, entscheide ich mich oft nicht.

Wie kann man nun solche Entscheidungs – Out – Zeiten verkuerzen? Die Auswahl - Moeglichkeiten einschraenken? Zum Beispiel weniger einkaufen? Wenn dann nur noch die Haferflocken im Schrank stehen, kann man sich zumindest die Entscheidung „was esse ich nun zum Fruehstueck“ sparen. Antwort ganz klar: Hafersuppe! Oder nein, so einfach geht es dann auch wieder nicht: Hafersuppe, Porridge oder eventuell doch Muesli? Oje....

Nee, so tierisch ernst, wie einige Leute mich nehmen, bin ich nicht immer.. Im Gegenteil: ich habe in den letzten Tagen ein paar wirklich wichtige Entscheidungen getroffen und mich, glaube ich, sogar sehr gut entschieden. Und es gibt auch Entscheidungen, die man nicht entscheiden muss. Sie entscheiden sich sozusagen von selber, wenn man nicht rechtzeitig eingreift. Und das habe ich diesmal gluecklicherweise vermieden....
Und nun lasst mich halt doch auch mal einfach nur blubbern.... Was eigentlich genau sind Blubbertexte? Je nachdem, wer blubbert, kann das ja sogar ganz unterhaltsam sein....

Und sollte ich heute mit meinem Blubberversuch allzusehr nerven, bitte ich um Verzeihung: ich uebe noch!!

Heute erlebe ich einen optimalen Sonntag. Nach Tagen voller Termine ausserhalb, bin ich endlich mal zu Hause, draussen regnet es und ich bin auch noch alleine. Ich kann endlich mal wieder den ganzen Tag machen, was ich will(ausser in der Sonne liegen) und ich will einfach nur entspannen und Unsinn schreiben. U N S I N N !! Ich brauche das. Die Idee einen Blubbertext zu schreiben stammt ja auch nicht von mir, sondern von einer sehr geschaetzten Kollegin, die das wahrscheinlich besser kann, als ich. Bei mir merken die Leute ja noch nicht einmal, wann ich ironisch und wann ich ernst bin. Und das nicht nur, wenn ich schreibe, sondern sogar auch, wenn ich spreche! Sicher liegt das auch an mir. Irgendwas funktioniert da nicht in der Kommunikation. Vielleicht, weil ich normalerweise nicht lache, wenn ich Spass mache und damit meine Gespraechspartner hoffnungslos ueberfordere? Egal.

Gestern war ich bei chinesischen Freunden eingeladen und obwohl ich Skiunterwaesche aus Angorawolle getragen habe, fuehlten sich meine Beine nach einigen Stunden an, wie zwei Eiszapfen. Abends, als ich dann nach Hause in unsere Wohnung kam und das Termometer 15 Grad angezeigt hat, fand ich das schon fast gemuetlich warm verglichen mit der ungeheizten Wohnung meiner Freunde. Heute habe ich immerhin 19 Grad in meinem Arbeitszimmer!

liebe Freunde! ich uebe gerade die Chaconne von J.S.Bach auf der Gitarre, deswegen fuehle ich mich extrem - wie soll ich sagen: d-moll , im positiven Sinne. D-moll, G-moll 6, A7,D-moll,B-Dur,G-moll,D-moll A7 D-moll.....

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Dienstag, November 11, 2008

Probleme meiner chinesischen Freundinnen

Es ist in China immer noch unglaublich wichtig fuer eine Frau sich „angemessen“ zu verheiraten. Und es ist hier viel schwieriger als in Deutschland, den passenden Partner zu finden. Das koennte daran liegen, dass die etwa dreissig jaherigen Menschen oft sehr von ihrer Familie unter Druck gesetzt werden. Es ist in dieser Generation noch nicht ueblich, einfach seinem Herzen zu gehorchen. Die Familie horcht mit. Angeblich passende Partner werden von Bekannten und Familie gegenseitig vorgestellt und Aspekte wie Beruf, Einkommen, Gesundheit usw offen gegeneinander abgewogen. Im Grunde handeln die heiratswilligen Menschen mit ihren Qualitaeten. Man achtet sehr darauf, sich nicht unter seinem eigenen Niveau zu vergeben. Und wenn eine Frau erstmal dreissig Jahre oder aelter ist, hat sie kaum noch Chancen einen „guten“ Mann zu finden.

Gestern gab es auf dem Heimweg nach der Ballett Klasse folgendes Gespraech:
Freundin A zur Freundin B: „diese Stoeckelschuhe schauen echt gut aus, nur finde ich, dass Du Dich insgesamt immer ein bischen zu altmodisch anziehst.“
Freundin B: „aber mein Freund mag keine modernen Sachen.“
Ich: „ Hey, hast du jetzt einen Freund? Gratuliere!“
Freundin B: „ Aber mein Freund ist ueberhaupt nicht huebsch. Der ist richtig haesslich.“
Ich: “macht doch nichts. Hauptsache er traegt sein Herz am richtigen Fleck..“
Freundin A: „ ja, und Du weißt doch selber, dass es keine perfekten Menschen gibt. Du kannst doch nicht erwarten, dass Dein Freund a) gut aussieht, und b) intelligent und begabt ist und c) auch noch beruflich erfolgreich .“
Freundin B, sehr deprimiert: „ Aber ich sage Euch: mein Freund ist wirklich nur gaaanz, gaaanz normal. Der schaut haesslich aus und ist auch nicht besonders talentiert oder erfolgreich.“
Freundin A zu mir: „ Julia siehst Du, wir haben alle eine Menge Probleme und sind oft sehr unzufrieden. Wir koennen normalerweise nur nicht darueber sprechen.“

Danach trennten sich unsere Wege. Ich denke, meine Freundin ist depremiert, nicht, weil ihr Freund nur „ein ganz normaler, durchschnittlicher Mensch“ ist, sondern weil sie ihn sich nicht selber herausgesucht hat. Er wurde ihr vorgestellt und sie wird unter Druck gesetzt, zuzustimmen, denn sie ist bereits dreissig Jahre alt und hatte bisher keinen Erfolg bei Maennern. Ohne Mann hat man ab diesem Alter kein leichtes Leben mehr in Shanghai. In der Arbeit wird man schikaniert und kann sich nicht weiterentwickeln, denn die Chefs geben lieber den ganz jungen Frauen eine Chance. Gerade diese Freundin B, hat sogar ihre Arbeit als Journalistin bei einer renommierten Zeitung verloren und das kann durchaus auch an diesem Problem liegen. Ich habe noch mehrere Freundinnen, die eigentlich sehr attraktiv und urspruenglich beruflich sehr erfolgreich waren, die aber aus verschiedenen Gruenden nicht rechtzeitig geheiratet haben und deswegen gesellschaftlich ins Abseits geraten sind.

Anscheinend ist die ganz junge Generation gluecklicher. Die unter 25 jaehrigen kuessen sich auf offener Strasse und schmusen in der U-Bahn. Ich sehe auch oft Liebespaare, die offensichtlich sehr verliebt sind, obwohl sie noch die Schuluniform tragen.

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Samstag, November 01, 2008

Konflikte in unserem Wohnviertel

In den naechsten zwei Wochen werden die Mitglieder unseres politischen Komitees neugewaehlt. Ob ich wieder dabei sein werde, ist noch nicht sicher. Das letzte Komitee wurde von den Einwohnern gezwungen zurueck zu treten, da wir zu wenig auf die Meinung der Mehrheit in der Bevoelkerung gehoert haben….peinlich, peinlich..

Politik in China beginnt genau dort, wo ich jetzt bin bezw war: in den Komitees der einzelnen Wohnviertel. Bei uns konkret: 240 Familien koennen etwa 11 Abgeordnete waehlen, die dann ehrenamtlich politisch arbeiten. Diese ehrenamtlichen Abgeordneten haben Wahlrecht fuer die naechsthoehere Stadtteilregierung. Wer also in dem Komitee arbeitet, kann die Stadtteilregierung waehlen und kann (soviel ich weiss) sich auch selbst zur Wahl in die Stadtteilregierung aufstellen lassen. So geht das von einer Instanz zur naechsten: Die Stadtteilregierungen waehlen wahrscheinlich die Stadtregierungen und koennen sich auch in die Stadtregierung waehlen lassen usw…

Unser Komitee hat versagt, deswegen durften wir die dreijaehrige “Legislaturperiode” nicht zu Ende machen. Warum das alles so passiert ist, darueber koennte ich einen ganzen Blog schreiben – in einem Artikel jedenfalls ist das schwer zu erklaeren. Angefangen hat es damit, dass einige Leute in dem Komitee einen persoenlichen Hass auf das Management unseres Wohnviertels hatten und entsprechend eifrig daran gearbeitet haben dieses Management zu mobben und schliesslich auszuwechseln. Doch die Mehrheit der Einwohner war damit nicht einverstanden und hat uns gestoppt. Gluecklicherweise!! Ich war naemlich auch oft nicht zufrieden, aber mit meinen Ansichten fast immer in der Minderheit. Diese Minderheit wurde auch immer kleiner, da mehrere Abgeordnete den Druck der “Maechtigen” nicht mehr ausgehalten haben und zurueckgetreten sind. Die Chinesen hassen offene Auseinandersetzungen noch mehr als wir und gehen dann oft den einfachen Weg. So nach dem Motto: Zur Rettung der guten Nachbarschaft halte ich mich da raus…Als gewaehlter Abgeordneter ist so eine Reaktion natuerlich extrem kontraproduktiv. Nachdem von den urspruenglich 11 Mitgliedern fuenf zurueckgetreten waren, blieben noch sechs Leute uebrig, darunter ich. Den Rest erspare ich mir heute zu erzaehlen.

Viele Probleme werden von Bezirk zu Bezirk unterschiedlich bearbeitet und geloest. So ist es nicht richtig, politische Details in China zu verallgemeinern. Ein kleines Beispiel: Ruhestoerung. In vielen Wohnvierteln wird dieses Problem ueberhaupt nicht ernst genommen, aber es gibt auch Viertel, in denen strenge Regeln aufgestellt werden, wann man wie laut arbeiten darf. In unserem “Dorf” ist es zum Beispiel verboten am Wochenende ganztags und unter der Woche abends nach sechs und morgens vor acht laute Arbeiten zu verrichten. Wobei diese Regelung in Shanghai nicht populaer ist und von der einheimischen Bevoelkerung nach Moeglichkeit ignoriert wird. In unserem Compound leben aber viele Pekinger und Taiwanesen, denen die Ruhezeiten wichtig sind. So versucht das Management diese Ruhezeiten durchzusetzen.Leider nicht immer erfolgreich. Seit einigen Jahren wird dieses Management nicht mehr von der Regierung bestimmt, sondern die Einwohner koennen selber professionelle “Managementfirmen” bezahlen, die dann nach den Beschluessen des politischen Komitees handeln und verwalten muessen. Unser Management ist das urspruengliche Management der taiwanesischen Hausbau-Firma. Obwohl dieses Management meiner Meinung nach gute Arbeit leistet, sind die Anforderungen der hiesigen Einwohner enorm und auch die Angst sich mit einem Vertrag langfristig an diese Firma zu binden. Doch ohne einen festen Vertrag bekommt das politische Komitee nicht die Erlaubniss, das auf der Bank fuer Reperaturen und Verbesserungen angesammelte Geld zu verwenden. Wie aber muss nun so ein Vertrag aussehen? Und gibt es nicht vielleicht doch eine noch bessere Firma? Derartige Fragen haben uns in dem Komitee naechtelange Diskussionen beschert.

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Donnerstag, Oktober 23, 2008

Rettet das Internet!(www.rettet-das-internet.de)

Ich bin gerade durch das Forum "Internet" der Sueddeutschen Zeitung auf eine Internet Seite aufmerksam gemacht worden, die genau die Probleme anspricht, die mir schon lange im Kopf herumgehen.

Das, was das Internet so sinnvoll und faszinierend macht, ist die Arbeit all der vielen nicht-commerziellen Webmaster. Aus Idealissmus und Freude an der Sache sind Menschen bereit, kostenlos ihre Faehigkeiten und ihr Wissen der Allgemeinheit zur Verfuegung zu stellen mit dem Ergebniss, dass das Internet zur besten und demokratischsten Informationsquelle heranwaechst. Doch einigen wenigen Leuten passt das nicht ....

"Das Internet wurde aufgebaut von Millionen freien, quasi ehrenamtlichen Webmastern, die mit großem Einsatz und Fleiß, teils kleine, teils große Bausteine zu einem riesigen Mosaik von Homepages, Daten- und Linksammlungen zusammensetzten, und die großartigste und gleichzeitig demokratischste Informations-Institution aller Zeiten schufen.

Jetzt aber versuchen einige wenige Leute, das freie Internet ihren persönlichen, kommerziellen Interessen zu unterwerfen und alles beiseitezufegen, was diesen Interessen im Wege steht. Ihr Ziel ist es, sämtliche Veröffentlichungsrechte in wenigen Händen zu konzentrieren, und jeglichen freien Daten- und Informations-Austausch zu unterbinden." (Zitat:Rettet-das-Internet.de)


Besitzt Ihr eine Homepage, besucht Ihr gerne Funpages,
inseriert Ihr bei Ebay, verwendet Ihr Tauschbörsen ???

Spätestens seit Inkrafttreten des neuen Urheberrechts befinden wir uns ALLE mit einem Bein im Gefängnis! Besucht "Rettet das Internet" und macht Euch klar, wie absurd die Situation ist, die da von Konzernlobbies und einem willfährigen Gesetzgeber geschaffen wurde. Informiert Euch und leistet Widerstand!

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Mittwoch, Oktober 22, 2008

Be confident – younger how many years?

Eine Shanghaier Fernsehsendung laedt 50 bis 60 jaehrige Frauen zu einer oeffentlichen Schoenheits und Gesundheitsberatung ein. In der Sendung werden die Beratungsgespraeche beim Arzt, im Beautysalon, bei der Modeberaterin und beim Friseur gezeigt und am Ende das vorher und nachher miteinander verglichen.

In jeder der 30 Minuten dauernden Sendung werden zwei Frauen vorgestellt. Eben gab es bei einer der beiden Kandidatinnen einen aussergewoehnlichen Zwischenfall:
Der Ehemann hat offensichtlich einen Moderator damit beauftragt, seiner Frau eine oeffentliche Mahnpredigt zu halten. Der Moderator sagte etwa folgendes: “Dein Ehemann moechte Dir hiermit sagen: Du bist zu dick. Solange Du Dir weiterhin immer in die Tasche luegst, kannst Du Dich nicht aendern. Und Du musst Dich aendern, wenn wir zusammen bleiben wollen. Es ist das letzte Mal, dass ich Dir das sage: Egal wie huebsch Du auch heute hier im Fernsehen gemacht wirst, Du kannst damit nicht unsere Beziehung retten. Und Du musst endlich einsehen: das ist zu mindestens 70, wenn nicht sogar 80 Prozent Deine eigene Schuld.” Leider hat sich der Moderator in keiner Weise von den Worten des Ehemannes distanziert.
Die Frau war offensichtlich von dieser Mitteilung voellig ueberrascht und hatte Muehe ihre Traenen zurueckzuhalten. Entsprechend wirkte sie waehrend der ganzen Sendung sehr ungluecklich und unsicher. Wen wundert es da, dass auch die “Verschoenerung” nicht wirklich gelang? Man ueberredete sie zu einem folkloristischem Outfit in Blau und Weiss, schnitt die langen Haare kuerzer und machte eine uebertriebene, afrikanische Dauerwelle. Mit dem grell-roten Lippenstift sah es aus, als ob eine fuenfzigjaehrige versucht so auszusehen wie fuenfzehn. Spaeter fragte man einige im Publikum sitzende Familienmitglieder oder Freunde, wie ihnen das neue Outfit gefalle. Und obwohl ich in den Gesichtern Enttaeuschung und Entsetzen sehen konnte, sagten natuerlich alle, dass die Dame nun viel, viel juenger und huebscher aussehe als frueher. Und ich fuehle mich nach dieser Sendung als Zeuge einer Demuetigung und seelischen Misshandlung. Diese Kandidatin war offensichtlich ungluecklich und eine derartige Schoenheitsberatung mit dem entsprechend fiesen Beitrag des wahrscheinlich bald Ex-Ehemannes einfach nur gemein. Ironischerweise heisst diese Sendung aber: be confident!

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Freitag, Oktober 03, 2008

Meinungsfreiheit oder Selbstbetrug? Durch wen eigentlich werden wir in unserer Meinungsfreiheit vorallem eingeschraenkt?

Eines der vielen Vorurteile, die westliche Menschen oft haben, ist die Ueberzeugung in einem sogenannten demokratischen Land uneingeschraenkt seine Meinung aeussern zu koennen, waehrend in asiatischen Laendern, besonders in China man seine Meinung nicht so einfach sagen kann.

Doch ist das wirklich so? Auch in Laendern, die lauthals “Meinungsfreiheit” propagieren, kann man ganz schoen Aerger kriegen, wenn man seine Meinung sagt!

So einfach ist es leider doch nicht mit diesem zur Mode gewordenen Begriff. Wir haben zwar die Freiheit unsere Meinung zu sagen, doch die Konsequenzen muessen wir auch ertragen koennen, sonst gibt es diese Meinungsfreiheit nicht. Und zwar nirgends! Auch nicht in Deutschland.

Fange ich zum Beispiel an, ueber meine Freunde , Familienmitglieder oder Nachbarn zu schreiben und dabei z.B. irgendwelche Unstimmigkeiten oder Peinlichkeiten an die Oeffentlichkeit zu bringen - dann kann mein Leben ganz schoen ungemuetlich werden, auch wenn das, was ich schreibe, in keiner Weise politisch ist und keine Regierung auf dieser Welt jemals stoeren wird. Das ist ueberall so - egal in welchem Land oder System. Wir sind alle nur Menschen. Also werde ich mir – auch wenn ich in Deutschland oder einem anderen westlichen Land lebe – genau ueberlegen wie ich was schreibe oder sage und vieles, was eigentlich gesagt werden koennte, bleibt wahrscheinlich aus Ruecksicht auf die lieben Naechsten doch lieber ungesagt?

Der Unterschied zwischen den verschiedenen Arten von Meinungsfreiheiten in den verschiedenen Laendern besteht vorallem in der Wahrnehmung dieses Problems. Waehrend man sich im Westen verzweifelt vormacht, im besseren mit mehr Meinungsfreiheit ausgestatteten Land zu leben und seine Meinung uneingeschraenkt aeussern zu duerfen, tut man es unbewusst aber doch oft nur, wenn man dabei eh nichts zu befuerchten hat und dann oft ziemlich plump, direkt und uneffektiv.

Hier in China dagegen weiss jedes Kind, dass es bei dem, was es sagt, auch an die Konsequenzen denken sollte, also daran, wie sich der Gegnueber fuehlt und was die Worte bewirken koennen. Die Menschen sagen trotzdem ihre Meinung – aber nur, wenn sie auch wirklich eine haben, die so wichtig ist, dass sie gesagt werden muss. Und sie sagen ihre Meinung mehr einfuehlsam und darauf bedacht, niemanden blosszustellen oder zu verletzen. Ist das falsch?

Alles hat seine zwei Seiten. Viele Chinesen moechten, dass in China die Menschen so direkt und unbedacht wie die Europaeer ihre Ansichten aeussern koennen. Vorallem die Chinesen, die lange Zeit im Ausland gelebt haben, bemuehen sich, moeglichst klar und unumwunden ihre Meinung zu sagen und sind uns da in diesem Punkt inzwischen schon sehr aehnlich geworden.

Doch durch die einseitige Berichterstattung ueber China in der westlichen Presse und die offensichtliche Arroganz vieler Expats in China, hat der urspruengliche Reiz, den die unbefangene Art der Europaer auf einige Chinesen ausgeuebt hat, sehr verloren. In China hat man gemerkt: Die Amerikaner und Europaer benutzen das Wort “Meinungsfreiheit” als Propaganda Mittel, aber sind weit davon entfernt, wirklich so tolerant und aufgeschlossen zu sein, wie sie sein muessten, damit diese Meinungsfreiheit mehr sein kann, als nur ein Selbstbetrug.

Aber was hat das alles mit der politischen Meinungsfreiheit zu tun? werden Einige denken. Doch ich glaube, dass es sich mit der politischen Meinungsfreiheit genauso verhaelt wie mit der Meinungsfreiheit im privaten Bereich. Wer ernstgenommen werden will, muss sich ueber die Wirkung seiner Worte Gedanken machen. Und wer zu sehr ins Fettnaepfchen tritt, wird auf jedenfall auch Konsequenzen zu spueren bekommen, und zwar nicht nur in China. Umgekehrt kann man auch in China seine Meinung sagen, wenn man die richtige Art und Weise findet.

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Freitag, September 19, 2008

von Radio China International enttaeuscht

Nun bin ich wirklich aergerlich! die von mir gerade noch so gelobte Internetseite Radio China International, scheint mit Berichten ueber den Milchskandal doch wohl ueberfordert zu sein. Ich haette da mehr detailierte Informationen erwartet. Was wir brauchen ist: ganz genaue Hinweise welche Art von welchen Milchprodukten nun betroffen sind und welche wir weiterhin kaufen koennen! Ich zum Beispiel trinke taeglich die Milch von Guangming. Natuerlich hat sich inzwischen herumgesprochen, dass auch einige Produkte dieser Firma mit Melamin verpanscht sind. Doch was genau ist jetzt mit meiner Milch? Gehoert sie nun zu den verschmutzten Produkten oder nicht? Je genauer die Informationen, desto besser koennen wir uns schuetzen, aber desto weniger erfolgen uebertriebene Panikreaktionen. Da erwarte ich einfach mehr Hilfe von Radio China. Solche detailierten Informationen gibt es ja auch in den chinesischen Tageszeitungen und sind hier in keiner Weise verboten. Es braucht halt nur ein bischen mehr Muehe fuer die Journalisten. Also: was ist?

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Donnerstag, September 18, 2008

Die Loehne unserer Haushaelterinnen oder: die Expats zahlen immer weniger

Wie viele von Euch wahrscheinlich schon wissen, ist es in Shanghai unter den etwas wohlhabenderen Menschen (egal ob Chinesen und Auslaendern) ueblich, wenigstens eine Haushaelterin zu beschaeftigen. Die in Shanghai lebenden Auslaender – bekannt auch als “Expats” – haben selbstverstaendlich eine Haushaelterin und oft sogar auch noch einen Fahrer. Als ich vor etwa neun Jahren nach Shanghai gezogen bin, haben die Expats im Durchschnitt 10 RMB pro Stunde fuer so eine Arbeitskraft gezahlt. Pro Monat waren das dann so etwa 1300 bis 1800 RMB fuer eine fuenftage Woche mit jeweils acht Stunden.

Nun die grosse Preisfrage: Wieviel zahlen denn nun heute – nach neun Jahren – diese Expats an ihre Haushaelterinnen? Peinliche und ueberraschende Antwort: genau dasselbe. Wie kann denn das sein?

Grund dafuer ist wahrscheinlich die Tatsache, dass die Chinesen teilweise noch weniger zahlen und viele Auslaender glauben, sich laecherlich zu machen, wenn sie sich zu gutmuetig verhalten. Vielleicht wissen viele Expats auch nicht so genau, wie schwer es inzwischen ist mit diesem Niedriglohn ueber die Runden zu kommen?

Angesichts der Tatsache, dass sich die Preise fuer Grundnahrungsmittel und ueberhaupt fuer Essen etwa verfuenffacht haben und die Mieten auch etwa um das dreifache gestiegen sind, ist es mehr als empoerend , dass ausgerechnet die sowieso schon niedrigen Loehne der Haushaelterinnen seit etwa zehn Jahren unveraendert geblieben sind . Sind es doch gerade die Auslaender, die immer ueber das Lohndumping und die Armut in China laestern! Waehrend man sich in Deutschland ueber die menschenunwuerdige Ausbeuterei der chinesischen Arbeiter aufregt, kann ich mit Besorgniss feststellen, dass die Expats hier oft die Notsituation der armen Bevoelkerung schamlos ignorieren.

Ein Beispiel: in meinem Wohnviertel gab es vor einiger Zeit eine sehr nette und sozial eingestellte deutsche Familie, die bei dem Lohndumping nicht mitmachen wollte und ihrer Haushaelterin (– sprich: Ai) alle Ueberstunden extra gezahlt hat. Als diese Familie nun nach Deutschland zurueckgegangen ist, wollte niemand die Haushaelterin dieser Familie uebernehmen, da diese Ai bereits zu sehr “verwoehnt” worden sei. Witzigerweise wollen viele Expats naemlich weder Uberstunden noch Krankenversicherung fuer ihre Haushaelterinnen bezahlen. Das verstoesst aber nicht nur gegen deutsches, sondern – soviel ich weiss - auch gegen chinesisches Recht.

Leider sind die reichen Chinesen ja wie gesagt auch oft nicht besser, als die reichen Auslaender. Man moechte zwar besten Service von einer immer gut gelaunten, freundlichen Hilfe, ist aber nicht bereit, sich auch nur ein bischen in die Situation dieser Menschen hineinzuversetzen. So gibt es doch wirklich Leute, die ihre Haushaelterin entlassen, weil “die dauernd so schlecht gelaunt ist..” HAHA! Waer ich auch, wenn man mich so behandeln wuerde! Gute Arbeit muss auch angemessen bezahlt werden. Warum sollte das in China anders sein als in Deutschland? Angesichts der unglaublich gestiegenen Lebensmittel Preise sind unsere liebenswuerdigen Ai`s inzwischen naemlich so arm, dass sie sich oft nicht einmal mehr genuegend gesundes Essen kaufen koennen. So hat mir meine Haushaelterinn erzaehlt, dass viele der Arbeiter morgens nur ein trockenes Mantou essen koennen, weil sonst das Geld nicht reicht. Immer mehr Arbeiter fangen an, in ihrer Freizeit in den Abfalleimern nach Plastikflaschen zu suchen, die dann fuer ein Mao weiterverkauft werden koennen.

Schlimm ist, dass es sich bei diesen Arbeitern um sehr fleissige und ehrliche Menschen handelt, die fuer Leute arbeiten, die jederzeit mal Abends im Restaurant ein Essen bestellen, dass genauso teuer ist, wie der Monatslohn dieser Menschen. Trotzdem kommen sich viele Expats unglaublich gut und sozial vor, weil sie zum Beispiel ihre alten Klamotten, die sie selber nicht mehr anziehen wollen, an ihre Haushaelterinnen verschenken. Doch unsere Haushaelterinnen brauchen ja eigentlich keine solchen Geschenke, sondern einfach nur einen gerechten Lohn fuer ihre gute Arbeit, mit der sie uns so sehr das Leben erleichtern.

Deswegen: Fur alle Auslaender, die sich noch unsicher sind, was sie eigentlich nun genau an ihre Ai`s zahlen sollen: unser Management hat bereits die Gebuehr fuer eine Stunde Arbeit von 10 auf 15 RMB erhoeht. Wir sollten das nun endlich auch so machen! 10 RMB pro Stunde war der Lohn von vor neun Jahren! Doch die Zeiten haben sich geaendert, die Lebenshaltungskosten der Menschen hier haben sich vervielfacht. Da sind 15 RMB pro Stunde oder ein Monatslohn von mindestens 2200 RMB (bei einer fuenf-tage Woche von jeweils acht Stunden pro Tag) ein Minnimum.

Eigenartigerweise prahlen die Expats oft damit, wie billig sie die Waren und Arbeiter heruntergehandelt haben. Ich finde, wer andere Menschen ausnutzt und damit auch noch angibt, zeigt nur, dass er selber ueberhaupt nicht gebildet ist. Im Gegenteil: wer den Mut hat, bei dieser allgemeinen Ausnutzerei nicht mitzumachen, kann stolz auf sich sein. Wir kommen aus einem sozial eingestellten, wohlhabenden Land und sollten unsere Wertvorstellungen auch in die Tat umsetzen.

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Donnerstag, September 11, 2008

Der biometrische Pass

Leider habe ich nicht aufgepasst und mir nicht rechtzeitig einen neuen Pass machen lassen, als es noch die alten, normalen Reisepaesse gab. Nun ist er da, der biometrische Pass und ich muss mich ueber die neuen Verordnungen aergern.

Es kostet mich viel Zeit und Energie von unserem Haus in Xin Qiao zum deutschen Konsulat zu gelangen. Natuerlich habe ich auch an die Passfotos gedacht und lasse auf dem Weg noch schnell welche machen.

Im deutschen Konsulat in Shanghai gibt es etwa vier Schalter fuer Chinesen, aber nur einen Schalter fuer deutsche Staatsangehoerige, weil Deutsche bisher in Shanghai relativ selten waren. Doch seit einiger Zeit hat sich das geaendert und so muss man an diesem Schalter nun immer lange warten. Ich habe etwa eine Stunde gewartet und war natuerlich entsetzt zu erfahren, dass meine Passfotos nicht den strengen, neuen Vorschriften entsprechen und ich erstmal unverrichteter Dinge weggeschickt wurde. Waehrend man bei einer chinesischen Behoerde meistens doch noch ein Hintertuerchen fuer eine unkomplizierte Loesung des Problems findet, handeln deutsche Beamten streng nach Vorschrift und kennen keine Ausnahmen. Also begebe ich mich genervt zum naechstbesten Fotoshop, um nochmal neue Fotos machen zu lassen.

Im Internet steht, dass das Konsulat auch nachmittags geoeffnet hat. Doch leider gilt dies nicht fuer den deutschen Schalter und so muss ich am naechsten Tag nochmal den weiten Weg machen. Wieder heisst es eine Stunde Schlange stehen und – ich traue meinen Ohren nicht – auch diesmal verkuendet mir der Beamte, dass meine Fotos wieder nicht den Vorschriften entsprechen. Waehrend beim erstenmal die Augenhoehe nicht gepasst hat, ist es jetzt der Mund, der nicht vollkommen geschlossen ist. Gluecklicherweise kann ich aber diesmal auf meinem Foto bestehen, muss aber mit einer Unterschrift zugeben, dass ich fuer das unkorrekte Foto die alleinige Verantwortung trage. Jetzt erst erfahre ich, dass der neue Pass satte 94.- Euro, also 940 RMB kostet. Soviel Geld habe ich nicht dabei. Als ich bereits resigniert eingesehen habe, dass ich nun sogar noch ein drittesmal den weiten Weg machen muss, bietet mir ein Herr an, das fehlende Geld auszuleihen. Wir hatten uns waehrend der Wartezeit gut zusammen unterhalten und bereits Namenskarten ausgetauscht. Ich war uebergluecklich, erstens, weil mir dieser liebe Mensch unglaublich viel Zeit und Stress erspart hat und zweitens, weil ich mal wieder gemerkt habe, dass es auch sehr nette, deutsche Mitbuerger gibt.

Mit dem biometrischen Pass allerdings, habe ich so meine Probleme. Irgendwie fuehle ich mich nicht wohl, wenn ich wie ein Verbrecher meine Fingerabdruecke abgeben muss. Ist so ein biometrischer Pass nicht schon ein Symptom fuer einen Uberwachungsstaat? Jedenfalls wird er uns kaum zu mehr Sicherheit und Freiheit verhelfen. Nur durch intelligente und menschenfreundliche Politik kann man diese Terroranschlaege verhindern. Und vorallem: Wer selber dauernd mit dem moralischen Zeigefinger auf andere zeigt, muss sich natuerlich auch strenge Masstaebe bei der Beurteilung der eigenen Menschenrechtspolitik gefallen lassen. Nicht der Pass ist ja das Problem, sondern die Tatsache, dass man so einen Pass noetig hat! In China gibt es zum Beispiel keine biometrischen Paesse mit Fingerabdruck. Warum also glauben die Amerikaner und die Europaer immer noch, besser als andere zu sein?

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Montag, August 18, 2008

Warum ich diesen Blog schreibe

Zuerstmal: diesen Blog schreibe ich vorallem fuer deutsche Leser.
Da ich sehe, dass viele Deutsche nur sehr wenig oder gar nichts ueber
China wissen und oft voll sind mit Vorurteilen, dachte ich als
Privatperson durch die Erzaehlung meiner eigenen Erfahrungen etwas
zur Voelkerverstaendigung beitragen zu koennen. Seit neun Jahren lebe
ich in Shanghai und ich lebe gerne hier. Es gibt viel Gutes zu
erzaehlen und auch die negativen Seiten, die es natuerlich gibt – wie
ueberall - sehen doch anders aus, als man es in Deutschland aus der
Presse erfahren kann.

Ich schreibe nur, was ich selber erlebe und denke und ich habe
keinerlei Interesse an Ideologien, egal woher sie kommen. Mich
interessiert das Leben und die Wahrheitssuche bei Problemen.
Jedesmal, wenn ich nach Deutschland komme, machen mich die
unglaublich negativen und teilweise gehaessigen Aeusserungen ueber
China in der Presse und auch von Bekannten traurig. Das heisst aber
nicht, dass ich nicht bereit bin die Probleme, die es hier gibt, zu
sehen! Es gibt fuer mich auch keinen Grund die Dinge hier schoen zu
reden. Was mir nicht gefaellt, gefaellt mir nicht. Und das kann ich
auch schreiben. Aber was gut ist und vorallem: was anders ist, als
man in Deutschland so denkt, sollte auch gesagt werden koennen, ohne
gleich von einigen Leuten als "Propagandaopfer" verdaechtigt zu
werden. Wer hier Opfer welcher Propaganda ist, sei dahingestellt.
Meine Meinung jedenfalls beruht auf Erfahrung und auch auf intensiver
geistiger Auseinandersetzung.

Und nun wuensche ich allen meinen geschaetzten Lesern weiterhin gute
Unterhaltung!

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Samstag, August 16, 2008

historische Anmerkungen zum Tibetstatus nach Wikipedia

nachdem ich bei diesem Deutschland Besuch staendig und unfreiwillig mit der Tibetfrage konfrontiert wurde, habe ich mich heute - zurueck in Shanghai - endlich einmal bei Wikipedia ueber die Geschichte Tibets informiert. Die Zusammenfassung: Bis Anfang des 18ten Jahrhunderts war Tibet ein Gebiet ohne festgelegte Grenzen, aber unter mongolischer Schirmherrschaft. Als dann die Mongolei zerbrach, gab es in Tibet Nachfolgeunruhen. Nun uebernahm China die Rolle der Mongolei, 1720 erklaerte China Tibet zu seinem Protektoriat bei voller Autonomie. Diese Konstellation hatte fuer beide Seiten Vorteile und hielt fast 200 Jahre lang. Im Vertrag von Sanct Petersburg 1907 einigten sich England und Russland ueber ihre Interessen in Zentralasien und legten die Suszeraenitaet Chinas ueber Tibet fest. In den alten Atlanten wird deswegen Tibet als ein Teil Chinas dargestellt. Das aenderte sich erst mit der englischen Invasion.

Auf Grund der chinesischen Revolution verliessen die chinesischen Truppen Tibet, worauf der Dalai Lama 1913 die Unabhaengigkeit Tibets proklamierte. Diese wurde aber nur von wenigen Staaten jemals anerkannt. Danach war China durch Buergerkriege gespalten und durch den zweiten japanischen Krieg abgelenkt, so dass sie erst ab etwa 1950 wieder Zeit fuer das Thema Tibet hatten. 1951 unterzeichneten Abgeordnete der Tibetischen Regierung mit der chinesischen Regierung ein 17 Punkte Abkommen zur Integration von Tibet in China, wobei Tibet vollstaendige Autonomie und Religionsfreiheit zugestanden wurde. Das Verhaeltniss zwischen China und Tibet wurde vorallem waehrend der Kulturrevolution sehr belastet. 

Ich habe diese Informationen aus dem Online Lexikon Wikipedia, bitte lest dort alles nochmal selber nach, ich habe nur das Wichtigste zusammengefasst.

Nach diesen Informationen erhaertet sich mein Verdacht, dass die neuesten "Free Tibet" Aktionen wahrscheinlich von den USA manipuliert sind. Brauchen die USA vielleicht Tibet zur Stationierung ihrer Raketen? Wer weiss.


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Dienstag, August 12, 2008

Aufgehetzt und dumm

Wie man bei den Uni-Spiegel Nachrichten hier
lesen kann, hat ein deutscher Student auf dem Platz des himmlischen Friedens fuer ein freies Tibet demonstriert und ist dann, wie zu erwarten, ausgeflogen worden. Nun wird dieser Student in Deutschland gefeiert wie ein Held. Warum? Seit wann sind nationalistische Wichtigtuer Helden? Wie waere es, wenn dieser Student anstatt in Peking fuer ein "freies Tibet", zum Beispiel in Berlin fuer ein "freies Bayern" demonstriert haette? Das waere meiner Meinung nach genauso (dumm) und vielleicht wuerde dazu noch mehr Mut gehoeren. Es ist doch ein grosser Unterschied, ob man sich fuer die Gleichberechtigung aller Volksgruppen einsetzt oder nationalistische Seperatisten unterstuetzt. Seperatismus wird normalerweise immer zu Krieg fuehren, der Kampf um Gleichberechtigung nicht. Aber anscheinend ist fuer diesen Studenten China so weit weg, dass ihm derartige Fragen sowieso egal sind.

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Freitag, August 08, 2008

Paul Celan, ein Selbstmord und das Verhaeltniss der Deutschen zu China im Allgemeinen

Ein Besuch in Deutschland, das bedeutet unter anderem auch: lesen, lesen und lesen...natuerlich lese ich auch den Spiegel, obwohl mir diese Zeitung auf Grund ihrer ungerechten Berichterstattung ueber den Tibetkonflikt vor einigen Monaten, zur Zeit eher unsympathisch ist. Der neuere Artikel ueber China ist besser, sucht mehr die Dokumentation.

Aus einem anderen Artikel in diesem Spiegel entnehme ich, auch wenn es so nicht geschrieben steht, dass der Selbstmord von Paul Celan wahrscheinlich auch mit dem Verhalten der Nachkriegsintellektuellen zusammenhaengt. Gerade die Nachkriegs - Schriftsteller, die sich auf Grund ihrer Vergangenheit keine groesseren Vorwuerfe machen mussten - wie z.B. Heinrich Boell - haben sich anscheinend oft unbewusst antisemitistisch verhalten und ...naja ich will das nicht naeher ausfuehren, denn es ist nur ein Gedanke von mir nach dem Lesen des Aufsatzes ueber die Liebesbeziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan.

Auch ich sehe, dass sogar heute noch viele Deutsche - obwohl sie sich selber fuer weltoffen, demokratisch und gebildet halten, trotzdem sehr arrogant und eigentlich rassistisch sind. Zumindest, wenn sie ueber China sprechen. Die Tatsache, dass in China eine postkommunistische Regierung herrscht, wird als Grund genommen, voller ungerechter Aggression und sehr einseitig in den Zeitungen auf China zu hetzen. Und nicht nur das: auch den Chinesen wird unterstellt weniger gefuehlvoll und moralisch zu sein, als man selbst zu sein glaubt. So hat kuerzlich eine Dame, die einen Vortrag ueber ihr Leben in China gehalten hat, die Hilfsbereitschaft der Chinesen als sehr neue chinesische Errungenschaft dargestellt. Nur: auch wenn sie es vielleicht erst jetzt bemerkt hat: aber hilfsbereite Chinesen gibt es schon sehr lange.

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Montag, Juli 07, 2008

Erfolglose Hongmei

Habt Ihr schonmal versucht, ein Liebespaar herzustellen? Hier in China lernen sich viele Ehepaare kennen, weil sie von Freunden oder Bekannten gegenseitig vorgestellt werden. Da die Menschen viel arbeiten, bleibt oft fuer die natuerliche Variante weder Zeit noch Gelegenheit. Ich habe schon mehrmals als “Hongmei” fungiert – so nennt man die Freunde, die helfen, dass zwei Menschen sich kennenlernen koennen – doch leider bisher nicht sehr erfolgreich.

Vor einiger Zeit fragte mich eine Bekannte – nennen wir sie Li Feng - ob es in meinem Freundeskreis eine gutaussehende Frau unter dreissig gaebe, die nicht groesser als 168 cm ist und ausserdem noch Single. Nach einiger Ueberlegung fiel mir eine huebsche Freundin ein, die vor nicht allzu langer Zeit ihren BoyFreund verlassen hat. Li Feng, die fuer einen iher guten Freunde eine Freundin suchte, war begeistert und so beschlossen wir die Beiden zusammen zu bringen.

Beim ersten Date luden wir die zwei zukuenftigen Eheleute zu einem Theaterbesuch ein. Leider dauerte die Theatervorstellung wider Erwarten lange, so dass danach keine Zeit mehr blieb sich bei einem Glaeschen Wein genauer kennenzulernen. Ausserdem gelang es uns nicht, die Beiden nebeneinander zu setzen. So blieb uns nichts anderes uebrig als noch ein anderes Date zu organisieren. Der Einfachheitshalber beschloss Li Feng mir eine SMS mit den Details von Mr Love (in spe) zu schicken, die ich dann meiner Freundin zeigen solle, um sie sozusagen seelisch auf ihr neues Liebesglueck vorzubereiten. Leider ist Li Feng sehr pragmatisch. So lautete die SMS: “suche fuer meinen Freund, einen gutverdienenden Generalmanager, Chef der groessten blablabla…..Firma eine passende Freundin, moeglichst Taenzerin, nicht ueber dreissig und nicht grosser als 168 cm.” Als ich diese SMS meiner Freundin zeigte, war sie gar nicht erfreut: “ich bin doch nicht kaeuflich – wieso will der denn eine Taenzerin? Warum hat der so hohe Anforderungen und sagt nicht einmal wie alt er ist?” Ich war um Schadensbegrenzung bemueht und meinte, dass diese SMS nicht von Mister Love persoenlich geschrieben wurde, sondern von einer gutmeinenden Bekannten. Man muesse das deswegen alles nicht so eng sehen….Schliesslich willigte meine Freundin ein, es mit einem Treffen auf einer Party zu versuchen. Ich begleitete sie zu dieser Party. Leider war meine Freundin schlecht gelaunt und unhoeflich. Nach einer Viertelstunde sagte sie zu mir, wir sollten jetzt gehen, diese Party waere zu langweilig…auf dem Heimweg meinte sie nur lakonisch, ich solle ihr in Zukunft nur noch Maenner mit einer Mindestgroesse von 172 cm vorstellen.

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Recht auf Klo

Ein Thema, dass mir als "Unbetroffene" bisher noch nicht bewusst geworden ist, ist die Tatsache, dass Mobilitaetseingeschraenkte Fahrgaeste  in Flugzeugen offensichtlich keine Moeglichkeit haben die Toilette zu benutzen. Die Toilettenkabinen sind zu klein fuer Rollstuehle und andere Hilfen und offensichtlich gab es bis jetzt keinerlei Verordnung die Fluggesellschaften verpflichtet, entsprechende Toiletten einzubauen, bezw.  entsprechende Hilfe zu leisten. Mehr Informationen zu diesem Thema findet Ihr in dem Blog "Recht auf Klo" , der den Kampf um das Recht aufs Klo gehen zu koennen, wenn man muss, dokumentiert und eine Menge Material zu diesem wichtigen Thema sammelt.

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Samstag, Juni 21, 2008

Und mal wieder ein Kulturcrash

Nach neun Jahren Shanghai sollte man meinen, dass ich mich hier
ohne groessere Pannen mit der Gastkultur arrangieren kann. Meistens
klappt das auch ganz gut, im Gegenteil: irgendwie scheine ich hier
nicht nur von meiner Figur her, die in China der Norm entspricht, sondern auch von meinen Essgewohnheiten und von meinem Charakter her sehr gut reinzupassen. Aber manchmal gibt es leider doch die absoluten Kulturcrashs. Einer passierte gestern.

Nach dem Balett Training treffe ich in der Umkleidekabine auf eine Frau – oder trifft sie auf mich? – jedenfalls kennen wir uns noch nicht. Sie moechte die Klasse besuchen, die im Anschluss an meine Klasse stattfindet. Anstatt direkt mit mir zu sprechen wendet sie sich den anderen chinesischen Balett Damen zu (ich bin die einzige Auslaenderin in dem Studio) und faengt an ueber mich zu sprechen, in dem sie mich als "laowai" bezeichnet. Sie ist erstaunt, dass hier auch Auslaender tanzen. Nun lebe ich lange genug hier, um wissen zu muessen, dass diese Titulierung (auf deutsch hiesse das: alter Auslaender) nicht boese gemeint ist.. Trotzdem bekomme ich davon schlechte Laune und eine Abneigung gegen diese Frau. Ich finde es trotz aller gegenteiligen Beteuerungen nach wie vor sehr unhoeflich und herabwuerdigend, wenn jemand anstatt mit mir selber zu sprechen in meinem Beisein anfaengt ueber mich mit anderen zu diskutieren, als ob ich nichts verstehen wuerde. Leider hatte ich gestern einen schlechten Tag und habe entgegen aller Vernunft zu dieser Frau gesagt, dass wir Auslaender ein derartiges Verhalten normalerweise nicht leiden koennen. Natuerlich kam dann sofort die noch doofere Bemerkung, dass ich aber sehr gut chinesisch spraeche. Ein Anlass fuer diese Frau danach mit den anderen Chinesinnen im Shanghai Dialekt weiterzusprechen. Warum will sie nicht mit mir reden? Sauerei. Ich war gestern sehr schlecht gelaunt, habe mich nicht beherrschen koennen und der Frau gesagt, dass es keinen Sinn mache Shanghai Dialekt zu sprechen, denn das wuerde ich auch verstehen. Daraufhin war sie ziemlich verwirrt und meine chinesischen Kollegen haben mir spaeter Vorwuerfe gemacht, dass ich dieser Frau zu wenig "Mianzi" gegeben haette. Mianzi heisst "Gesicht", soll heissen, ich habe diese Frau ihr Gesicht verlieren lassen und das macht man nicht.

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Freitag, Juni 20, 2008

Die Labels

Ich moechte gerne meine Labels wie ein Inhaltsverzeichnis benutzen koennen, doch da ich wegen meinem externen Server eine klassische Blogvorlage benutzen muss, ist das etwas schwierig. Es ist mir zwar gelungen die Labels hinzuzufuegen, aber mit dem anklicken klappt es leider noch nicht. So nutzen sie auch nicht viel. Es hilft hoechstens dem Leser sich einen Ueberblick ueber all die Labels und die Anzahl der Posts pro Label zu machen. 

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Sonntag, Juni 15, 2008

Resumee

Nun schreibe ich schon - oder erst - seit etwa 20 Monaten an diesem Blog und da ich Google Analytics benutze, weiss ich auch, dass sich im Laufe der Monate nicht nur meine Artikel, sondern auch die Zahl meiner Leser vermehrt haben.

Ich schreibe diesen Blog sehr gerne. Es hilft mir unter anderem dabei, meine deutsche Muttersprache nicht zu verlieren. Ich habe das Gefuehl, dass ich diesen Blog noch lange weiterschreiben moechte.

In letzter Zeit haben sich immer mehr die Themen herauskristalisiert, ueber die ich schreiben moechte: Neben den ganz offensichtlichen Vorlieben fuer China und Kultur gibt es auch noch das Thema "Konflikte", dass in abgewandelter Weise ein Dauerbrenner ist. Trotzdem vermehren sich die Labels unaufhaltsam. Es faellt mir schwer, aeltere Artikel nachtraeglich den neuen Labels zuzuordnen.

Ein kleines Problem, dass ich selber verursacht habe, ist die Tatsache, dass inzwischen eine Menge Freunde und Bekannte von meinem Blog wissen und sich manchmal ueber meine Schreibe aufregen. Haette ich meinen Blog doch lieber vollkommen anonym halten sollen? In China freuen sich viele Chinesen darueber, dass hier Blogspot Blogs nicht zu sehen sind und veroeffentlichen deswegen gerade extra bei Blogspot. Ihr Argument: "Bei Blogspot kann ich ungeniert ueber meine Freunde laestern, denn die koennen das in China ja eh nicht lesen."...:-) Ich moechte zwar einerseits schamlos laestern duerfen, aber andererseits trotzdem nicht anonym.

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Mittwoch, Juni 11, 2008

vom Regen in die Traufe...

Warum mich dieses Thema ueberhaupt beschaeftigt, ist wahrscheinlich die Tatsache, dass meine beiden Eltern (Vater und Mutter) an der Kunstakademie studiert haben und sich als professionelle Maler durchs Leben geschlagen haben, was nicht so einfach war. Von den finanziellen Engpaessen abgesehen, gab es vorallem Platzprobleme. Bilder brauchen viel Platz und werden, wenn sie nicht verkauft werden, immer mehr. Maler brauchen ausserdem einen grossen Raum (Atelier) zum Malen. Irgendwie fand ich das so bedrueckend, dass ich beschlossen habe, auf jedenfall nicht auch noch solche sperrigen Produkte schaffen zu wollen. Es verursacht eine Menge Stress, wenn ein Mensch soviel Platz braucht. Naja, was ich dabei natuerlich vergessen habe zu bedenken ist die Tatsache, dass ein Musiker zwar nicht unbedingt so viel Platz benoetigt, aber dafuer viel Laerm produziert....

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Hobby-Kunst

Urspruenglich soll das Wort Kunst von dem Wort Koennen hergeleitet sein und in einigen Kunstsparten wie zum Beispiel Balett oder klassischer Musik ist der Zusammenhang heute immer noch offensichtlich. In Bereichen der bildenden Kunst allerdings sind die (technischen) Anforderungen in den letzten Jahrzehnten unglaublich zurueckgeschraubt worden. So spriessen die nicht-professionellen Maler aus dem Kulturbetrieb wie das Gras aus dem Erdboden. Es ist nicht so, dass ich diese Art von Kuenstler – normalerweise sind es ja vorallem Kuenstlerinnen – grundsaetzlich ablehne. Andererseits stoert es mich,dass viele durchaus talentierte Menschen sehr naiv mit ihren kuenstlerischen Faehigkeiten umgehen. Die Auffassung, dass in jedem Menschen ein Kuenstler stecke, ist zwar einerseits nicht falsch, aber andererseits : wo bleibt da der Mut zur Unbequemlichkeit. Vielen Menschen steht ihr Sicherheitsbeduerfniss doch sehr im Wege. Wer erst einen Geldverdienberuf erlernt, heiratet u.s.w hat seine Talente eigentlich schon verspielt. Dann fehlt naemlich spaeter die Zeit.  – Trotzdem gibt es unter diesen gutsituierten nicht-professionellen Maler/innen auch einige wirklich sympatische und interessante Erscheinungen. Doch was mich an diesem modernen Maler-Trend stoert, ist die Tatsache, dass auf diese Weise die bildende Kunst als solche sehr verharmlost wird, was sich vorallem unguenstig auf die professionellen Kuenstler auswirkt. Waehrend man als Musiker den Vorteil hat, dass doch ein grosser Teil der Menschheit schnell den Qualitaetsunterschied zwischen einem Profi und einem Hobbymusiker feststellen kann, ist das leider in der bildenden Kunst nicht immer der Fall. Im Gegenteil: viele Menschen moegen sogar die freundlichen, naiven Bilder der buergerlichen Hobbykuenstler/innen lieber, als die Werke eines allzu tiefsinnig (und leider menschlich oft unzugaenglich)veranlagten Profis.

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Dienstag, März 25, 2008

"die biologischen Grenzen der Frau"

"Frauen haben ihre biologischen Grenzen" hat gestern eine Freundin zu
mir gesagt. Was sie genau damit gemeint hat, ist nicht ganz klar. Die
Grenze des gebaehrfaehigen Alters oder die Tatsache, dass auch noch
heute die Mehrheit der Menschen glaubt, eine Frau benoetige zur
Selbstverwirklichung unbedingt mindestens ein Kind?

Wie dem auch sei, dass Thema ist fuer mich nach wie vor ziemlich
aktuell: habe ich doch mit fast 45 Jahren wahrscheinlich demnaechst
die Altersgrenze zum Kinderkriegen ueberschritten ohne je eines
bekommen zu haben. Muss ich mich dafuer rechtfertigen? Natuerlich
nicht. Trotzdem spuere ich , wie mir auf Grund dieser Tatsache die
Vorurteile entgegen kommen. Speziell die Frauen, die einen grossen
Teil ihres Lebens dem Aufzucht des Nachkommenschaft gewidmet haben,
verhalten sich mir gegenueber oft sehr argwoehnisch und unsicher.
Einerseits argwoehnisch, weil sie vermuten, dass ich , wo ich doch
selbst keine Kinder habe, logischerweise weder Kinder mag noch mit
Kindern umgehen kann. "Kann so eine Frau ueberhaupt guten
Gitarrenunterricht geben?" steht da als Frage unausgesprochen im
Raum. Andererseits unsicher, weil sie sehen, wie ich meine eigenen
Faehigkeiten immer weiterentwickele und ihnen oft in vieler Hinsicht
ueberlegen bin.

Wenn sich die Frauen meines Alters zum Kaffeeklatsch treffen, sind
die Kinder ein wichtiger Bestandteil ihrer Unterhaltung. Oft sogar
das wichtigste Gespraechsthema.
Man koennte meinen, das bei vielen Frauen mit dem Kinderkriegen die
Persoenlichkeit radikal veraendert wird. Wollten sie davor selber
arbeiten, lernen und am politischen und kulturellen Leben teilnehmen,
interessieren sie sich danach vorallem fuer Kinderspielplaetze,
Babynahrung und Schulprobleme. Deswegen ist es ganz richtig und
natuerlich, wenn sich dann die Muetter gleichaltriger Kinder treffen
– mit dem einzigen Ziel: Kinderprobleme zu diskutieren. Viele Frauen
suchen sich entsprechend die Freundinnen nach dem Alter der Kinder .
Was aber machen die Frauen ohne Kinder? In Shanghai hoert man nicht
viel von solchen Frauen. Entweder es gibt nur wenige davon oder sie
verkriechen sich so gut, dass sie nicht einmal von Gleichgesinnten
gefunden werden.

Ich selbst treffe mich eigentlich gerne mit Frauen, die Kinder haben,
denn ich mag Kinder und interessiere mich auch fuer deren Probleme,
obwohl es nicht meine eigenen sind. Doch nerven mich eben manchmal
diverse Vorurteile. Warum soll ich ungluecklich sein, wenn ich kein
eigenes Kind habe? Warum soll ich Kinderprobleme nicht verstehen
koennen? Warum muessen mich Kinder zwangslaeufig stoeren? 

Nichts von dem ist in meinem Fall richtig.

Vielleicht brauche ich einfach kein Kind. Bei Kindern geht es mir
irgendwie so aehnlich wie bei Tieren: ich mag sie a l l e . Aber ist
das ein Grund unbedingt selber eines grossziehen zu muessen?

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Dienstag, März 18, 2008

Kein Grund zur Panik

Jedesmal, wenn China in Konflikt mit anderen Laendern geraet, verschwinden hier viele Internetseiten. So koennen wir z.B seit einigen Tagen Youtube nicht mehr erreichen, was bedeutet, dass auch meine bei Youtube gehosteten Videos hier nicht mehr zu sehen sind. Manchmal ist auch GMX fuer einige Tage gesperrt. Vielleicht konnte ich ja deswegen heute morgen meinen Account nicht abrufen. Aber das ist alles nicht so tragisch: nach einiger Zeit kommen die Seiten meistens wieder. Manchmal dauert es etwas laenger, so wie mit den Blogspot Blogs von Google, die bis heute noch nicht problemlos erreichbar sind.

Natuerlich fragen sich viele Menschen hier, warum es solche sinnlosen Einschraenkungen immer wieder gibt. Eine Antwort wurde bisher anscheinend noch nicht gefunden: Vielleicht kappen ja auch die Europaer oder die Amerikaner den chinesischen Internet Zugang, um die Menschen hier unzufrieden zu machen?

Denn unzufrieden machen diese Einschraenkungen! Vorallem Youtube: Youtube wird inzwischen in ganz China viel benutzt und ist hier genauso beliebt wie in Deutschland. Wenn man das jetzt nicht mehr erreichen kann, nimmt man vielen Menschen eine ihrer liebsten Freizeitbeschaeftigungen. Das macht natuerlich schlechte Stimmung. Doch wem nutzt die Unzufriedenheit in der Bevoelkerung? Ganz sicher nicht der Regierung. 

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Samstag, März 08, 2008

Ananas Probleme

Dieses Jahr frustriert es mich, Ananas zu essen. Wahrend ich mich
bisher immer sehr ueber die Ananas Zeit gefreut habe und jedes Jahr
im Maerz Unmengen davon vertilgt habe, betruebt es mich nun Ananas zu
essen. Sie schmecken einfach nicht mehr gut, sind nicht suess, sehr
geschmacklos und erinnern irgendwie an Gurke.

Ob das am Wetter liegt? Oder an der Umweltverschmutzung? Auf
jedenfall sehr schade.

Das Leben ist so wechselhaft. Als wir vor zwei Jahren in dieses neue
Wohnviertel gezogen sind, hat sich unsere Lebensqualitaet sehr
verbessert. Zum erstenmal seit unserer Zeit in Shanghai konnte ich
wieder ungestoert Musik hoeren und Gitarre spielen. Auch geniessen
wir es sehr, dass wir wieder – wie frueher in Deutschland – die
Voegel singen hoeren. Jiangpings Weg zur Arbeit hat sich verkuerzt,
so dass er oeftermal zu Hause relaxen kann. So war dieser Umzug
eigentlich eine gute Entscheidung. Doch dann habe ich angefangen, in
dem politischen Komitee unseres Wohnviertels mitzuarbeiten. Die Folge
ist, dass ich statt Gitarre zu spielen, am Telefon oder in
Versammlungen sitze . Die unterschiedlichen Auffassungen von
Gerechtigkeit koennen sehr nervend sein.

Manchmal spiele ich mit dem Gedanken, alle meine Aktivitaeten mit
einem Schlag aufzugeben und – so wie am Anfang hier – jeden Tag
spontan zu gestalten. Doch dazu muessten wir mal wieder umziehen. Und
auch ein Umzug ist keine Garantie fuer Freiheit. Am besten waere ein
Umzug in eine andere chinesische Stadt. Mehr suedlich – wegen des
Wetters – waere von Vorteil. Auch wuerde mir eine etwas kleinere
Stadt besser gefallen, als dieser Riesenmoloch Shanghai.

P.S.: diesmal ist das Foto uebrigens nicht von mir gemacht.

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Dienstag, März 04, 2008

Luft holen

Zur Zeit bin ich zu viel mit anderen Menschen beschaeftigt. Unser politisches Komitee hatte versucht eine bessere Management Firma fuer unser Wohnviertel zu finden, doch ist dieser Versuch klaeglich gescheitert. Ueber die Firma, die die Ausschreibung letzten Endes gewonnen hat, kursieren eine Menge beaengstigender Geruechte. Die Einwohner unseres Viertels haben Unterschriften gesammelt und uns gezwungen, den Vertrag nicht zu unterschreiben. Wir muessen jetzt erst noch einmal alle Einwohner abstimmen lassen. Dazu kommt noch, dass unsere Sekretaerin gekuendigt hat und nun die Bueroarbeit selbst gemacht werden muss. Mein Telefon klingelt staendig. Stress.

Da habe ich mir heute nachmittag einen Spaziergang genehmigt und bin
nach Songjiang zur Universitaets Stadt gefahren. Die ist nicht weit
von meinem Wohnviertel entfernt (etwa eine halbe Stunde Bus) aber
weit genug, um mal tief Luft holen zu koennen.

Dort habe ich das Foto gemacht.

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Samstag, September 08, 2007

ein relativ hohes Reibungspotential

leider bin ich ein Mensch, der sich sehr gerne mit Worten abreagiert. Egal ob ich wuetend, traurig, aergerlich oder auch einfach nur unzufrieden bin, es hilft mir unglaublich, wenn ich dann mit Worten in alle Richtungen um mich schmeisse. Ich sage dann die Dinge meistens uebertrieben einseitig und lasse kein gutes Haar an dem Objekt meiner Wut. Spaeter tut mir das natuerlich leid. Meine derartige Veranlagung steht im krassen Gegensatz zu dem in China geforderten Verhalten. So passe ich eigentlich gar nicht so gut hier rein. Aber es scheint ja auch in meiner Natur zu liegen, dass ich mir immer eine Umgebung mit einem starken Reibungs und Konfliktpotential suche. So habe ich mich im Laufe der acht Jahre, in denen ich nun hier lebe, was meine Charakterschwaechen anbetrifft, schon sehr verbessert. Ich schaffe es immer oefter, auch in Krisensituationen ruhig und freundlich zu bleiben! Und wer mich kennt, weiss, wie schwer mir das faellt.

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Freitag, Juli 27, 2007

27.7.07

Nachdem ich einmal einen ziemlich subjektiven und negativen Aufsatz ueber die sozialen Zustaende in Shanghai veroeffentlicht habe, war es ploetzlich nicht mehr moeglich in China meinen Blog zu lesen. Nun bin ich ja die geborene Laestertasche und da kann es schon mal passieren, dass die Dinge schlimmer klingen als sie eigentlich sind. Jedenfalls haben mich meine chinesischen Freunde davon ueberzeugt, dass dieser Aufsatz so nicht hundertprozentig stimmt. Deswegen habe ich ihn geloescht. Nun hoffe ich, dass mein Blog in Zukunft auch in China wieder gelesen werden kann!

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Samstag, Februar 10, 2007

Zur Zeit besteht bei mir ja wohl kaum Hoffnung auf Ruhe und ungestoertes arbeiten. Eine Fruehlingsfestparty jagt die andere und dann kommt naechstes Wochenende meine Schwiegermutter mit ihren zwei Schwestern und deren Kindern und Enkel zu Besuch. Meine Schwiegermutter wird etwa ein bis zwei Monate bei uns bleiben, der Rest der Familie wird wohl frueher abreisen. Ein bischen mulmiges Gefuehl habe ich schon, wenn ich daran denke.

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