Sonntag, Juni 21, 2009

Im Majestic Theater

In Shanghai stellten in letzten Tagen junge Profis und Studenten verschiedener chinesischer (vor allem Shanghaier) Tanzakademien und Tanzgruppen ihre neuen Stuecke vor. Leider konnte ich nicht zu allen Auffuehrungen gehen, aber gestern Abend bin ich mit ein paar Freunden in eine Vorstellung gegangen. Es wurden elf verschiedene Stuecke gezeigt. Unter anderem gab es chinesischen Volkstanz, chinesischen klassischen Tanz, chinesischen Modern Tanz, klassisches Ballett und Moderntanz. Mich haben vor allem die chinesischen sogenannten Volkstanz Auffuehrungen begeistert. Es ist so, dass mir nicht nur die chinesische Musik immer besser gefaellt, sondern dass mich auch das Koennen, die Musikalitaet und die unglaubliche Akrobatik der Volkstaenzer faszinieren. Haette ich frueher gewusst, wie fantastisch und lebendig diese chinesischen Taenze sind, haette ich mich sicher statt fuer Ballett fuer chinesischen Tanz entschieden. Nun bin ich dafuer sicherlich schon zu alt, denn diese Akrobatik ist ja noch schwieriger zu erlernen als Ballett!

Unser Theaterbesuch war also hochinteressant und zusaetzlich zu diesen wunderschoenen Tanzvorfuehrungen hatten wir auch im Publikum einige witzige Erlebnisse. Das fing schon damit an, dass unsere Plaetze sehr weit hinten waren und wir versucht haben, uns heimlich weiter nach vorne zu setzen. Wir waren aber eine Vierergruppe und wollten nicht nur vorne, sondern auch moeglichst nebeneinander die Vorstellung geniessen. In der letzten Minute vor Beginn der Show zogen wir als Pulg mit Taschen und Getraenken um, wobei ich aber sehr unzufrieden mit dem neuen Platz war, denn vor mir sass ein langer Schlacks. Also verliess ich meine Gruppe und setzte mich neben diesen langen Hals. Das erste Stueck war noch nicht vorbei, als dieser Mann mit seinen Freunden von den urspruenglichen Platzbesitzern vertrieben wurde. „Aetsch, du sitzt also auch auf einem falschen Platz“ dachte ich und blieb gelassen auf meinem eigenen gestohlenen Sitz, streckte die Beine genuesslich aus und beobachtete wie die Trinkflasche meiner neuen Nachbarin vom Stuhl herunterfiel und unter den vorderen Sitzreihen verschwand. Meiner neuen Nachbarin war das aber gar nicht recht und sie begann sehr aufwendig mit einer Taschenlampe diese Trinkflasche zu suchen. Ich bot ihr mein Wasser an in der Hoffnung, dass sie dann diese nervige Suche einstellen wuerde, aber sie liess sich nicht abbringen. „In meiner Flasche ist kein Wasser, sondern Milch“ erklaerte sie mir entschuldigend. Doch ihre Flasche blieb verschwunden und schliesslich begann sie sich mit ihrer Freundin ueber ein anderes Thema zu unterhalten, waehrend ihr kleines Kind versuchte sich auf die Sitzlehne des Vordermannes zu setzen, was der mit einem wuetenden Schnauben kommentierte. Inzwischen waren wir bereits bei Tanz Nummer vier und die Musik in den Lautsprechern wurde so laut, dass sich meine Nachbarinnen nur noch schreiend verstaendigen konnten. Deswegen merkte ich nicht gleich, dass jemand versuchte mich von meinem Platz zu vertreiben. Die beiden Chinesinnen, die sich als rechtmaessige Besitzer meiner beiden Sitze entpuppten, trauten sich nicht so recht mich anzusprechen. „Oh, die ist eine Auslaenderin, was machen wir bloss...“ sagten sie zueinander und gingen auf Suche nach anderen freien Plaetzen. Bei Stueck Nummer sechs kamen sie leider erfolglos und mit einer Platzzuweiserin zurueck, um mich nun entgueltig zu verjagen. In dieser brenzligen Situation erwies es sich als schicksalhaft guenstig, dass ich meiner anderen Nachbarinn vorher mein Wasser angeboten hatte. Denn diese half mir nun sehr freundlich aus der Patsche, indem sie mir den Platz ihres Kindes ueberliess. Das Kind sass ja sowieso nicht, sondern stand oder hockte auf den Armlehnen, denn es war noch klein und wollte auch was sehen.

So verflog die Zeit und ich begann mit meiner Nachbarin Kommentare ueber die Vorstellungen auszutauschen. Wir verstanden uns richtig gut.

Hinter mir sassen meine Freunde. Einer meiner Freunde ist ein ehemaliger Taenzer der Shanghaier chinesischen Oper und jubelte jedes Mal , wenn Leute aus seiner ehemaligen Truppe auftraten.

Nach dem Theater gingen wir noch Sangerias trinken. Wir unterhielten uns bis nach Mitternacht und auf der etwa einstuendigen Taxifahrt nach Hause bin ich tief eingeschlafen. Gluecklicherweise war diesmal mein Taxifahrer ortskundig und brachte mich ohne groessere Umwege zurueck.

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Donnerstag, April 16, 2009

Sehnsucht nach europaeischer Kultur

Tja, die Deutsche Welle scheint jetzt leider auch mal wieder gesperrt zu sein. Und erstaunlicherweise wurde auch der Proxyserver, den ich in einem Internet Kommentar empfohlen hatte, sofort gesperrt. Das ist schon richtig aergerlich.

Diese Internet Sperren stoeren mich sehr, vorallem weil sie fuer mich so unverstaendlich sind. Fuer mich ist das Internet ein wichtiges Fenster zur Welt , vorallem auch nach Deutschland und zur europaeischen Kultur. Werden Seiten gesperrt, die ich gerne besuche, dann macht mich das traurig und unzufrieden.

Themawechsel. Wir geniessen hier Fruehlingswetter und ich versuche so oft wie moeglich ins Freie zu gehen. Die Kirschbaeume bluehen und ich bin froh, dass nun auch in unserem Garten so ein rosabluetiger, kleiner Baum steht.

Meine Sehnsucht nach Kultur treibt mich nicht nur ins Internet, sondern hat mich auch auf die Idee gebracht einer Theatergruppe beizutreten. Durch diese neue Aktivitaet habe ich einige nette neue Menschen kennengelernt und ueberhaupt scheint diese Richtung fuer mich zu stimmen, obwohl ich nach wie vor meine Ausdrucksmoeglichkeiten musikalisch suche. Es ist immer gut sich zu oeffnen. Sich einschraenken kann man ja spaeter, wenn es denn sein muss. Neue Erfahrungen bringen neue Ideen und setzen Energie frei.

Fuer meine Gitarrenvideos habe ich durch diese Theatergruppe nun halbwegs professionelle Hilfe gefunden. Es wird noch ein paar Wochen dauern und wenn dann Youtube wieder erreichbar ist, hoffe ich, Euch einige gut aufgenommene Stuecke praesentieren zu koennen.

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Mittwoch, März 25, 2009

Xiao Hui Wang in Shanghai Talk at the German School

Gestern abend nach dem Gitarrenunterricht war ich noch in der deutschen Schule zum „Shanghai Talk“. Die deutsche Schule veranstaltet immer wieder diesen sogenannten Shanghai Talk, der von den elften Klassen ausgerichtet wird. Jedesmal werden interessante Persoehnlichkeiten zum Gespraech gebeten. Diesmal wurde die Professorin und Fotokuenstlerin Xiao Hui Wang eingeladen.

Xiao Hui Wang hat in Shanghai Architektur studiert und 1986 ein Stipendium in Muenchen gewonnen. Dort entwickelte sie sich zu einer Fotokuenstlerin.

Die Kulturrevolution in der sie gross geworden ist, hat sie tief gepraegt. So behandelt auch eine ihrer Fotoserien dieses Thema. Ein anderes Thema, das mir besonders nahe steht, ist: Shanghai – Frauen.

Leider kenne ich noch nicht viel von dieser Kuenstlerin, aber was ich gestern gesehen habe, hat mich sehr beeindruckt. Ihre Fotos sind sehr ausdrucksvoll. Ein bischen scheint es mir, dass ihre Fotos das ausdruecken, was die Choreographin Jin Xing in ihren Choroegraphien auch ausdrueckt. Kann man da von einem gemeinsamen, chinesischen, zeitgenoessischen Ausdruck sprechen?

Jedenfalls handelt es sich bei beiden Frauen um grosse und wichtige Kuenstler -Persoenlichkeiten.

Ihr offenes und ehrliches Auftreten gestern Abend beweist einmal mehr, dass Menschen, die etwas zu sagen haben, keinerlei Arroganz benoetigen. Diese Frau ist ja so sympathisch!! Hoffentlich werde ich ihr noch oefters begegnen.

Xiao Hui Wang hat auch eine englisch – sprachige Website: www.xiaohuiwang.com

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Sonntag, März 22, 2009

Tanzen fuers chinesische Fernsehen


Also wer haette das gedacht? Nun tanze ich in einer Serie ueber Balett im chinesischen Fernsehen! Ab naechsten Montag bin ich zwei Wochen lang von Montag bis Freitag jeweils um sieben Uhr morgens in einer Fruehsport Sendung des internationalen Senders ISC als Ballett Studentin zu bewundern. In einer der Sendungen bringe ich sogar meine Gitarre mit und begleite meine Ballett Kollegen auf der Gitarre. Die Dreharbeiten haben wir heute abgeschlossen. Insgesamt haben wir sowieso nur zwei halbe Tage gebraucht, um diese zehn Einheiten zu produzieren. Mir hat es diesmal Spass gemacht. Das lag vorallem daran, dass ich auch Gitarre spielen durfte und dass ich die ganze Zeit selber was zu tun hatte. Letztes Jahr als ich in dem Film "Dance" eine der Ballettlehrerinnen gespielt habe, musste ich vorallem abwarten und rumsitzen. Das war nicht so toll.

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Samstag, Februar 21, 2009

Frank Sieren an der deutschen Schule in Shanghai

Gestern hatte ich das Vergnuegen den von mir geschaezten Journalisten Frank Sieren an der deutschen Schule zu hoeren und persoenlich kennenzulernen. Ich habe gerade sein Buch "der China Code" gelesen und freue mich, dass ein namhafter Journalist das schreibt, was ich schon lange denke. Wer meinen Blog verfolgt, weiss, wovon ich spreche. So habe ich, als ich z.B. den Artikel: Am Ende triumphiert die Ehrlichkeit) geschrieben habe, die Buecher von Frank Sieren noch nicht gekannt und auch seinen Aufsatz ueber das chinesische Mitleid noch nicht gelesen. In dem Artikel: “Naechstenliebe ganz nuechtern” erklaert Frank Sieren den Unterschied der verschiedenen Arten von Naechstenliebe in China und Europa mit unseren verschiedenen religioesen Traditionen – sehr aehnlich wie ich in meinem Blog- Eintrag die realistische und pragmatische Art der chinesischen Entwicklungshilfe erklaert habe. Zu meiner Freude kann ich feststellen, dass ich meinen Aufsatz bereits im September geschrieben habe, waehrend Sierens Artikel erst im Dezember erschienen ist. (Es lohnt sich also auch meinen Blog zu lesen….)

Frank Sieren ist ein sehr kompetenter Mann mit einem riesigen Fachwissen, der zu jeder Frage, die wir ihm gestern gestellt haben, ausfuehrlich und mit Kenntniss begruendet geantwortet hat.

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Sonntag, Januar 18, 2009

Die Dongping Road

 

 
 
 

Heute bin ich mal wieder durch die Dongping Road gelaufen. Die Haeuser sind frisch gestrichen - hellblau! -, sehr huebsch. Wenigstens hier gibt es noch ein paar niedrige Haeuser. Aussenherum hat sich dieser Teil von Waitan in den letzten zehn Jahren sehr veraendert. Die meisten Slums (bezw. slumaehnlichen Behausungen) sind verschwunden und riesige hohe Wohnbloecke stattdessen entstanden. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir die Slums sogar noch besser gefallen haben, als diese modernen Wohnsilos. Die kleinen blauen Haeuser in der Dongping Road finde ich aber am besten.
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Freitag, Dezember 19, 2008

Nicht weihnachtliche Vorweihnachtszeit Teil1



Trotz gelungener Weihnachtsparty mit Christmas Songs in verschiedenen Sprachen (Chinesisch, Englisch, Deutsch) ist es doch gar nicht weihnachtlich hier. Auch die Party war keine wirklich „weihnachtliche“ Weihnachtsparty. Die Party sollte um fuenf Uhr beginnen und ich kam nur etwa zwanzig Minuten spaeter und in Deutschland waere ich unter diesen Umstaenden sicher eher eine der ersten gewesen. Doch hier war die Party bereits in vollem Gange. Die Menschen draengten sich um das Essen, als ob sie alle am verhungern waeren. Als ich kam, war bereits fast alles verteilt und das Buffet glich einem abgeholzten Wald. Ich habe mir einen Becher heisses Wasser genommen und war froh, als ich einen freien Platz neben einer netten Bekannten gefunden hatte.

Kaum hatte ich mich hingesetzt wurde mir gesagt, dass ich mich bereit halten solle, da in zehn Minuten die Performance beginne. Und tatsaechlich: die Performance begann um sechs Uhr. Ich habe einige Mitglieder unseres Wohnviertel Managements auf der Gitarre begleitet. Ausser uns gab es noch eine Reihe anderer Vorstellungen. Einige Leute spielten Klavier, eine Frau sang Karaoke , zwei verschiedenen Tanzgruppen rockten ueber das Parkett und eine Solotaenzerin tanzte sehr schoen chinesischen Volkstanz. Eigentlich ein gelungener Abend, wenn auch nicht sehr weihnachtlich. Der Laermpegel wuchs im Laufe der Zeit auf Trommelfell bedrohliche Frequenzen an, was den Menschen aber hier gar nichts ausmacht. Den knallenden und krachenden Hoehepunkt des Abends bildete ein Feuerwerk und ein riesiges Weihnachtsfeuer. Dann verliessen die Menschen relativ eilig die Party und wollten nach Hause. Die Angestellten und Arbeiter haben bestimmt noch ein bis zwei Stunden mit der Abfallbeseitigung und anderen Aufraeumarbeiten verbracht.

Das Foto oben hat mit der Party nichts zu tun, sondern ist in der Nanjing Road gemacht.

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Mittwoch, Dezember 03, 2008

Zu Hause ists am Schoensten



Zurueck in Shanghai. Die Aussentemperaturen lau, 10 bis 19 Grad, sonnig. Meine Winterjacke kann ich also erstmal wieder in den Kleiderschrank zurueckhaengen. Doch witzigerweise muss ich mich hier im Haus waermer anziehen als in dem kalten Berlin. Die Chinesen sind ja wahrscheinlich von Natur aus alle Energiesparer, denn oeffentliche Gebaeude und Haeuser sind meistens relativ kuehl. Da brauche ich Skiunterwaesche und Pullover! Dagegen habe ich in Berlin immer nur T-Shirt getragen, obwohl die Aussentemperatur nicht viel ueber null Grad lag.

Trotz Kulturunterschiede und anderer kleiner Unanehmlichkeiten freue ich mich sehr, dass ich in China bezw.Shanghai leben darf. Hier ist das Leben einfach besser fuer mich. Das beginnt schon beim Essen. Endlich wieder die von meiner Haushaelterin lecker zubereiteten, vielseitigen Speisen geniessen! Und das auch noch draussen auf unserer Holzterasse in der warmen Herbstsonne. Endlich wieder mit meinem Mann zusammensein und gemeinsam relaxen! Und meine beiden suessen Katzen knuddeln und, und, und. Gaebe es kein Internet, wuerde ich wahrscheinlich trotzdem Deutschland vermissen, denn dort gibt es viel mir wichtige Kultur und Kommunikation. Doch dank Internet und Globalisierung haelt sich mein deutsches Kulturdefizit in Shanghai in ertraeglichen Grenzen. Es gibt hier ausserdem nicht weniger „Kultur“ als in Deutschland, sondern nur weniger deutschsprachige Kultur und Kommunikation. Stattdessen erlebe ich aber ein reichhaltiges Angebot an asiatischer und internationaler Kultur. Mit meiner deutschen Familie kann ich – dank Billignummern – telefonieren, so oft ich will. Was die angebliche Einschraenkung der Meinungsfreiheit anbetrifft: ich fuehle mich hier in Shanghai nicht wesentlich eingeschraenkt, sage und schreibe weitgehend was ich will und kann mich auch gut informieren.

Anstatt im Internet Cafe sitze ich jetzt in meinem grossen, hellen Arbeitszimmer an einem modernen Macintosh Computer, der mit Programmen wie ilife und Logic Audio meine Kreativitaet unterstuetzt. Neben mir meine beiden suessen Katzen und selbstgemachter Kaffee, soviel ich will. Doch da gibt es eine Tatsache zu berichten: Der Kaffee in Deutschland hat lecker geschmeckt. Besser sogar, als mein Selbstgemachter. Wenigstens was Kaffee betrifft, kann Deutschland bei mir punkten....

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Dienstag, November 18, 2008

Kultur und Gemuetlichkeit

die Frage ist, ob es sich bei meiner spontan gewaehlten Ueberschrift um eine direkte oder eine indirekte Proportionalitaet handelt. Was eigentlich hat Kultur mit Gemuetlichkeit zu tun und inwieweit foerdern sich Kultur und Gemuetlichkeit, bzw. schliessen sich gegenseitig aus? Was ist eigentlich Kultur und was Gemuetlichkeit? Beides sind relativ subjektiv veraenderbare Groessen, wobei "Gemuetlichkeit" bestimmt noch mehr subjektiv beurteilt werden wird als Kultur.

Seitdem ich vor neun Jahren nach Shanghai umgezogen bin, hat sich im kulturellen Bereich eine Menge getan. So gibt es inzwischen ein neues, modernstes Konzert Zentrum in Pudong, das "Dong Fang Yi Shu Zhong Xin". Noch nie in meinem Leben davor konnte ich Musik in einem Saal mit derartig guter Akkustik geniessen und das, obwohl ich schon relativ viel in Konzerte gegangen bin. Auch das allgemeine Angebot an Tanz, Theater und Musik Vorstellungen hat sich rasant vergroessert und ist viel moderner, niveauvoller und internationaler geworden. Wer will kann inzwischen - genau wie in deutschen Grossstaedten - taeglich zwischen vielen interessanten Veranstaltungen auswaehlen. Neue Kultur Center entstehen wie zum Beispiel das Ke Point und Maler richten sich zur Strasse offene Ateliers ein. Die Fotos zeigen ein Atelier in der Shanxi Nan Road.
Ist aber Shanghai auch gemuetlicher geworden? Ich wuerde sagen N E I N. Im Gegenteil: Die kleinen schuckeligen Suppenrestaurants verschwinden genau wie die auf der Strasse im Schlafanzug kartenspielenden alten Leute. Stattdessen vermehren sich die teuren, internationalen Restaurants und Cafes mit schickem Design. Die kartenspielende Bevoelkerung und die im Park turnenden und singenden Menschen mutieren zur angegafften Tourissmus Attraktion. Ich finde das schade.

Berlin im Vergleich. Fuer mich noch nicht beurteilbar, denn ich kenne Berlin nur besuchsweise. Deutsche Staedte waren glaub ich noch nie gemuetlich. Aber auffallend ist die penetrante Anwesenheit von Baeckereien und Cafes. Waehrend in Shanghai alle paar Meter ein Obstladen zu finden ist, gibt es in Berlin Baeckerein in jeder Strasse. Ich glaube kaum, dass es Berliner gibt, die laenger als drei Minuten von ihrer Wohnung zum Baecker laufen muessen.

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Samstag, November 15, 2008

frueh morgens

schon seit etwa fünf Uhr morgens sitze ich am öffentlichen Computer des Hotels, schreibe Mails, lese Nachrichten. Ein uralter Langsam - Computer, der viele Seiten nicht vollständig öffnen kann, dafür kostenlos Tag und Nacht benutzbar. Gestern in Berlin angekommen, bin ich nach einer Mini Pause im Hotel sofort ins Krankenhaus gefahren. Es geht schon wieder etwas besser, ich fühle mich erleichtert. Aber hier ist nicht der richtige Platz, um allzu detailiert über meine Familie zu berichten. Die würden das nicht wollen und sich nur über mich ärgern, denn sie würden sich in ihrer Privatsphäre verletzt fühlen und das muss ich respektieren. Wer hat schon Lust darauf, seine Krankengeschichte im Internet nachzulesen? Ich auch nicht!!!

Inzwischen sind die ersten Frühstücksgäste gekommen und wieder gegangen. Sie haben sich, verteilt über zwei Tische, laut auf Serbisch unterhalten. Die Sprache höre ich in Shanghai nur selten. Überhaupt: je länger ich in Shanghai lebe, desto mehr Dinge empfinde ich in Deutschland als aufällig und eigenartig, während mir meine Umgebung in Shanghai inzwischen so vertraut ist, dass ich teilweise erst durch Bemerkungen anderer Ausländer einige Besonderheiten wahrnehme.

Deswegen muss ich mir ein wenig Zeit nehmen und über Eigenarten in Berlin erzählen. Ihr, die Ihr hier wohnt, werdet diese von mir als interessant empfundenen Besonderheiten wahrscheinlich kaum noch bemerken.

Erstes Thema: irrsinnig komplizierte Fahrkartenkauferei in der U-Bahn!
gestern wollte ich mir ein 72 Stunden Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel kaufen. Doch an der U-Bahn Haltestelle, wo ich eingestiegen bin, gab es keinen Fahrkartenschalter. Nur einen Fahrkarten Automaten konnte ich finden, bei dem man aber nur mit Karte oder mit Münzen zahlen konnte. Ich wollte aber mit Scheinen zahlen. Also musste ich erst eine Station "schwarz" fahren, um zu einer U-Bahn Haltestelle mit menschlich vorhandenem Fahrkarten Service zu gelangen. Dass man in Deutschland überhaupt schwarz fahren kann und , wenn man erwischt wird, auch noch Strafe zahlen muss, finde ich unglaublich. In Shanghai hindern einen die Gates am Schwarzfahren. Sollte man es trotzdem tun oder zum Beispiel zu wenig bezahlen, bzw zu weit fahren, wird man beim Aussteigen abgefangen und muss den Restbetrag - ohne Strafe!- nachzahlen. Sehr, sehr arme Menschen (Bettler)werden auch ohne dass sie Nachzahlen, von den Kontrolleuren durchgelassen. Das Fahrkartenkaufen ist in Shanghai im wahrsten Sinne des Wortes idiotensicher. Jeder Mensch, auch nicht chinesisch sprechende Ausländer können die passende Fahrkarte an jeder U-Bahn Haltestelle ohne sich auskennen zu müssen erwerben. Sollte doch mal jemand einen Fehler machen, wird das ohne Umstände beim Verlassen der U-Bahn korrigiert.

So, jetzt frühstücke ich erstmal..

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Dienstag, November 11, 2008

Der Baecker ist weg

Sehr schade, aber verstaendlich. Weil es in unserem Stadtteil zu wenig Kunden gibt, die regelmaessig Brot kaufen, hat unser Baecker jetzt aufgegeben. Damit verschwindet auch das italienische Restaurant und ein guter Service. Dieser Baecker – der auch gleichzeitig italienisch gekocht hat und Naturjogurt selbst macht – hat alle seine Waren bei Bedarf kostenlos direkt nach Hause geliefert. Ein Anruf genuegte und ein paar Minuten spaeter konnten wir zu Hause Brot, Pizza, Kuchen oder auch frisches Naturjogurt geniessen. Das gibt es jetzt leider nicht mehr.

Aber immerhin bietet uns das Restaurant und die Baeckerei Pinocchio im Qingpu District an, zweimal pro Woche morgens frueh um sieben auf Bestellung frisches Brot zu liefern. Mittwoch und Samstag gibt es also weiterhin frisches Brot. Sollte jemand zu anderen Zeiten italienisches Essen oder Brot geliefert haben wollen, muss er 20 RMB (zwei Euro) Liefer Gebuehr bezahlen.



hier der bereits geraeumte kleine Laden. Sogar die Terasse, wo man draussen sitzen koennte und das huebsche "Emmas Laden" Schild sind schon abgebaut.

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Freitag, November 07, 2008

Die Tanzrepublik

Mal wieder leiden wir unter dem schlechten Wetter. Seit fast zwei Wochen ununterbrochen Regenwetter, davon die meiste Zeit Dauerregen. Die viel zu hohe Luftfeuchtigkeit, die relative Dunkelheit auch am Tag und das staendige Geprassel der Regentropfen beginnen die allgemeine Stimmung zu beeintraechtigen.

(dieses Foto habe ich im Stau auf der Autobahn von XinQiao nach Shanghai gemacht. Eine Strecke, die ich fast taeglich fahre.)


Die Menschen wirken bedrueckt. Nur bei uns im Ballett ist das anders. Wir kommen zwar nass und genervt vom Verkehrsstau und fast Zusammenstoessen in das Studio, doch dann trainieren wir mit guter Musik und viel Freude. Und je mehr wir schwitzen, desto besser wird die Stimmung. Am Ende des 90 minutigen Trainings sind normalerweise alle gutgelaunt. Ballett ist ein Sport mit hohen Anforderungen an die Koerperbeherrschung und Koordinationsfaehigkeit. Es ist sehr aehnlich wie ein Musikinstrument zu erlernen, aber mehr grossmotorisch. Was beim Instrument die Haende sind, sind hier die Beine und Fuesse.

Jede Woche trainiere ich etwa 3-4 mal Ballett. Angefangen habe ich in dem Ballett Raum unseres ehemaligen Wohnviertels, mit einem alten Tanzlehrer von der chinesischen Oper, der sich mit Privatunterricht seine Rente aufbessern muss. Danach habe ich etwa zwei Jahre an der chinesischen Oper gelernt und als diese letztes Jahr ihren Unterricht eingestellt hat, hat eine meiner Mitstudentinnen selber eine Ballett Schule gegruendet und den Lehrern und Studenten der chinesischen Oper eine neue Trainings Moeglichkeit gegeben.

Diese ehemalige Mitstudentin, die jetzt Chef ihrer selbstgegruendeten Privatschule ist,
hat uns allen sehr geholfen. Sie ist das Risiko eingegangen und hat auf eigene Kosten einen grossen Raum fachgerecht renoviert. Weil sie selber leidenschaftlich tanzt, weiss sie worauf es ankommt. So hat sie am Umkleideraum und WC gespart, um moeglichst viel Platz zum Tanzen zu haben. Die Lehrer sind alle Profis bzw. Exprofis und wer (als Student) ein Jahr im voraus bezahlt, kann taeglich fuer wenig Geld nach Herzenslust alle Trainingsangebote in Anspruch nehmen. Nur schade, dass diese wichtige Stelle weit weg ist von dem Ort, wo ich wohne. Ich verbringe viele Stunden in U-Bahn und Bussen und das meistens ohne Sitzplatz und dichtgedraengt mit vielen Menschen.

In China ist Ballett Training als Sport unter Erwachsenen nicht besonders populaer. Wir sind nur eine kleine Gruppe Tanzbegeisteter und mit einigen Mitstudenten bin ich nun schon mehrere Jahre zusammen. So verdient Yu Hong nicht viel mit uns. Trotzdem will sie die Tanzrepublik weiterhin als Ballett Studio erhalten und sich nicht mit anderen Tanzarten verzetteln und trotzdem zahlt sie den Lehrern ein weitaus besseres Honorar als es die chinesische Oper getan hat. Nur leider reicht es noch nicht fuer die Alters- und Sozialversicherung der Lehrer. Doch da ist sie optimistisch. Sobald die Schule besser laeuft, will sie auch dieses Problem loesen.

(hier seht ihr Yu Hong, die Frau, die die Tanzrepublik gegruendet hat.)

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Dienstag, Oktober 14, 2008

Die internationale Musikmesse in Shanghai

Seit einigen Jahren gibt es in China zwei internationale Musikmessen. Im Mai in Peking und im Oktober in Shanghai. Ich habe dieses Jahr die Messe in Shanghai besucht. Dort habe ich mich vorallem ueber die deutschen Musikverlage gefreut, die dort ihre Noten ausgestellt haben. Sowas braeuchten wir hier das ganze Jahr ueber! Dagegen glaube ich, dass die internationalen Gitarrenbau Firmen hier nur wenig Chancen haben. Die meisten Firmen lassen ihre Instrumente ja sowieso schon in China produzieren, verkaufen sie dann aber etwa fuenfmal so teuer wie die gleichguten Instrumente chinesischer Hersteller. Witzigerweise werden die Gitarren verschiedener Hersteller hier oft in einer einzigen Fabrik produziert. Je nachdem welches Edikett dann spaeter hineingeklebt wird, kann man dann dasselbe Instrument teurer oder weniger teuer kaufen. So habe ich eine ausgezeichnete Ovation Gitarre von der Firma Aria (Aria ist eine chinesische Marke), die mich umgerechnet nur 300 Euro gekostet hat. Dasselbe Instrument gibt es aber auch von Farida (ebenfalls eine chinesische Marke) fuer etwa 500 Euro und von einigen spanischen Firmen fuer entsprechend noch mehr Geld. Neben den vielen internationalen Herstellern und Verlagen gab es auf dieser Messe auch eine Reihe interessanter Shows.
So waren dort zwei chinesische Amerikanerinnen, die sich wahllos aus der Menschenmasse ein Schlagzeug Orchester zusammengesucht haben. Mit diesen bunt zusammengewuerfelten, neugierigen Leuten haben die Damen dann richtig toll getrommelt. Da hat nicht nur das Mitmachen, sondern sogar das Zuhoeren Spass gemacht! 

Aus Deutschland kam unter Anderen auch die Rapp Gruppe “Spontanplastik” und mein Freund Sven Kuehbauch mit seiner Rockgitarren Show.

Mehr zum Thema koennt Ihr auf Guitarshanghai lessen.

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Montag, Juli 07, 2008

Recht auf Klo

Ein Thema, dass mir als "Unbetroffene" bisher noch nicht bewusst geworden ist, ist die Tatsache, dass Mobilitaetseingeschraenkte Fahrgaeste  in Flugzeugen offensichtlich keine Moeglichkeit haben die Toilette zu benutzen. Die Toilettenkabinen sind zu klein fuer Rollstuehle und andere Hilfen und offensichtlich gab es bis jetzt keinerlei Verordnung die Fluggesellschaften verpflichtet, entsprechende Toiletten einzubauen, bezw.  entsprechende Hilfe zu leisten. Mehr Informationen zu diesem Thema findet Ihr in dem Blog "Recht auf Klo" , der den Kampf um das Recht aufs Klo gehen zu koennen, wenn man muss, dokumentiert und eine Menge Material zu diesem wichtigen Thema sammelt.

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Mittwoch, Juni 11, 2008

Hobby-Kunst

Urspruenglich soll das Wort Kunst von dem Wort Koennen hergeleitet sein und in einigen Kunstsparten wie zum Beispiel Balett oder klassischer Musik ist der Zusammenhang heute immer noch offensichtlich. In Bereichen der bildenden Kunst allerdings sind die (technischen) Anforderungen in den letzten Jahrzehnten unglaublich zurueckgeschraubt worden. So spriessen die nicht-professionellen Maler aus dem Kulturbetrieb wie das Gras aus dem Erdboden. Es ist nicht so, dass ich diese Art von Kuenstler – normalerweise sind es ja vorallem Kuenstlerinnen – grundsaetzlich ablehne. Andererseits stoert es mich,dass viele durchaus talentierte Menschen sehr naiv mit ihren kuenstlerischen Faehigkeiten umgehen. Die Auffassung, dass in jedem Menschen ein Kuenstler stecke, ist zwar einerseits nicht falsch, aber andererseits : wo bleibt da der Mut zur Unbequemlichkeit. Vielen Menschen steht ihr Sicherheitsbeduerfniss doch sehr im Wege. Wer erst einen Geldverdienberuf erlernt, heiratet u.s.w hat seine Talente eigentlich schon verspielt. Dann fehlt naemlich spaeter die Zeit.  – Trotzdem gibt es unter diesen gutsituierten nicht-professionellen Maler/innen auch einige wirklich sympatische und interessante Erscheinungen. Doch was mich an diesem modernen Maler-Trend stoert, ist die Tatsache, dass auf diese Weise die bildende Kunst als solche sehr verharmlost wird, was sich vorallem unguenstig auf die professionellen Kuenstler auswirkt. Waehrend man als Musiker den Vorteil hat, dass doch ein grosser Teil der Menschheit schnell den Qualitaetsunterschied zwischen einem Profi und einem Hobbymusiker feststellen kann, ist das leider in der bildenden Kunst nicht immer der Fall. Im Gegenteil: viele Menschen moegen sogar die freundlichen, naiven Bilder der buergerlichen Hobbykuenstler/innen lieber, als die Werke eines allzu tiefsinnig (und leider menschlich oft unzugaenglich)veranlagten Profis.

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Mittwoch, Mai 28, 2008

Sven Kuehbauch in Shanghai





Sehr erfreulich: auch immer mehr Musiker besuchen Shanghai. So konnte
ich gestern mit einem Gitarristen aus Freiburg, den ich im Internet
kennengelernt hatte, in Shanghai zum Japaner Tepaniaki essen gehen.
Er wird auf der Musikmesse in Beijing fuer Farida Gitarre spielen und
voraussichtlich im Oktober wieder nach Shanghai fliegen. Vielleicht
klappt es dann ja mit einem gemeinsamen Auftritt.

Diesmal hat es nicht geklappt . Stattdessen hatte ich einen Solo Gig
fuer klassische Gitarre an der deutschen Schule in Shanghai. Am
Montag den 26ten Mai , abends um 20.00 Uhr habe ich Hanne Taechel vom
kommunalen Theater in Stuttgart bei ihrer Lesung mit meiner Gitarre
begleitet. Es war eine sehr erfreuliche Veranstaltung mit guten
Texten, die spannend vorgetragen wurden. Und die Musik, die ich dazu
gespielt habe, hat auch gepasst.

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Sonntag, Dezember 02, 2007

Ein Leben im Stau oder: warum die Wohnungen in der Innenstadt immer teurer werden


Wie viele Auslaender haben auch wir beschlossen uns eine Wohnung etwas weiter ausserhalb der Stadt zu suchen. Mit dem Ergebniss, dass wir abendliche Veranstaltungen nur noch selten besuchen. Die Autobahn, die uns mit der Stadt verbindet, war noch vor wenigen Jahren eine selten befahrene, leere Strasse, doch seit einiger Zeit muss man dort fast taeglich im Stau stehen. Besonders abends. So kaufen wir die noetigen Kleinigkeiten immer oefter in dem teuren Mini Supermarkt bei uns im Viertel oder radeln in die nahegelegene Kleinstadt Xinqiao, wo wir dann auf dem chinesischen Markt Billigprodukte kaufen.

Heute Abend wollten Jiangping und ich aber doch in die Stadt fahren. Wir wollten einige Besorgungen machen und Essen gehen. Doch in der letzten Minute konnten wir uns nicht auf ein von uns beiden gemochtes Restaurant einigen, da ich Magenschmerzen habe und schon seit Tagen nur noch Spagethi und Brot esse. Schliesslich beschlossen wir getrennt zu essen. Ich blieb zu Hause mit Wasser und Brot (im wahrsten Sinne des Wortes) und Jiangping machte sich alleine auf den Weg, um ein paar andere wichtige Dinge zu erledigen und ausserdem sein geliebtes Xiangcai zu essen. (Das ist sehr scharf und geht bei mir zur Zeit ueberhaupt nicht). Gerade rief er mich an. Er steht schon seit Ewigkeiten auf der Autobahn im Stau, kommt weder vor noch zurueck und sein Magen rumort als ungeduldiges Loch. Wenn er Glueck hat, kann er das in zwei Stunden fuellen, dann ist es aber etwa neun Uhr abends und um diese Zeit sind die Koeche muede und wollen nach Hause. Da habe ich mit meinen Magenschmerzen ja regelrecht Glueck gehabt!

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Freitag, November 30, 2007

Dreharbeiten mit japanischem Management




Kuerzlich habe ich in einem japanischen Tanzfilm, namens "Dance" eine Balettlehrerin gespielt. Es war meine erste Filmerfahrung und ich habe einige Ueberraschungen erlebt, mit denen ich nicht gerechnet hatte.

So mussten wir bereits morgens frueh um sieben Uhr antreten, was fuer mich bedeutete, dass ich um fuenf aufstehen und ohne Fruehstueck so schnell ich konnte, von zu Hause aufbrechen musste. Dort angekommen, hoffte ich natuerlich auf eine Tasse Kaffee, doch dieser Kaffee war nur fuer Japaner und Hongkonger bestimmt. Wir auslaendischen Kleindarsteller sollten uns mit Heisswasser begnuegen. Auch die Kekse durften wir nicht essen. Ziemlich ausgehungert habe ich mich dann aufs Mittagessen gefreut. Doch da kam schon der naechste Schock: Wir durften nicht von dem Bueffett essen, dass fuer die Japaner und die Hongkonger bestimmt war, sondern mussten bereits abgefuelltes, durcheinandergemischtes, zugeteiltes Essen essen. Auf meinen Protest hin wurde mir erklaert, dass ich viel mehr verdienen wuerde als meine chinesischen Kollegen, die aber auch das abgeteilte Essen essen mussten, und ich deswegen zufrieden sein solle. Wer viel verdient, braucht anscheinend nicht zu essen. Um auswaerts essen zu gehen waren die Pausen viel zu kurz.

Am Telefon wurde ich darum gebeten mit eigener Kleidung zu kommen, die moeglichst schick und exclusiv sein sollte. Schliesslich wuerden sich Balettlehrerinnen immer sehr huebsch anziehen. Obwohl ich hier viele wirkliche Balettlehrerinnen kenne, die normalerweise alle sehr einfach gekleidet sind, habe ich natuerlich mein bestes getan und mich in Schale geworfen. Zuerst wurden meine schicken roten Schuhe ausgewechselt, weil "einfach zu rot"…dann habe ich ein komplettes Outfit gestellt bekommen, das so konservativ und altbacksch aussah, als ob ich eine alte Jungfer aus dem letzten Jahrhundert spielen sollte anstatt eine moderne Balett Lehrerin. Die Haare wurden - passend dazu - zu einem Dud hochgesteckt. So sieht also eine japanische Balettlehrerin aus…?! Sehr interessant!

Naja, ansonsten war diese kleine Nebenrolle eine gute Erfahrung. Ich habe ein paar nette Leute kennengelernt und ueberhaupt: sowas macht mir schon Spass! Aber es ist mir auch mal wieder aufgefallen, dass ich immer noch sehr fremd in Asien bin.

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Sonntag, Oktober 28, 2007

Das Stuttgarter Kammerorchester

Am Freitag haben wir uns im Konzertsaal vom Portman das Stuttgarter Kammerorchester angehoert. Es ist bereits das zweitemal, dass ich das Stuttgarter Kammerorchester in Shanghai hoeren konnte.

Diesmal haben sie das 3te Brandenburgische Konzert (in G Dur) und das Konzert fuer 2 Violinen in D Moll von J.S. Bach gespielt. Ansonsten gab es noch ein sehr schoenes Stuck von dem chinesischen Komponisten Chen Qigang, das von einer chinesischen Dirigentin (Chen Li) dirigiert wurde und Dvoraks Serenade fuer Streichorchester in D Dur. Als Zugabe ein Divertimento von Mozart.

Die Musiker hatten diesmal geuebt und spielten fantastisch. Da Jiangping die besten Plaetze ganz vorne gekauft hatte, konnte ich trotz der miesen Akkustik des fuer Kammermusik voellig ungeeigneten Konzertsaals wunderbar alle Instrumente verfolgen und die Baesse geniessen. (Beim letztenmal vor drei Jahren sassen wir weiter hinten und da habe ich die Baesse fast ueberhaupt nicht gehoert.)

Es war ein wunderschoener Abend, den wir alle (mein Mann, meine Schwiegermutter und ich) sehr genossen haben, zumal wir schon lange nicht mehr klassische Musik aus dieser unmittelbaren Naehe live erleben konnten.

Keine CD kann so etwas ersetzen!

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Mittwoch, Oktober 24, 2007

the ninth Shanghai International Arts Festival

Das ist mal wieder typisch: beschaeftigt mit meinen eigenen Angelegenheiten habe ich erst heute gemerkt, dass das neunte internationale Kunstfestival in Shanghai bereits angefangen hat. Gluecklicherweise hat Jiangping (mein Mann) bereits Karten fuer das Konzert am Freitag gekauft - um welches Konzert es sich dabei handelt, hat er mir noch nicht sagen koennen, denn er ist zur Zeit in Japan. Leider ist die fuer mich interessanteste Vorstellung (Tanz aus Tibet) bereits vorueber. Heute Abend muss ich selber arbeiten, kann also auch nirgends hin....so geht es mir fast jedesmal. Ich lese zu wenig Zeitung und schaue normalerweise auch nicht fern - die negativen Auswirkungen dieses Verhaltens bekomme ich immer dann zu spueren, wenn die wenigen wirklich interessanten kulturellen Ereignisse in Shanghai an mir vorbei geschwommen sind wie der Gui Fisch im Yangtze. Dann muss man halt stattdessen Ba Fisch essen ....oder fasten. Den Ba Fisch gibt es tiefgefroren zu kaufen, waehrend der Gui Fisch immer frisch lebend in der Kueche - aber nicht auf dem Teller - herumschwimmt. So aehnlich wie mit Film und live Vorstellungen.....

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Montag, Oktober 15, 2007

das Haus


dieses Haus wuerde ich gerne eine zeitlang bewohnen.

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Samstag, September 29, 2007

Jin Xing

Gestern abend habe ich mir die neue Performance von Jin Xing angesehen. Der Name dieser Performance: Made in China - Return to the Soul. Eine Gegenueberstellung des ehemaligen, beschaulichen Lebens in China mit der Hektik Shanghais. Ein unerschoepfliches Thema, jede Show, die ich von Jin Xing gesehen habe, hatte im Prinzip dieses Thema als Grundlage, wenn auch jedesmal ganz verschieden bearbeitet. Diesmal ist eine Heldin aus der chinesischen Oper in die moderne Welt gekommen. Den Veraenderungen der Werte in der Liebe zwischen dem alten und dem neuen China, der Degeneration der Beziehungen durch Handy, Geschwindigkeit und den Stress des jetztigen Shanghais, steht die mysterische und charmante Heldin aus der chinesischen Oper (Du Shi Niang) gegenueber, deren doppelte Anwesenheit die seelische Spannung noch verstaerkt.

Mich hat diese Show sehr beruehrt und ich empfehle allen, die die Gelegenheit haben, dieses Wochenende ins Dongfang Yishu Zhongxin zu gehen und sich selber die Performance anzuschauen.

Wer mehr ueber Jin Xing lesen moechte, kann das hier :



        

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Mittwoch, September 19, 2007

Warten auf den Taifun

Als ich gestern abend bereits auf dem Weg zum Theater war, erreichte mich der Anruf von der Kartenreservierung, dass die Vorstellung wegen des nahenden Taifuns gestrichen worden sei. Also kaufte ich eine Flasche australischen Rotwein (Wolf Brass, yellow label, shiraz) und machte mich auf den Weg zu einer Freundin. Nach immerhin nur 50 Minuten Warten im Regen ergatterte ich ein Taxi. Es stuermte und schuettete auch noch, als ich wieder zurueck nach Hause fuhr. Heute sind die Schulen geschlossen und mein Gitarrenunterricht gestrichen. Shanghai wartet auf den schlimmsten Taifun seit Jahrzehnten. Heute nachmittag um vier soll es losgehen, das Zentrum wird bei Jinshan sein, genau der Ort, an dem sich die Firma meines Mannes befindet. Wir werden eine aufregende Nacht erleben, wer weiss, was alles noch passieren wird. Vorerst ist Ruhe vor dem grossen Sturm. Die Luftfeuchtigkeit ist extrem hoch, alles scheint feucht zu sein.

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Sonntag, August 05, 2007

hervorragender Service

Mit ein Grund, warum ich trotz Heimweh und vielen anderen Problemen wirklich gerne in Shanghai lebe, ist der unglaublich freundliche und schnelle Service, den man hier bekommt, wenn man zum Beispiel etwas repariert haben moechte. Ist bei uns die Klimaanlage kaputt, telefoniere ich mit dem Wohnviertel Management. Normalerweise kommt innerhalb einer Viertelstunde bereits ein Handwerker, der sich mit dem Problem befasst. Brauche ich frisches Trinkwasser, dauert es normalerweise keine zehn Minuten, bis jemand mit der neuen Tonne Quellwasser kommt. Dazu muss ich sagen, dass wir hier das Wasser immer in 19 Liter Behaeltern kaufen, was ich nicht alleine transportieren koennte. Heute, am Sonntag morgen, hatte ich ein Computerproblem. Doch nach kurzer Zeit kam Hilfe. So wird mir hier das Leben in vieler Hinsicht erleichtert, was ich sehr geniesse.

Was ich auch sehr schaetze, ist die Tatsache, dass in den Geschaeften viel mehr Personal sich um die Kunden kuemmert als in Deutschland. So muss ich nicht erst stundenlang durch ein fast leeres Geschaeft irren, um dann in der hintersten Ecke eine voellig uebermuedete Verkaeuferin aufzustoebern. Hier kommen die Verkaeuferinnen freiwillig zu mir und helfen mir geduldig. Sollte ich spezielle Wuensche haben, werden auch diese nach besten Moeglichkeiten erfuellt. Das ist sehr angenehm und macht gute Laune!

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Sonntag, September 10, 2006

alternative Kulturszene?

Ich habe eine Einladung bekommen. Die Chefin eines alternativen Kulturcafees in Shanghai hat mir geschrieben, dass heute abend drei Kurzfilme ueber das Leben von Auslaendern in Shanghai gezeigt werden sollen. Das klingt fuer mich sehr interessant und so habe ich mich abends um sechs Uhr auf den Weg in die Stadt gemacht. Zuerst mit dem Kleinbus:




Irgendwann steige ich dann endlich am People Square aus der U-Bahn und stuerze mich in das, was man so als das Shanghaier Nachtleben bezeichnet.


Im Cafe with the View geniesse ich dann den Ausblick und schaue mir die drei Filme an.


Leider handelt kein einziger von dem Leben der Auslaender in Shanghai. Aber es hat sich trotzdem gelohnt den weiten Weg zu machen: Erstens hat Holly, die Chefin, mir die Zeitung gegeben in der ein grosser Artikel ueber meinen Freund Jan Depreter steht, der hier kuerzlich ein Gitarrenkonzert gegeben hat. Ich muss das morgen uebersetzen und ihm zuschicken!


Zweitens waren auch heute wieder interessante Leute da. Immer mehr scheint es auch die sogenannten Kuenstler nach Shanghai zu ziehen. Bisher war diese Sorte Mensch unter den hier lebenden Auslaendern eher selten.

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