Sonntag, Juni 21, 2009

Im Majestic Theater

In Shanghai stellten in letzten Tagen junge Profis und Studenten verschiedener chinesischer (vor allem Shanghaier) Tanzakademien und Tanzgruppen ihre neuen Stuecke vor. Leider konnte ich nicht zu allen Auffuehrungen gehen, aber gestern Abend bin ich mit ein paar Freunden in eine Vorstellung gegangen. Es wurden elf verschiedene Stuecke gezeigt. Unter anderem gab es chinesischen Volkstanz, chinesischen klassischen Tanz, chinesischen Modern Tanz, klassisches Ballett und Moderntanz. Mich haben vor allem die chinesischen sogenannten Volkstanz Auffuehrungen begeistert. Es ist so, dass mir nicht nur die chinesische Musik immer besser gefaellt, sondern dass mich auch das Koennen, die Musikalitaet und die unglaubliche Akrobatik der Volkstaenzer faszinieren. Haette ich frueher gewusst, wie fantastisch und lebendig diese chinesischen Taenze sind, haette ich mich sicher statt fuer Ballett fuer chinesischen Tanz entschieden. Nun bin ich dafuer sicherlich schon zu alt, denn diese Akrobatik ist ja noch schwieriger zu erlernen als Ballett!

Unser Theaterbesuch war also hochinteressant und zusaetzlich zu diesen wunderschoenen Tanzvorfuehrungen hatten wir auch im Publikum einige witzige Erlebnisse. Das fing schon damit an, dass unsere Plaetze sehr weit hinten waren und wir versucht haben, uns heimlich weiter nach vorne zu setzen. Wir waren aber eine Vierergruppe und wollten nicht nur vorne, sondern auch moeglichst nebeneinander die Vorstellung geniessen. In der letzten Minute vor Beginn der Show zogen wir als Pulg mit Taschen und Getraenken um, wobei ich aber sehr unzufrieden mit dem neuen Platz war, denn vor mir sass ein langer Schlacks. Also verliess ich meine Gruppe und setzte mich neben diesen langen Hals. Das erste Stueck war noch nicht vorbei, als dieser Mann mit seinen Freunden von den urspruenglichen Platzbesitzern vertrieben wurde. „Aetsch, du sitzt also auch auf einem falschen Platz“ dachte ich und blieb gelassen auf meinem eigenen gestohlenen Sitz, streckte die Beine genuesslich aus und beobachtete wie die Trinkflasche meiner neuen Nachbarin vom Stuhl herunterfiel und unter den vorderen Sitzreihen verschwand. Meiner neuen Nachbarin war das aber gar nicht recht und sie begann sehr aufwendig mit einer Taschenlampe diese Trinkflasche zu suchen. Ich bot ihr mein Wasser an in der Hoffnung, dass sie dann diese nervige Suche einstellen wuerde, aber sie liess sich nicht abbringen. „In meiner Flasche ist kein Wasser, sondern Milch“ erklaerte sie mir entschuldigend. Doch ihre Flasche blieb verschwunden und schliesslich begann sie sich mit ihrer Freundin ueber ein anderes Thema zu unterhalten, waehrend ihr kleines Kind versuchte sich auf die Sitzlehne des Vordermannes zu setzen, was der mit einem wuetenden Schnauben kommentierte. Inzwischen waren wir bereits bei Tanz Nummer vier und die Musik in den Lautsprechern wurde so laut, dass sich meine Nachbarinnen nur noch schreiend verstaendigen konnten. Deswegen merkte ich nicht gleich, dass jemand versuchte mich von meinem Platz zu vertreiben. Die beiden Chinesinnen, die sich als rechtmaessige Besitzer meiner beiden Sitze entpuppten, trauten sich nicht so recht mich anzusprechen. „Oh, die ist eine Auslaenderin, was machen wir bloss...“ sagten sie zueinander und gingen auf Suche nach anderen freien Plaetzen. Bei Stueck Nummer sechs kamen sie leider erfolglos und mit einer Platzzuweiserin zurueck, um mich nun entgueltig zu verjagen. In dieser brenzligen Situation erwies es sich als schicksalhaft guenstig, dass ich meiner anderen Nachbarinn vorher mein Wasser angeboten hatte. Denn diese half mir nun sehr freundlich aus der Patsche, indem sie mir den Platz ihres Kindes ueberliess. Das Kind sass ja sowieso nicht, sondern stand oder hockte auf den Armlehnen, denn es war noch klein und wollte auch was sehen.

So verflog die Zeit und ich begann mit meiner Nachbarin Kommentare ueber die Vorstellungen auszutauschen. Wir verstanden uns richtig gut.

Hinter mir sassen meine Freunde. Einer meiner Freunde ist ein ehemaliger Taenzer der Shanghaier chinesischen Oper und jubelte jedes Mal , wenn Leute aus seiner ehemaligen Truppe auftraten.

Nach dem Theater gingen wir noch Sangerias trinken. Wir unterhielten uns bis nach Mitternacht und auf der etwa einstuendigen Taxifahrt nach Hause bin ich tief eingeschlafen. Gluecklicherweise war diesmal mein Taxifahrer ortskundig und brachte mich ohne groessere Umwege zurueck.

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Dienstag, Mai 26, 2009

Die SPD Bank und andere Nebenbemerkungen

In Shanghai gibt es eine SPD Bank. Hier ist sie:



Und nun die anderen Nebenbemerkungen:

Weil doch das chinesische Internet zur Zeit zumindest fuer mich nur eingeschraenkt benutzbar ist und ich zum Beispiel keine Moeglichkeit habe, meine Posts nachtraeglich zu editieren, kann ich Fehler nicht verbessern. So ist es schon passiert, dass ich einen Post doppelt veroeffentlichen musste, weil die von mir selbst hochgeladenen Fotos und Filme nicht richtig verlinkt waren. Oder jetzt dieses Sofa im Hochformat...tsss...Meine HTML und sonstigen Computer Kenntnisse halten sich eben in Grenzen...Ich hoffe, Ihr verzeiht mir meine Fehler...

Kennt Ihr eigentlich den Wuestenfuchs? Der Wuestenfuchs hat mir gestern einen Kommentar geschrieben und mich gebeten, den Inhalt des chinesischen Liedes zu erlaeutern. Fuer alle, die das auch interessiert: Ihr koennt eine grobe Beschreibung des Inhalts in meinem Antwort Kommentar nachlesen. Leider hat wuestenfuchs aber den Kommentar in den ersten Post mit dem falschen Link geschrieben, den ich irgendwannmal loeschen werde, wenn ich wieder diese Moeglichkeit habe.

Hier deswegen nochmal eine Etwa - Uebersetzung des Liedertextes:

Das Xi Zang Hochland

Wer hat die alten Erinnerungen ueberliefert
Und uns die tausendjaehrige Andacht (eine Zeremonie im Buddismus) hinterlassen?
Angenommen es gibt noch unzaehlige nicht gesungene Lieder:
Am besten sind doch die nie vergessenen und veraenderten (alten Lieder).

Oh, ich sehe einen Berg:.... ist das Tibet?

Wer sehnt sich nachts den Tag herbei?
Wer hofft auf alte Traeume?
Angenommen es gibt noch andere wunderschoene Lieder:
Am besten sind doch die immer sich wiederholenden, niemals sich veraendernden Lieder.

Oh, ich sehe einen Berg ....na, das ist doch Tibet!



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Donnerstag, April 30, 2009

ehrenamtlich und als freie Mitarbeiter: die Schwierigkeiten in Shanghai gute Jobs zu bekommen

okay, ich gebe zu: mein Beruf ist von Natur aus darauf angelegt als freier Mitarbeiter und Honorarkraft beschaeftigt zu werden, auch in Deutschland arbeiten Gitarristen meistens ohne die Option auf rundum abgesicherte Festanstellung.

Trotzdem ist die Situation in Shanghai nochmal etwas schwieriger als in Deutschland: in Shanghai ist es ueblich, den Musik - und Tanzlehrern wirklich nur die Stunden zu bezahlen, die auch tatsaechlich gegeben werden. Sind Schueler krank oder in Ferien, bekommen die Gitarrenlehrer (genau wie die Klavier und die Tanzlehrer usw..) kein Geld und muessen den Guertel enger schnallen.

Und nun habe ich schon wieder so eine neue, was das Einkommen anbetrifft, fragwuerdige Arbeit: ich soll fuer eine Filmproduktion die Arrangements der Songs machen: bezahlt wird je nach Erfolg des Films: bringt der Flm viel Geld ein, bekomme ich ein hoeheres Honorar, sollte der Film aber ein Flop werden, kann es auch sein, dass ich nur sehr, sehr wenig oder gar nichts bekomme. Liegt es vielleicht an meinen mangelnden Faehigkeiten gute Bedingungen fuer mich auszuhandeln? Begierig habe ich deswegen den Artikel in Germanmanagers zu diesem Thema gelesen. Ob es in meinem Fall auch so funktioniert?

Nach vielen Gespraechen mit meinen befreundeten chinesischen Musikern und Tanzlehrern ist mir nun klar, dass man in China als Lehrer und creativ arbeitender Mensch, was das Einkommen anbetrifft, keine allzu hohen Erwartungen haben kann. Kein Wunder, dass soviele begabte junge Menschen lieber andere Berufe waehlen!

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Montag, April 27, 2009

verspaetet: Ein Herz fuer Blogs


wie ich eben erst bei Frau Kaltmamsell gelesen habe, gab es eine Aktion am 21.ten April.

Nun gut, ich bleibe meinem Namen treu und hinterm Mond und partizipiere mit Verspaetung:

Aus Zeitmangel lese ich nur wenige Blogs wirklich regelmaessig. Aber die Vorspeisenplatte klicke ich oft an und dann natuerlich auch den Wuestenfuchs mit seinen Beitraegen ueber das Leben in der Schweiz.

Besonders lesenswert finde ich "der Weg des Geistes ist der Umweg". Bei diesem Blog sollte man sich Zeit nehmen, denn in diesem Blog gibt es lange, komplexe Artikel unter anderem zu Themen aus Politik und Philosophie. Die koennten auch gut in der Zeit stehen...und dann sind da noch die Germanmanagers..und fuer die Gitarren Schueler unter den Bloggern: Stefan Buschhausen: Guitar Blog

Und nun werde ich mir mal die Bloglisten anderer Blogger anschauen......

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Sonntag, April 26, 2009

Erinnerung: mein erster chinesischer Song

Heute ist er mir ploetzlich wieder eingefallen, aber ich musste erst meine alten Festplatten durchstoebern, bis ich ihn endlich wiedergefunden habe: meinen ersten chinesischen Song, den ich vor etwa sieben Jahren geschrieben habe.

Damals war ich noch relativ neu in China und habe noch viel Zeit damit verbracht chinesisch zu lernen. Die beste Art eine Sprache zu lernen ist fuer mich das Schreiben von eigenen Gedanken, Aufsaetzen und Liedern. Damals war ich in einer tiefen Krise mit meinem Mann, der immer unterwegs war und den ich – im Gegensatz zu unserer Zeit in Deutschland – nur noch unregelmaessig und oft muede und genervt gesehen habe. Das hat mir damals sehr viel ausgemacht. Inzwischen habe ich mich mit dieser Situation arrangiert. Doch das Lied gibt es immer noch und ich bin stolz darauf, dass es mir gelungen ist, meine damaligen Gefuehle auf chinesisch auszudruecken!

Hier der Text erst auf chinesisch und dann in deutscher Uebersetzung:

我家很大, 有游泳池,有健身房-太了不起!
我保姆天天帮助我,我因该很高兴。

可是我告诉你, 我只是需要你
需要你的开玩笑,非常需要你!

上海很大, 上海很大-怎么可以找到你—
上海很大, 上海很大-怎么可以找到你—

常常感到很寂寞,酒吧没有意思
你是不是一个好朋友please call my number, please!
你的想法我还不太懂,可是我被你感动
我天天希望看到你,please call my number, please!

Auf Deutsch:
Mein Haus ist gross, hat ein Schwimmbad und auch ein Fitnessstudio.
Eine Haushaelterinn, die mir immer hilft – ich sollte eigentlich froh sein!

Doch ehrlich gesagt, brauche ich nur Dich und Deinen Spass!

Shanghai ist so gross, wie soll ich Dich da noch finden?
Shanghai ist so gross, wie soll ich Dich noch finden?

Oft fuehle ich mich einsam und die Kneipenbesuche machen keinen Sinn fuer mich.
Bist Du nicht ein guter Freund? Bitte ruf mich an!
Obwohl ich Deine Ansichten nicht so ganz verstehe, bin ich von dir beruehrt
Und hoffe jeden Tag Dich zu sehen. Bitte rufe mich an!

Die Aufnahme: ich habe das Lied vor etwa sieben Jahren aufgenommen und versucht mit Logic zu arrangieren. Das Arrangement ist teilweise etwas chaotisch, aber lebendig und deswegen fuer mich akzeptabel. Ich hatte das als Vorlage fuer eine Live Aufnahme mit Band gedacht. Und live mit Band wird es sehr gut klingen, das weiss ich.

Den Song koennt Ihr hier anhoeren:

ach ja, ich habe da uebrigens versucht so einen Popsong in chinesischem Stil zu machen. Und leider schleppt das Schlagzeug.
Ich wuerde das Schlagzeug am liebsten loeschen, aber leider kann ich die alten Logic Songs mit meinem neuen Mac Logic nicht mehr oeffnen und nur noch die gebouncten Wav Files verwenden, bei denen man ja nichts mehr veraendern kann. Da muss ich dann irgendwann nochmal alles neu schreiben. Und dann mit Garantie das Schlagzeug aendern, bzw. weglassen....

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Donnerstag, April 16, 2009

Sehnsucht nach europaeischer Kultur

Tja, die Deutsche Welle scheint jetzt leider auch mal wieder gesperrt zu sein. Und erstaunlicherweise wurde auch der Proxyserver, den ich in einem Internet Kommentar empfohlen hatte, sofort gesperrt. Das ist schon richtig aergerlich.

Diese Internet Sperren stoeren mich sehr, vorallem weil sie fuer mich so unverstaendlich sind. Fuer mich ist das Internet ein wichtiges Fenster zur Welt , vorallem auch nach Deutschland und zur europaeischen Kultur. Werden Seiten gesperrt, die ich gerne besuche, dann macht mich das traurig und unzufrieden.

Themawechsel. Wir geniessen hier Fruehlingswetter und ich versuche so oft wie moeglich ins Freie zu gehen. Die Kirschbaeume bluehen und ich bin froh, dass nun auch in unserem Garten so ein rosabluetiger, kleiner Baum steht.

Meine Sehnsucht nach Kultur treibt mich nicht nur ins Internet, sondern hat mich auch auf die Idee gebracht einer Theatergruppe beizutreten. Durch diese neue Aktivitaet habe ich einige nette neue Menschen kennengelernt und ueberhaupt scheint diese Richtung fuer mich zu stimmen, obwohl ich nach wie vor meine Ausdrucksmoeglichkeiten musikalisch suche. Es ist immer gut sich zu oeffnen. Sich einschraenken kann man ja spaeter, wenn es denn sein muss. Neue Erfahrungen bringen neue Ideen und setzen Energie frei.

Fuer meine Gitarrenvideos habe ich durch diese Theatergruppe nun halbwegs professionelle Hilfe gefunden. Es wird noch ein paar Wochen dauern und wenn dann Youtube wieder erreichbar ist, hoffe ich, Euch einige gut aufgenommene Stuecke praesentieren zu koennen.

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Dienstag, April 14, 2009

Wie sinnvoll ist die Internetzensur

Seid etwa zwei Wochen ist in China bezw. Shanghai Youtube nicht mehr zu oeffnen. Ich gehe davon aus, dass es sich hier nicht um ein technisches Problem bei Youtube, sondern wahrscheinlich eher um eine richtige Sperre handelt. Es sind ploetzlich auch noch einige andere Seiten unerreichbar, die bis vor Kurzem alle problemlos geoeffnet werden konnten.

Natuerlich weiss ich nicht die Ursache bezw. den Hintergrund fuer diese Einschraenkung.

Eigentlich hat sich China in den letzten Jahren sehr geoeffnet und ich fuehle mich hier genauso frei wie in Europa. Wenn da nur nicht immer wieder diese fuer mich unverstaendlichen Internet Sperren waeren.

Youtube ist eine der wichtigsten Webseiten ueberhaupt, nicht nur fuer uns westliche Menschen, sondern gerade auch fuer die Chinesen. So benutzen meine chinesischen Schueler alle Youtube, um sich ihre Gitarrenstuecke fuer die Art Level Examinations anzuhoeren. Meine Ballett Schule hostet ihre Videos ebenfalls bei Youtube. Youtube ist ein internationaler Kulturvermittler und sowieso schon lange – genau wie Google – mit einer eigenen chinesischen Seite vertreten, die aber jetzt auch nicht mehr erreichbar ist.

Und ich frage mich, ob es nicht besser waere, sich auf das Urteilsvermoegen der doch im Durchschnitt ziemlich intelligenten Bevoelkerung zu verlassen. Erziehung funktioniert nicht nur bei Kindern besser, wenn man ihnen durch Informationen und Aufklaerung die Sinne schaerft. Verbote sind oft kontraproduktiv und bewirken nur, dass die Menschen misstrauisch werden und versuchen sich heimlich zu holen, was sie offiziell nicht sehen duerfen.

Natuerlich gibt es Seiten, die wirklich schaedlich und schlecht sind, vor allem fuer die grosse Masse der ganz jungen und noch nicht so stabilen Internet Nutzer. Dazu zaehlen fuer mich vor allem gewaltverherrlichende und diskriminierende Seiten. Man kann auch im Internet Verbrechen begehen und die Menschenrechte verletzen. Dies zu verhindern ist richtig und entsprechende Seiten zu sperren finde ich akzeptabel. Doch leider scheint es nicht moeglich, ganz gezielt nur die wirklich destruktiven Seiten zu sperren. Es werden – wahrscheinlich aus technischen Gruenden - immer gleich eine ganze Reihe von guten und wertvollen Seiten mitgesperrt. Das macht diese Internetkontrolle zu einer sehr unerfreulichen und nervigen Beeintraechtigung.

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Sonntag, April 12, 2009

Ein freier Tag mit meinem Mann

So was gibt es bei uns selten: ich sage allen meinen Schuelern ab, um mit meinem Mann den einzigen freien Tag seit Wochen, den wir sogar ausnahmsweise mal nur zu zweit geniessen duerfen, zu verbringen. Gestern abend ist mein Mann von einer Dienstreise zurueckgekommen und heute um neun Uhr abends musste er schon wieder zum Flughafen auf eine andere Dienstreise.

Wir hatten also noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden fuer uns. Und so geht das seit Jahren und wird sicher auch noch eine zeitlang so bleiben.

Heute hatten wir einen Geburtstag zu feiern, deswegen sind wir ins Grand Hyatt zum Mittagessen im 56 ten Stock gefahren. Das hat uns natuerlich viel Zeit im Stau beschert, die wir uns mit chinesischen Hoergeschichten versuesst haben. Sehr gut vorgetragen aus dem Radio.

Im Grand Hyatt hat mich das Buffett wie immer total ueberfordert, ich habe mich deswegen auf Lamkottlet mit Meeresfruechten beschraenkt und dann vor allem auf den Nachtisch konzentriert und da wiederum auf die Tiramisu, die immer besonders gut schmeckt.

Den Verdauungsspaziergang haben wir im nahegelegenen Shoppingcenter gemacht und uns auf diese Weise einen Sonnenbrand erspart.

Und dann ging die Fahrt wieder in Richtung Songjiang, unserem zu Hause. In Songjiang haben wir noch einen Abstecher zur James Town gemacht. Die James Town ist eine kleine Stadt in der Stadt komplett im englischen Stil erbaut. Es leben dort aber keine Briten, sondern reiche Chinesen. Wenn man durch diese englische Kleinstadt schlendert, denkt man wirklich man waere in England. Nicht nur die Haeuser sind stilgerecht gebaut, auch die Gartengroesse der Villenviertel ist dem Westen angepasst. James Town hat nicht nur ein grosses Fitness Studio, sondern ist mit einem Krankenhaus, verschiedenen Schulen, einem Rathaus mit Marktplatz, Geschaeften und verschiedenen Restaurants und Hotels vollkommen selbststaendig.
Wer einerseits in China leben muss, aber andererseits das britische Enviroment bevorzugt, sollte sich eine Wohnung oder ein Haus in James Town kaufen. Mir selber gefaellt aber eine chinesische Umgebung besser. Inzwischen habe ich mich so sehr mit dem chinesischen Chaos angefreundet, dass mir die britische Ordnung langweilig erscheint. Und das obwohl mir grosse Gaerten und gepflegte Gruenanlagen nicht unsympatisch sind.

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Mittwoch, April 08, 2009

Das Fenster

Der Fruehling hat begonnen
Du moechtest in die Welt hinausspringen
Und die Baeume umarmen!

Unter der Dusche laut singen
Vor dem Spiegel die Hueften schwingen
Die Musik in doppelter Lautstaerke geniessen

Selbst zur Musik werden.

Und dann das Telefon.
Eine schlechte Nachricht.
Und alles ist anders.

Die Strahlen der Sonne
- auch wenn sie immer noch Deine Freunde sein wollen –
Erreichen Dich nicht mehr
Und Du schliesst das Fenster.

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Samstag, April 04, 2009

Die eigenen Grenzen oeffnen

Alles, was ich in meinem Leben bisher aus eigener Initiative unternommen habe, hat eine Grundmotivation: meine eigenen Grenzen zu oeffnen.

Egal, ob ich mich darum bemuehe gut Gitarre spielen zu lernen, ob ich einen Chinesen heirate und nach China auswandere oder jetzt auch wieder dieses Ballett, dass ich seit etwa vier Jahren intensiv trainiere: Alles hilft mir, immer offener zu werden und das will ich und brauche ich. Ich moechte eigentlich ueberhaupt keine Grenzen mehr haben, aber andererseits weiss ich, dass ich mich immer sehr gut abgrenzen kann, sobald ich es fuer noetig halte. Doch ich halte es immer weniger fuer noetig mich abzugrenzen. Die Welt soll durch mich hindurch fliessen, dann fuehle ich mich gluecklich.

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Freitag, April 03, 2009

Wieviel Koerperkontakt und Disziplin brauchen Kinder und Menschen? (dritter Versuch)

Nach einiger Ueberlegung habe ich mich jetzt doch entschlossen meinen Artikel zu veroeffentlichen. Ich freue mich ueber ernstgemeinte Kommentare und eine anregende Diskussion. Und nun werde ich ihn auch noch ein bischen veraendern....

Als Ballett Studentin in China habe ich voller Erstaunen festgestellt, dass ich mit den chinesischen Lehrern trotz der teilweise etwas altmodischen Paedagogik ganz gut klar komme. (Aber da ich nie in Deutschland Ballett gemacht habe, kann ich nicht beurteilen ob der Ballett Unterricht in Deutschland eventuell besser waere?)

Was mir im Ballett Unterricht bei den chinesischen Lehrern auffaellt, ist die Tatsache, dass sie uns oft anfassen, um uns zu korrigieren und obwohl sie uns auch teilweise anschreien und sogar manchmal schlagen, also eigentlich nach europaeischen Gesichtspunkten einen "schlechten Unterricht"machen ist der Unterricht nicht so schlecht wie man auf Anhieb denken koennte und ich frage mich, warum. Liegt es daran, dass Ballett sowieso Freude macht oder ist es, weil die Lehrer eben doch sehr gut sind - trotz ihrer altmodischen Art?

Nun bin ich kein Kind mehr, sondern selber eine Lehrerin (Gitarrenlehrerin) und es bleibt nicht aus, dass ich mir eine Menge Gedanken zum Thema Paedagogik mache. (nee, aber ich wuerde niemals irgendjemanden ernsthaft schlagen und das tun die chinesischen Lehrer ja normalerweise auch nicht.)

Nicht alle Trainer sind gleich, manche etwas strenger, manche schon fast so sanft wie europaeische Lehrer. Witzigerweise ist der strengste Trainer hier auch der beliebteste Lehrer. Seine Klassen sind immer voll.

Trotz seiner lauten Stimme und seiner lockeren Haende versucht er uns doch mit sehr viel Energieaufwand zu trainieren, so dass man eigentlich „danke“ sagen moechte. Schliesslich sind wir hochmotiviert und gerne bereit, unser Bestes zu geben.

Gestern habe ich mich mit einer amerikanischen Mitstudentin unterhalten, die mir erzaehlt hat, dass ein solcher Unterricht in Amerika nicht erlaubt waere. Sie hat sich dabei erstaunlicherweise nicht auf die Schlaege bezogen, sondern auf die Tatsache, dass die Trainer (alle Trainer und Trainerinnen) uns hier staendig mit den Haenden anfassen, um die richtige Muskelanspannung zu kontrollieren. Dabei kann man gerade durch das Angefasst – Werden viel schneller sein Koerpergefuehl verbessern, als wenn man alles selber ausprobieren muesste! Gluecklicherweise sind die Chinesen so frei, dass sie nicht wie die Amerikaner jede Art von Beruehrung gleich als sexuelle Anmache auffassen.

Obwohl die Chinesen als konservativ gelten, sind sie relativ unbefangen, wenn es darum geht, Koerperkontakt mit anderen Menschen herzustellen. Egal ob beim Kleideranprobieren in einem Kaufhaus oder beim Friseur oder eben wie erwaehnt im Unterricht, ist hier das Anfassen eines anderen Menschen durchaus ueblich. Mir kommt das sehr entgegen. Ich habe als Kind mir immer gewuenscht mehr angefasst zu werden (aber nicht geschlagen zu werden:-)) und ausserdem wollte ich auch immer sehr gerne meine Mitschueler und die Lehrer anfassen, bin dafuer aber meistens bestraft worden. In China waere ich als Kind mit Garantie viel gluecklicher gewesen!
(nee, nicht unbedingt....)

Der Punkt ist eigentlich, dass es eben nicht auf das paedagogische System ankommt, sondern auf die einzelnen Lehrerpersoenlichkeiten. Gute Lehrer gibt es in jedem System und schlechte auch. Und es kommt auch darauf an, ob einem ein Fach gefaellt oder nicht: Ballett macht eben einfach immer Spass.

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Sonntag, März 29, 2009

germanmanagers.blogspot.com/knowledge-is-for-free.

Hier macht sich noch jemand Gedanken ueber das Internet. Lasst uns gemeinsam das kostenlose Wissen im Internet vermehren! Auf das jeder sich frei und nach eigenem Bedarf weiterbilden und informieren kann - auch wenn kein Geld fuer teure Kurse und Buecher da ist.

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Mittwoch, März 25, 2009

Xiao Hui Wang in Shanghai Talk at the German School

Gestern abend nach dem Gitarrenunterricht war ich noch in der deutschen Schule zum „Shanghai Talk“. Die deutsche Schule veranstaltet immer wieder diesen sogenannten Shanghai Talk, der von den elften Klassen ausgerichtet wird. Jedesmal werden interessante Persoehnlichkeiten zum Gespraech gebeten. Diesmal wurde die Professorin und Fotokuenstlerin Xiao Hui Wang eingeladen.

Xiao Hui Wang hat in Shanghai Architektur studiert und 1986 ein Stipendium in Muenchen gewonnen. Dort entwickelte sie sich zu einer Fotokuenstlerin.

Die Kulturrevolution in der sie gross geworden ist, hat sie tief gepraegt. So behandelt auch eine ihrer Fotoserien dieses Thema. Ein anderes Thema, das mir besonders nahe steht, ist: Shanghai – Frauen.

Leider kenne ich noch nicht viel von dieser Kuenstlerin, aber was ich gestern gesehen habe, hat mich sehr beeindruckt. Ihre Fotos sind sehr ausdrucksvoll. Ein bischen scheint es mir, dass ihre Fotos das ausdruecken, was die Choreographin Jin Xing in ihren Choroegraphien auch ausdrueckt. Kann man da von einem gemeinsamen, chinesischen, zeitgenoessischen Ausdruck sprechen?

Jedenfalls handelt es sich bei beiden Frauen um grosse und wichtige Kuenstler -Persoenlichkeiten.

Ihr offenes und ehrliches Auftreten gestern Abend beweist einmal mehr, dass Menschen, die etwas zu sagen haben, keinerlei Arroganz benoetigen. Diese Frau ist ja so sympathisch!! Hoffentlich werde ich ihr noch oefters begegnen.

Xiao Hui Wang hat auch eine englisch – sprachige Website: www.xiaohuiwang.com

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Montag, März 02, 2009

Fruehstueckszeremonie: Zeitunglesen im 21ten Jahrhundert....

Gerade habe ich den Computer ausgeschaltet, nun schalte ich ihn wieder ein. Ich habe mir angewoehnt, nach dem Fruehstueck bei der zweiten Tasse Kaffee meine Emails zu lesen und auch die Blogs in meinem RSS Reader zu besuchen. Jeden Tag schaffe ich das nicht, dazu abonniere ich bereits zu viele Blogs und es kommen auch immer neue dazu. Diese Blogs sind unterhaltsamer, als alle Tageszeitungen, die ich kenne zusammengenommen! So dehnt sich die Internetzeit nach dem Fruehstueck immer mehr in die Laenge .....

Ich habe oft Lust, an den von mir selbst bereits veroeffentlichten Blogeintraegen weiterzuschreiben, doch irgendwie das Gefuehl „das man so was nicht macht“ . Meistens bleibt es bei kleinen, heimlichen Korrekturen...

Es gibt wirklich sehr gute Leute, die im Internet schreiben, um nicht bei den Verlagen „jedes Mal um Veroeffentlichung betteln zu muesen“ wie es Connie Müller-Gödecke auf ihrer Homepage „Avantart“ ausdrueckt. Diese Hompage gehoert zu meinen neuesten Entdeckungen und ich kann sie allen Musik und Literatur interessierten Lesern weiterempfehlen.

Dann habe ich heute morgen auch noch den Blog „Hofgeschnatter“ besucht und bin dadurch auf die Hompage von „Deine Stimme gegen Armut“ gestossen. Waehrend ich mit Monika von „Hofgeschnatter“ um ihre verschwundene Katze getrauert habe, hat sich eine meiner Katzen auf meinem Stuhl in meinen Ruecken gedrueckt.

Nun beende ich meinem morgendlichen Internetspaziergang. Es ist bereits elf Uhr!! Und ich habe noch soviel zu tun.......was mache ich bloss?

Trotzdem: Diese Zeit im Internet bereue ich nicht

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Sonntag, März 01, 2009

Ein Plaedoyer fuer die Internet Kultur

Immer wieder muss ich feststellen, dass die ueberwiegende Mehrheit meiner offline Frueunde und Kollegen dem Internet und auch speziell der Bloggerszene sehr skeptisch und sogar ablehnend gegenueberstehen. Blog schreibende Menschen sind in den Augen dieser meiner Freunde exhibitionistisch veranlagte in der Pubertaet stehen gebliebene, weltfremde Zeitverschwender. Eine Deutschlehrerin sagte mir, dass sie nicht bereit sei Blogs zu lesen, denn da schreibe „Hinz und Kunz“ und so was interessiere sie nicht, da sei ihre Zeit zu kostbar. Uff.
Ich dagegen bin bisher eigentlich nur interessanten Blogs begegnet . Die so viel beschworenen „Zeitverschwender Dummi Blogs“ finde ich einfach nicht. Es kommt wohl beim Bloggen und Twittern nicht nur auf den Schreiber, sondern auch auf den Leser an. Fuer mich sind gerade die dahingeworfenen Aeusserungen mitteilungsbeduerftiger Zeitgenossen literarisch wertvoll. Einige sind zugegebenermassen sprachgewandter, man wird von feingewebten und ueberraschend gestalteten Saetzen in den Bann gezogen, andere schreiben eher so wie ihnen gerade der Mund gewachsen ist – mich interessiert das Alles. Es gibt keine uninteressanten Blogeintraege fuer mich, denn sie alle sind Ausdruck dieser Zeit und spiegeln den momentanen Zustand eines schreibenden Menschen. Und wer schreibt, der denkt.

Es gibt auch Blogger – und zu denen zaehle ich mich selber, deren Sprachniveau und Ausdrucksfaehigkeit schwankt und ganz offensichtlich von allen moeglichen Faktoren abhaengig ist. Aber auch diese – ungewollten – Beeintaechtigungen interessieren mich. Ich kann beim Lesen von Blogs eine Menge erfahren und lernen . Und ich bewundere die Menschen, die offen aus ihrem Leben berichten koennen. Ich selber versuche das ja auch, aber ich weiss, dass ich vieles nicht sagen kann, was ich eigentlich gerne sagen wuerde und was nicht zu schreiben sicher schade ist, denn in Wirklichkeit geht es ja auch beim Erzaehlen privater Dinge gar nicht um diese private Lebensgeschichte, sondern um allgemeingueltige Wahrheiten.

Soviel zum Bloggen. Aber Internet Kultur besteht ja nicht nur aus Weblogs, sondern auch aus Seiten wie Youtube und Google. Wie uninformiert und abgeschieden von meinen Kollegen waere ich in Shanghai ohne Youtube! Aber so koennen ich und auch meine Schueler uns Filme von anderen Gitarristen anschauen und bei Gelegenheit entstehen durch das gegenseitige Anschauen bzw. Hoeren von Filmen sogar Freundschaften. Und gerade die Tatsache, dass jeder mitmachen darf, fasziniert mich. Endlich mal haben auch nichtkommerzielle Projekte Chance von einer Oeffentlichkeit wahrgenommen zu werden!

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Sonntag, Februar 22, 2009

Menschenrechte oder Konsum Gueter?

Bei ihrem Besuch in Peking soll Hillary Clinton laut Nachrichten der deutschen Welle darauf verzichtet haben die Menschenrechte anzusprechen. Das kann sie sich wahrscheinlich inzwischen auch nicht mehr leisten, denn die wirtschaftliche Entwicklung Amerikas haengt auch von dem wohlwollenden Verhalten Chinas ab. Wie Frank Sieren kuerzlich gesagt hat, werden inzwischen die meisten amerikanischen Konsumgueter in China produziert und es ist fast unmoeglich diese Entwicklung ruecklaeufig zu machen, indem man anfaengt alle Waren wieder im eigenen Land herzustellen. Es sei denn, die Amerikaner wuerden sich radikal von ihrer Konsumgesellschaft verabschieden. Doch das halten Wirtschafts Experten fuer hoechst unwahrscheinlich und sogar unmoeglich. Aber warum?

Sind die westlichen Menschen inzwischen so schwach , dass sie lieber auf ihre vielgepriesenen Werte und eventuell sogar ihre Freiheit verzichten, anstatt mal fuer ein paar Jahre den Guertel enger zu schnallen? Es geht hier nicht um irgendwelche Kleinigkeiten, sondern um historische Entscheidungen.....

Oder glaubt irgendjemand ernsthaft daran, dass es eine Welt ohne Machtkaempfe geben wird und wir ab jetzt alle immer zusammenarbeiten werden? Obwohl: Die Chinesen sind ein relativ friedliches Volk und ein bischen mehr Einfluss und Macht der Chinesen in der Welt wird wahrscheinlich nicht schaden......

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Freitag, Februar 20, 2009

Anleitung: wie kann ich mit einer langsamen Internetverbindung Filme bei Youtube sehen?

Nachdem mir mehrere Bekannte erklaerten, dass sie meine Filme leider nur ruckweise mit riesigen Ladeunterbrechungen sehen konnten, habe ich beschlossen hier kurz zu erlaeutern, wie man im Internet Filme und MP3 Files runterladen und anschauen, bezw. hoeren kann.

Ich mache das normalerweise so: beim erstenmal spielen, schalte ich auf „mute“ und lasse den Computer alleine arbeiten. Wenn ich dann sehe, dass der Film, bezw. die Musik komplett durchgelaufen ist – und das kann je nach Qualitaet und Laenge des Files auch mal eine halbe bis mehrere Stunden dauern, meistens aber doch eher kuerzer – druecke ich auf „replay“ und kann nun alles ohne Unterbrechungen geniessen. Kurz gesagt: Ihr muesst die Wiederholung anschauen !

Es gibt ausserdem auch eine kostenlose Software namens „get Video“, die das wiederholte anschauen von Filmen erleichtert, indem sie den Film fuer immer auf der Festplatte speichert.

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Samstag, Februar 14, 2009

Noch mehr Frustgedanken: dievommond beschwert sich

Auch in Deutschland hat man es als avantgardistische Musikerin nicht leicht, denn gerade in Deutschland werden Menschen und Musik gerne in Schubladen geschoben, man denke nur an die rigorose Trennung zwischen “ernster” Musik und sogenannter Unterhaltungsmusik. Ich schliesse mich hier durchaus mit ein und merke immer wieder, dass ich selber auch in diesem Kategorien Denken befangen bin. Und dann die unertraegliche Ignoranz gewisser ansonsten durchaus ernstzunehmender und denkfaehiger Menschen, die sich auf anderen Gebieten bestens auskennen, aber in punkto Musik auf dem Niveau eines “Bildzeitungslesers” stehen geblieben sind! Zu dieser Sorte Menschen gehoeren auch viele meiner guten Freunde, was mein Leben nicht einfacher macht.

In China ist eben dieses Phaenomen noch viel mehr ausgepraegt. Es gibt dort prozentual gesehen weniger professionelle Musiker als in Europa, aber eine riesige Menge von sing – und musizierfreudigen Laien, die zu allem Ueberfluss auch noch mit einem ueberdimensional gut entwickelten Selbstbewusstsein ausgestattet zu sein scheinen. So muss man sich bei jeder Gelegenheit von gefuehlsgeschwellten Karaoke Auffuehrungen mit teilweise recht trivialen Liedern ueberfluten lassen, die dann von riesigen Publikumsmassen mit begeistertem Applaus belohnt werden. Klassische Gitarrenkonzerte sind dagegen hier nicht beliebt und beduerfen extrem guter Reklame und beruehmter Namen, um ueberhaupt einige Besucher anzulocken. Naja, bei den Romeros war der Saal voll, aber nach der Pause ist die Haelfte des Publikums nicht mehr wiedergekommen und am meisten geklatscht wurde erwartungsgemaess bei den populaeren Flamenco Hits und nicht etwa bei den etwas kantigeren und vielschichtigen Stuecken.

Waehrend ich mit meinem Musikhochschul Diplom in Deutschland an einer staedtischen Musikschule eine gesicherte Arbeit mit BAT Vertrag hatte, habe ich hier nur eine selbstgegruendete Gitarrenschule, die offiziell noch nicht einmal das Recht hat, sich als Schule zu bezeichnen und im Grunde nichts weiter ist als ein mit einem huebschen Namen verschleierter Privatunterricht ohne jegliche Absicherung und auch mit relativ geringem Verdienst. Im Grunde braucht mich hier niemand wirklich, ausser vielleicht meine Schueler, die mich schaetzen. Im Gegenteil: die chinesischen Gitarrenlehrer scheinen sogar meine Konkurrenz zu fuerchten – wie ich das immer wieder zu spueren bekomme, moechte ich hier nicht naeher erklaeren.

Und jetzt hat auch noch meine Schwiegermutter den ausdruecklichen Wunsch fuer immer bei uns wohnen zu duerfen. Nicht, dass ich etwas gegen meine Schwiegermutter habe: meine Schwiegermutter ist eine gutmuetige Frau und wir verstehen uns sehr gut. Dass ich trotzdem lieber mit meinem Mann alleine wohnen wuerde, kann sie aber nicht verstehen und ich glaube, viele Chinesen koennen das nicht verstehen und finden meinen Wunsch egoistisch und unfair. Schliesslich ist meine Schwiegermutter sehr nett und ausserdem alt und krank….

Ich fuehle mich aber dadurch – wahrscheinlich grundlos? – in meiner Freiheit bedroht und merke, dass ich mich zu Hause nicht mehr richtig konzentrieren kann.

So sitze ich heute mit meinem Leptop woanders – wo verrate ich nicht! – und schreibe mir den Frust von der Seele. Gestern war ich im Training und musste vor dem Unterricht die Toilette benutzen. Sie war verstopft. Am Waschbecken lagen die Innereien von irgendeinem geschlachteten Tier, dass der Hausmeister dort entweidet hat, ausserdem gab es keine Seife, sondern nur Kloputzmittel und ein Desinfektionsmittel, dass ich dann schliesslich zum Haendewaschen benutzt habe. Danach haben meine Haende stundenlang nach Clor gerochen. Trotzdem habe ich aber gut trainiert und heute sogar ein bischen Muskelkater.

Heute morgen bin ich dann mal wieder in einem hoffnungslos ueberfuellten Buss unten auf dem Tuerabtritt gestanden. Es war so eng, dass es nur Platz fuer einen meiner Fuesse gab. Die Fahrt ging ueber die zur Zeit gesperrte und nur fuer oeffentliche Busse freigegebene Autobahn und nach zwanzig Minuten war der Fuss, den ich nicht auf den Boden stellen konnte, komplett eingeschlafen. Da bin ich beim Aussteigen fast aus der Tuer gefallen. Doch trotz alledem gefaellt es mir hier gut und ich merke, wie die chinesische Umgebung meine Lebensenergie freisetzt. Auch wenn ich mich manchmal beklage: ich bin doch sehr gerne hier!

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Mittwoch, Februar 04, 2009

Die Sache mit der Einsamkeit: Roland Dyens: LB Story

Gestern ist der Unterricht fuer meine deutschen Schueler ausgefallen und so habe ich die gute Gelegenheit genutzt und bin schon morgens frueh mit meiner Gitarre und der Videokamera in unsere alte Wohnung gefahren. Die steht zur Zeit leer. Optimal fuer mich! Ich habe dort den ganzen Tag wunderbar gearbeitet und zwei Stuecke aufgenommen, bzw. gefilmt. Natuerlich frage ich mich, warum ich nur dann konzentriert arbeiten kann, wenn ich alleine bin? Bin ich verrueckt oder sonst wie gestoert? Wie dem auch sei: hier ist das erste Stueck: ein modernes, vituoses und selten gespieltes Stueck von dem franzoesischen Komponisten Roland Dyens. Der zweite Teil wird vor allem mit der linken Hand gespielt, also an einigen Stellen zumindest . Die Einleitung ist von mir und war eigentlich nicht beabsichtigt.

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Sonntag, November 30, 2008

Polnisches Tanztheater:"Jesien-Nuembir"(Choreografie:Jacek Przybylowicz) und "Wiosna-Effatha"(Choreografie:Ewa Wycichowska)

Es ist erstaunlich wieviele kostenlose Kulturveranstaltungen es in Deutschland gibt. Am Freitagabend in der Heiligen Kreuzkirche in Berlin am Mehringdamm, konnte ich das posener Ballett mit einem modernen Tanztheater erleben. Und in der Pause sogar kostenlos Rotwein trinken. Das Ganze war eine Veranstaltung im Rahmen der Deutsch-Polnischen Begegnungen, zu denen wahrscheinlich auch das Konzert zu Pendereckis 75ten Geburtstag gehoerte.

Vor der Pause wurde das Stück namens "Frühling" (Jacek Przybytowicz) getanzt und im zweiten Teil nach der Pause das Stück "Herbst"(Ewa Wycichowska). Während ich bei dem "Frühling" sofort erkennen konnte, warum dieses Stück den Namen Frühling trug, war es bei dem "Herbst" nicht so einfach. Also fragte ich die Choreografin (Ewa Wycichowska), die mir das freundlich erklärte. Die Tänzer im "Frühling" waren in Weiss gekleidet und spielten den schmelzenden Schnee. Physikalisch war das eine relativ klare Aussage, doch auf der psychischen Ebene passierte etwas, was mich dann doch verdutzte: Eine junge Frau erfuhr von ihrem Liebhaber Gewalt. Ein nicht sehr optimistischer Frühling. Im Gegensatz dazu dann das fröhliche Kinderlachen, das vom Band gespielt wurde.
Der Herbst ist nicht etwa ein deutscher oder europäischer Herbst, sondern bezieht sich auf einen kulturellen Brauch in Marokko, was man auch an der Musik hören konnte. Die Berber sind ein nomadisches Volk. Jedes Jahr müssen die jungen Frauen versuchen einen Mann zu finden. Wer bis Herbst keinen gefunden hat, wird aus der Gesellschaft ausgestossen und muss weiterwandern. So tanzten fünf Frauen und nur drei Männer. Zwei der fünf Frauen blieben zum Schluß ohne Mann.
Die Kleidung der Tänzer war im Millitary Look und ich habe den Bezug zu Marokko und den Berbern bis jetzt nicht erkannt. Leider konnte mir auch die Choreographin nicht weiterhelfen, denn wir hatten sprachliche Probleme. Sie sprach weder English noch Deutsch und ich spreche leider nicht polnisch.

Was die tänzerischen Aspekte anbetrifft war ich von diesem posener Ballett etwas enttäuscht. Viele Bewegungen und Movements wirkten von den Tänzern nicht wirklich von innen heraus getanzt, sondern ich glaubte zu sehen, daß alles mühsam angelernt war und sich die Tänzer mit ihren Bewegungen noch nicht so richtig wohlfühlten. Ich konnte ausserdem Bewegungsabfolgen wiedererkennen, die ich schon bei Jin Xing´s Choreographien gesehen hatte. Nur, daß die polnischen Tänzer lange nicht so gefühlvoll tanzten, wie die Chinesischen. Beim Contemporary Dance ist es manchmal so, dass derartige "Zitate" und auch so eine Unsicherheit bei den Tänzern beabsichtigt sind. In diesem Fall glaube ich das aber eher nicht. Ich hatte das Gefühl, dass sich hier Choreographen mit wenig eigenen Bewegungs-Ideen bemüht haben avandgardistisch wirkenden Tanz zu produzieren. Da hilft dann so eine eigentlich spannende Story-Idee auch nicht.
Aber wie gesagt: das ist nur meine persönliche Meinung.

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Dienstag, November 18, 2008

Kultur und Gemuetlichkeit

die Frage ist, ob es sich bei meiner spontan gewaehlten Ueberschrift um eine direkte oder eine indirekte Proportionalitaet handelt. Was eigentlich hat Kultur mit Gemuetlichkeit zu tun und inwieweit foerdern sich Kultur und Gemuetlichkeit, bzw. schliessen sich gegenseitig aus? Was ist eigentlich Kultur und was Gemuetlichkeit? Beides sind relativ subjektiv veraenderbare Groessen, wobei "Gemuetlichkeit" bestimmt noch mehr subjektiv beurteilt werden wird als Kultur.

Seitdem ich vor neun Jahren nach Shanghai umgezogen bin, hat sich im kulturellen Bereich eine Menge getan. So gibt es inzwischen ein neues, modernstes Konzert Zentrum in Pudong, das "Dong Fang Yi Shu Zhong Xin". Noch nie in meinem Leben davor konnte ich Musik in einem Saal mit derartig guter Akkustik geniessen und das, obwohl ich schon relativ viel in Konzerte gegangen bin. Auch das allgemeine Angebot an Tanz, Theater und Musik Vorstellungen hat sich rasant vergroessert und ist viel moderner, niveauvoller und internationaler geworden. Wer will kann inzwischen - genau wie in deutschen Grossstaedten - taeglich zwischen vielen interessanten Veranstaltungen auswaehlen. Neue Kultur Center entstehen wie zum Beispiel das Ke Point und Maler richten sich zur Strasse offene Ateliers ein. Die Fotos zeigen ein Atelier in der Shanxi Nan Road.
Ist aber Shanghai auch gemuetlicher geworden? Ich wuerde sagen N E I N. Im Gegenteil: Die kleinen schuckeligen Suppenrestaurants verschwinden genau wie die auf der Strasse im Schlafanzug kartenspielenden alten Leute. Stattdessen vermehren sich die teuren, internationalen Restaurants und Cafes mit schickem Design. Die kartenspielende Bevoelkerung und die im Park turnenden und singenden Menschen mutieren zur angegafften Tourissmus Attraktion. Ich finde das schade.

Berlin im Vergleich. Fuer mich noch nicht beurteilbar, denn ich kenne Berlin nur besuchsweise. Deutsche Staedte waren glaub ich noch nie gemuetlich. Aber auffallend ist die penetrante Anwesenheit von Baeckereien und Cafes. Waehrend in Shanghai alle paar Meter ein Obstladen zu finden ist, gibt es in Berlin Baeckerein in jeder Strasse. Ich glaube kaum, dass es Berliner gibt, die laenger als drei Minuten von ihrer Wohnung zum Baecker laufen muessen.

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Donnerstag, November 06, 2008

Die Ballettlehrerin Xiao Gao



Eine meiner wichtigsten Ballett Lehrerinnen ist Xiao Gao. Sie unterrichtet uns sehr engagiert und gibt die Hoffnung nicht auf, auch wenn es ja schon auf Grund des Alters eigentlich unmoeglich ist, dass z.B. Leute wie ich jemals den hohen Anforderungen von Frau Gao genuegen koennen.

Xiao Gao ist nicht etwa – wie es zu erwarten waere – fruehzeitig von ihren Eltern zum Ballett Unterricht geschickt worden, sondern hat selber erst mit elf Jahren durch eine Fernsehsendung ueber Ballett ihre Lust zum Tanzen erfahren. Sie war so begeistert, dass ihre Eltern sie schliesslich auf einer oertlichen Kunstschule angemeldet haben. Doch Xiao Gao kommt aus Chongqing in Sizhuan und dort gab es zu dieser Zeit noch kaum Ballett Unterricht. Deswegen lernte sie zuerst chinesischen Volkstanz. Sie war sehr eifrig und schaffte schon nach einem Jahr die Aufnahmepruefung auf die Ballettschule in Peking. Doch Peking ist weit weg von Sizhuan und Xiao Gao`s Eltern sind normale Arbeiter. Ihr Vater brachte sie nach Peking und musste dann nach einer Woche zurueck nach Sizhuan. Seine Tochter blieb alleine auf der Schule in der fremden Stadt.

Xiao Gao litt furchtbar unter Heimweh, hat einen Monat lang fast pausenlos geweint und im zweiten Monat weinte sie auch noch viel, so dass ihre Mitschueler sie als “Wecker” bezeichneten, da sie nachts immer im Schlafsaal mit ihrem Weinen die anderen Schueler aufgeweckt hat. Im dritten Monat gab es dann die in China an Schulen und Universitaeten obligatorische Gesundheitsuntersuchung und weil Xiao Gao vom vielen Weinen, dem fremden Essen und dem fuer sie ungewoehnlichen Wetter geschwaecht war, hat man sie mit Verdacht auf Hepatitis im Krankenhaus isoliert. Grundlos wie die Aerzte leider erst nach zwei Monaten merkten. Als Xiao Gao endlich wieder zur Schule durfte, waren ihre Klassenkameraden bereits weit fortgeschritten und hatten viel gelernt. Sie musste nun den verpassten Stoff nachholen. Zudem war sie im Krankenhaus dick geworden und die Lehrer verpassten ihr deswegen eine schreckliche Abmagerungskur. Die Ausbildung zur Taenzerin dauert in China sieben Jahre. Obwohl sie sich zweimal am Fuss und einmal an der Wirbelsaeule verletzte, schaffte sie puenktlich ihre Abschlusspruefung und wurde gleich als Ballett Taenzerin im Shanghaier Ballett aufgenommen. Mit dem Shanghaier Ballett ging sie eine zeitlang auf Tournee bis es dann direkt zu dem Zeitpunkt, als man sie fuer eine Hauptrolle vorgeschlagen hatte, leider wieder eine Verletzung gab. Zwei Sehnen im rechten Fuss waren gerissen und mussten – ohne operiert zu werden! – langsam zusammenwachsen. Waehrend dieser Zeit ging der alte Ballettmeister Ling Yangyang in Rente und die neue Ballettmeisterin Xing Lili mochte Xiao Gao nicht besonders. Wer aber Karriere machen will, braucht vorallem auch Gelegenheit seine Faehigkeiten zeigen zu koennen. Ling Yangyang mochte Xiao Gao und hat sie immer vorne und als Leader tanzen lassen, waehrend die neue Ballettmeisterin andere Taenzerinnen bevorzugte. Die unglaublichen Schmerzen bei dem Neueinstieg nach der Verletzung kombiniert mit der unfreundlichen neuen Ballettmeisterin haben bewirkt, dass Xiao Gao keine Freude mehr bei der Arbeit spuerte. Deswegen hat sie eines Tages um ihre Entlassung gebeten. Inzwischen ist sie eine ausgezeichnete, sehr beliebte, charismatische Lehrerin und eine moderne, weltoffene, junge Frau. Sie ist ein Mensch, der den Mut hat, auf ihre eigenen Gefuehle zu hoeren.
Weil Xiao Gao das Shanghaier Ballett vorzeitig verlassen hat, bekommt sie keine Rente und ist ueberhaupt nicht sozial abgesichert. Auch die Arbeit an der Ballett Schule ist ohne soziale Absicherung.

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Montag, November 03, 2008

Die Lieder meiner Haushaelterin

Meine Ai hat eine wunderbare, kraeftige Stimme und kann sehr schoen ihre chinesischen Volkslieder singen. Sie freut sich, dass mir ihre Lieder gefallen und ist auch bereit fuer mich die Lieder aufzunehmen. Sie hat mir erlaubt, dieses Lied hier im Internet zu veroeffentlichen, um meinen deutschen Freunden die chinesische Volksmusik naeher zu bringen.

Meine Ai ist auf einer Teefarm in Anhui geboren. Sie ist jetzt etwa 55 Jahre alt. Weil ihr Mann vor einigen Jahren einem Betrug zum Opfer gefallen ist, hat die Familie sehr viel Geld verloren. Deswegen ist die Familie nach Shanghai gegangen, um Geld zu verdienen. Morgens frueh hilft meine Ai ihrem Mann ein kleines Fruehstuecksrestaurant zu betreiben. Es handelt sich aber dabei nicht um ein richtiges Restaurant, sondern um einen Mini - Raum indem gekocht und dann das Essen durchs Fenster an die Kunden verkauft wird. Nach dem Fruehstueck ruht sich meine Ai etwas aus, dann geht sie zum Markt und kauft fuer mich ein, um elf Uhr vormittags beginnt sie dann bei uns. Kein leichtes Leben. Speziell wenn es soviel regent, hat meine Ai Schwierigkeiten. Die Betten und Kleider in ihrer Wohnung fangen an zu schimmeln und es gibt nirgends einen Platz, an dem sie mal alles trocknen koennte. Dieses Wochenende kamen Diebe und haben meiner Ai waehrend sie auf der Toilette sass, ihr Handy und ein paar andere Sachen gestohlen. Gerade in den aermeren Vierteln wird gestohlen, denn dort haben die Menschen fast keine Moeglichkeit ihr Hab und Gut ausreichend abzusichern. So hebt meine Ai schon lange ihre Wertsachen in unserer Wohnung auf.

Als Kind durfte meine Ai an der Schule in einer Theatergruppe mitspielen, was sie tief gepraegt hat und was sie mir als ihre schoenste Kindheits Erinnerung schildert. Ich bin mir sicher, sie haette das Talent gehabt eine gute Schauspielerin zu werden, doch leider waren die Umstaende unguenstig und anstatt zu lernen und sich selbst zu verwirklichen, musste sie schon frueh die Schule verlassen um Geld zu verdienen. Immerhin durfte sie eine Ausbildung zur Schneiderin machen. Meine Ai redet zur Zeit oft sehr traurige Gedanken zu mir und ich mache mir Sorgen um sie. Sie hat mir gesagt, dass sie nur noch darauf wartet endlich sterben zu duerfen und dass sie in ihrem Leben immer nur versagt und verloren hat. Sie ist eine ausgezeichnete Haushaelterin und ein liebenswerter, interessanter Mensch. Als meine Ai mir gesagt hat, dass sie sterben moechte, habe ich sie geschimpft und ihr gesagt, dass ich fuer Menschen, die sowas sagen, keinerlei Mitleid habe, weil ich finde, dass jeder fuer sich selbst verantwortlich ist. Wer handelt, muss nicht verzweifeln. Doch natuerlich bin ich zutiefst beunruhigt. Ihre derartigen Aeusserungen sind nicht so neu. Inzwischen ist etwa ein Monat vergangen und gluecklicherweise lebt sie immer noch. Vielleicht kann ich ihre wunderschoenen Lieder aufnehmen und damit eine CD machen. Die koennte sie dann verkaufen. Das wuerde nicht nur ihre finanzielle Situation verbessern, sondern ganz sicher auch ihr Selbstwertgefuehl.

Hier ist erstmal eine kostenlose Gehoerprobe: Minge.MP3

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Mittwoch, Oktober 22, 2008

Die Geschichten meiner Haushaelterin Nr.1

Meine Ai – so nennen wir hier die Haushaelterinnen – erzaehlt mir jeden Tag Geschichten. Wahrscheinlich bin ich ja ihre wichtigste Gespraechspartnerin, denn wir sind immerhin mehrere Stunden am Tag zusammen und essen sogar gemeinsam.

Oft sind es traurige Geschichten von armen Menschen, die kaum wissen, wie sie ueber die Runden kommen sollen. Heute hat sie mir eine - wieder mal sehr traurige -Katzengeschichte erzaehlt, die sie gerade erlebt hat.

In ihrer Nachbarschaft hatte eine Katze Junge bekommen. Irgendjemand - wahrscheinlich die Tochter, die es besonders gut machen wollte - , hatte beide Katzenkinder in einen winzigen Karton gelegt und - damit sie es besonders gemuetlich haben – die Tiere sogar noch mit einem Stueck Stoff bedeckt. Der Kasten war so klein, dass die Katzenmutter nicht hineinsteigen konnte, um ihre Jungen zu saeugen. Die Katzenkinder schrieen pausenlos nach ihrer Mutter, doch niemand kam auf die Idee, dass eventuell der Kasten zu klein und zu hoch sein koennte. Die Katzenmutter musste mit anhoeren, wie ihre Kinder verhungern, dabei hatte sie Milch und hat stundenlang verzweifelt versucht zu ihren Jungen zu gelangen. Und niemand hat ihr geholfen! Dabei waere es so einfach gewesen die Katzenkinder zu retten. Meine Ai, die untertags bei mir arbeitet, war auch nicht da, um zu helfen. Als sie abends nach Hause kam, waren die jungen Katzen gestorben und die Katzenmutter weinte. Katzen koennen richtig weinen, ich habe das auch schon gesehen. Wenn ich solche Geschichten hoere, muss ich auch weinen. Einfach weil die Menschen unglaublich dumm sind. Und jetzt soll bitte keiner sagen, dass so etwas nur in China passiert.

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Montag, August 18, 2008

Warum ich diesen Blog schreibe

Zuerstmal: diesen Blog schreibe ich vorallem fuer deutsche Leser.
Da ich sehe, dass viele Deutsche nur sehr wenig oder gar nichts ueber
China wissen und oft voll sind mit Vorurteilen, dachte ich als
Privatperson durch die Erzaehlung meiner eigenen Erfahrungen etwas
zur Voelkerverstaendigung beitragen zu koennen. Seit neun Jahren lebe
ich in Shanghai und ich lebe gerne hier. Es gibt viel Gutes zu
erzaehlen und auch die negativen Seiten, die es natuerlich gibt – wie
ueberall - sehen doch anders aus, als man es in Deutschland aus der
Presse erfahren kann.

Ich schreibe nur, was ich selber erlebe und denke und ich habe
keinerlei Interesse an Ideologien, egal woher sie kommen. Mich
interessiert das Leben und die Wahrheitssuche bei Problemen.
Jedesmal, wenn ich nach Deutschland komme, machen mich die
unglaublich negativen und teilweise gehaessigen Aeusserungen ueber
China in der Presse und auch von Bekannten traurig. Das heisst aber
nicht, dass ich nicht bereit bin die Probleme, die es hier gibt, zu
sehen! Es gibt fuer mich auch keinen Grund die Dinge hier schoen zu
reden. Was mir nicht gefaellt, gefaellt mir nicht. Und das kann ich
auch schreiben. Aber was gut ist und vorallem: was anders ist, als
man in Deutschland so denkt, sollte auch gesagt werden koennen, ohne
gleich von einigen Leuten als "Propagandaopfer" verdaechtigt zu
werden. Wer hier Opfer welcher Propaganda ist, sei dahingestellt.
Meine Meinung jedenfalls beruht auf Erfahrung und auch auf intensiver
geistiger Auseinandersetzung.

Und nun wuensche ich allen meinen geschaetzten Lesern weiterhin gute
Unterhaltung!

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Mittwoch, Juni 18, 2008

Sintflut in Shanghai

Es regent und regent. Zuerst dachte ich, in diesem Jahr ist die Regensaison wohl der Klimaveraenderung zum Opfer gefallen, denn bis Ende Mai war die Luft brot – trocken und das Wetter aehnelte mehr dem in Deutschland als dem , was wir hier sonst zu erwarten haben. Doch jetzt kam er der Regen und nicht nur das: Seit Tagen regent es, wenn das so weiter geht, werden wir davon schwimmen! Naja, es ist nicht das erstemal, dass ich hier starken Regen erlebe. Waehrend das Publikum in der Hagya Irini(Istanbul) bei einem Konzert von Gabriela Montero die Zeit vergisst und die Deutschen bei freundlichem aber kuehlem Wetter im Bett liegen – man bedenke die Zeitverschiebung – muss ich meinen Kaffee mit alten, vertrockneten Keksen geniessen, denn unser Baecker kann bei diesem Wolkenbruch kein Fruehstueck liefern. Der Tag faengt also gut an. Doch waehrend der Baecker zu Hause bleiben darf, muss ich heute nachmittag noch ins Qingpu Qu zu meinen Gitarrenschuelern fahren…..

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Gabriela Montero und die Improvisation

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Montag, Juni 16, 2008

Kunst und Geld oder ein Plaedoyer fuer die Hobbykunst

Kunst ist ohne Geld fast nicht moeglich, das ist eine traurige
Tatsache. Wer bis zum umfallen schuften muss, um sich seine Existenz
zu sichern, hat weder die Energie noch die Zeit seine kuenstlerischen
Faehigkeiten zu verwirklichen. So kommt es, dass leider die
professionelle Kunst nicht ganz unabhaengig von ihren Maezenen ist.
"Wessen Brot ich fress, dessen Lied ich sing…….."

Ich wollte mir gerade diese Bemerkung als Kommentar unter meinen
Beitrag "Hobby Kunst" schreiben, aber wer schreibt sich schon selbst
Kommentare….

Wer mit seiner Kunst nicht Geld verdienen muss, hat also einen
Riesenvorteil. Warum sollte sich das manchmal nicht auch sehr positiv
auf die Qualitaet der Produkte auswirken? Sogar bei den Musikern
weiss jeder, dass ein Musiker, der viele Stunden an einer Musikschule
unterrichtet, um seine Familie zu ernaehren, im Laufe der Jahre sehr
an Virtuositaet verliert und eventuell sogar sein komplettes Repertoire.

Wer dagegen keine finanziellen Sorgen hat, kann sich gelassen um die
Erhaltung und Verbesserung seiner Faehigkeiten kuemmern - .
Soviel ich weiss, hat David Russel keinen einzigen Schueler, der
regelmaessig zu ihm in den Unterricht kommt, sondern unterrichtet
grundsaetzlich nur auf den Meisterkursen. Sollte ich mich irren,
bitte korregieren. (Jedenfalls hat er mir das mal selber vor einigen
Jahren gesagt.)

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Donnerstag, Juni 12, 2008

Ajala: Xiao Luo oder: wie ein Vogelnetz

Dieses Stueck wurde mir von einem meiner chinesischen Schueler gegeben und es wuerde mich sehr interessieren, wie das Stueck in Europa genannt wird. Wenn Ihr es wisst, bitte schreibt es mir! Dieses Stueck klingt suedamerikanisch und ist nicht ganz einfach sauber zu spielen. Aber mir gefaellt es schon lange und nun habe ich endlich eine Aufnahme davon gemacht. Um Platz im Webspace zu sparen, veroeffentliche ich es ohne die obligate Wiederholung. Klickt wie immer auf die Ueberschrift um es anzuhoeren!

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Mittwoch, Juni 11, 2008

Leo Brower: Etudes Simples Nr.5

wenn Ihr auf die Ueberschrift klickt, koennt Ihr das Stueck hoeren. Es ist technisch sehr einfach, kann normalerweise nach ein bis zwei Jahren Unterricht gut gespielt werden und ist trotzdem wunderschoen. Also, ich bin nicht gegen technisch einfache Stuecke - im Gegenteil.

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Hobby-Kunst

Urspruenglich soll das Wort Kunst von dem Wort Koennen hergeleitet sein und in einigen Kunstsparten wie zum Beispiel Balett oder klassischer Musik ist der Zusammenhang heute immer noch offensichtlich. In Bereichen der bildenden Kunst allerdings sind die (technischen) Anforderungen in den letzten Jahrzehnten unglaublich zurueckgeschraubt worden. So spriessen die nicht-professionellen Maler aus dem Kulturbetrieb wie das Gras aus dem Erdboden. Es ist nicht so, dass ich diese Art von Kuenstler – normalerweise sind es ja vorallem Kuenstlerinnen – grundsaetzlich ablehne. Andererseits stoert es mich,dass viele durchaus talentierte Menschen sehr naiv mit ihren kuenstlerischen Faehigkeiten umgehen. Die Auffassung, dass in jedem Menschen ein Kuenstler stecke, ist zwar einerseits nicht falsch, aber andererseits : wo bleibt da der Mut zur Unbequemlichkeit. Vielen Menschen steht ihr Sicherheitsbeduerfniss doch sehr im Wege. Wer erst einen Geldverdienberuf erlernt, heiratet u.s.w hat seine Talente eigentlich schon verspielt. Dann fehlt naemlich spaeter die Zeit.  – Trotzdem gibt es unter diesen gutsituierten nicht-professionellen Maler/innen auch einige wirklich sympatische und interessante Erscheinungen. Doch was mich an diesem modernen Maler-Trend stoert, ist die Tatsache, dass auf diese Weise die bildende Kunst als solche sehr verharmlost wird, was sich vorallem unguenstig auf die professionellen Kuenstler auswirkt. Waehrend man als Musiker den Vorteil hat, dass doch ein grosser Teil der Menschheit schnell den Qualitaetsunterschied zwischen einem Profi und einem Hobbymusiker feststellen kann, ist das leider in der bildenden Kunst nicht immer der Fall. Im Gegenteil: viele Menschen moegen sogar die freundlichen, naiven Bilder der buergerlichen Hobbykuenstler/innen lieber, als die Werke eines allzu tiefsinnig (und leider menschlich oft unzugaenglich)veranlagten Profis.

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Sonntag, Juni 08, 2008

ein musikalisches "Tagebuch"?

Nachdem ich in letzter Zeit staendig dabei bin, meine Aufnahmequalitaet in jeder Hinsicht zu verbessern und nun seit zwei Tagen mit einem neuen Mikrofon Kabel einen wunderbaren, nie zuvor gekannten Sound erziele, dachte ich, hier meinen Freunden immer mal wieder eine kleine Kostprobe zu goennen. Ich beginne heute mit der Evocation aus der Lateinamerika Suite von Jose Luis Merlin. Bei meinen musikalischen Tagebuch Beitraegen werde ich mich uebrigens auf technisch relativ einfache, aber gut klingende Stuecke beschraenken. Solltet Ihr selber Gitarre spielen und eines der Stuecke moegen - zoegert nicht, Euch die Noten zu beschaffen und es selber zu versuchen. 

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Mittwoch, Mai 28, 2008

Sven Kuehbauch in Shanghai





Sehr erfreulich: auch immer mehr Musiker besuchen Shanghai. So konnte
ich gestern mit einem Gitarristen aus Freiburg, den ich im Internet
kennengelernt hatte, in Shanghai zum Japaner Tepaniaki essen gehen.
Er wird auf der Musikmesse in Beijing fuer Farida Gitarre spielen und
voraussichtlich im Oktober wieder nach Shanghai fliegen. Vielleicht
klappt es dann ja mit einem gemeinsamen Auftritt.

Diesmal hat es nicht geklappt . Stattdessen hatte ich einen Solo Gig
fuer klassische Gitarre an der deutschen Schule in Shanghai. Am
Montag den 26ten Mai , abends um 20.00 Uhr habe ich Hanne Taechel vom
kommunalen Theater in Stuttgart bei ihrer Lesung mit meiner Gitarre
begleitet. Es war eine sehr erfreuliche Veranstaltung mit guten
Texten, die spannend vorgetragen wurden. Und die Musik, die ich dazu
gespielt habe, hat auch gepasst.

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Freitag, Mai 02, 2008

Danza Charakteristika



Weil einer meiner Schueler fuer eine Pruefung den Danza Charakteristica spielen muss, habe ich dieses Video herausgesucht. Es ist eine der wenigen guten Interpretationen von Danza Charakteristika, die bei Youtube zu finden sind. Die meisten anderen Spieler sind offensichtlich nur damit beschaeftigt moeglichst schnell zu spielen, ohne dabei das noetige Gefuehl herueber zu bringen. Anders hier bei Machaca. Dieser Gitarrist hat sich eine kleine Band zusammengesucht und spielt wunderbar locker und gefuehlvoll.

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Mittwoch, April 02, 2008

Kulturunterschiede Nr.1


Meine Stimme ist weg. Ich habe keine Stimme mehr und muss stumm wie ein Fisch zuhoeren, waehrend andere reden. Das ist nicht ganz einfach fuer mich.

Nachdem man mir heute schon etwa 50 mal gesagt hat, dass ich erkaeltet bin und mich unbedingt warm anziehen soll, ausserdem ins
Krankenhaus gehen, Medizin essen und mich schonen, habe ich beschlossen den Rest des Tages auf meinem Zimmer zu verbringen.
Unterrichten kann ich heute sowieso nicht und auf all die vielen Anweisungen und Fragen zu meinem Gesundheitszustand kann ich auch
nicht antworten. Kein Ton will raus aus meinem Mund.

So habe ich mal wieder Zeit meinen Blog weiterzuschreiben.

Letzte Woche gab es an der deutschen Schule eine Diskussion ueber
chinesisch – deutsche Kulturunterschiede. Die Ueberschrift: "warum
sind wir uns so fremd" , hat mich eigentlich eher abgeschreckt, aber
schliesslich bin ich doch hingegangen.

Von dieser Diskussion angeregt, habe ich beschlossen, mir in Zukunft
mehr Notizen zu machen, auch wenn meine Erlebnisse vielleicht nicht
unbedingt etwas mit "chinesisch-deutschen Kulturunterschieden" zu tun
haben. Aber es sind Erlebnisse, die ich in China habe und insofern
gehoeren sie auch zum Thema.

Hier meine erste Notiz:

Ich sitze in einem Café, um mich von meinen Einkaeufen zu erholen.
Vor mir liegt mein elektronisches Lexikon und die chinesische `Global
Times`, eine Zeitung, die ich mir davor an einem Kiosk gekauft habe.
Als die Kellnerin den Kaffee bringt, lege ich die Zeitung einen
Augenblick beiseite, um erstmal einen tiefen Schluck aus meiner Tasse
zu geniessen. Sofort kommt vom Tisch schraeg gegenueber ein Mann zu
mir und bittet mich, sich meine Zeitung nehmen zu duerfen.
Wohlbemerkt: dieser Mann ist kein Penner und sitzt mit einer Dame
zusammen in einem nicht ganz billigen Café. Ich bin ueberrascht, gebe
ihm aber einen Teil meiner Zeitung mit der Bemerkung, dass ich den anderen Teil selbst noch nicht gelesen habe. Er akzeptiert das, geht zurueck an seinen Tisch und widmet sich vor
den Augen seiner Dame der Zeitung. Die Dame trinkt gelangweilt ihren
Kaffee. Nach einiger Zeit gibt er mir die Zeitung mit Dank zurueck
und verlaesst mit der Dame das Café.

Was daran ist nun typisch chinesisch? Ich sehe das so: typisch
chinesisch ist vorallem die Tatsache, dass der Mann im Beisein einer
Dame die Zeitung liest, anstatt sich mit der Frau zu unterhalten. Mir
ist sowas in Begleitung meines (chinesischen) Mannes auch schon
passiert. Am Anfang hat mich das beleidigt, doch inzwischen versuche
ich, mir auch etwas Lesbares zu organisieren und sehe darin eine
Moeglichkeit zur Entspannung. Man muss ja gar nicht soviel bereden.
Aber ist das nun wirklich typisch chinesisch oder war es Zufall, dass
ich in Deutschland noch nie so etwas erlebt habe?

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Freitag, März 28, 2008

Youtube is back!

Youtube ist wieder hier.

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Dienstag, März 25, 2008

"die biologischen Grenzen der Frau"

"Frauen haben ihre biologischen Grenzen" hat gestern eine Freundin zu
mir gesagt. Was sie genau damit gemeint hat, ist nicht ganz klar. Die
Grenze des gebaehrfaehigen Alters oder die Tatsache, dass auch noch
heute die Mehrheit der Menschen glaubt, eine Frau benoetige zur
Selbstverwirklichung unbedingt mindestens ein Kind?

Wie dem auch sei, dass Thema ist fuer mich nach wie vor ziemlich
aktuell: habe ich doch mit fast 45 Jahren wahrscheinlich demnaechst
die Altersgrenze zum Kinderkriegen ueberschritten ohne je eines
bekommen zu haben. Muss ich mich dafuer rechtfertigen? Natuerlich
nicht. Trotzdem spuere ich , wie mir auf Grund dieser Tatsache die
Vorurteile entgegen kommen. Speziell die Frauen, die einen grossen
Teil ihres Lebens dem Aufzucht des Nachkommenschaft gewidmet haben,
verhalten sich mir gegenueber oft sehr argwoehnisch und unsicher.
Einerseits argwoehnisch, weil sie vermuten, dass ich , wo ich doch
selbst keine Kinder habe, logischerweise weder Kinder mag noch mit
Kindern umgehen kann. "Kann so eine Frau ueberhaupt guten
Gitarrenunterricht geben?" steht da als Frage unausgesprochen im
Raum. Andererseits unsicher, weil sie sehen, wie ich meine eigenen
Faehigkeiten immer weiterentwickele und ihnen oft in vieler Hinsicht
ueberlegen bin.

Wenn sich die Frauen meines Alters zum Kaffeeklatsch treffen, sind
die Kinder ein wichtiger Bestandteil ihrer Unterhaltung. Oft sogar
das wichtigste Gespraechsthema.
Man koennte meinen, das bei vielen Frauen mit dem Kinderkriegen die
Persoenlichkeit radikal veraendert wird. Wollten sie davor selber
arbeiten, lernen und am politischen und kulturellen Leben teilnehmen,
interessieren sie sich danach vorallem fuer Kinderspielplaetze,
Babynahrung und Schulprobleme. Deswegen ist es ganz richtig und
natuerlich, wenn sich dann die Muetter gleichaltriger Kinder treffen
– mit dem einzigen Ziel: Kinderprobleme zu diskutieren. Viele Frauen
suchen sich entsprechend die Freundinnen nach dem Alter der Kinder .
Was aber machen die Frauen ohne Kinder? In Shanghai hoert man nicht
viel von solchen Frauen. Entweder es gibt nur wenige davon oder sie
verkriechen sich so gut, dass sie nicht einmal von Gleichgesinnten
gefunden werden.

Ich selbst treffe mich eigentlich gerne mit Frauen, die Kinder haben,
denn ich mag Kinder und interessiere mich auch fuer deren Probleme,
obwohl es nicht meine eigenen sind. Doch nerven mich eben manchmal
diverse Vorurteile. Warum soll ich ungluecklich sein, wenn ich kein
eigenes Kind habe? Warum soll ich Kinderprobleme nicht verstehen
koennen? Warum muessen mich Kinder zwangslaeufig stoeren? 

Nichts von dem ist in meinem Fall richtig.

Vielleicht brauche ich einfach kein Kind. Bei Kindern geht es mir
irgendwie so aehnlich wie bei Tieren: ich mag sie a l l e . Aber ist
das ein Grund unbedingt selber eines grossziehen zu muessen?

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Freitag, Februar 22, 2008

Das Fruehlingsfest ist vorbei

Gestern war der letzte Tag vom Fruehlingsfest, der sogenannte 

Yuanxiaojie. Wir haben zum Abendbrot die traditionellen Tangyuan
gegessen. Das sind so eine Art suesser, runder Maultaschen. Es gibt
verschiedene Fuellungen. Wir hatten drei Sorten: Sesam, Erdnuss und
gruene Bohnen Fuellung. Mir schmeckt die Erdnuss Fuellung am besten.

Trotz des Fruehlingsfestes hat unser politisches Komitee unglaublich
viel zu tun. Wir treffen uns fast taeglich. Beruhigend: Wenigstens
auf der unteren Ebene gibt es auch hier so eine Art von Demokratie
und ich konnte bereits mehrmalls die Erfahrung machen, dass es hier
durchaus moeglich ist, sich einzubringen und etwas zu veraendern. Ich
habe es bis jetzt noch nicht bereut meine Meinung zu aeussern. Ganz
im Gegenteil.

Noch etwas positives: Das Wetter ist wieder zu milderen Temperaturen
zurueckgekehrt. Wir hatten heute tagsueber so um die 16 Grad. In
unserem Garten bluehen bereits die Rosen.

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Donnerstag, Februar 07, 2008

Das Fruehlingsfest hat begonnen


Wir haben es diesmal ganz ungewoehnlich und untraditionell zu zweit
begonnen. Es ist, glaub ich, das erstemal seit unserem Umzug nach
Shanghai, dass Jiangping und ich die ersten beiden Tage dieses Festes
alleine verbringen konnten und ich habe das sehr genossen.
Entsprechend untraditionell sind wir an diesem wichtigen Abend ins
Paulaner zum Essen gegangen, da die chinesischen Restaurants sowieso
alle ausgebucht sind. Wir haben nicht nur das Steak, sondern auch den
Nachtisch genossen, nur unterbrochen von einigen unvermeidbaren
Telefongespraechen…
Anschliessend haben wir wegen der Kaelte unseren Spaziergang in ein
schickes, neues Einkaufszentrum verlegt. Nachdem wir gemuetlich
eingekauft haben, sind wir nach Hause gefahren und haben uns die
Neujahrs Sendung und das Feuerwerk unserer Nachbarn angeschaut.
Zwischendurch haben wir noch ein paar Telefonanrufe mit der
Verwandtschaft erledigt und uns umso mehr ueber unsere Freiheit
gefreut.

Ab morgen gibt es dann das Familien - Besuchs - Programm.

In Shanghai leuchten zur Zeit die Lichter abends nicht. Es bleibt dunkel, denn der Strom ist knapp. Natuerlich ist der Strom vorallem deswegen knapp, weil die Hotels, Restaurants und Riesenshopping Malls Unmengen an Strom fuer ihre Klima Anlagen benoetigen.  Weil sowieso alle Menschen hier, die es sich irgendwie leisten koennen, die Klima Anlage zum Heizen verwenden. Es gibt naemlich normalerweise keine Heizungen. Das ist eigentlich nicht nachvollziehbar, denn wir haben hier jeden Winter immer wieder Perioden mit Temperaturen unter Null oder knapp um Null Grad. 


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Freitag, Januar 18, 2008

Experimente

zur Zeit wird mein Tag bestimmt von der Tatsache, dass ich mir vor etwa drei Wochen einen Macintosh Computer gekauft habe. Es ist der erste Mac in meinem Leben und ich bin natuerlich noch in der Lern und Experimentier Phase. Heute habe ich mal iMov ausprobiert und mich selber mit der eingebauten Webcamera beim Gitarre spielen aufgenommen. Das Ergebniss koennt Ihr hier bewundern. 
Milonga von Jorge Cardoso:



Leider wurde der Film, den meine Komedy Group mit unseren Guards gemacht hat, von Youtube abgelehnt. Naja, hab den aus Versehen zweimal hochgeladen und das darf man anscheinend nicht....

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Freitag, November 30, 2007

Dreharbeiten mit japanischem Management




Kuerzlich habe ich in einem japanischen Tanzfilm, namens "Dance" eine Balettlehrerin gespielt. Es war meine erste Filmerfahrung und ich habe einige Ueberraschungen erlebt, mit denen ich nicht gerechnet hatte.

So mussten wir bereits morgens frueh um sieben Uhr antreten, was fuer mich bedeutete, dass ich um fuenf aufstehen und ohne Fruehstueck so schnell ich konnte, von zu Hause aufbrechen musste. Dort angekommen, hoffte ich natuerlich auf eine Tasse Kaffee, doch dieser Kaffee war nur fuer Japaner und Hongkonger bestimmt. Wir auslaendischen Kleindarsteller sollten uns mit Heisswasser begnuegen. Auch die Kekse durften wir nicht essen. Ziemlich ausgehungert habe ich mich dann aufs Mittagessen gefreut. Doch da kam schon der naechste Schock: Wir durften nicht von dem Bueffett essen, dass fuer die Japaner und die Hongkonger bestimmt war, sondern mussten bereits abgefuelltes, durcheinandergemischtes, zugeteiltes Essen essen. Auf meinen Protest hin wurde mir erklaert, dass ich viel mehr verdienen wuerde als meine chinesischen Kollegen, die aber auch das abgeteilte Essen essen mussten, und ich deswegen zufrieden sein solle. Wer viel verdient, braucht anscheinend nicht zu essen. Um auswaerts essen zu gehen waren die Pausen viel zu kurz.

Am Telefon wurde ich darum gebeten mit eigener Kleidung zu kommen, die moeglichst schick und exclusiv sein sollte. Schliesslich wuerden sich Balettlehrerinnen immer sehr huebsch anziehen. Obwohl ich hier viele wirkliche Balettlehrerinnen kenne, die normalerweise alle sehr einfach gekleidet sind, habe ich natuerlich mein bestes getan und mich in Schale geworfen. Zuerst wurden meine schicken roten Schuhe ausgewechselt, weil "einfach zu rot"…dann habe ich ein komplettes Outfit gestellt bekommen, das so konservativ und altbacksch aussah, als ob ich eine alte Jungfer aus dem letzten Jahrhundert spielen sollte anstatt eine moderne Balett Lehrerin. Die Haare wurden - passend dazu - zu einem Dud hochgesteckt. So sieht also eine japanische Balettlehrerin aus…?! Sehr interessant!

Naja, ansonsten war diese kleine Nebenrolle eine gute Erfahrung. Ich habe ein paar nette Leute kennengelernt und ueberhaupt: sowas macht mir schon Spass! Aber es ist mir auch mal wieder aufgefallen, dass ich immer noch sehr fremd in Asien bin.

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Samstag, November 17, 2007

meine Spielwiese

Heute regnet es. Es ist Samstag. Jiangping, mein Mann, und ich sind beide etwas erkaeltet. Nach einem verspaeteten Fruehstueck muss Jiangping leider doch noch zur Firma. Besuch erwartet ihn. Ich habe heute ausnahmsweise mal frei, denn meine chinesischen Schueler haben Gitarrenpruefung. Was gibt es schoeneres, als sich seinen Tag selbst gestalten zu koennen?

Anstatt wie frueher mich mit einem Buch aufs Sofa zu legen, bevorzuge ich jetzt allerdings den Computer. Fern von deutschen Buchlaeden sind mir Literatur Seiten wie z.B. http://gutenberg.spiegel.de

besonders willkommen. Dort gibt es eine Menge Geschichten und Buecher kostenlos zu lesen. Auch http://www.autoren-heute.de ist eine von mir gerne besuchte Lese Ecke. Dort habe ich sogar selber eine Geschichte veroeffentlicht. (Der Floetenkopf). Nachdem mir Jiangping einen neuen Bildschirm geschenkt hat, kann ich nun muehelos stundenlang am Computer lesen, ohne dass die Augen brennen. Ausserdem finde ich es sehr spannend, die Blogs von anderen Menschen zu durchstoebern. Das ist eigentlich die beste Literatur ueberhaupt! Private Homepages und Blogs sind hochinteressant. Ich habe so schon eine Menge Menschen aus den verschiedensten Teilen der Welt kennengelernt. Das Internet macht die Welt erreichbar und hat inzwischen einen wichtigen Platz in meinem Leben. Jederzeit koennte ich aufs Fernsehen verzichten. Aber aufs Internet? Nein! Lieber nicht.

Ich denke, dass durch das Internet die Demokratie erst richtig verwirklicht werden kann. Wir haben nicht nur Wahlrecht. Wir haben auch ein Recht auf die oeffentliche Kundgebung unserer persoenlichen Meinung. So wird durch das Internet der einzelne Mensch aufgewertet. Jeder kann selber bestimmen, inwieweit er sich am allgemeinen Meinungs- und Informations- Austausch beteiligen moechte.

Ich muss diese Lobeshymne aufs Internet einfach mal kundtun. Speziell fuer Menschen wie mich, die fernab in einem Vorort von Shanghai wohnen, ist dieses Internet eine unglaublich gute Sache. So fuehle ich mich immer mit der Welt verbunden und bleibe auch in Shanghai eine aktive Teilnehmerin am allgemeinen Weltgeschehen. Auch wenn das jetzt etwas pathetisch klingt.

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Samstag, November 03, 2007

Karaoke

Eine der beliebtesten Freizeitbeschaeftigungen in China ist das Karaoke. Dazu trifft man sich mit Freunden in einer der sogenannten Karaokebars. Man mietet dort ein Zimmer, bestellt Essen und Trinken und nach dem Essen singt die Gesellschaft vor dem Fernseher in Mikrofone. Das Ganze ist vor allem eins: Laut. Laut und sehr haesslich. Haesslich, da die Karaoke Videoclips oft nur computerproduzierte Midibands als Begleitmusik benutzen und viele Lieder vom musikalischen Niveau so etwa mit unseren Schlagern und Fahrtenliedern verglichen werden koennen. Damit sich die sonst eher schuechternen Menschen zu singen getrauen, wird ins Mikrofon gesungen. Was dann aus dem Mikrofon rauskommt, klingt alles gleich. Es gibt nur noch eine Maenner und eine Fruaenstimme, alle anderen Unterschiede werden weggemischt, bezw. weggehallt. So muss sich keiner wegen seiner spaerlichen Stimme genieren. Was aber sehr liebenswuerdig ist: die ansonsten musikalisch vollkommen ungebildeten Menschen singen mit einer Inbrunst und Begeisterung, die Laune macht.
Gestern war ich mit unseren Nachbarn Karaoke singen. Meine Ohren sind jetzt noch taub von dem Getoese, dass vom Laermpegel her etwa mit einer Disco verglichen werden kann. Aber ich habe auch mal wieder gemerkt, was fuer sympathische, begeisterungsfaehige Nachbarn ich habe. Haetten die als Kinder Gelegenheit gehabt ein Musikinstrument zu erlernen, koennten wir bestimmt wunderbar zusammen musizieren. Doch leider ist hier Musikunterricht immer noch ein Privileg fuer eine sehr, sehr kleine Minderheit.

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Sonntag, Oktober 28, 2007

Das Stuttgarter Kammerorchester

Am Freitag haben wir uns im Konzertsaal vom Portman das Stuttgarter Kammerorchester angehoert. Es ist bereits das zweitemal, dass ich das Stuttgarter Kammerorchester in Shanghai hoeren konnte.

Diesmal haben sie das 3te Brandenburgische Konzert (in G Dur) und das Konzert fuer 2 Violinen in D Moll von J.S. Bach gespielt. Ansonsten gab es noch ein sehr schoenes Stuck von dem chinesischen Komponisten Chen Qigang, das von einer chinesischen Dirigentin (Chen Li) dirigiert wurde und Dvoraks Serenade fuer Streichorchester in D Dur. Als Zugabe ein Divertimento von Mozart.

Die Musiker hatten diesmal geuebt und spielten fantastisch. Da Jiangping die besten Plaetze ganz vorne gekauft hatte, konnte ich trotz der miesen Akkustik des fuer Kammermusik voellig ungeeigneten Konzertsaals wunderbar alle Instrumente verfolgen und die Baesse geniessen. (Beim letztenmal vor drei Jahren sassen wir weiter hinten und da habe ich die Baesse fast ueberhaupt nicht gehoert.)

Es war ein wunderschoener Abend, den wir alle (mein Mann, meine Schwiegermutter und ich) sehr genossen haben, zumal wir schon lange nicht mehr klassische Musik aus dieser unmittelbaren Naehe live erleben konnten.

Keine CD kann so etwas ersetzen!

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Mittwoch, Oktober 24, 2007

the ninth Shanghai International Arts Festival

Das ist mal wieder typisch: beschaeftigt mit meinen eigenen Angelegenheiten habe ich erst heute gemerkt, dass das neunte internationale Kunstfestival in Shanghai bereits angefangen hat. Gluecklicherweise hat Jiangping (mein Mann) bereits Karten fuer das Konzert am Freitag gekauft - um welches Konzert es sich dabei handelt, hat er mir noch nicht sagen koennen, denn er ist zur Zeit in Japan. Leider ist die fuer mich interessanteste Vorstellung (Tanz aus Tibet) bereits vorueber. Heute Abend muss ich selber arbeiten, kann also auch nirgends hin....so geht es mir fast jedesmal. Ich lese zu wenig Zeitung und schaue normalerweise auch nicht fern - die negativen Auswirkungen dieses Verhaltens bekomme ich immer dann zu spueren, wenn die wenigen wirklich interessanten kulturellen Ereignisse in Shanghai an mir vorbei geschwommen sind wie der Gui Fisch im Yangtze. Dann muss man halt stattdessen Ba Fisch essen ....oder fasten. Den Ba Fisch gibt es tiefgefroren zu kaufen, waehrend der Gui Fisch immer frisch lebend in der Kueche - aber nicht auf dem Teller - herumschwimmt. So aehnlich wie mit Film und live Vorstellungen.....

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Montag, Oktober 01, 2007

Der Feiertag

Der 1.te Oktober ist ein Feiertag. Mein Mann und ich sind mit meiner Schwiegermutter zu Dong Fang Lue Zhou gefahren, ein Sportpark etwa eine halbe Autostunde von unserem Haus entfernt.


Nachdem wir einen Parkplatz und eine Toilette gefunden haben, kauften wir die Eintritts Tickets und begaben uns unter die durch den Park patroulierenden Volksmassen. Jiangping spendierte Kokoseis, das wir auf einer Bank verzehrten.


Es war heiss.
Es gibt in diesem Park eine Menge Uebungsmoeglichkeiten, um seine Ueberlebensfaehigkeit zu trainieren. Zum Beispiel die Flussueberquerung:

Fuer Anfaenger:


Fuer Fortgeschrittene:


Und fuer Profis:


Erstaunlich, wie geschickt die meisten Menschen hier sind. Ich habe mich aufs Zuschauen konzentriert, da mir solch eine Ueberquerung (mit Gegenverkehr) wahrscheinlich ein unfreiwilliges Bad im Fluss beschert haette und ich meine Kamera nicht ruinieren wollte.

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Samstag, September 29, 2007

Jin Xing

Gestern abend habe ich mir die neue Performance von Jin Xing angesehen. Der Name dieser Performance: Made in China - Return to the Soul. Eine Gegenueberstellung des ehemaligen, beschaulichen Lebens in China mit der Hektik Shanghais. Ein unerschoepfliches Thema, jede Show, die ich von Jin Xing gesehen habe, hatte im Prinzip dieses Thema als Grundlage, wenn auch jedesmal ganz verschieden bearbeitet. Diesmal ist eine Heldin aus der chinesischen Oper in die moderne Welt gekommen. Den Veraenderungen der Werte in der Liebe zwischen dem alten und dem neuen China, der Degeneration der Beziehungen durch Handy, Geschwindigkeit und den Stress des jetztigen Shanghais, steht die mysterische und charmante Heldin aus der chinesischen Oper (Du Shi Niang) gegenueber, deren doppelte Anwesenheit die seelische Spannung noch verstaerkt.

Mich hat diese Show sehr beruehrt und ich empfehle allen, die die Gelegenheit haben, dieses Wochenende ins Dongfang Yishu Zhongxin zu gehen und sich selber die Performance anzuschauen.

Wer mehr ueber Jin Xing lesen moechte, kann das hier :



        

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Dienstag, September 18, 2007

tanzende Tropfen



Ich lasse mir das Bloggen nicht kaputt machen. Schliesslich bin ich ein lebendiger Mensch und habe das Recht meine Gedanken und Erlebnisse mitzuteilen.

Hier hat sich ein Taifun niedergelassen und verwandelt die Stadt in eine grosse Pfuetze. Es regnet schon den ganzen Tag und ich geniesse den Ausblick auf gewaschene Baeume und den trommelnden Klang der Regentropfen.

Nachher werde ich mich noch in den Berufsverkehr begeben, um heute Abend an einem kulturellen Event teilzunehmen. Eine Tanzgruppe aus Israel tanzt im Kespace. Vielleicht sehe ich dort meine Freundin Christa, die sich diese Vorstellung auch nicht entgehen lassen moechte.

Kultur in Shanghai. Das gibt es und es gibt das immer mehr.


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Sonntag, August 12, 2007

Alles eine Sache der Vermarktung

Nach dem Lesen des Artikels "Abgebloggt" in der Sueddeutschen, habe ich mir einige sogenannte populaere Bloggs angeschaut und dabei festgestellt, dassdie Popularitaet eines Blogs genauso vom Marketing abhaengig ist, wie heutzutage doch eigentlich Alles nur noch eine Frage der Vermarktung zu sein scheint. Wer die meisten Leute kennt und sich am besten verlinkt, schiebt seinen Blog nach oben in der Chartliste. Auf einigen Blogs lassen die Autoren ihre Leser sogar fuer sich selber voten! So ist die Bloggerszene eigentlich schon gar keine alternative Medienlandschaft mehr und wird bald selber eine neue “alternative” Szene hervorrufen, die dann versucht, die sich selbst hofierenden auf Popularitaet schielenden Altblogger fuer unwichtig zu erklaeren. Wir sind es doch leid, diese strategischen Tricks um ins Geschaeft zu kommen, ich meine aus Bloggersicht gesprochen, seinen Blog bekannt zu machen. Doch nur wer diese Tricks kennt und viel Zeit damit verbringt sie anzuwenden, hat eine Chance seinen Blog bekannt zu machen.

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Mittwoch, August 08, 2007

Der Erfinder des Internets

Das Internet als Weg aus der Isolation. Gerade wenn man weit weg von seinem Land lebt, kann das Internet helfen, den Kontakt zur (eigenen) Kultur nicht zu verlieren. Doch was heisst hier schon eigen? Ich meine, egal wo man lebt, kann man mit Hilfe des Internets auf der ganzen Welt Freunde finden. Dafuer sollte der Erfinder des Internets den Friedensnobelpreis erhalten! Wer hat eigentlich das Internet erfunden? Ich werde die Frage per Googel weiterverfolgen……

Und hier ist auch schon die Antwort! Tim Berners Lee hat alleine das World Wide Web erfunden!! Wens interessiert kann sich das hier durchlesen.

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Freitag, Juli 27, 2007

Teebeutel

Wem ist es schon mal aufgefallen, dass sehr viele Teebeutel mit Heftzwecken verschlossen werden? Meine Freundin behauptet, dass nur bei billigen Teebeuteln Heftzwecken zum Verschliessen benutzt werden und die teueren, besseren Teebeutel dagegen mit einer Schnur zugebunden werden. Ich bin dieser Frage nachgegangen: Lipton benutzt Heftzwecken. Klar, ist ja auch nen Billiganbieter.





Doch auch Demeter verwendet Heftzwecken. Demeter ist eigentlich gar nicht so billig.

Andere Teebeutel habe ich gerade nicht zur Hand, aber ich weiss, dass Twins keine Heftzwecken benutzt. Twins ist ja auch eine gute Marke. Natuerlich sind solche Heftzwecken im Tee ekelig und wahrscheinlich sogar ungesund!

Wenn Ihr das naechste Mal Teebeutel kauft, also unbedingt darauf achten, dass diese nicht mit Heftzwecken verschlossen werden. Oder am besten gleich gar keine Teebeutel kaufen. Wofuer gibt es denn die Teeeier? Doch auch bei Teeeiern ist Vorsicht geboten. Da gibt es solche:









Und solche:


Noch gesuender ist es wahrscheinlich, die Teeblaetter einfach in die Tasse zu geben.

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27.7.07

Nachdem ich einmal einen ziemlich subjektiven und negativen Aufsatz ueber die sozialen Zustaende in Shanghai veroeffentlicht habe, war es ploetzlich nicht mehr moeglich in China meinen Blog zu lesen. Nun bin ich ja die geborene Laestertasche und da kann es schon mal passieren, dass die Dinge schlimmer klingen als sie eigentlich sind. Jedenfalls haben mich meine chinesischen Freunde davon ueberzeugt, dass dieser Aufsatz so nicht hundertprozentig stimmt. Deswegen habe ich ihn geloescht. Nun hoffe ich, dass mein Blog in Zukunft auch in China wieder gelesen werden kann!

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Montag, Mai 14, 2007

Gute Nachricht


Heute ist Geburtstag! Meine neue Homepage ist zum erstenmal online. Es war viel Arbeit die Homepage soweit zu bringen und nun kann ich durchatmen, bevor ich mich an die vielen Seiten mache, die noch fehlen. Immerhin die Basis kann man schon besuchen! http://www.juliascheuffele.com/

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Sonntag, Mai 06, 2007

im Stau


Was fuehlt Ihr, wenn Ihr es eilig habt, aber im Stau steckt? Ich erlebe das regelmaessig, wenn ich abends im Berufsverkehr zur U-Bahn fahre. Die U-Bahn sollte mich dann termingerecht zum Balettunterricht (for example) bringen, doch das kann sie nicht, denn ich stecke ja noch auf der Autobahn im Stau. Natuerlich sitze ich nicht im eigenen Auto, sondern in einem Shuttlebus, so dass es auch nicht moeglich ist etwas frueher von zu Hause loszufahren, denn so oft fahren diese Shuttlebusse ja nicht. Zu Beginn des Staus schaue ich mir immer die Menschen in den anderen Autos an, ueberlege was sie wohl zu Abend essen werden, wie ihr Arbeitstag war u.s.w…doch je laenger wir uns nicht vom Fleck bewegen desto weniger interessieren mich die Menschen in den anderen Autos. Wenn ich dann – noch immer im Stau – feststellen muss, dass der Unterricht, zu dem ich urspruenglich wollte, bereits angefangen hat, kann es passieren, dass ich genervt eine Grimasse schneide. Das hat einmal ein Kind gesehen, dass auf dem Beifahrersitz in dem Santana sass, der neben unserem Bus stand. Es hat sich ueber mein Gesicht so erschrocken, dass es von seinem Sitz gerutscht ist und sich anscheinend im Handschuhfach verstecken wollte, was dann doch nicht ging. Daraufhin hat es das Jacket von seinem Vater genommen, das ueber der Lehne hing und es an die Scheibe gepresst. So konnten wir uns auch nicht mehr sehen.

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Montag, April 30, 2007

die Katze und der Bauch

Die Katze und der Bauch

Die Katze legt sich auf den Bauch. “Das ist gemuetlich” denkt der Bauch und gluckst vergnuegt.
Die Katze schnurrt und verursacht im Bauch ein angenehmes Surren.
“Ich denke nach” sagt die Katze und der Bauch antwortet: “und ich verdaue.” “Dann passen wir ja gut zusammen” meint die Katze, hockt sich auf die Hinterbeine und beginnt sich mit den Vorderpfoten das Gesicht zu waschen. “Was machst Du eigentlich, wenn Du mal nicht nachdenkst” fragt der Bauch die Katze. “dann wasche ich mich. Und was machst Du, wenn Du nicht verdaust?” “ich verkrampfe mich.” “Das ist natuerlich auch eine gute Art seine Zeit zu verbringen,” findet die Katze.

Am naechsten Tag nach dem Mittagessen, springt die Katze wieder auf den Bauch. Der Bauch gluckst, die Katze schnurrt. Wieder ist es die Katze, die anfaengt zu sprechen: “ich habe heute Fisch gegessen. Und du?” Der Bauch seufzt tief:”auch ich habe Fisch gegessen.” “Fisch ist meine Leibspeise” meint die Katze. “Mir hat es auch geschmeckt.” antwortet der Bauch. Die Katze schnurrt, der Bauch gluckst, dann schlafen beide ein.

Nach einiger Zeit klingelt der Wecker und der Bauch zuckt erschrocken mit den Muskeln. Die Katze springt herunter und laeuft weg. Der Bauch ordnet seine Gefuehle und steht auf. Er gehoert einem etwa vierzig Jahre alten Junggesellen, der allerdings nichts von den Gespraechen weiss, die sein Bauch heimlich mit der Katze fuehrt. Der Junggeselle leidet unter Verstopfung. Der Bauch leidet unter den Abfuehrmitteln, sagt aber aus Scham nichts davon der Katze. Nur wenn die Katze nicht da ist, kruemmt er sich und krampft sich zusammen bis ihm die Luft wegbleibt. Dann rennt der Junggeselle auf die Toilette und pfurzt.
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Sonntag, September 17, 2006

die Kellnerin

Tja, heut ist eigentlich die Geschichte von der stinkenden Kellnerin faellig. :
Die stinkende Kellnerin war eigentlich sehr huebsch, obwohl sie viel zu kurze Haare hatte und immer ihre nordchinesische Volkstracht trug. Diese Kleidung hatte sie sich nicht selbst ausgesucht. Der Chef wollte das so, kochte doch das Restaurant, indem die Kellnerin arbeitete, im nordost- chinesischen Stil. Genaugenommen passte diese Trachtenuniform ja ueberhaupt nicht zu der kleinen Kellnerin, die naemlich, wie viele Kellnerinnen, aus Anhui stammte. Der Bauernhof ihrer Eltern war inzwischen einsam geworden, da fast alle Mitglieder ihrer Familie so nach und nach in die Stadt Shanghai gekommen waren, um dort Geld zu verdienen. Sie hatte sich mit ihrer grossen Schwester zusammen ein etwa 8 quadratmeter grosses Zimmer gemietet. Dieser Platz reichte genau fuer zwei Matratzen und das Gepaeck, wenn man es in Tueten aufbewahrte. Die Toilette befand sich im zweiten Stock des Einkaufzentrums. Natuerlich war sie vorallem fuer die Kunden des Einkaufcentrums gedacht und hatte statt einer Dusche nur ein Waschbecken zum Haendewaschen und ein etwas niedrigeres Becken, wo die Putzfrauen immer ihre Besen und Lappen auswaschen konnten. Der Kellnerin war es sehr peinlich sich dort saeubern zu muessen. Aergerlich war auch, dass das Gebaeude um zehn Uhr abends die Tueren abschloss. Wenn sie Pech hatte, konnte sie vor dem ins Bett gehen weder Zaehne putzen noch die Toilette besuchen, da sie oft erst nach zehn Uhr Feierabend hatte. Auch morgens reichte die Zeit oft kaum, um Toilette zu machen. Oeffnete das Kaufhaus seine Tore, gabe es auch sofort Kunden, die die Toilette besuchen wollten. Die Moeglichkeit sich mal von oben bis unten mit Seife zu waschen existierte praktisch nicht. Um sich dennoch waschen zu koennen kauften sich die beiden Schwestern einen Plastikeimer. Den konnten sie in der Toilette des Einkaufzentrums an dem Waschbecken der Putzfrau mit Wasser fuellen und dann in das Zimmer zuruecktragen. Waehrend sich die eine Schwester wusch, hatte die andere Schwester Wasserdienst. Das ging eine zeitlang ganz gut, bis sich die Arbeitszeit der grossen Schwester aenderte.

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Sonntag, September 10, 2006

alternative Kulturszene?

Ich habe eine Einladung bekommen. Die Chefin eines alternativen Kulturcafees in Shanghai hat mir geschrieben, dass heute abend drei Kurzfilme ueber das Leben von Auslaendern in Shanghai gezeigt werden sollen. Das klingt fuer mich sehr interessant und so habe ich mich abends um sechs Uhr auf den Weg in die Stadt gemacht. Zuerst mit dem Kleinbus:




Irgendwann steige ich dann endlich am People Square aus der U-Bahn und stuerze mich in das, was man so als das Shanghaier Nachtleben bezeichnet.


Im Cafe with the View geniesse ich dann den Ausblick und schaue mir die drei Filme an.


Leider handelt kein einziger von dem Leben der Auslaender in Shanghai. Aber es hat sich trotzdem gelohnt den weiten Weg zu machen: Erstens hat Holly, die Chefin, mir die Zeitung gegeben in der ein grosser Artikel ueber meinen Freund Jan Depreter steht, der hier kuerzlich ein Gitarrenkonzert gegeben hat. Ich muss das morgen uebersetzen und ihm zuschicken!


Zweitens waren auch heute wieder interessante Leute da. Immer mehr scheint es auch die sogenannten Kuenstler nach Shanghai zu ziehen. Bisher war diese Sorte Mensch unter den hier lebenden Auslaendern eher selten.

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Samstag, September 09, 2006

was ist Freiheit?


Was ist Freiheit? Schlafen wie eine Katze in der Sonne? Oder zu Hause bleiben und die Tuer nicht oeffnen fuer Menschen, die glauben einen beschaeftigen zu muessen?

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