Gestern habe ich mal wieder so einen jungen Mann kennengelernt. Zwanzig Jahre alt, seit achtzehn Jahren in China und ohne Ausbildung. Die Eltern unterrichten auf dem Land an chinesischen Schulen Englisch. Lange Zeit hat die Familie in Xinjiang gelebt, dann auch auf Hainan. Lauter schöne Orte, aber ohne internationale Schulen. Alle vier Kinder schafften nur die chinesische Grundschule, dann blieben sie zu Hause.
Schon vor ein paar Jahren hatte ich amerikanische Schüler, deren Eltern kein Geld hatten die teuren Schulgebühren für eine internationale Schule in China zu bezahlen. Nachdem diese Kinder einige Jahre eine normale chinesische Schule besucht hatten, blieben sie dann nach der Grundschule ab dem zwölften Lebensjahr zu Hause und versuchten sich zu Hause mit Hilfe von Eltern und Privatunterricht weiterzubilden. Das klappte bei den verschiedenen Kindern unterschiedlich gut. Doch irgendwann sind dann diese Menschen erwachsen und stehen ohne Schulabschluß da.
Chinesische Schulen sind nicht auf Ausländer eingestellt und so scheitern auch intelligente ausländische Kinder an den sprachlichen Hürden und an den pädagogischen Methoden. Ich kenne nur eine einzige Ausländerin, die an ihrer chinesischen Schule integriert ist und mühelos mit guten Noten dem Unterricht folgen kann. Doch die ist auch nicht Amerikanerin, sondern Russin und hat eine Mutter, die sehr gut Chinesisch spricht.
Es gibt inzwischen sehr viele Amerikaner, die ihre gesamte Kinderzeit in China verbracht haben und nun als junge Erwachsene ohne Schulabschluß vor dem Nichts stehen, denn sie haben noch nicht einmal eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung in China und müssen dauernd damit rechnen ausgewiesen zu werden. Doch wohin, wenn man sein Ursprungsland gar nicht kennt?
Der junge Mann, den ich gestern getroffen habe, hat auf mich einen sehr bedrückten, deprimierten Eindruck gemacht.
Ein sehr bedrückender Bericht - es drängt sich mir die Frage auf: Warum sind diese Amerikaner nach China gegangen? Um eine wenig “Bildung” (in Form von Englisch) nach China zu bringen? Was sind das für Eltern, die aus lauter “Missionierungszwang” nicht an die Zukunft ihrer eigenen Kinder denken? Was soll aus diesen jungen Menschen werden - eine schrecklicke Perpektive. Ohne Ausbildung werden sie ja auch in den USA keinen Job bekommen.
Einige Amerikaner, die ich kenne und die ihre Kinder zu Hause unterrichten, sind sehr religioes. Der Vater des jungen Mannes, den ich kuerzlich kennengelernt habe, ist Editor und findet in Amerika keine Arbeit. Und vergiss nicht: Auch in Amerika gibt es die Todesstrafe und nicht jeder fuehlt sich dort willkommen.
Oft sind es religioese und politische Gruende.