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Weibereien Nr.5: Meine Mitstudentin: Monika

In den achtziger Jahren arbeitete und studierte ich in Munchen. Waehrend dieser Zeit versuchte ich ueber Komilitonen, die mich interessierten, Geschichten beziehungsweise Interviews zu schreiben.

Monika war 25, schon laengst von zu Hause ausgezogen und lebte  in einem Raum ohne Mobiliar und Heizung. Ihre Matratze lag in einer Ecke auf dem Boden. Ihre Habseligkeiten befanden sich in einem Koffer und zwei Kisten. Ach ja, einen kleinen Tisch und zwei Stuehle gab es noch in ihrem Zimmer. Wir setzten uns ans offene Fenster auf die beiden Stuehle an den Tisch. Es ist zu kalt fuer mich, so eine ungemuetliche Wohnung besuche ich nicht jeden Tag.

Monika  beginnt:

“Meine Mutter kommt mir vor wie eine schwaechliche Hexe. Frueher schrie sie jeden Morgen in mein Zimmer: “Monika, steh jetzt endlich auf, sonst kommst Du zu spaet zur Schule!!” Dann wollte sie auch noch, dass ich mit kaltem Wasser dusche. Wir konnten ja nicht jeden Tag den Badeofen anzuenden, um warmes Wasser zu machen. Oft habe ich sie betrogen und liess einfach nur Wasser laufen, ohne selber in die Badewanne zu steigen. Kalt duschen am fruehen Morgen ist nicht so mein Ding. Mein Bruder, dieses Ekel, durfte immer laenger schlafen als ich und niemand schimpfte, wenn er sich ganz oeffentlich und ohne ein Hehl daraus zu machen, nur das Gesicht wusch. “Jungen sind anders…” behauptete meine Mutter. Dafuer hasste ich sie fast.

Auf dem Schulweg kamen wir immer an einer Gaertnerei vorbei. Dort gab es eine Verkaeuferin, die etwa im Alter meiner Mutter war und an der ich deswegen gerne meinen gesamten Frust abreagierte. Ich rief ihr immer irgendwelche Beleidigungen zu und freute mich, wenn sie dann vergeblich versuchte mich zu fangen und zu schlagen. Eines Tages aber fuhr sie mir mit dem Mofa hinterher und erwischte mich. Sie schlug mich mit aller Wucht ins Gesicht. Deswegen trat ich ihr auch mit aller Wucht zwischen die Beine. Das hat sie furchtbar geaergert. Sie packte mich am Oberarm und zerrte mich in die Schule aufs Direktoriat. Der Direktor informierte sofort meine Mutter, die auch gleich kam und mich wuetend anfunkelte. “Was faellt Dir denn ein, mein Kind! Wie kannst Du nur so etwas machen! Damit kannst Du Menschen toeten! Du gehst jetzt und entschuldigst Dich sofort!” “N E I N!” sagte ich. “Die hat mich ja auch ins Gesicht geschlagen! Warum entschuldigt sich d i e nicht bei mir?” Nun began ein wilder Streit zwischen der Verkaeuferin und meiner Mutter, den ich genuesslich beobachtete. Keif, keif, keif! Ich bin nicht mehr dabei und darueber bin ich froh. Endlich durfte ich in meinen Unterricht gehen. So angenehm. Mittags habe ich mich dann lieber doch nicht nach Hause getraut und auf dem Heimweg einen riesigen Umweg gemacht. Meine Mutter hat es nicht einmal bemerkt, denn sie hatte den ganzen Tag Aerger im Geschaeft und keine Zeit fuer uns Kinder.

Ich bin noch vor dem Abitur von zu Hause ausgezogen, weil sich mein Vater dauernd an meinem Po vergriffen hat. Das nervt wahnsinnig. Mit so einem Vater kann man nicht unter einem Dach leben und ich habe auch dauernd Angst, dass er mich hier finden koennte. Deswegen steht auch nirgends mein Name an die Tuer geschrieben. Zuerst habe ich etwas BaFoeg bekommen, aber als dann die CDU an die Regierung kam, wurde es mir gestrichen. Jetzt arbeite ich mal als Putzfrau und mal als Nacktmodell. Das geht ganz gut.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich es schaffe das Studium auch wirklich zu beenden. Eigentlich moechte ich mich mehr aufs Theaterspielen konzentrieren. Das Studium ist viel zu abgehoben und bringt mir nicht viel fuer meine Entwicklung. Aber es ist so schwer einen Job als Schauspielerin zu bekommen, wenn man keine Schauspielschule besucht hat. Die Aufnahmepruefung habe ich nur einmal versucht und bin nicht genommen worden, weil meine Stimme zu leise ist und ich nicht deutlich genug spreche. Nur deswegen studiere ich noch.

Ich weiss nicht, was ich Dir noch alles ueber mich erzaehlen soll. Mein Leben ist zur Zeit ziemlich trostlos. Ich brauche mehr Waerme, aber ich bin ja selber so kalt, wie soll ich denn jemanden waermen? Ich freu mich, wenn ich bis Ende naechster Woche das Geld fuer die Miete zusammen bekomm.”

Damals war Monika etwa 25 Jahre, drei Jahre aelter als ich. Heute ist sie 51 und Chefin des ehemaligen Geschaeftes ihres Vaters. Sie war zweimal verheiratet und hat drei Kinder. Mit dem Mann, mit dem sie jetzt zusammenlebt ist sie nicht verheiratet. Ein Urbayer, der gerne mal ein Bierchen trinkt, aber ansonsten ganz nett.

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