Obwohl mein reales Leben alles andere als eintoenig ist, muss ich doch zu meinem eigenen Erstaunen feststellen, dass ich mir in den letzten Jahren mehr und mehr ein zweites, virtuelles Leben erschaffen habe und dass dieses virtuelle Leben einen grossen Teil meiner real zur Verfuegung stehenden Zeit beansprucht.
Zeit ist immer real und kann virtuell nicht verlaengert werden. Das heisst: die Stunden, die ich im Internet verbringe, „fehlen“ mir spaeter im realen Leben. So wird mein reales Leben ganz konkret durch mein virtuelles Leben verkuerzt.
Fuer Menschen ohne virtuelles Leben, scheint diese Tatsache beaengstigend. Fuer Menschen, die im Internet leben, weniger. Ist doch fuer uns Internet-Menschen das virtuelle Leben inzwischen auch zur Realitaet geworden.
Ist es ueberhaupt noch sinnvoll zwischen virtuellem und realem Leben zu unterscheiden? Ist nicht beides ein Leben, naemlich meines?
Im Internet schreibe ich nicht nur Blog und zeige Gitarrenvideos, die ich „real“ gemacht habe, sondern diskutiere auch in Foren mit anderen Menschen ueber Themen, die mich interessieren. Lerne zum Beispiel auf Xing reale Menschen kennen, die ich dann im konkreten Leben treffen kann. Oder ich diskutiere auf Kaixinwang mit meinen realen Freunden ueber unseren realen Ballettunterricht und vieles mehr. Oft verschwimmt so die Grenze zwischen real und virtuell.
Ich bin im Internet dieselbe Person, die ich auch in Realitaet bin. Klar, ich weiss, nicht jeder tritt im Internet als die Person auf, die er auch real ist. Aber auch mit einer Maske zeigen wir immer unsere reale Persoenlichkeit. Und auf bestimmten Seiten ist es sogar ueblich und notwendig, mit seinem realen Namen zu erscheinen.
Das Internet ist eine reale Moeglichkeit weltweit Kontakte zu pflegen und zu kommunizieren. Und zwar je nach Lust und Laune auf verschiedenen Ebenen.
Und trotzdem werde ich jetzt gleich den Computer ausschalten und im realen Leben endlich den Koffer fertig auspacken, der schon seit Montag darauf wartet, fertig ausgepackt zu werden. Und endlich mal wieder Gitarre ueben. Und eventuell sogar mit meiner „realen“ Nachbarin eine Tasse Kaffee trinken…..
virtuelles Leben kann ja ganz nett sein um sich die Zeit zu vertreiben aber ich denke mehr auch nicht. Obwohl man immer wieder hört, das es Menschen gibt die online ihre wahre Liebe finden, denke ich das es auf dem natürlichen Weg schöner und einfacher ist als über das Netz