Trotz Doppelpasch kann ich diesmal nicht richtig schlafen. Um mich herum unterhalten sich lautstark ein paar in den Urlaub fliegende Deutsche, die anscheinend nicht wissen, dass wir ein paar Stunden spaeter im tageshellen Shanghai eigentlich alle ausgeschlafen sein sollten…
So sind sie halt, die Urlauber. Jetzt, wo ich es endgueltig aufgegeben habe zu schlafen, beruhigen sie sich. Na toll. Noch etwa eine Stunde bis zum Fruehstueck. Im Flugzeug Fernseher beginnt „Laugh of the town“ ..Ich habe keine Lust auf fernsehen und ausserdem funktionieren die Kopfhoerer nicht.
Wir befinden uns bereits hinter Novabirsk und muessten demnaechst die Mongolai erreichen. Noch 3200 km bis Shanghai. Die Aussentemperatur betraegt minus 62 Grad Celsius. Die Flughoehe ueber 11.000 km. Prima.
Der wichtigste Service im Flugzeug ist und bleibt die Versorgung der Passagiere mit Essen und Trinken. Schon Stunden vor dem Fruehstueck kann man die Essenserwartungshaltung der Fluggaeste fuehlen. Sandwiche werden aus der Boardkueche abtransportiert und Stewardessen reichen Orangensaft und Wasser. Der Rotwein ist laengst ausgetrunken. Die meisten Menschen essen aber nicht aus Hunger, sondern aus Langeweile und von innerer Unruhe getrieben. Sie beginnen aufs geradewohl mit ihren bis dahin unbekannten Nachbarn zu sprechen und vergnuegen sich mit Schlange stehen vor der Toilette. Kommen sie dann an die Reihe, ist ihnen das fast peinlich und deswegen warten sie freiwillig noch laenger und lassen andere vor. Was sollen sie auch auf den ungemuetlichen und engen Sitzplaetzen. Der Popo fuehlt sich verspannt.
HAHA! E n d l i c h gibt es Fruehstuck. Ich esse Nudeln mit Seafood, Obstsalat aus der Konserve und ein Bauer Fruchtjogurt. Danach gibt es noch ein in der Mikrowelle hart erwaermtes Broetchen mit einer Packung Butter. Nur leider fehlen die Getraenke. Die werden erst nach dem Essen serviert. Wahrscheinlich, weil sowohl Kaffee als auch Tee so ekelig schmecken, dass man beides nicht mit leerem Magen vertragen wuerde. Und wenn der Fruehstuecksabfall dann von den Stewardessen abgesammelt ist, beginnt ein erneutes Schlangestehen vor den von nun an immer besetzten Toiletten. Schon laengst fliegen wir mitten ueber China und die neugierigen Urlauber versuchen aus den kleinen Fensterchen einen ersten Eindruck zu erhaschen. Doch diesmal sieht man vor allem Wolken. Das passt aber gut zu meiner Stimmung, die auch eher wolkig ist.
Die letzten beiden Tage in Deutschland habe ich mit einer sehr guten Freundin verbracht, der ich vertrauen kann und mit der ich viel ueber meine Familie und meinen Bruder sprechen konnte. Im Handgepaeck transportiere ich die selbst gemachten Komiks meines Bruders, die ich zu Hause in Shanghai alle einscannen werde. Im Koffer sind noch geschriebene Texte von ihm. Ich muss meinen Bruder wenigstens nachtraeglich noch besser kennen und verstehen lernen. Er war so ein wichtiger Mensch in meinem Leben.
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